Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Steirischer Funkenflug: Österreich Krimi -  Christian Scherl

Steirischer Funkenflug: Österreich Krimi (eBook)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
250 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-172-6 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
(CHF 8,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Frühsommer in Leibnitz. Bei einem Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim kommt ein junger Syrer ums Leben. Die örtliche Polizei will angesichts des »geringen Schadens« nicht viel Staub aufwirbeln. Doch Inspektor Heinz Pöls verbeißt sich regelrecht in den Fall. Rasch lernt er die Feinde von Baschar im und um das Flüchtlingsheim kennen - aber auch Sara, das fesche Mädchen, bei der sich der junge Syrer so wohl fühlte. Sara ihrerseits hat ein Auge auf einen jungen Weinbauern geworfen, der in der TV-Kuppelshow »Funkenflug« seine Frau fürs Leben sucht. So führen die Ermittlungen zu den Dreharbeiten beim Winzer in Kitzeck, wo Pöls die junge Leyla entdeckt. Angeblich die ägyptische Nichte des alten Winzers. Lange lässt sich nicht verheimlichen, dass Leyla in Wirklichkeit Baschars Ex-Freundin aus Syrien ist, die kein Asyl bekommen hat und vom Winzer versteckt wird.

Kapitel I


Verbrannte Leich' am Sonntag

 

1. Bushra


Was knistert da so schön?

 

Das Rauschen der Sulm ist kaum zu unterscheiden vom Rascheln der Laubblätter entlang des kleinen Mur-Nebenflusses. Bushra lässt die Augen geschlossen. Ihre Hände am warmen Bauch über den Nabel gefaltet. Entspannt auf der Luftmatratze. Sie spürt die Sonne auf ihren Augenlidern. Für einen Moment glaubt sie sich in ihrer alten Heimat in Hazmieh, einem Vorort von Beirut. Aber dann dringt dieses bellende Steirisch an ihr Ohr und sie ist schlagartig wieder in der Realität. Die Südsteiermark ist ihr neues Zuhause, ob sie will oder nicht. Deutschland wäre ihr Ziel gewesen. Österreich ist es geworden. Sie öffnet die Augen, sucht vertraute Gesichter. Aber niemand ist da. Alle weg.

„Sara? Baschar?”

Sie sitzt völlig allein mit ihrer Luftmatratze auf der schmalen Sandbank.

Wo sind all die anderen Badegäste?

Mit einem Mal fröstelt es sie. Sie fasst ins Leere, als sie nach dem Frottee-Handtuch greifen möchte. Der Wind wird stärker. Hektisch blickt sie sich um.

Kein Grund zur Aufregung, redet sie sich ein, aber sie weiß, dass Gefahr lauert. Sie wagt es kaum, sich die Umgebung näher anzusehen. Wie von fremder Macht befohlen, muss sie hinblicken - zu der Bucht, zu dem Felsen, an dem sie die reglosen Körper sieht. Die sonnen dort nicht, die sind tot. Das spürt sie und sie weiß auch, dass es ihre beiden Freunde sind.

Aus dem Wald am Ufer starren zwei eiskalte Augen zu ihr herüber. Wie ein hungriger Wolf.

Wusste sie es doch!

Bushra rutscht von der Gummimatratze. Der Sand schluckt ihre Füße. Nach jedem Schritt sinkt sie ein Stück weiter ein. So kommt sie kaum voran. Ihr Verfolger hat leichtes Spiel. Der Jäger in ihrem Nacken holt auf.

Ihr versagen die Kräfte. Sie stürzt auf die Knie. Ein Schatten überrollt sie und mit einem Mal inhaliert sie diesen bestialischen Gestank. Als käme der Teufel direkt aus der Hölle.

 

Mit einem Schrei bäumt sie sich auf und blickt in Saras Gesicht. Keine Sulm, kein Sand, keine Bäume, kein Wind, kein Wolf. Nur ihr steriles Zimmer. Ihr Herz rast immer noch.

„Bushra!” Sara ist ernst.

„Hoch mit dir, es brennt!”

„Alles nur geträumt?”

„Hörst du nicht? Feuer! Das Haus brennt. Wir müssen raus. Jetzt! Sofort!”

Am Arm wird sie aus dem Bett gezogen. Von einem Alptraum in den nächsten. Nimmt das denn nie ein Ende?

„Beeil dich.”

Sara wirft ihr ein Shirt entgegen. Wie gerädert tastet sich Bushra in ihre Halbschuhe. Ihre Zimmerkollegin ist schon vorausgeeilt.

„Warte auf mich.”

Am langen Flur nebelt es, als hätte jemand einen Topf am glühenden Herd vergessen. Bushra sieht noch, wie Sara in den Rauchschwaden verschwindet. Der Qualm kommt aus dem Nebenzimmer - Mahmouds Kammer.

„Sara, wo bist du?”

Bushra taucht selbst in den dichten Rauch ein. Sofort tränen ihre Augen. Sie muss sich die Hände vors Gesicht schlagen. Schemenhaft erkennt sie Sara vor Mahmouds Tür. Mit einem Mal schlagen ihr giftige Flammen entgegen.

„Sara!"

Ihre Freundin ist verschwunden. Bushra verliert die Orientierung. Ihre Hände rudern so lange herum, bis sie die Mauer ertastet. Eine Hand packt sie am Unterarm. Es ist Sara, die Bushra wortlos aus dem Dampf zerrt.

„Wo ist der verdammte Feuerlöscher!", faucht sie.

„Keine Ahnung."

„Wir müssen löschen! Sofort löschen!"

Dann ist Sara wieder verschwunden.

Aus den anderen Kammern quillen immer mehr geschockte Gesichter auf den langen Flur. Männer und Frauen. Alle strömen zum Treppenhaus. Aus der Masse sieht Bushra Sara mit Feuerlöscher in den Händen auf das brennende Zimmer zustürmen.

„Sieh zu, dass du aus dem Gebäude kommst. So schnell wie möglich”, ruft sie Bushra zu.

„Und du?”

„Ich komme gleich nach.” Dann taucht Sara ins brennende Zimmer ein. Bushra wird von den anderen Bewohnern zum Treppenhaus mitgerissen und über die Treppen nach unten gespült. Rund um sie herrscht Panik. Der Qualm juckt in der Nase, auch wenn er ferner rückt. Und leise im Hintergrund: Schreie - Saras Schreie.

 

2. Heinz Pöls


Heinz, Hans, Herwig und Hannes

 

„Hör auf zum Hawan, du bist dran!”

Es genügt, wenn er fünf Minuten sitzt. Immer, wenn sich Heinz Pöls danach aus der sitzenden in die aufrechte Position begibt, könnte er losheulen wie beim Zahnarzt, so gewaltig ist der Stich, der ihm wie ein Schwert in die Lendenwirbelsäule fährt.

Er jodelt theatralisch. Vor seinen Kumpels ist ihm das nicht peinlich. Schmerzen sind männlich! Verdammt männlich!

„Mein Kreuz. Das bringt mich noch um.”

„Noch immer? Ich hab geglaubt, du bist jetzt in besten Händen, bei deiner neuen Physio-Maus.”

„Einmal in der Woche ist eindeutig zu wenig. Ich bräuchte ihre magischen Hände täglich.”

Stöhnend greift Pöls sich eine der alten Kunststoffkugeln.

Einmal im Monat trifft sich der Inspektor mit seinen Kumpels Hans Pürstler, Herwig Planninger und Hannes Pfeffer zum Männerabend. Eine gepflegte Freundschaft aus der Zeit im BORG Monsberggasse in Graz. Seither nennen sie sich gerne den "HP Club". An den gemeinsamen Abenden steht nicht immer dasselbe auf dem Programm: Je nach Lust und Laune entscheidet sich das Quartett für Billard, Padel-Tennis, Minigolf, Kegeln oder einfach gemütlich beisammensitzen, einen über den Durst trinken und über Gott und die Welt philosophieren. Auch der Treffpunkt des HP Clubs variiert. Diesmal fiel die Wahl auf das Gasthaus Stoikowitz in Leibnitz. Weil der Hans sich ganz in der Nähe niedergelassen hat und, und das ist fast noch wichtiger, weil der Stoikowitz über das beste Backhendl mit Erdäpfelsalat und Kernöldressing, einer feschen Wirtin und eine der ältesten Doppelkegelbahnen der Steiermark verfügt. Das Alter merkt man ihr an - also der Kegelbahn, nicht der Wirtin. Die automatische Anzeige ist außer Betrieb. Einzig die Trefferanzeige funktioniert und für umgefallene Kegel flackern ganz am Ende der Kegelbahn rote Punkte auf.

„Gut zuschauen, ich zeige euch, wo der Bartl den Most holt.”

Pöls schreitet auf die Anlauffläche. Die Kegeln stehen rund 30 Meter im Spot bereit.

„Worauf wartest, Heinzelmann?”

Hans, Herwig und Hannes - das sind die einzigen drei Menschen auf diesem Planeten, die diesen Namen ungestraft aussprechen dürfen.

Pöls holt mit dem Wurfarm aus, trippelt so gut es sein schmerzendes Kreuz zulässt nach vorne. Nur nicht die Grenzlinie überschreiten, sonst ist der Wurf ungültig. Da sind die Hawara gnadenlos.

„Gut Holz!”, murmelt Pöls zu sich selbst.

Die Kugel donnert auf den Kunststoffboden. Sie rollt und rollt und rollt. Alles gut, solange sie nicht in die Fehlwurfrinne plumpst. Das würde mit hämischem Gelächter quittiert werden. Der Klang umfallender Kegel ist Musik in seinen Ohren. Kein perfekter Wurf, aber über den Kegeln glimmen der Reihe nach rote Glühbirnen auf.

Zufrieden schreitet Pöls zur Kinderschultafel. Die hat der Wirt freundlicherweise zur Verfügung gestellt, damit die Männerrunde ihre Trefferzahlen auch ohne elektronische Anzeigetafel übersichtlich präsentieren kann.

Pöls kritzelt einen Sechser in die Tabelle unter seinen Vornamen und stemmt sein Bier.

„Der alte Schummler. Wenn du dem nicht auf die Finger schaust, hintergeht er dich.”

Hans schüttelt den Kopf, verschmiert mit der Handkante den Sechser und überschreibt eine Fünf. Die anderen kichern. Pöls schielt über den Rand des Bierglases zur Anzeigetafel und zählt heimlich für sich die roten Lichter: Eins, zwei, drei, vier fünf, … ist da nicht noch ein sechster Punkt?

Seine Augen spielen ihm in letzter Zeit häufiger einen Streich. Die Lichtpunkte verschwimmen ineinander. Je länger Pöls auf die Anzeigetafel blickt, desto weniger erkennt er einzelne Spots. Ihm ist, als sehe er eine leuchtende Endlosschleife. Das verschreckt ihn so sehr, dass er das Klagen seiner Freunde beinahe überhört.

„Und ich frage mich die ganze Zeit, wie kann's sein, dass der Heinzelmann einen Stuß nach dem anderen zusammenscheibt und trotzdem immer um den Sieg mitmischt. Jetzt ist mir alles klar. Wenn du dauernd ein, zwei Bonuspunkterl dazu schreibst, bleibst du im Oberwasser.”

Herwig verpasst Pöls einen Ellbogenspitz in die Seite.

„Da hab ich mich halt verzählt. Soll in den besten Familien einmal vorkommen.”

„Komischerweise verzählst du dich immer zu deinen Gunsten.”

Ein anderer aus der Runde gibt sich schockiert: „Ich habe mich darauf blind verlassen, dass man einem Schanti vertrauen kann. Da sieht man einmal, wie blauäugig ich war.”

„Heinzelmann ist und bleibt unser Schummelkönig. Beim Backgammon...

Erscheint lt. Verlag 17.9.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99074-172-1 / 3990741721
ISBN-13 978-3-99074-172-6 / 9783990741726
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 517 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
CHF 14,65
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
CHF 9,25