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Der Anschlag auf Dulgath (eBook)

Die Riyria-Chroniken 3
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
448 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-11684-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Anschlag auf Dulgath -  Michael J. Sullivan
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Die US-Nr.1 Bestsellerserie Dreimal hatten sie schon versucht, sie zu ermorden. Schließlich wurde ein Profikiller angeheuert. Die Zeit für Riyria einzugreifen ist gekommen. Im Zentrum des dritten Bandes der Riyria-Chroniken steht ein einzigartiges Mordkomplott. Als Nysa Dulgath, die letzte Nachkommin der ältesten Adelsfamilie Avryns, Ziel eines Attentats werden soll, bekommt Riyria den Auftrag, die Sache zu verhindern. Dafür reisen Hadrian und Royce in eine der entlegensten Ecken des Landes, an einen Ort, der sogar älter ist als das gesamte Reich. Und sie müssen, um die Gräfin schützen zu können, eine Antwort auf die Frage finden, wie hier wohl ein professioneller Mörder vorgehen würde. Aber das ist nicht die einzige Herausforderung, denn Lady Dulgath hat ein dunkles Geheimnis, das unbedingt gehütet werden muss. Womöglich hat es mit der Kirche Nyphrons zu tun, deren Macht immer obskurer wird...

Michael J. Sullivan, geboren 1961 in Detroit, begann zunächst eine Laufbahn als Illustrator und Künstler und gründete eine eigene Anzeigenagentur. 2005 beschloss er, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Mit den Fantasyepen um die Diebesbande Riyria wurde er weltweit berühmt. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Fairfax in der Nähe von Washington, D. C.

Michael J. Sullivan, geboren 1961 in Detroit, begann zunächst eine Laufbahn als Illustrator und Künstler und gründete eine eigene Anzeigenagentur. 2005 beschloss er, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Mit den Fantasyepen um die Diebesbande Riyria wurde er weltweit berühmt. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Fairfax in der Nähe von Washington, D. C.

1

Das neue Schild


Wenn jemand Royce Melborn in diesem Moment gefragt hätte, was er am meisten hasste, hätte er gesagt: Hunde! Hunde und Zwerge führten seine Liste an, beide gleichermaßen verhasste Wesen, weil sie so viel gemeinsam hatten – sie waren gedrungen, bösartig und unentschuldbar haarig. Dass Royce’ Ablehnung über die Jahre noch gewachsen war, hatte in beiden Fällen denselben Grund: Hunde wie Zwerge hatten großes Leid über ihn gebracht.

An diesem Abend war es ein Hund.

Zuerst hielt er die behaarte Kreatur auf der Matratze der Schlafkammer im zweiten Stock für ein Nagetier. Das dunkle Etwas mit dem geringelten Schwanz und der platten Nase war so klein, dass es sich um eine große Kanalratte handeln konnte. Er überlegte gerade, wie eine Ratte in ein so vornehmes Haus wie Gut Hemley gelangt war, da stand das Tier auf. Die beiden starrten einander an, Royce in seinem Kapuzenmantel das Tagebuch in der Hand und die Promenadenmischung auf ihren kleinen Beinchen. Eine Schrecksekunde genügte Royce, seinen Fehler zu erkennen. Er zog eine Grimasse, weil er wusste, was als Nächstes kommen würde, was immer als Nächstes kam, und der kleine Köter enttäuschte ihn nicht.

Er begann zu bellen. Kein ehrbares Knurren oder tiefkehliges Lautgeben, sondern ein ohrenbetäubend schrilles Kläffen.

Ganz klar keine Ratte. Warum konntest du keine Ratte sein? Mit denen habe ich keine Probleme.

Royce griff nach seinem Dolch, aber der Rattenhund sprang weg, und man hörte das Klicken seiner kleinen Nägel auf den Dielen. Royce hoffte, er würde nach draußen Reißaus nehmen. Denn selbst wenn das kleine Monster sein Herrchen weckte, konnte es ihm doch nicht melden, dass ein mit einer Kapuze verhüllter Fremder in Frau von Martels Boudoir eingedrungen war. Aus seinem friedlichen Schlummer gerissen, warf das Herrchen womöglich etwas nach ihm, um es zum Schweigen zu bringen. Aber das kleine Monster war eben ein Hund, und Hunde taten wie Zwerge nie das, was Royce wollte. Stattdessen blieb das Tier mit dem rübenförmigen Kopf in sicherer Entfernung stehen und jaulte und kläffte zum Steinerweichen.

Wie kann ein so kleines Tier einen solchen Krach machen?

Marmor und Mahagoni warfen den Lärm zurück und verstärkten ihn zu einem alarmierenden Geheul.

Royce tat das Einzige, was ihm übrig blieb: Er sprang aus dem Fenster. Es war nicht der geplante Abgang, nicht einmal die dritte Wahl, aber die Pappel war in Sprungweite. Er bekam einen dicken Ast zu fassen, der zu seiner Erleichterung nicht unter seinem Gewicht brach. Allerdings erzitterte der Baum und raschelte laut durch den stillen, dunklen Hof. Als Royce mit den Füßen auf dem Boden landete, bekam er deshalb wenig überraschend Folgendes zu hören:

»Keine Bewegung!« Die heisere Stimme passte perfekt zu dem Befehl.

Royce erstarrte. Der Mann, der auf ihn zutrat, hielt eine Armbrust. Sie war geladen und gespannt und zielte auf seine Brust. Leider wirkte der Wächter sehr kompetent, sogar an seiner Uniform war nichts auszusetzen. Sämtliche Knöpfe waren dran und blitzten im Mondlicht. Die Falten waren messerscharf. Offenbar ein Streber oder noch schlimmer – ein Profisoldat, zum Wachdienst degradiert.

»Hände hoch, wo ich sie sehen kann.«

Er weiß, was er tut.

Hinter dem ersten Wächter erschien mit schweren Schritten und klirrenden Gurten und Ketten ein zweiter. Er war größer als der erste, aber weniger gut gekleidet. Die Ärmel seines Mantels waren zu kurz. Ein fehlender Knopf verdarb die Symmetrie der Doppelreihe von Messingknöpfen, und ein dunkler Fleck verunzierte den Kragen. Anders als der erste Wächter trug er auch keine Armbrust. Stattdessen war er mit drei Schwertern bewaffnet: einem kurzen an der linken Hüfte, einem etwas längeren an der rechten und einem gewaltigen Zweihänder auf dem Rücken. Die Wächter von Gut Hemley besaßen keine solchen Waffen, aber der Mann, der Royce gestellt hatte, sah sich nicht um, als der zweite Mann hinter ihn trat.

Der Neuankömmling zog das kürzeste seiner Schwerter, richtete es aber nicht auf Royce, sondern hielt es mit der Spitze an den Nacken des Wächters. »Armbrust runter«, sagte er.

Der Mann zögerte nur ganz kurz, dann ließ er die Armbrust fallen. Der Aufprall löste den Abzug aus, und der Bolzen flog zischend durch das Gras des gepflegten Rasens. Hinter ihnen kläffte immer noch der Rattenhund, doch wurde der Lärm durch die Mauern des Hauses gedämpft. Jetzt, wo sein Partner Hadrian die Lage im Griff hatte, steckte Royce das Tagebuch in seinen Gürtel und blickte zum Herrenhaus. Kein Licht. Adlige hatten einen gesunden Schlaf.

Er wandte sich Hadrian zu, der dem penibel gekleideten Wächter immer noch das Schwert an den Hals hielt. »Töte ihn und lass uns gehen.«

Der Wächter erstarrte.

»Nein«, erwiderte Hadrian so empört, wie Royce es auf die Aufforderung erwartet hätte, eine gute Flasche Wein wegzuschütten.

Er seufzte. »Nicht schon wieder. Warum müssen wir immer darüber streiten?«

Der seiner Armbrust beraubte Wächter hatte in Erwartung des Schwerthiebs, der sein Leben beenden würde, die Schultern hochgezogen und die Fäuste geballt. »Bitte, ich schlage auch nicht Alarm.«

Royce hatte diesen Blick schon oft gesehen und fand, dass der Mann sich tapfer schlug. Kein Winseln, kein Schreien, kein Betteln. Er hasste es, wenn seine Opfer wimmernd auf die Knie fielen, obwohl es so zugebenermaßen leichter war, sie zu töten. »Mund halten!«, befahl er und sah Hadrian wütend an. »Töte ihn und lass uns gehen. Wir haben keine Zeit zum Streiten.«

»Er hat die Armbrust fallen lassen«, erwiderte Hadrian. »Wir brauchen ihn nicht mehr zu töten.«

Royce schüttelte den Kopf. Da war das Wort wieder – brauchen. Hadrian verwendete es oft, als bedürfte es einer Rechtfertigung fürs Töten. »Er hat mich gesehen.«

»Und? Du bist ein Mann mit einer schwarzen Kapuze. Davon gibt es Hunderte.«

»Darf ich was sagen?«, fragte der Wächter.

»Nein«, sagte Royce barsch.

»Ja«, sagte Hadrian.

»Ich habe eine Frau.« Seine Stimme zitterte.

»Er hat eine Frau.« Hadrian nickte mitfühlend, während er zugleich das Schwert weiter an seinen Hals drückte.

»Und auch Kinder – drei.«

»Beim Bart Maribors, er hat drei Kinder«, sagte Hadrian, als sei die Sache damit entschieden, und senkte sein Schwert.

Der Wächter atmete aus. Irgendwie gingen er und Hadrian beide davon aus, die Fähigkeit, sich fortzupflanzen, sei in dieser Situation von Belang. Sie war es nicht.

»Und ich habe ein Pferd«, erklärte Royce mit derselben Überzeugung. »Auf dem ich wegreiten werde, sobald du diesen Wicht getötet hast. Zieh es nicht in die Länge. Du bist grausam, nicht ich. Bring es hinter dich.«

»Ich werde ihn nicht töten.«

Der Wächter riss hoffnungsvoll die Augen auf, und seine Mundwinkel verzogen sich zu einem kaum merklichen Lächeln der Erleichterung. Er sah Royce an, auf ein Zeichen wartend, dass er den nächsten Morgen tatsächlich erleben würde.

Royce hörte eine Tür aufgehen. Jemand rief: »Ralph?«, und im Haus ging Licht an. Hinter sieben Fenstern auf vier Stockwerken leuchteten Kerzen.

Vielleicht hat es nur so lange gebraucht, sie anzuzünden.

»Hier!«, rief Ralph zurück. »Diebe! Hol Hilfe!«

Nein, natürlich würde er keinen Alarm schlagen!

Das reichte. Royce griff nach seinem Dolch.

Doch bevor er ihn ziehen konnte, schlug Hadrian Ralph mit dem Schwertknauf nieder. Ralph fiel ins Gras neben die abgeschossene Armbrust. Ob Hadrian ihn geschlagen hatte, weil er gerufen hatte oder weil Royce seinen Dolch hatte ziehen wollen, war unmöglich zu entscheiden. Ersteres wäre Royce lieber gewesen, er vermutete aber Letzteres.

»Verschwinden wir«, sagte Hadrian. Er stieg über Ralph und zog Royce am Arm mit sich.

Ich habe nicht getrödelt, dachte Royce, er wollte aber nicht schon wieder streiten. Wo es eine Armbrust gab, da gab es auch noch weitere. Armbrüste waren zwar weder klein noch behaart, aber sie gehörten eigentlich auch auf seine Liste. Geduckt eilten sie hinter den blühenden Rosenbüschen im Schatten der Mauer entlang, obwohl Royce nicht wusste, warum sie sich überhaupt versteckten. Hadrian machte in seiner Wächtermontur ein Getöse wie ein fertig aufgezäumtes Kutschpferd.

Die Provinz Galilin in Melengar war eine ruhige, ländliche Region,...

Erscheint lt. Verlag 18.9.2021
Reihe/Serie Riyria-Chroniken
Riyria-Chroniken
Übersetzer Wolfram Ströle
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Diebe • High Fantasy • Intrigen • ironische Fantasy • Korruption • Mörder • Prostituerte • Zuhälter
ISBN-10 3-608-11684-2 / 3608116842
ISBN-13 978-3-608-11684-7 / 9783608116847
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