Maddrax 566 (eBook)
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-2016-8 (ISBN)
Shadar musste schwere Rückschläge hinnehmen. Elloa ist tot, seine rechte Hand Luister und fünfundzwanzig weitere Dunkle wurden in ein Gefängnis in Mombassa geschafft. Er braucht aber deren Fähigkeiten, um gegen die neue Truppe des Feindes, die Dark Force, bestehen zu können.
Das wissen auch Matt und Pilâtre de Rozier. Und sie stellen Shadar eine Falle. Bald geht das Gerücht um, dass Luister hingerichtet werden soll. Dem Anführer der Dunklen bleibt wenig Zeit, will er dies verhindern...
Im Schatten des Schafotts
von Oliver Müller
»... ist es uns gelungen, auf die Hilferufe aus den umliegenden Dörfern schneller zu reagieren. Durch die Signalfeuer besteht eine weitreichende Möglichkeit, in einem erheblich vergrößerten Gebiet als bisher frühzeitig einzugreifen. Darauf aufbauend wurden die Routen der eingesetzten Patrouillen optimiert. Gleichzeitig werden bei einem Angriff durch das Entzünden der Feuer und die Nutzung der bereitgestellten Raketen auch die umliegenden Dörfer direkt in Alarmbereitschaft versetzt, wodurch ...«
Matthew Drax bemühte sich krampfhaft, ein Gähnen zu unterdrücken. Diese Besprechung zog sich unglaublich in die Länge.
Was vor allem daran lag, dass der Berater des Kaisers – wie war noch gleich sein Name? Corentin? – ausschweifend und in blumigen Worten darüber berichtete, was ihnen im Kampf gegen die Dunklen alles schon gelungen war.
Wenn man ihm so zuhörte, dann klang das alles durchaus passabel. Wusste man jedoch über die wahre Lage Bescheid und nahm dementsprechend die Beschönigungen und die Übertreibungen heraus, sagte er im Grunde nichts anderes als: Die Dörfer werden weiter überrannt, wir sind nur etwas schneller vor Ort, um danach aufzuräumen! Und die Nachbardörfer wissen etwas eher, was ihnen blüht!
Corentin fuhr fort und Matt schaltete ab. Bisher hatte er nichts Neues über die Lage, über die er sicher besser Bescheid wusste als dieser Theoretiker, erfahren. Daher konnte er es sich erlauben, die Gesichter der übrigen Teilnehmer der Besprechung unauffällig zu mustern.
Direkt neben ihm saß seine Gefährtin Aruula. Im Gegensatz zu ihm gab sie sich nicht mal Mühe, ihr Desinteresse an Corentins Bericht nicht zu offensichtlich werden zu lassen. Ihre Augen waren halb geschlossen, der Blick ging irgendwo ins Nichts. Matt konnte es ihr nicht verdenken.
Es war nicht so, dass Aruula die Thematik nicht interessierte, aber sie war eben doch mehr eine Frau der Tat als stundenlanger Besprechungen.
Neben Aruula saßen die beiden Daa'muren Grao'sil'aana und Gal'hal'ira. Ihren Mienen konnte Matt nicht entnehmen, was sie gerade dachten. Bis heute blieb ihm die Mimik der Echsenwesen weitgehend ein Buch mit sieben Siegeln.
Zu seiner Rechten saß Pilâtre jr., genannt Pilou. Der Enkel des Kaisers hatte den Oberbefehl über die Rozieren, die den überfallenen Dörfern zu Hilfe eilten. Er saß aufrecht und machte einen interessierten Eindruck. Etwas anderes blieb ihm auch kaum übrig, denn es ging ja um seine Arbeit. Ihm war auch kein Vorwurf zu machen. Mit den vorhandenen Mitteln holte er das Beste heraus. Aber es reichte halt nicht.
Einen Platz weiter wiederum saß seine Majestät Kaiser Jean-François Pilâtre de Rozier. Erstaunt stellte Matt fest, dass dessen Augen förmlich funkelten. Sein Blick war hart, das Kinn trotzig vorgereckt, was die spitze Nase noch mehr betonte.
Der Anblick des finster dreinschauenden Freundes riss Matt aus seiner Lethargie. Unauffällig beugte er sich noch etwas vor, damit er Pilâtre besser sehen konnte. Bei seinem Anblick spürte er instinktiv, dass der Kaiser kurz vor einem Wutausbruch stand.
Nur einen Augenblick später war es auch schon so weit. Mit der flachen Hand schlug Rozier auf den Tisch. Neben Matt schrak Aruula zusammen und wäre sogar aufgesprungen, hätte Matt ihr nicht unter dem Tisch eine Hand auf den Oberschenkel gelegt. Als sie ihn ansah, schüttelte er kurz den Kopf und nickte hinüber zum Kaiser, dem er danach wieder seine Aufmerksamkeit widmete.
»Ça suffit!«, rief Pilâtre aus und stand auf.
Für diesen knappen Ausruf hätte es nicht des Translators bedurft. Auch so verstand Matt, dass der Kaiser nichts mehr von seinem Berater hören wollte.
Pilâtre de Rozier schob den Stuhl zurück. Sofort eilte ein Diener herbei, der das Möbelstück fortrückte, um ihm Platz zu schaffen. Der Kaiser begann im Besprechungsraum des Kaiserpalastes in Château-á-l'Hauteur auf und ab zu laufen.
Dass sie überhaupt hier saßen und sich zur Lagebesprechung trafen, war dem Erfolg eines tollkühnen Plans zu verdanken, mit dem sie die bereits in die Hände der Dunklen gefallene Wolkenstadt zurückerobert hatten.
Durch den Einsatz von Isofluran, einem Narkosegas, hatten sie Château-á-l'Hauteur, die Hauptstadt des Kaiserreichs, befreien können.* Dank der daa'murischen Kristallsplitter war ihnen darüber hinaus auch die Heilung der Infizierten gelungen.
»Majestät?«, wagte der Berater einen schwachen Einwurf.
Der Kaiser unterbrach seinen Marsch und blieb stehen. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, starrte er Corentin düster an. Dann deutete er mit der Linken auf die Karte, die der Redner zur Unterstreichung seines Vortrags genutzt hatte.
»Fünf Dörfer«, sagte Pilâtre scharf. »In einer Woche! Wie kann er da von Erfolgen sprechen, mon dieu?«
Matt verstand seinen Freund sehr gut. Was immer in seinem Reich geschah, fiel schlussendlich auf den Kaiser zurück. Er stand in der Verantwortung für sein Volk.
Für kein Geld der Welt hätte Matt mit ihm tauschen wollen. Er stand zwar selbst im Kampf gegen die Dunklen in vorderer Front, befand sich aber trotzdem nicht so unter Beobachtung wie Pilâtre de Rozier.
»Grand-père«, meldete sich Pilou zu Wort.
Der Kaiser wandte sich ihm zu, was den Mann an der Karte aus der Schusslinie des kaiserlichen Zorns brachte und ihm ein Aufatmen entlockte, wie Matt registrierte.
»Oui, Pilou?«, fragte er. »Hast du etwas beizutragen, was Corentin bei seinem Vortrag außer Acht gelassen hat?«
Matt hörte den beißenden Spott aus der Stimme des Kaisers, was ihn einigermaßen verwunderte, denn normalerweise hielt Pilâtre viel von seinem Enkel. Vor allem, seit sein Sohn Victorius in der Parallelwelt zurückgeblieben war. Er hatte Pilou ja sogar schon als seinen Nachfolger auserkoren und seinen Rücktritt nur bis zum Ende der Krise verschoben. Umso mehr irritierte Matt die Härte in seiner Stimme. Er musste sehr gefrustet sein.
Der junge Mann mit der hellbraunen Haut und der blonden Perücke auf dem Kopf erhob sich ebenfalls, bevor er seinem Großvater antwortete.
»Wir geben wirklich unser Bestes, doch es ist leider unmöglich, alle Dörfer zu schützen. Die Dunklen schlagen im Schutz der Nacht zu. Wir wissen nie, was ihr nächstes Angriffsziel sein wird. Sie können quasi überall sein. Jede noch so kleine Ansiedlung kann ihnen zum Opfer fallen.«
Der Führer des kaiserlichen Heeres legte eine kurze Pause ein und atmete schwer. Tatsächlich war es Pilou gewesen, der gedacht hatte, ein Muster bei den Angriffen erkannt zu haben. Daher hatten sie in der Nähe des Dorfes Naruk die Truppen verstärkt.
Doch es war ein Trick Shadars gewesen, der so den wahren Angriffsort, Naroob, verschleiert hatte. Die abgezogenen Männer und Rozieren fehlten natürlich dann am eigentlichen Angriffsziel, was es den Dunklen einfacher gemacht hatte.
»Uns fehlt es an Rozieren; dazu kommt, dass diese nicht schnell genug sind. Wenn wir eintreffen, sind die Angreifer schon wieder abgetaucht.« Pilou zuckte in einer Geste der Hilflosigkeit mit den Schultern. »Wir können nur stets hoffen, bereits in der Nähe zu sein und mit den Kristallen möglichst viele Infizierte zu retten. Aber, Grand-père, wir tun unser Möglichstes. Das garantiere ich dir.«
Der Kaiser hatte schweigend den Ausführungen seines Enkels gelauscht, nun nickte er. »Das ist mir bewusst. Aber es ist eben nicht genug.« Er klang milder als zuvor, aber auch resigniert, fand Matt.
Nun war es an dem Commander, sich zu Wort zu melden. »Du darfst nicht vergessen, dass ja mittlerweile auch die Dark Force patrouilliert. Mit ihr haben wir eine schlagkräftige Truppe, der die Dunklen zum Glück wenig anhaben können. Und ihre Transporter sind wesentlich schneller als die Rozieren, sodass der Schaden, den sie bei ihren Angriffen anrichten, deutlich minimiert wird. Dank ihnen konnten wir den Angriff auf Nairobi zurückschlagen.«
Die beiden Männer aus der Vergangenheit blickten sich in die Augen. Schließlich nickte der Kaiser. »Auch das wissen wir. Aber es sind nur zehn Transporter im Einsatz. Diese müssen neben den Dörfern auch die Wolkenstädte schützen. Und dafür reicht ihre Zahl nicht aus.«
Matt musste seinem Freund recht geben. »Es sind erst zehn Transporter, Pilâtre«, präzisierte er. »Du weißt ebenso wie ich, dass die Dark Force sich noch im Aufbau befindet. Weitere Transporter werden folgen. Mit ihrer steigenden Zahl wird es Shadar immer schwerer fallen, seine Angriffe auszuführen. Für die Kürze der Zeit ist schon einiges erreicht worden. Wir müssen nur Geduld haben.«
Damit war Matt beim Kaiser an den Falschen geraten. Geduld war nicht unbedingt dessen Stärke. Mit einer harten Handbewegung wischte er Matts Ratschlag zur Seite.
»No! Das ist nicht ausreichend, mon ami. Wir reagieren nur auf die Gefahr, sind immer mindestens einen Schritt zu spät. Das geht so nicht weiter und muss sich ändern.« Der Aristokrat...
Erscheint lt. Verlag | 28.9.2021 |
---|---|
Reihe/Serie | Maddrax |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Literatur ► Krimi / Thriller / Horror | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | 2017 • 2018 • 2265 • Abenteuer • action • Alien • Bestseller • brandon-morris • Cliff Allister • Cliff-Allister • Deutsch • Dr Who • eBook • E-Book • eBooks • Endzeit • ex vitro • ex-vitro • Fantasy • Fortsetzungsroman • heliosphere • Horror • Horror-Thriller • Kindle • Kurzgeschichten • Military • Multiversum • Perry Rhodan • Perry-Rhodan • Post-Apokalypse • Raumfahrt • Raumflug • Raumschiff • Raumstation • RaumZeit • Rekrut • rhen-dark • Rhen Dark • Romane • Roman-Heft • Science Fiction • Science Fiction Romane • Sci-fi • Sci Fi • SciFi • Space-opera • spannend • Star Trek • Star-Trek • Star Wars • Star-Wars • Techno • Thariot • Thriller • timothy-zahn • Timothy Zahn • tom-schnellhardt • Transport • troopers • Weltall • Weltraum-Abenteuer • Zyklus |
ISBN-10 | 3-7517-2016-2 / 3751720162 |
ISBN-13 | 978-3-7517-2016-8 / 9783751720168 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich