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Professor Zamorra 1235 (eBook)

Am Höllengrund
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-2017-5 (ISBN)

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Professor Zamorra 1235 - Stephanie Seidel
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Staub der Jahrhunderte bedeckte das Reich der Geister, und wo einst dämonisches Leben gewesen war, herrschten Schweigen und Dunkelheit. Reglose Körper lagen am Boden, die satanischen Feuer waren zu bizarren Säulen erstarrt.
Oben im Sonnenschein liefen Menschen durch den Sand und über die alten Steine, ahnungslos, wie schon tausende Male zuvor. Und doch war heute etwas anders. Heute kratzte jemand an der Felsenplatte herum, deren magische Zeichen den Weg in die Unterwelt versperrten.
Mehrfach war ihnen der Unbekannte schon so nahe gekommen, dass ein Zittern die versiegelte Erde durchlief. Es trug den Hauch neuer Hoffnung hinunter zum Höllengrund.
Und irgendwo in der Stille öffnete sich ein glühendes Augenpaar ...


Am Höllengrund

von Stephanie Seidel

Staub der Jahrhunderte bedeckte das Reich der Geister, und wo einst dämonisches Leben gewesen war, herrschten Schweigen und Dunkelheit. Reglose Körper lagen am Boden, die satanischen Feuer waren zu bizarren Säulen er‍starrt.

Oben im Sonnenschein liefen Menschen durch den Sand und über die alten Steine, ahnungslos, wie schon Tausende Male zuvor. Und doch war heute etwas anders. Heute kratzte jemand an der Felsenplatte herum, deren magische Zeichen das Tor zur Unterwelt verschlossen hielten.

Mehrfach war ihnen der Unbekannte schon so nahe gekommen, dass ein Zittern die versiegelte Erde durchlief. Es trug den Hauch neuer Hoffnung hinunter zum Höllengrund.

Und irgendwo in der Stille öffnete sich ein glühendes Au‍gen‍paar ...

30. August 2015, Syrien

Man erwartet nichts Besonderes anzutreffen in der einsamen Weite des Hochlands von Aleppo, wo die syrische Wüste den Schattenwurf zweier mächtiger Bergketten passiert. Das Gelände ist karg; ein Flickenteppich aus Sand, Geröll und magerem Grün. Ab und an begegnet man Nomaden mit ihren Schafherden oder Ziegen, manchmal kreist in lichter Höhe ein Raubvogel.

Doch der unspektakuläre Ausblick täuscht.

Es ist altes Land, geheimnisvoll, von Mythen und Legenden durchtränkt. Archäologen stoßen hier bisweilen auf Funde, die sich nicht zuordnen lassen – keiner Gottheit, keinem Herrscher, keiner Zeit –, und man hört Berichte über rätselhafte Phänomene.

Was nicht ganz abwegig ist, denn durch die Wüste zieht sich, verborgen unter jüngeren Erdschichten, eine sagenumwobene Handelsroute aus der Blütezeit des Orients: Die westliche Seidenstraße.

Auf halber Strecke zwischen Damaskus und dem Euphrat führte sie an einer Karawanenstadt vorbei. Kaufleute aus vieler Herren Länder trafen dort ein. Nicht alle kehrten zurück, und dennoch war die schöne Oase ein Sehnsuchtsort, dessen Name bis heute zum Träumen anregt.

Palmyra.

Ein Kleinod in der Wüste, reich an monumentalen Bauten, an Tempeln, Prachtstraßen und Triumphbögen inmitten von Palmengärten und sprudelnden Quellen.

Längst sind die Bewohner verschwunden, ihre Häuser zerfallen. Doch der Geist aus Tausendundeiner Nacht ist noch immer gegenwärtig.

Er erwacht mit der aufgehenden Sonne, die das ganze breite Panorama der antiken Stadt in goldene Dunstschleier hüllt. Der Anblick hat etwas Magisches; er täuscht Bewegung auf den verlassenen Straßen vor und lässt die Ruinen auf rätselhafte Weise unversehrt erscheinen. Bisweilen ist da auch ein Wispern im Wind, wie Stimmen aus der Vergangenheit, und es duftet schwach nach bunten Gewürzen.

Wer Palmyra besucht, der geht mit leichtem Herzen nach Hause, berauscht vom Zauber des Orients. Und er wird nie erfahren, wie knapp er dem Tod entkam. Denn das Geheimnis der uralten Pforte unter dem Wüstensand kennen nur wenige sehr verschwiegene Auserwählte: die Jäger des Bösen  ...

30. August 2015, Palmyra

»Bilal! Schramm die Kiste nicht so über den Stein! Das Gequietsche macht mich wahnsinnig!«

»Die Dinger sind schwer, Mustafa«, maulte der Junge.

Mustafas bärtiges Gesicht verfinsterte sich. Er war gerade dabei, eine Zündschnur zu verlegen; ohne sie loszulassen, wandte er kurz den Kopf.

»Brauchst du Schläge wie ein Weib, oder gehorchst du mir auch so?«

Leises Lachen geisterte durch den antiken Tempel, und Bilal errötete vor Scham. Ihn mit einem Weib zu vergleichen war eine Beleidigung, die der 14-jährige Syrer normalerweise von niemandem hingenommen hätte. Bei Mustafa jedoch blieb ihm keine andere Wahl.

Bilal gehörte zu der Miliztruppe des IS, die vor wenigen Monaten Tadmor erobert hatte, eine nahegelegene Kleinstadt. Mustafa war ihr Anführer. Wer ihm widersprach, wurde brutal bestraft, und wer die Hand gegen ihn erhob, war des Todes. Diese eiserne Regel würde Mustafa auch nicht für seinen jüngeren Bruder brechen, das wusste Bilal. Also presste er die Lippen zusammen und arbeitete weiter. Gedemütigt und schweigend.

Es ging auf Mittag zu. Gnadenlos brannte die Sonne vom Himmel herab, brachte das staubige Land zum Flimmern und verwandelte Palmyras Ruinen in Glutöfen. Aus den Grasnarben erscholl das unablässige monotone Zirpen der Zikaden. Wüstenwind zog durch die verlassene Oasenstadt. Er fachte die Hitze noch an.

Südöstlich des Zentrums, nahe der versiegten Efqa-Quelle, die den einstmals üppigen Palmenbestand genährt hatte, ragte ein imposantes Heiligtum auf: der Baal-Tempel, zweitausend Jahre alt und erstaunlich gut erhalten. Elf Meter hohe Säulen umgaben ihn an allen vier Seiten. Wie stumme Wächter, die dem Flugsand trotzten, der glühenden Sonne, dem Zahn der Zeit. Immerfort und klaglos, zu Ehren eines freundlichen Gottes.

Unweit des Baal-Tempels parkten mehrere Geländewagen. Auf der Ladefläche des einen standen mit Sprengstoff gefüllte Metallkisten, deren Aufdruck sie als Eigentum der syrischen Armee auswies. Was nicht mehr stimmte, denn nach dem Angriff auf Tadmor hatten sie den Besitzer gewechselt. Sie gehörten jetzt dem IS, wie auch die 50.000 Einwohner zählende Stadt. Oder was noch von ihr übrig war.

Bilal und ein weiterer Junge hatten den Befehl erhalten, den Sprengstoff in den Tempel zu bringen. Mustafa wollte es so. Jeder aus seiner Truppe musste bereit sein, dem Tod ohne Furcht ins Auge zu sehen. Alter oder Verwandtschaftsgrad spielten keine Rolle.

»Ich hätte lieber Ali geholfen!«, murrte Bilal.

»Ich auch«, bestätigte Ahmed, der zweite Junge. Er und Bilal stapften mit einer weiteren Metallkiste auf die Säulenreihe am Eingang zu. Rechts von ihnen, in sicherem Abstand von den Laufwegen der Milizgruppe, lag ein Geländeabschnitt, den niemand betrat. Die beiden grinsten wissend.

Dort ragte ein kurzer, dünner Zweig aus dem Sand. Einer von insgesamt acht, die Mustafas Stellvertreter Ali zum Abschluss seiner Arbeit mit äußerster Vorsicht angebracht hatte.

Bilal wusste, dass eine Sprengung antiker Gebäude Schockwellen auslöste in der Welt der Ungläubigen. Experten und Historiker eilten jedes Mal sofort herbei, um die Schäden zu begutachten, zu jammern und zu klagen. Da achtete niemand auf ein paar Zweige im Sand. Das Laub an ihren Stängeln erschlaffte bereits; ein paar Stunden noch, dann hatte die sengende Sonne alles ausgedörrt. Und der Abendwind würde die einzige Warnung vor den frisch vergrabenen Landminen verwehen ...

»Wie viele Kisten sind es noch?«, rief Mustafa, als die Jungen den Tempel betraten.

»Eine«, erwiderte Bilal.

»Gut. Holt sie her. Danach könnt ihr Halif helfen, die Kameras aufzubauen.« Der bärtige Syrer warf einen Blick auf seine Uhr. »Dann geht ihr zu den Wagen und bleibt dort! Wir sprengen in etwa einer Stunde.«

Bilals Gesicht verdüsterte sich vor Enttäuschung. Er hatte gehofft, Mustafa zu der felsigen Anhöhe am Oasenrand begleiten zu dürfen, von wo aus die Sprengung initiiert werden sollte. Die Fahrzeuge hingegen wurden vor der Aktion weit nach Westen zurückgesetzt, und das bedeutete für ihn, dass er nach seiner langweiligen Arbeit nicht einmal deren Ergebnis genießen durfte! Explosionen aus der Ferne zu beobachten war so spannend wie Haare waschen.

»Ich hab Durst!«, nörgelte der Junge, während Ahmed und er die Metallkiste auf dem Stein abstellten.

Der Stein, das war eine dicke, 2x3 Meter große, sandfarbene Bodenplatte. Sie befand sich in einem Raum des Tempels, der laut Mustafa Das Allerheiligste genannt wurde. Nur von den Ungläubigen, versteht sich.

»Warte kurz. Ich hol uns was zu trinken«, sagte Ahmed.

Bilal nickte. Jetzt wäre eigentlich ein guter Moment gewesen, um Mustafa auf etwas Merkwürdiges anzusprechen, das er beobachtet hatte. Unschlüssig blieb er stehen und sah sich um.

Überproportional hohe Wände ließen das Allerheiligste kleiner erscheinen, als es ohnehin schon war. Man fühlte sich seltsam geschrumpft an diesem Ort, beinahe unbedeutend, und dass man den Kopf in den Nacken legen musste, um zu den Fensterhöhlen hochzublicken, verstärkte den Eindruck noch.

Wenigstens gab es kein Dach. Auch die Sonne war freundlich. Sie stand östlich der Außenmauern, quälte also niemanden mit direkter Bestrahlung, verbreitete aber genug Helligkeit, dass jedes Raumdetail gut zu sehen war. Wie die Kultnischen und der in die Kopfwand gemeißelte Schrein mit dem düsteren Dekor.

Der 14-jährige konnte nicht nachempfinden, was an zweitausend Jahre alten Steinmetzarbeiten beeindruckend sein sollte, oder cool, wie die Kids der Ungläubigen es nannten mit ihren Sneakers und Hoodies und den gotteslästerlichen Postings auf Instagram. Auch die Bodenplatte wäre ihm egal gewesen, hätte das Ding einfach nur still dagelegen.

Doch das tat es nicht.

Schon beim Absetzen der ersten Munitionskiste hatte Bilal die geisterhafte Kälte bemerkt, die dem Stein entströmte. Da war der Tag noch jung gewesen, und nicht alles, was die Sonne beschien, erwärmte sich gleich schnell. Inzwischen aber ächzte das...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2021
Reihe/Serie Professor Zamorra
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • Deutsch • eBook • eBooks • Extrem • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • Lovecraft • Männer • Neuerscheinung • Neuerscheinungen • Paranomal • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-2017-0 / 3751720170
ISBN-13 978-3-7517-2017-5 / 9783751720175
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