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Das Lied der Alemannen (eBook)

eBook Download: EPUB
2021
380 Seiten
Noe Verlag
978-3-96828-002-8 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
(CHF 9,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
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Der freie Bauer Folkmar lebt im frühmittelalterlichen Alemannien. Seine Heimat ist von Franken besetzt und ein neuer Glaube breitet sich aus. Missionare führen mit Feuereifer einen Vernichtungskampf gegen die alte Religion, neue Gesetze ersetzen alte Bräuche und Folkmars Sippe zerbricht an der neuen Wirklichkeit. Nach und nach wird alles zerstört was Folkmar liebt. Sein Hass treibt ihn zum Kampf. Dann soll er das christliche Mädchen Ingrid heiraten. Kann er so seine Sippe retten?

Thomas Fernandez liebt die Natur und ist beruflich dort verortet. In seiner Freizeit schreibt er Romane und befasst sich mit historischen Themen wie beispielsweise der Kultur der Alemannen. Im Jahr 2022 erscheint sein zweiter historischer Roman.

Thomas Fernandez liebt die Natur und ist beruflich dort verortet. In seiner Freizeit schreibt er Romane und befasst sich mit historischen Themen wie beispielsweise der Kultur der Alemannen. Im Jahr 2022 erscheint sein zweiter historischer Roman.

I. Der Albgau


Seit die Steine denken können, murmelt die Alb ihr uraltes Lied. Am Anfang lauschten ihr nur Auerochs, Wolf, Hirsch und Waldohreule. Es war menschenleer im Albgau und das Land war bedeckt mit Wald, Aue und Moor. Die Nachtigall sang nur für sich und das Knabenkraut wurde von niemandem bewundert. Nur der Ruf des Adlers und des Wanderfalken hallten über das Land, des Nachts erfüllten das warme Wimmern des Kauzes und die sehnsüchtigen Rufe der Wölfe die Dunkelheit. Der König des Schwarzwaldes war der Bär. Keiner wagte seine Stellung streitig zu machen.

So war es, bis ein ganz neues Wesen auftauchte. Es lief auf zwei Beinen und gab äußerst seltsame Töne von sich.

Die ersten Menschen im Albgau waren groß. Manch einer nannte sie später Hünen. Sie zogen umher und nahmen, was die Erde ihnen bot. Doch der Schwarzwald wurde von dieser Spezies möglichst gemieden. Lieber bearbeiteten sie den Boden in den umliegenden Landstrichen. So blieben Ur, Wolf, Hirsch, Luchs und Sau ungestört.

Doch diese Frauen und Männer wurden von anderen der gleichen Art verdrängt. Deren Waffen waren härter und ihr Wesen kämpferischer. Es waren die Kelten. Sie wagten es sogar, in manchen Gebieten des Schwarzwaldes zu siedeln. Auch Heiligtümer hatten sie hier und widmeten dem Schwarzwald eine Göttin: Abnoba.

Doch die Jahrhunderte vergingen und der gefräßige Römer schluckte das Land, welches er „Abnoba Montes“ nannte. Angst hatten diese tüchtigen Legionäre aus dem Süden vor dem Wald. Cäsar wagte es nicht, ihn zu betreten und Julian nannte ihn beeindruckend. Trotzdem bauten diese fleißigen Männer aus dem Land, in dem die Sonne so viel scheinen soll, im Umland viele Städte und Anwesen, welche sie „Villa Rustica“ nannten.

Der Sonne Antlitz verwöhnte ebenso die Gaue des Oberrheins. Doch oben in den bewaldeten Anhöhen, da herrschten die elementaren Kräfte des Sturmes, des Regens und des Eises. Wodan, der Gott des Sturms, raste des Nachts über die Wipfel der Tannen und Buchen. So fürchteten die Menschen, die in der kleinen Siedlung bei der Alb, an der Pforte des Schwarzwaldes, lebten, den dunklen, unheimlichen Wald. Seltsame Stimmen und gruselige Geschichten kamen aus dem Dickicht. Römische Kundschafter berichteten von furchtbaren Tieren und gefährlichen Schluchten.

Nicht nur den Wald hatten die Römer zu fürchten. Jenseits des Limes hatten sich verschiedene Stämme zusammengerafft und sie nannten sich Alemannen. Unter ihnen war einer, den man Reimar nannte. Groß war er und rotblond sein Haar. Die blauen Augen dieses Germanen streiften immer in die Ferne und so ging es nicht nur ihm. Die Sehnsucht und die Unruhe trieben das ganze Volk der Alemannen in das Reich der Römer.

Nun war es am Oberrhein gar nicht mehr ruhig. Schwerter klirrten, Äxte sirrten und Kehlen schrien laut, denn Feuer und Tod stürmten über den Limes. Kinder und Enkel Reimars fielen bei diesen Kämpfen. Immer in den ersten Reihen waren sie, wild und verbissen. In Friedenszeiten waren die Reimaringer Bauern, doch der Kampf um das Land, die Suche nach Acker und Weideland machte aus ihnen tapfere und geachtete Krieger. Diese Unruhe sollte noch viele Jahre andauern. Erst als der Kaiser fort war, seine Städte ohne Glanz und verwittert, das Straßennetz vergessen, sollte einer der Reimarsippe sesshaft werden und erbaute einen stattlichen Hof. Er floh von der übervölkerten Ebene in den Wald. So folgte er dem Lauf der Alb und der Moosalb und an dessen Ursprung rodete er die uralten Buchen, die von fünf Männern umschlungen werden konnten. Gripmar, Sohn der Iduana und des Ulfharti, nannte diesen Hof Reimarhof – nach ihrem großen Urahn. Es war ein stattliches Anwesen mit einem großen strohgedeckten Walmdach. Die Wände waren aus Lehm und den langen Tannen der Berge des Waldes gefertigt. Haus und Stall standen unter einem Dach und in den Wohnräumen glänzte der gestampfte Lehmboden. Für das Feuer baute Gripmar eine lange gemauerte Stelle.

Natürlich heiratete Gripmar auch. Mit Herda zeugte er fünf starke Kinder. Somit war das Überleben der Sippe gesichert. Doch der Wald blieb etwas Unheimliches, Heiliges. Voller Geister war er, dort lockten die Unterirdischen und wüteten die Riesen. Oft streifte er mit seinem ältesten Sohn Reimar durch die Berge und Täler. Auch im Frieden und in der Sesshaftigkeit trieb sie die Unruhe. Am liebsten bestiegen sie einen Felsen, der auf einer Bergkuppe im Halbschatten der riesengroßen Buchen, Ahorne und Tannen stand. Dort saßen sie und schauten ins Murgtal. Jedes Mal sahen sie nicht weit vom Felsen in einer kleinen Heide einen Bären sitzen. So nannten sie diesen Felsen Bärenstein. Die Jahre vergingen und Reimar heiratete und seine Tochter Algisa auch. Seinem Enkel Walmar, der Siglind ehelichte, war das Schicksal nicht so hold. Das Jahr 496 hatte schön begonnen, Ziu, Donar und Ingwe hatten ihnen ein sehr gutes Jahr geschenkt, sodass er mit seinen fünf Söhnen die Felder bearbeiten konnte und die Rinder die Winterdürre sehr gut überstanden. Seinem Sohn Theudmar wurde in diesem Sommer Walmars erstes Enkelkind geboren: Waltraud. Walmar war glücklich.

Doch da ging eine Botschaft durch die Gaue, die Walmar nicht gefiel. Der König rief zu den Waffen. Es ging um alles oder nichts. Der Franke musste aufgehalten werden. Es wurde eine mörderische Schlacht. Die Felder zu Zülpich wurden mit Blut getränkt und die fränkische Übermacht schlug das Heer. Nichts war nach dieser Schlacht, wie es mal war. Der König war gefallen, Walmars Söhne waren allesamt in die fränkischen Klingen gestürmt und Alemannien verlor seine Freiheit. Doch ein zunächst kleiner Schritt sollte die ganze Geschichte ändern. Chlodwig, der Frankenkönig, hatte seinen römischen Helfern und Gönnern versprochen, wenn er in dieser Schlacht siegen würde, so wäre er bereit ins Taufbecken zu steigen. Diesen Schritt vollzog er und sein Volk gleich mit. Dieser Schatten sollte für alle weiteren Generationen der Reimarsippe, die in der eben geborenen Waltraud weiterlebte, immer drückender werden.

II. Das Unheil


Das schallende Lachen des Eichelhähers schmetterte spottend vom Waldrand. Die Sonne lag wie eine schwere Bürde über dem Reimarhof, es war ungewöhnlich heiß für den Frühling. Sigmar war mit seinen zwei Söhnen auf dem Feld und schwitzte und keuchte. Die Äcker nach der Winterbrache zu pflügen war eine schweißtreibende Arbeit. Vithimar und sein jüngerer Bruder Folkmar halfen ihrem Vater, wo es nur ging. Schön waren die zwei Kinder. Ihre glühenden blauen Augen hatten sie von Sigmar, doch sonst glichen sie mehr ihrer Mutter Erntrud. Ihre dunkelblonden Haare, die lockig ins Gesicht hingen, die kräftige Nase und die zierlichen Ohren. Ihr Blick war immer tief und äußerst bedacht alles zu erfassen, was um sie herum geschah.

So standen sie beide und beobachteten ihren Vater. Folkmar hatte seine Hände hinter dem Rücken verschränkt.

„Vithimar!“, rief der im Gesicht erdbeerrote Sigmar, „Geh zum Hof und hole mir bitte ein neues Sech. Bringe bitte auch das andere Pferd. Folkmar, geh’ mit und hilf deinem Bruder!“ Am Abend kehrten sie müde und durchgeschwitzt zum Reimarhof zurück. Eine Amsel sang verträumt im alten Hollerbusch, der dem Hof den Segen von Frau Holla zusicherte. Die letzten Strahlen der in Wolken versunkenen Sonne kämpften sich durch die Buchen und Eichen des Donarberges, Erntrud hatte Gerstengrütze mit Zwiebeln und Schnittlauch gekocht. Nun saßen alle am Tisch: Sigmar, Erntrud, Vithimar, Folkmar, seine Schwester Gertrud und Großmutter Waltraud. Jeder aß schweigend, bis Sigmar die Ruhe brach:

„Im Wonnemond ist das nächste Thing. Rüdiger muss uns neue Gesetze verkünden. etwas Wichtiges sagen. Die Franken wollen sie wohl ändern.“

„Die werden uns schon nicht auffressen!“, bemerkte Waltraud. Folkmar liebte seine Großmutter sehr. Wie gerne lauschte er ihren Geschichten.

„Mir gefällt es auch nicht, dass wir jetzt von ihnen abhängig sind. Doch wir haben unseren eigenen Herzog!“

„Der Franke wird schon nichts anstellen. Immerhin hat er uns viele Freiheiten gelassen“, unterstrich Erntrud, die immer guten Mutes war.

Als alle schliefen, saß Waltraud noch am Feuer und wärmte sich. Da kam ein verstrubbelter Folkmar zu ihr. Er gähnte, rieb sich die Augen und fragte:

„Ähni, was machst Du hier?

„Ich wärme meine schwachen Glieder. Doch was machst du denn hier? Du müsstest schon längst schlafen.“

„Ich kann nicht. Ähni, erzähl mir eine Geschichte.

Waltraud räusperte sich und zog den Jungen zu sich, ihre ledrigen Hände fuhren durch seine Haare.

„Als dein Ahne Luitmar mit zahlreichen anderen Männern unseres Stammes in das Land, das die Römer besetzt hatten… … “ So erzählte sie, wie die Alemannen in die steinernen Städte der Römer kamen und verwundert all die neuartigen und fremden Dinge vorfanden. Die Stadt ward von den Römern Aquae genannt, da es dort ein großes Badehaus gab. Ein sonderbarer Anblick waren den Südländern die Ahnen des kleinen Folkmar. Sie badeten im eiskalten Wasser der Oos, während neben ihnen die beheizte Therme des Kaisers Caracalla stand. Nein, so etwas war nur für weiche Römer! Sie feierten die ganze Nacht durch und so manche Sache ging dabei zu Bruch.

Doch mieden die Männer die steinernen Häuser der Römer wie der Fuchs den Wolf. Dass die Römerstädte und Siedlungen später verfielen, hörte der Junge nicht mehr. Er schlief tief in Waltrauds Schoß und träumte von Kriegern und Römern.

Es verging der Ostermond und der Duft des Weißdornbusches lag schwer in der Luft. Die Sippeneiche trug ihr schönstes, hellgrünes Kleid. Unter den Vogelkirschen an...

Erscheint lt. Verlag 30.8.2021
Verlagsort Vachendorf
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Alamannen • Alemannen • Alemannien • Das Lied der Alemannen • Thomas Fernandez
ISBN-10 3-96828-002-4 / 3968280024
ISBN-13 978-3-96828-002-8 / 9783968280028
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