Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Elsewhere - Der Universalschlüssel -  Dean Koontz

Elsewhere - Der Universalschlüssel (eBook)

Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
464 Seiten
Festa Verlag
978-3-86552-927-5 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
5,99 inkl. MwSt
(CHF 5,85)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Vor Jahren verschwand seine Frau Michelle spurlos. Seither lebt Jeffy Coltrane mit seiner elfjährigen Tochter Amity allein. Eines Abends taucht Spooky auf, ein alter, obdachloser Exzentriker. Er bittet Jeffy ein geheimnisvolles Gerät zu verstecken, den unvorstellbar mächtigen »Universalschlüssel«. Als das Gerät versehentlich aktiviert wird, scheint zunächst alles wie zuvor zu sein; aber dann bemerken sie subtile Unterschiede. Amitys Zimmer hat sich verändert und sie haben ganz andere Nachbarn ... Bald offenbart sich eine unglaubliche Wahrheit: Der Universalschlüssel erlaubt es ihnen, Parallelwelten zu betreten, die gleichsam vertraut, wundersam und schrecklich sind. Und mit einem Mal stellen sich Jeffy und Amity die Frage: Könnte Michelle irgendwo da draußen im Multiversum noch einmal existieren? Allerdings sind die beiden nicht die Einzigen, die sich für den phänomenalen Schlüssel interessieren. Die Späher der Schattenwelt sind aufmerksam geworden ... Ein brillanter Thriller voller Wunder und Schrecken, mit Verbeugungen vor George Orwell, Ray Bradbury und H. G. Wells. Dean Koontz ist der weltweit meistverkaufte Meister der Spannung.

Dean Ray Koontz wurde im Juli 1945 in Pennsylvania geboren. Er verkaufte weit über 500 Millionen Bücher, die in 38 Sprachen übersetzt wurden. Dean Koontz ist einer der erfolgreichsten Autoren der Welt. Er lebt mit seiner Frau Gerda in Südkalifornien. The Times: »Dean Koontz ist nicht nur der Experte für unsere dunkelsten Träume, sondern auch ein literarischer Künstler.«

1

In wolkenlosen Nächten, wenn der Mond auf seiner Wanderung nach Westen einen Streifen silbrig schimmernden Lichts auf das dunkle Meer zeichnete, wenn die Luft so klar war, dass die fernen Sterne beinahe so hell wie die Venus zu strahlen schienen, wenn die unendlichen Galaxien ihn in atemloses Staunen versetzten und bezauberten, war Jeffy Coltrane mitunter überzeugt davon, dass jeden Augenblick etwas Unglaubliches, Magisches geschehen könnte. Er arbeitete hart und hatte bei niemandem Schulden, doch im Innersten war er ein Träumer.

An jenem herrlichen Mittwochabend, dem 11. April, sollte das Wunderbare die Bühne betreten, doch hinter den Kulissen lauerte unerwarteter Schrecken.

Als Jeffy und seine elfjährige Tochter Amity nach dem Abendessen ihr Lieblingsrestaurant verließen, herrschte Ebbe. Sie streiften Sneakers und Socken ab, krempelten die Hosenbeine hoch und wateten zu den glatt geschliffenen Felsen hinaus, die vor der Küste von Suavidad Beach, einer kleinen Stadt in Südkalifornien, aus dem Meer emporragten. Dort setzten sie sich nebeneinander, zogen die Beine an, schlangen die Arme um die Knie und schauten in Richtung Fernost, wo Tausende Meilen entfernt Japan lag, ins Licht des kommenden Nachmittags getaucht.

»Wir leben in einer Art Zeitmaschine«, sagte Amity.

»Wie kommst du darauf?«

»Ein Teil des Planeten befindet sich einen Tag in der Zukunft, ein anderer einen Tag in der Vergangenheit. Und in Japan ist jetzt schon morgen Nachmittag.«

»Vielleicht sollte ich dich einen Monat lang nach Tokio schicken. Du könntest mich jeden Tag anrufen und mir sagen, welche Pferde auf der Rennbahn in Santa Anita gewinnen werden.«

»Ja, klar«, sagte sie. »Wenn es so funktionieren würde, wären alle Leute stinkreich … Alle würde beim Wetten betrügen!«

»Oder es gäbe gar keine Rennen mehr, weil die Buchmacher von den vielen Betrügern in den Ruin getrieben worden wären. Und all die armen Pferde wären arbeitslos.«

»Und was lernen wir daraus?«, fragte sie.

»Ja, was denn?«

»Betrug lohnt sich nicht. Im Zweifel sollte man immer das Richtige tun!«

»Das hab ich irgendwo schon mal gehört.«

»Weil ich total gehirngewaschen bin.«

»Väter waschen ihren Kindern nicht das Gehirn.«

»Schneckendreck!«

»Nein, wirklich. Wir lösen das über Propaganda.«

»Und wo soll da bitte der Unterschied sein?«

»Propaganda ist eine viel sanftere Methode als Gehirnwäsche. Oft merkt man gar nicht, wie einem geschieht.«

»Ha, ich merk das aber schon«, sagte sie. »Weil es nämlich die ganze Zeit über passiert.«

»Du wirst wirklich schrecklich unterdrückt!«

Sie seufzte. »Ich ertrage es mit Fassung.«

Lächelnd schüttelte Jeffy den Kopf. Jenes unfassbare, zauberhafte Wunder, auf das er, der Träumer, gelegentlich noch wartete, hatte sich in Wahrheit längst ereignet: Es hieß Amity.

Eine schwache Brise wehte über das Meer, trug den Geruch nach Salz und – so glaubte, nein, wusste er – exotischen Gewürzen aus weit entfernten Ländern heran, ein subtiler Duft, den die Nase erahnen, nicht aber erkennen konnte.

Nach einer Weile sagte Amity: »Es war also richtig, sieben Jahre lang zu warten?«

»Sieben Jahre lang die Hoffnung am Leben zu erhalten. Ja. Es ist immer das Beste, sich Hoffnung zu bewahren.«

»Wäre es dann nicht richtig, noch einmal sieben Jahre zu warten?«

»Ich gebe die Hoffnung nie auf, Schatz. Aber irgendwann kommt ein Punkt … Wir müssen nach vorne schauen.«

Vor sieben Jahren, da war Amity vier gewesen, war Michelle fortgegangen. Sie hatte gesagt, sie fühle sich leer, nichts sei so, wie sie es sich vorgestellt habe. Sie müsse ihr Leben in den Griff bekommen, dann könne sie wieder zu ihm und Amity nach Hause kommen.

Sie hatten nie wieder etwas von ihr gehört.

Wie Jeffy selbst war Michelle Jamison im sonnigen Suavidad Beach geboren und aufgewachsen. Ihre Mutter war im Kindbett gestorben; vielleicht hatte das Gefühl, in ihrem Leben sei etwas schiefgelaufen, darin seinen Ursprung.

22 Jahre später, nur einen Tag nach Amitys Geburt, hatte Michelles geliebter Vater einen tödlichen Stromschlag erlitten. Er war Elektromechanikermeister gewesen und hatte fürs Elektrizitätswerk gearbeitet. Der Unfall hatte sich bei Wartungsarbeiten an einem Transformator in einem unterirdischen Gewölbe ereignet.

Fortan hatte Amitys Geburtstag Michelle unweigerlich nicht nur an den frühen Tod ihrer Mutter, sondern auch daran erinnert, wie plötzlich sie ihren Vater verloren hatte. Sie war keine Pessimistin gewesen und hatte nicht unter Depressionen gelitten – tatsächlich war sie eine lebhafte Frau mit einem feinen Sinn für Humor gewesen und hatte das Leben geliebt. Aber manchmal musste es ihr so vorgekommen sein, als wäre ihre Heimatstadt ein Ort, an dem es spukte, als würde die Vergangenheit zu schwer auf ihr lasten, solange sie dortblieb.

Sie war fortgegangen, um sich selbst zu finden, doch offenbar war ihr das nie gelungen.

Jeffys Versuche, sie ausfindig zu machen, führten nirgendwohin. Die beiden Privatdetektive, die er angeheuert hatte (einen gleich nach Michelles Verschwinden, einen erst im letzten Jahr), hatten nichts zutage gefördert. Eine entschlossene Frau konnte sich so grundlegend neu erfinden, dass jemand, der sie aufspüren wollte, deutlich mehr Kapital benötigte, als Jeffy zur Verfügung stand. Michelle war so verwundbar gewesen: Sie hatte ihre Mutter nicht gekannt, den tragischen Unfall ihres Vaters direkt nach Amitys Geburt verwinden müssen und ihr Traum, als Musikerin Erfolg zu haben, war in immer weitere Ferne gerückt. Jeffy machte sich oft Vorwürfe, weil er nicht erkannt hatte, wie verwundbar sie gewesen war. Er wollte, er hätte sie nie gehen lassen.

Michelle war schon so lange verschollen, dass ein Gericht sie für tot hätte erklären können, doch Jeffy hatte keinen derartigen Antrag gestellt. Er weigerte sich, diese Möglichkeit überhaupt in Betracht zu ziehen. Wenn er nur glaubte, dass sie woanders glücklich geworden war, dann musste sie es sein. Der Glaube konnte bekanntlich Berge versetzen. Deshalb leitete er lediglich gerichtliche Schritte ein, um seine Ehe mit Michelle annullieren zu lassen.

Diese Woche war seinem Antrag stattgegeben worden.

Eigentlich fing man mit 34 nicht noch einmal von vorn an, aber er erholte sich. Langsam. Seinen Ehering trug er noch immer.

Die sanften Wellen leckten an den niedrigen Felsen, auf denen er und seine Tochter saßen, und schäumten über den Strand, ein wispernder Chor, als wollte die See ihnen ihre Geheimnisse verraten.

»Aber was, wenn Mom eines Tages doch nach Hause kommt? Heiratest du sie dann noch einmal?«

So lange hatten sie schon mit dem Verlust gelebt, dass sie kaum mehr Trauer oder Verbitterung empfanden. Stattdessen war die Erinnerung an Michelle von einer süßen Wehmut geprägt. Darunter lag eine herbere Note: Kummer, nicht beim Zurückdenken an das, was gewesen war, sondern bei der Vorstellung, was hätte sein können. Es stimmte, die Zeit heilte alle Wunden. Die Narbe würde wohl immer empfindlich sein, aber sie zu berühren tat nicht mehr so weh, dass ihnen der Atem stockte.

»Ich glaub nicht, dass deine Mutter mich ein zweites Mal heiraten würde, Spatz. Ich war nicht der Richtige für sie.«

»Doch, bestimmt! Sie hat sich getäuscht.«

»Vielleicht auch nicht. Wir waren beide Träumer, allerdings mit einem Unterschied … Sie träumte von erreichbaren Dingen. Sie wollte Liedtexte schreiben, ihre eigenen Songs aufnehmen, Karriere machen. Ich dagegen … Ich wollte, ich könnte in den 1930er-Jahren leben und Benny Goodman live im Madhattan Room des Hotels Pennsylvania in New York auftreten sehen. Ich träume von Welten, die es nie gegeben hat und nicht geben kann: Tolkien, Heinlein und so weiter. Ich bin verrückt nach Big Bands und Hobbits, bin bloß jemand, der Wunder bestaunt. Aber deine Mutter … Mit ihrer brillanten Musik erschuf sie Wunder! Ich wusste ihre Kunst zu schätzen, war begeistert von ihren Songs, aber sie brauchte ein größeres Publikum.«

»Trotzdem hat sie sich getäuscht, was dich angeht«, wiederholte Amity, nicht ärgerlich, sondern mit entwaffnender Überzeugung.

O ja, Michelle hatte sich getäuscht – und zwar darin, dass sie ihren Daseinszweck anderswo finden könnte, fern ihrer Tochter. Amity aufwachsen zu sehen machte das Leben lebenswert. Das sagte er jedoch lieber nicht. Er kannte seine Tochter und sich selbst gut genug, um zu wissen, was darauf folgen würde. Er wollte die Erinnerung an diesen schönen Abend nicht verderben, wollte nicht, dass ihre Tränen die Sterne verschwimmen und das Meer anschwellen lassen würden.

»Zeig mir den Großen Wagen«, sagte sie.

»Auch bekannt als der Große Bär oder Ursa Major.« Er legte einen Arm um ihre Schultern und suchte den Himmel ab, bis er das Deichselende des Wagens fand, deutete darauf und zeichnete das Sternbild für sie nach. »Da oben steht er, seit man damit die anderen Sterne aus einem Sternensee gefischt und über den Himmel verstreut hat.«

Sie wateten zurück an Land, setzten sich auf einen Stein und zogen sich die Schuhe wieder an.

Ein halbstündiger Spaziergang würde sie nach Hause bringen. Die Nacht war noch jung und warm, und ein Teil des Weges führte die beiden an Schaufenstern vorbei, von denen manche zu Kunstgalerien gehörten und...

Erscheint lt. Verlag 21.7.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-86552-927-5 / 3865529275
ISBN-13 978-3-86552-927-5 / 9783865529275
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 2,1 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
CHF 14,65
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
CHF 9,25