EMBRACE - Fühle die Umarmung des Lebens 2 (eBook)
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99125-615-1 (ISBN)
Mein Name ist Lesley B. Strong. Ich bin Autorin, Bloggerin, Lebensphilosophin, unheilbare Romantikerin und Borderlinerin - anders gesagt: der wandelnde Widerspruch. Oder die Auflösung desselbigen - je nach Betrachtungsweise. Jahrzehntelang der emotionalen Achterbahn eines Borderline-Syndroms ausgeliefert, stets auf einem schmalen Grad zwischen Überlastung auf der einen Seite, und Selbstablehnung auf der anderen balancierend, durchlebte ich zahllose persönliche Krisen. Ein glücklicher Zufall im Jahr 2017 öffnete für mich eine Tür, die ich anfangs zaghaft durchschritt, um bald darauf zu erkennen, was ich nie für möglich gehalten hätte. Mit Romantik aus der Krise? Es mag wie ein Märchen klingen - und in gewisser Weise ist es das auch - aber durch die Arbeit an meiner ersten Kurzgeschichte, die letztendlich zur Roman-Trilogie JAN/A werden sollte, fand ich meinen Weg zurück zu Selbstliebe und Lebensfreude - trotz Borderline-Syndrom. Aus dem Schrei der Seele nach Schmerz wurde eine Suche nach tiefen Emotionen, nach Liebe, Geborgenheit und Anerkennung. Schließlich wurde ich in mir fündig. Zurück in die Umarmung des Lebens - dieses Motto bildet das grundlegende Thema sowohl in meinen Geschichten als auch Blogs. Solange ich zurückdenken kann, wollte ich Schriftstellerin werden, wollte über das Mysterium Leben schreiben, von dem ich anfangs kaum etwas wusste. Im Alter von ungefähr 20 entschied ich, zuerst ein wenig 'zu leben', bevor ich darüber erzählen wollte. Nach mittlerweile fünf Jahrzehnten auf vielfältigen Pfaden, nach so manchen Irr- und Umwegen, verarbeite ich in meinen Geschichten all das, was ich an Erfahrungen gesammelt habe, reflektiere zwischenmenschliche Beziehungsdynamiken ebenso wie die nach wie vor für mich faszinierende Fähigkeit des Menschen, sich selbst im Weg zu stehen. Meine Arbeit als Autorin und Bloggerin setzt fort, was ich als Trainerin und Coach für Persönlichkeitsentwicklung begonnen habe: Ein Blick hinter den Spiegel, unter die Oberfläche des Offensichtlich, auf die Botschaft zwischen den Zeilen. Meine Bücher sind wie das Leben: Sie passen nicht nur in eine Schublade oder ein Genre. Ich schreibe Geschichten, um mich selbst zu verstehen - und in denen sich auch andere wiederfinden können, denn letztendlich sind wir Menschen nicht so verschieden, wie manche glauben möchten. Letztendlich streben wir alle nach Liebe, Geborgenheit und Anerkennung - zurück in die Umarmung des Lebens. #FeelTheEmbraceOfLife
Tochter des Windes
Ɛs war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit, in einem Land jenseits jener Berge, die sich wie ein zackiges, blaues Band am Horizont aufreihten. Fernab unserer hektischen Welt lebte
dort ein Volk, welches sich der Natur rundum und allen Geschöpfen, die darin wohnten, noch sehr verbunden fühlte. Auch jenen Wesen, um die sich ihre Mythen ranken. Die Geschichten, die sie sich abends am wärmenden Feuer erzählten, spiegelten diese innige Beziehung wider. So wie jene Mär um die Tochter des Windes ...
Es heißt, der Wind des Lebens, der uns alle mit sich trägt, hatte dereinst viele Töchter und Söhne. Eine dieser Töchter war ein ungestümes Kind, lebendig und stets von unbändiger Wissbegierde getrieben, zog sie in weiten Kreisen in der Gestalt eines Adlers ihre Bahnen hoch oben am blauen Himmelszelt, fühlte die Wärme der Sonne auf ihrem Rücken und die kühle, klare Luft, die sich an ihren Schwingen brach. Ihr Blick reichte weit bis an den Horizont und darüber hinaus.
Doch eines Tages fand sich die Tochter des Windes unversehens auf dem harten Boden der Erde wieder, verletzt und schwach. Was ihren Absturz verursacht hat, darüber wird bis heute gerätselt. Vielleicht war es Schicksal, Bestimmung? Oder Leichtsinn? Übermut? Wer weiß .
Als sie schwach und hilflos auf der nackten Erde lag, erschien der, dem jenes Feld gehörte, auf dem sie gelandet war. Verwundert bestaunte er einige Zeit, was ihm da vor die Füße gefallen war. Dann nahm er die Tochter des Windes bei sich auf, versorgte ihre Verletzungen, gab ihr zu Essen und ein Dach über dem Kopf, erfüllte jeden ihrer Wünsche und sie fühlte sich bald umsorgt wie nie zuvor. Die Zeit tat das ihrige dazu, um ihre Genesung voranzutreiben. Schon bald entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden, mehr noch: Liebe. So blieb die Tochter des Windes bei dem Herrn der Felder, teilte seine Art zu Leben und fand daran auch Gefallen. Doch sie war nun einmal, wer sie war.
Häufig richtete sich ihr Blick auf den Horizont in der Sehnsucht zu ergründen, was sich wohl jenseits befand. Dem Herrn der Felder blieb ihr Sehnen nicht verborgen. Er fürchtete ihren neuen Absturz aus schwindelnder Höhe, denn er kannte die Gefahren, die da draußen jenseits seines schützenden Heimes lauerten. Sicherheit und Freiheit konnten nicht zeitgleich unter einem Dach wohnen. Würde sich die Tochter des Windes erneut in den Himmel emporschwingen, wer konnte sagen, ob sie den Weg zurück zu ihm finden würde? So hielt er sie am Boden und bei sich. Die Tochter des Windes sah seine Besorgnis und wollte nicht undankbar erscheinen für all das, was er gerne mit ihr teilte, doch ihr Herz zog es in die Ferne. Immer öfter erschien ihr das Leben wie ein Käfig und sie gefangen.
Um ihrer Sehnsucht ein wenig Frieden zu schenken, ließ der Herr der Felder sie schließlich ihre Schwingen ausbreiten. Doch zur Vorsicht legte er eine Leine um ihren rechten Fußknöchel, die sie zurückführen sollte zu ihm. Die Tochter der Winde erhob sich, fühlte nach langer Zeit endlich wieder die ersehnte Freiheit, über allem zu schweben, wenngleich es nur ein schwacher Hauch dessen war, was sie einst erlebt hatte, denn die Leine hielt sie fest, zog sie zurück. Ihre Reise in die Grenzenlosigkeit glich einem Ausflug ins nächste Dorf. Sie gab sich damit zufrieden. Zunächst. Immer wieder erhob sich die Tochter des Windes in die Lüfte, und jedes Mal schien die Leine kürzer zu werden. Immer öfter rebellierte sie gegen jene Bindung, die ihr zwar Sicherheit bot, aber gleichzeitig auch eine Fessel war.
An dem Tag, an dem der Herr der Felder die dünn gewordene Leine durch eine stabilere Kette ersetzen wollte, riss die Tochter des Windes sich los, erhob sich in den strahlendblauen Sommerhimmel und ließ alles hinter sich. Endlich fühlte sie wieder die grenzenlose Freiheit unter sich, den Wind, der sich an ihren Schwingen brach und die wärmenden Strahlen der Sonne auf ihrem Rücken. Endlich war sie wieder, wer sie war. Nicht länger gefangen, aber auch nicht länger in Sicherheit. Doch das kümmerte sie in diesem Augenblick wenig. Die Tochter des Windes wollte leben auf jene Weise, für die sie geboren worden war. So schwebte sie in ihrer eigenen Welt, überließ sich ihrem Vater, dem Wind des Lebens. Nie wieder wollte sie sich gefangen fühlen.
Es dauerte eine Weile, bis ihr bewusst wurde, dass sie nicht nur die Freiheit erlangt, sondern auch vieles zurückgelassen hatte. Den, der sich um sie gekümmert hatte. Geborgenheit. Freundschaft. Vielleicht sogar Liebe? Doch mit welchem Preis war all dies versehen gewesen? Sie schwankte, während sie hoch oben am Firmament ihre Kreise zog. Zurückkehren? Oder weiterfliegen? Wohin? Würde nicht jedes Mal, wenn sie ihren Fuß auf die Erde setzte, wieder geschehen, was ihr schon einmal widerfahren war? Sie fragte sich, welche Form der Liebe einem anderen Fesseln anlegen würde, um zu verhindern, der eigenen Bestimmung zu folgen. Wurde der Herr der Felder von Vertrauen geleitet, oder Angst? So golden er auch war, sein Käfig blieb ein Käfig. Weshalb die Tochter des Windes schweren Herzens beschloss, nie wieder die Freiheit oberhalb der Wolken zu verlassen und weiterzufliegen, wohin auch immer der Wind des Lebens sie tragen würde.
Nach einiger Zeit begannen ihre Kräfte zu schwinden. Müdigkeit ließ sie Ausschau halten nach einem Ort, an dem sie rasten konnte, ohne gleichzeitig in Gefahr zu geraten. Doch so ein Platz wollte sich nicht zeigen. Überall erblickte sie solche wie den Herrn der Felder, die liebend gern einen vor Lebendigkeit sprühenden Gast wie sie in ihr Haus einluden, um anschließend die Gitterstäbe des Käfigs zu schließen.
„Liebe legt keine Leinen an, um festzuhalten“, sagte sie zu sich selbst, „ich will an keinem Ort verweilen, an dem ich nicht sein darf, wer ich bin.“
So flog sie weiter und immer weiter.
Als sie sich nur noch unter großer Anstrengung in der Luft zu halten vermochte, erspähte sie in einiger Entfernung eine kaum erkennbare Nische in einer steilen Felswand, knapp unterhalb eines schneebedeckten Gipfels, hoch über allem und weit weg von allen, die ihr hätten Leinen anlegen können. Mit letzter Kraft erreichte die Tochter des Windes den felsigen Vorsprung. Erschöpft atmete sie durch.
Plötzlich trat aus dem Schatten des Felsens eine Gestalt hervor: der Hüter des Berggipfels. Er reichte ihr seine Hand und lud sie ein, bis zum nächsten Morgen in der Nische, die sein Heim war, zu verweilen, denn die Nächte wären kalt und rau in dieser Höhe. Waren es zuvor Vorsicht und die Erinnerung an die verlorene Freiheit, die sie andere meiden ließ, so fühlte sie nun ein nicht zu erklärendes Vertrauen und willigte schließlich ein, zu bleiben.
Während die Sonne den Himmel farbenprächtig erstrahlen ließ und langsam am Horizont hinter den fernen Bergen versank, saßen die Tochter des Windes und der Hüter des Berggipfels nebeneinander auf jenem Felsvorsprung knapp unterhalb des schneebedeckten Gipfels, umweht von der kühlen, frischen Abendluft. Über ihnen zeigten sich die ersten Sterne am nachtblauen Firmament, Myriaden funkelnder Lichter, die von endlosen Weiten über ihnen kündeten. Die beiden sprachen nicht viel, denn es brauchte keine Worte, um den anderen zu verstehen. Vielmehr teilten sie Erfahrungen, die jene am Boden Verweilenden nur selten erlebten:
Klein zu sein, angesichts dessen, was sich während eines einzigen Atemzugs vor ihnen offenbarte.
Ganz zu sein, als ein Teil dessen, was sie umgab, ob sie es nun mit ihren eigenen Augen erblicken oder es in der Unendlichkeit erahnen konnten.
Geborgen zu sein in der Ewigkeit eines Herzschlags.
Dankbar zu sein für jeden Augenblick dieses Lebens.
Frei zu sein ...
... und jene nur schwer zu erklärende Verbundenheit, die entsteht, wenn man aufhört, festzuhalten.
Am nächsten Morgen breitete die Tochter des Windes wieder ihre Schwingen aus, erhob sich als Adler in die endlosen Weiten des Himmels, hoch über die Wolken und alles andere hinaus.
Auch der Hüter des Berggipfels zog wieder seiner Wege durch die eisige Gipfelwelt. Während seine Lippen schwiegen, verweilten seine Gedanken bei jenem unerwarteten Gast, den der Wind des Lebens in seine Felsnische geführt hatte. Der Wind des Lebens war es auch, dem der Hüter des Berggipfels seinen unausgesprochenen Wunsch anvertraute: Jene zu ihm zurückführen, die zu treffen er nie erwartet hätte.
Als gegen Abend langsam die Schatten länger wurden und Dunkelheit das Land einzuhüllen begann, kehrte die Tochter des Windes zurück zum Hüter des Berggipfels. Keine Leine forderte ihre Rückkehr an diesen Ort, kein goldener Käfig wartete auf sie. Es war ihr Herz, das sie führte, denn es hatte die ersehnte Freiheit der Liebe gefunden, in dieser unscheinbaren Felsnische, ganz oben in der felsigen Steilwand, unterhalb des schneebedeckten Berggipfels.
Vielleicht war es Bestimmung? Vielleicht auch der Wind des Lebens, der sie zurücktrug. Wer weiß?
Die Geschichte der Tochter des Windes half mir, eine Trennung zu verstehen und zu verarbeiten, ohne in Groll zu versinken, indem ich mir bewusst machte, wer ich bin.
Ich erkannte auch, was ich meinem „Geist des Berges“ eines Tages sagen möchte, während wir Seite an Seite in den Sonnenuntergang blicken:
Ich will dich nicht verändern, ich will dich entdecken.
Ich will dich nicht besitzen, ich will mit dir frei sein. Ich will dich nicht dirigieren, ich will dich spüren. Ich will keinen, der nie weint.
Ich will einen, der sich auch mal anlehnt.
Ich will keinen, der nie schwach ist. Ich will...
Erscheint lt. Verlag | 20.5.2021 |
---|---|
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Lyrik / Dramatik ► Lyrik / Gedichte |
ISBN-10 | 3-99125-615-0 / 3991256150 |
ISBN-13 | 978-3-99125-615-1 / 9783991256151 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 3,4 MB
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich