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Ohne Strom - Wo sind deine Grenzen? - Band 2 (eBook)

eBook Download: EPUB
2021 | 11. Auflage
100 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7541-3867-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ohne Strom - Wo sind deine Grenzen? - Band 2 -  Markus Mattzick
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Keine drei Wochen sind seit dem Stromausfall vergangen und die Grenze zwischen 'die' und 'wir' hat sich verschoben. Vom Hunger Getriebene überfallen Umbach und während Malte sich für Humanität einsetzt, kämpfen anderen bereits Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wie gefährlich sind die Freyristen oder sind sie tatsächlich nur ein Teil der Gemeinschaft? Simones Heimweg wird immer schwerer und die Hilfsbereitschaft schwindet. Wird sie ihre Familie jemals wiedersehen? Wie viel Menschlichkeit kann man sich noch erlauben? DAS BUCH: Das mittelhessische Dorf Umbach neunzehn Tage nach dem Blackout. Die Einwohner haben sich mit den neuen Umständen arrangiert, erleben aber immer wieder Rückschläge. Vieles, das vor dem Stromausfall als selbstverständlich angesehen wurde, muss nun mühsam erarbeitet werden. Während Malte mit dem Dorfrat das Dorf durch die Katastrophe führt, droht ihm das Verhältnis zu seinem Sohn zu entgleiten. Jutta steuert nun Kutschen statt eine 767 und beginnt zu ahnen, wie ihr Mann wirklich ist. Simone kann immer noch keinen Kontakt mit ihrer Familie aufnehmen und erlebt Hilfsbereitschaft und abgrundtiefe Rücksichtslosigkeit. Florian ist vordergründig hilfsbereit, nutzt aber rücksichtslos jede Chance zu seinem Vorteil. Lukas kann nicht schnell genug erwachsen werden und zeigt sich offen für das Gedankengut der völkischen Freyristen. Laura wird Ziel von religiös-fanatischen Moralvorstellungen. Wer ist verantwortlich für die brennenden Kreuze? Stecken Frau Armsteiner und ihre Schergen hinter den Angriffen auf Umbach? Was für eine Gesellschaft wird das Dorf aufbauen?

Markus Mattzick wurde 1972 in Gießen geboren und wuchs in Mittelhessen auf. Sobald er lesen konnte, verschlang er Bücher und fing bald damit an, eigene Geschichten zu verfassen. Als Jugendlicher verlegte sich das Schreiben dann auf Berichte für die Schülerzeitung, später für ein Stadtmagazin. Mit seiner Patchworkfamilie lebt er im mittelhessischen Hüttenberg, dem Epizentrum des Handkäs', den er selbst gar nicht mag. Dort liest, schreibt, musiziert er, schaut Serien und Filme, hört Musik und freut sich über die vielen kreativen Einfälle seiner Kinder und seiner Freundin, die sein Leben nie langweilig werden lassen.




Wie so oft wachte Laura vor Gordon auf und schlich sich aus dem Bett. In einem Anflug von Hoffnung nahm sie ihr Handy aus ihrem Nachttischschränkchen. Verstohlen schaute sie nach Gordon, der es nicht bemerken sollte. Sein tiefer und fester Schlaf sorgte dafür, dass er sie nicht erwischte. Sie drückte auf alle Knöpfe des Gerätes und bemerkte, wie ihr die Tränen ins Auge schossen. Auch wenn sie es mittlerweile gut vor ihrer Familie und Gordon verbergen konnte, sie fühlte sich ohne Social Media blind, taub und stumm.

Vorsichtig legte sie das Gerät wieder zurück und ging zur Gästetoilette, die sie, gemeinsam mit Gordon, in eine Komposttoilette umgebaut hatte. Dazu hatten sie die Keramikschüssel entfernt, den Abfluss abgedichtet und ein Holzgestell gebaut, unter dem ein mit Rindenmulch und Stroh gefüllter Eimer gestellt wurde. Das Loch darüber deckten sie mit dem Deckel der alten Toilette ab, vorne befestigten sie eine Blende. Das kleine Geschäft wurde direkt in einen extra Behälter abgeleitet. Die undankbare Aufgabe, den Eimer und den Urinbehälter auf den Komposthaufen in der hintersten Ecke des Gartens zu leeren, wurde reihum von jedem übernommen.

Nachdem sie sich kurz mit kaltem Wasser gewaschen hatte, bereitete sie Frühstück vor. Der Kaffee war in der Woche zuvor ausgegangen und zwei Tage davor die letzte Gasflasche geleert worden. Seitdem nutzten sie Holz, um Wasser und Mahlzeiten zu erhitzen. Laura hatte sich mit den Landfrauen an Kaffee-Alternativen versucht, bisher konnte sie keine davon überzeugen und sie entschied sich für einen Tee.

Nacheinander kamen ihr Vater, ihr Freund und ihr Bruder die Treppe herunter und setzten sich zu ihr. Während Gordon wortlos eine Scheibe Brot und ein Stück Käse aß, erzählte Lukas von Tobias› Bericht und dessen anschließender Festnahme.

Gordon hörte kurz zu kauen auf und kommentierte: »Das wäre das erste Verbrechen im Ort, das aufgeklärt wurde!«

Lukas schaute ihn böse an, ignorierte den Kommentar: »Dirk meinte später, dass Tobias nur Verdächtiger ist und es nur Indizien sind, die gegen ihn sprechen. Wie werdet ihr da vorgehen, Papa?«

Malte wirkte nachdenklich: »Wir müssen uns erst mit dem Rat und den Richtern besprechen. Niemand hatte damit gerechnet, dass es gleich um einen Mordfall geben würde.«

»Ich möchte eine Waffe haben«, sagte Lukas, »die ich ständig bei mir trage.«

»Wir hatten das Thema doch schon«, entgegnete Malte und Laura fand, dass er dabei unnötig aggressiv klang. »Ich habe nichts dagegen, wenn du unter Aufsicht den Umgang mit Waffen lernst, aber ich möchte nicht, dass du eine mit dir trägst. Und versuche gar nicht erst, Dirk oder dem Major Honig um den Mund zu schmieren, ich werde mit beiden sprechen!«

»Wenn du meinst, dass du das machen musst.« Lukas stand auf, ging zur Haustür hinaus und knallte sie mit Wucht zu.

Malte wollte seinem Sohn folgen, doch Laura stellte sich ihm in den Weg: »Wo willst du hin?«

»Was soll die Frage?« Er versuchte erst links, dann rechts an ihr vorbei zu kommen, aber sie blockierte ihn geschickt. »Das kann ich ihm nicht durchgehen lassen.«

»Sprich mit Dirk und spreche heute Abend noch mal mit Lukas«, vermittelte sie. »Wenn du ihm jetzt hinterherläufst, werdet ihr euch richtig in die Haare bekommen. Gib ihm ein wenig Zeit. Und behandle ihn nicht ständig wie ein kleines Kind.«

»Er ist ein Kind!« Malte verhielt sich trotzig und Laura musste lächeln.

»Und wer verhält sich hier wie ein Junge?« Sein Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er sich erwischt fühlte. »Unser Ort ist kurz davor, Menschen hinzurichten. Menschen wurden auf den Feldern vor dem Dorf getötet, weil sie auf der Suche nach etwas zu Essen sind. Wenn Lukas Kind sein will, dann wird er versuchen, sich die Zeit zu nehmen. Aber er möchte ein ›Mann‹ sein und wünscht sich, von dir ernstgenommen zu werden.«

»Wir haben dieses Gespräch schon mal geführt.« Ihr Vater war gleichzeitig genervt und schien sich schuldig zu fühlen. »Es ist auch für mich nicht einfach! Meine Frau ist da draußen, wo Menschen für ein wenig Essen töten!

Und es ist gefährlich geworden, viel gefährlicher. Ich …«

Ihr Vater machte eine Pause, seine Augen füllten sich mit Tränen und er atmete mehrmals tief durch: »Ich möchte ihn doch nur beschützen.«

Laura nahm ihn in den Arm und er ließ sich fallen.

Nach einer Weile löste er sich aus ihrer Umarmung: »Danke, es geht schon wieder. Was habt ihr heute vor?«

»Die Pastorin und der Pfarrer haben diesen Sonntag als arbeitsfrei durchgesetzt!«, erinnerte ihn Laura. »Der erste seit dem Stromausfall! Auf den Feldern braucht es nur wenige Leute und das Wetter ist doch bombastisch! «

»Der Bademeister hat das Freibad zum Schwimmen freigegeben«, freute sich Gordon. »Bisher scheint das Wasser nicht umgekippt zu sein. Wir wollen die Chance nutzen, bevor es der zweite Löschwasserteich wird.«

»Passt auf, dass ihr keinen Sonnenbrand bekommt«, ermahnte Malte.

Kurze Zeit später hatte Laura eine Tasche für Gordon und sie selbst gepackt, die er, ganz Gentleman, zum Schwimmbad trug. Das Geläut beider Kirchen rief die Gläubigen zum Gottesdienst und Laura staunte einerseits, wie viele Menschen dorthin unterwegs waren, andererseits, dass sich viele, trotz der warmen Temperaturen, für den Gottesdienst Anzüge und Krawatten angezogen hatten.

»Krisen treiben Menschen dem Glauben zu«, kommentierte Gordon die Kirchgänger. »Als ob das ihnen helfen würde.«

»Wenn es den Menschen hilft, sich besser zu fühlen, ist es doch nicht verkehrt«, entgegnete Laura,

»Das machen sie nicht«, reagierte Gordon gereizt, »und ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, wie ausgerechnet du das verteidigen kannst.«

»Wieso ausgerechnet ich?«

»Funktioniert die Verdrängung bei dir so gut?«, warf Gordon ihr vor. »Es sind solche Leute, die dich Hure genannt haben und aus der Kinderbetreuung rausdrängen wollen.«

»Ein paar Idioten gibt es überall«, entgegnete Laura, »und für die können doch die anderen nichts. Und dieser Johannes Orloff hat nichts mit den Kirchen zu tun, der ist nur ein Spinner!«

»Wo wir von ›den anderen‹ reden, dort kommen sie.« Gordon deutete auf eine Gruppe, die ihnen entgegenkam.

Laura sah Orloff, der schien sie ebenfalls erkannt zu haben. Die Gruppe, die bisher in Zweier- und Dreierreihen gelaufen war, fing an, sich auf der Straße breitzumachen. Es war offensichtlich, dass sie Laura und Gordon den Weg blockieren wollten. Etwa drei Meter vor ihnen blieben sie stehen, verhakten die Arme ineinander und sperrten so die ganze Straße ab.

Laura und ihr Freund gingen die restlichen Schritte auf die Menschenkette zu und stellten sich direkt vor Johannes Orloff.

Gordon überragte ihn und schaute auf ihn herunter: »Würden Sie uns durchlassen? Sie stehen uns im Weg!«

Der Mann blickte Gordon in die Augen und spuckte vor ihm auf den Boden: »Die Sünde hat hier in Umbach nichts zu suchen!«

Laura widerte das Verhalten des Mannes an und sie wollte ihm etwas entgegnen, doch Gordon kam ihr zuvor: »Wissen Ihre Eltern, wie sie sich hier benehmen? Glauben Sie, Ihr Verhalten würde Ihrem >Jesus‹ ge ...«

»Schweig, du Sünder, nimm den Namen des Herren nicht in den Mund!«, schnitt Orloff ihm schroff das Wort ab.

»Nein«, Gordon baute sich in voller Größe auf, spannte die Muskeln an, Laura war erstaunt, dass der Mann sich davon nicht einschüchtern ließ. »Sie haben weder mir noch sonst jemandem zu erzählen, wann er zu schweigen hat.«

Er hob drohend den Finger und deutete auf die Stirn des Mannes: »Ich weiß nicht, was bei Ihnen falsch läuft, würde es aber begrüßen, wenn Sie uns jetzt aus dem Weg gehen.«

Der Mann neben Orloff griff nach Gordons Unterarm, doch seine Reflexe waren schnell, er wich aus und ergriff seinerseits den Arm seines Gegners: »Ja? Wollen Sie wirklich Körperkontakt?«

»Ist gut«, wies Orloff seinen Nachbarn an, »wir lassen die Hure und den Sünder …«

»Wenn Sie Spinner meine Freundin noch einmal Hure nennen«, hob Gordon die Stimme an, »dann …«

»Dann?« Er wartete darauf, dass er etwas weiteres sagen würde, Laura erkannte, dass Gordon nicht wusste, wie er den Satz beenden sollte.

Sie kannte das aus der Arbeit in der KiTa, da ging es ihr öfter so.

Gordons Blick drückte wohl Entschlossenheit aus, ihre Gegner traten zur Seite: »Der Herr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht; was können mir Menschen tun?«

»Psalm 118?«, überraschte Gordon Laura und anscheinend auch Orloff mit Bibelkenntnissen.

Der legte nach: »Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!«

»Matthäus 3?« Gordon lieferte sich ein Blickduell mit seinem Gegenüber.

»Jetzt ist es gut«, reagierte Laura. »Vielleicht sollten Sie einen Psychiater aufsuchen!«

Die beiden drängten sich durch die kleine Lücke und setzten ihren Weg zum Freibad fort. Aus dem Hintergrund konnten sie Orloff rufen hören: »Wir lassen es nicht zu, dass unsere Gemeinschaft wegen eurer Sünden leiden muss!«

Gordon wollte sich umdrehen, doch Laura hielt ihn davon ab: »Lass uns einen schönen Tag im Schwimmbad haben und die Spinner labern.«

»Wie kannst du nur so ruhig bleiben?« Sie bemerkte, wie er sich langsam wieder entspannte.

»Ich bin es nicht«, gestand Laura, »aber ich glaube nicht, dass man mit diesen Menschen reden kann. Woher kanntest du die Bibelstellen?«

»Und dann sollen wir denen das durchgehen lassen?« Gordon ballte seine Fäuste. »Ich habe es satt, wie sich manche Menschen verhalten. Und die Bibelstellen: Es ist...

Erscheint lt. Verlag 3.7.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Blackout • Katastrophenthriller • Krisenvorsorge • Mittelhessen • ohne Strom • Postapokalyptische Dystopie • Stromausfall
ISBN-10 3-7541-3867-7 / 3754138677
ISBN-13 978-3-7541-3867-0 / 9783754138670
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