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Ohne Strom - Wo sind deine Grenzen? - Band 1 (eBook)

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2021 | 4. Auflage
100 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7541-3173-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ohne Strom - Wo sind deine Grenzen? - Band 1 -  Markus Mattzick
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Unsere moderne, zivilisierte Gesellschaft scheint in sich so fest verankert zu sein, wie man es sich nur wünschen kann. Wenige Tage eines unerklärlichen landesweiten Stromausfalls reichen jedoch aus, diese hauchdünne Decke zu zerreißen. Zuvor lapidare Selbstverständlichkeiten werden schnell zu einem gefährlichen Abenteuer. Malte bemerkt bereits frühzeitig, dass viele Gefahren auf seine Familie und sein Dorf lauern. Simone befindet sich hingegen in Hamburg und begibt sich auf einen lebensgefährlichen Fußmarsch quer durch Deutschland. 400 endlos lange Kilometer trennen sie von ihrer Familie. Die Frage ist nicht, ob sie Skrupel haben, für ihr Überleben zu kämpfen - sondern vielmehr, ob sie skrupellos genug sind. DAS BUCH: Das mittelhessische Dorf Umbach an einem Sommernachmittag. Der Strom fällt aus und die meisten glauben erst an eine vorübergehende Störung. Schnell wird klar, dass es kein gewöhnliches Ereignis ist: Auch Batterien und Akkus funktionieren nicht mehr und es entwickelt sich ein Albtraum. Die Versorgung mit Nahrung und Trinkwasser bricht zusammen, die Kommunikationsnetze sind ausgefallen. Malte versucht, seine Familie und sein Dorf durch die Krise zu bringen und merkt schnell, dass er zwischen Magen und Moral entscheiden muss. Jutta befindet sich in einer 767, als der Strom ausfällt. Simone sitzt nach dem Blackout in Hamburg fest und hat keine Möglichkeit, Kontakt mit ihrer Familie in Mittelhessen aufzunehmen. Sie macht sich zu Fuß auf den 400 Kilometer langen und gefährlichen Weg nach Hause. Florian überwacht während einer Herz-OP die Herz-Lungen-Maschine, als das Stromnetz und die Notstromsysteme im Krankenhaus ausfallen. Lukas befindet sich in einem Wetzlarer Einkaufszentrum und wird Zeuge eines großen Verkehrsunfalls. Laura bemerkt schnell, dass sie mit dem plötzlichen Verlust ihres Smartphones nicht zurechtkommt. Wann wird Hilfe von außen kommen? Gibt es überhaupt ein »außen«?

Markus Mattzick wurde 1972 in Gießen geboren und wuchs in Mittelhessen auf. Sobald er lesen konnte, verschlang er Bücher und fing bald damit an, eigene Geschichten zu verfassen. Als Jugendlicher verlegte sich das Schreiben dann auf Berichte für die Schülerzeitung, später für ein Stadtmagazin. Mit seiner Patchworkfamilie lebt er im mittelhessischen Hüttenberg, dem Epizentrum des Handkäs', den er selbst gar nicht mag. Dort liest, schreibt, musiziert er, schaut Serien und Filme, hört Musik und freut sich über die vielen kreativen Einfälle seiner Kinder und seiner Freundin, die sein Leben nie langweilig werden lassen.




Simone wachte orientierungslos auf. Nur langsam kamen die Erinnerungen zurück: Hamburg, Stromausfall, Arne und sie waren Gäste von Helge, einem Mitarbeiter eines Kunden ihrer Bank, der so nett war, ihnen eine Bleibe anzubieten. Sie stand auf, stellte sich ans Fenster, zog die Vorhänge zur Seite und warf einen Blick heraus. Vereinzelt waren Menschen unterwegs, einige mit Fahrrädern, viele mit vollgepackten Rucksäcken. Eine eindeutige Richtung war nicht auszumachen und man hatte sich schnell daran gewöhnt, die ganze Straße zu nutzen.

Sie spürte ein dringendes Bedürfnis und öffnete leise die Tür zum Wohnzimmer, um festzustellen, dass die Herren wach waren und Helge Kaffee gezaubert hatte.

Der Duft hätte ihr schon vorher auffallen müssen und ihr fragender Blick veranlasste ihren Gastgeber zur Anmerkung: »Campingkocher auf dem Balkon. Ach ja und guten Morgen!«

»Guten Morgen«, erwiderte Simone, »ich müsste mal für kleine Königstiger.« Sie huschte ins Badezimmer. Als sie zurückkam, stand eine Tasse Kaffee für sie bereit.

»Milch oder Zucker?« Helge hielt ihr beides hin.

»Schwarz wie ihre Seele«, kam ihr Arne zuvor. Sie warf ihm einen gespielt bösen Blick zu, auf den er mit dem Herausstrecken der Zunge reagierte.

»Sehr seriös geht es in eurer Bank wohl nicht zu«, kommentierte Helge grinsend.

Simone umklammerte die Kaffeetasse mit beiden Händen, nahm einen Schluck und schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen über die Tasse an: »Du hast ja keine Ahnung!«

»Wie du bereits bemerkt hast, ist der Strom nicht wieder da«, erklärte Helge. »Es wäre gut, die Stadt zu verlassen.«

»Wegen eines Stromausfalls?«, frage Arne.

Helge holte Luft: »Es dürfte jetzt etwa acht Uhr morgens sein, genau weiß ich das nicht, weil ich nicht eine einzige Uhr habe, die stromlos läuft. Der Ausfall war gestern kurz vor sechs. Damit sind das schon vierzehn Stunden. Die Trinkwasserversorgung scheint direkt mit ausgefallen zu sein, der Druck auf den Wasserleitungen kann sicher ohne Pumpen nicht gehalten werden. Das mit dem Strom alleine wäre nicht so gravierend, das fehlende Wasser ist ein mehrfaches Problem: So ein Brand wie gestern Abend ist nicht zu löschen. Was passiert, wenn es weitere Brandherde gibt? Das nächste Thema ist Hygiene. Wir haben zwar ein wenig Wasser in der Gießkanne, aber wie spült man ohne? Und selbst alleine für mich würde mein Trinkwasservorrat keine Woche halten. Ähnlich wie bei den Lebensmitteln bin ich von der ›Just-In-Time‹-Lieferkette des Einzelhandels abhängig.«

Simone grübelte: »Die Großstadt wird zur Todesfalle. Nicht lange und jeder wird versuchen, herauszukommen.«

»Mal ganz langsam, wir sind hier in Deutschland Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts«, versuchte Arne zu beruhigen. »Der Staat wird doch für solche Krisen vorgesorgt haben.«

»Sicherlich«, überlegte Helge, »aber wenn auch bei den Katastrophendiensten sämtliche Elektronik ausgefallen ist, läuft die Kommunikation nicht. Das erschwert die Koordination.«

»Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott?«, fasste Arne zusammen.

»Ich hoffe nicht.« Helge hatte viel nachgedacht. »Ich glaube, dass das Wenige, was in der Stadt ist, schnell verbraucht sein wird, weil zu langsam nachgeliefert wird. Wenn überhaupt nachgeliefert wird. Und dann wird es Streit um das geben, was noch da ist.«

»Also raus aufs Land«, stimmte Arne zu. »Es wird viele geben, die die gleiche Idee haben. Das direkte Umland wird schnell überfüllt sein.«

»Sollten wir schauen, ob nicht doch ein Zug fährt?«, schlug Simone vor.

»Einen Versuch ist es wert, ich habe zwei große Trekkingrucksäcke von meiner Freundin und mir hier und einen kleinen Rucksack, da können wir so viel Getränke mitnehmen, wie wir tragen können«, plante Helge.

Simone schaute an sich herunter. Sie hatte nur das T-Shirt und einen Slip an, den man wegen der Länge des Hemds nicht sah. Nicht dass sie etwas zu verstecken hätte, aber reisefertig war sie definitiv nicht: »Ich habe ein Problem, denn ich habe nur die High Heels und das Kostüm dabei.«

Helge musterte sie kurz: »Da Arne ungefähr meine Größe hat, kann er Klamotten und ein paar Turnschuhe von mir haben. Schaue Du mal in den Karton rechts neben dem Schreibtisch, da sind Sachen von meiner Ex drin. Nimm dir, was du brauchst.«

Simone wechselte in das Büro, fand und öffnete den beschriebenen Karton und wühlte sich durch. Helges Ex-Freundin schien etwas größer als sie selbst zu sein, sodass die Kleidung ein wenig zu weit sein würde, aber definitiv tragbar. Sie nahm sich ein T-Shirt, einen Kapuzenpulli und eine Jeans heraus, zog das an und ging ins Wohnzimmer.

»Bist du geschrumpft«, neckte Arne sie, relativierte aber sofort, »Nein, das fällt kaum auf, ist halt etwas ungewohnt, wenn man dich sonst überwiegend im Kostüm oder Hosenanzug kennt.«

Arne hatte ein ähnliches Outfit von Helge bekommen und war dabei, sich die Schuhe zu binden.

»Hättest du Zahnbürsten?«, frage sie ihren Gastgeber.

»Ja, hole ich dir gleich.« Er hatte angefangen, Getränkeflaschen, Klamotten und gut tragbare Lebensmittel auf dem Wohnzimmertisch zu sammeln. »Steht dir gut! Nimm dir am besten eine zweite Garnitur mit.«

Er betrat den Flur und sie hörte, wie er in dem großen Schrank wühlte. Kurz darauf kam er mit den drei versprochenen Rucksäcken wieder zurück. Simone hatte die Zeit genutzt und eine zweite Jeans, einen weiteren Kapuzenpulli und ein paar T-Shirts geholt. Dann hatte sie eine Jeansjacke gefunden, die zwar abgenutzt aussah, aber eine andere Jacke war im Karton nicht zu finden.

»Schuhe und Socken waren keine dabei, die hat deine Ex nicht zufällig woanders liegen lassen?«, hoffte Simone.

Helge schüttelte den Kopf: »Nein. Alles, was von ihr noch hier ist, ist in den beiden Kartons und im zweiten sind weder Kleidung noch Schuhe. Aber wir können eine Nachbarin fragen.«

Simone hatte ein ungutes Gefühl: Erst waren sie auf die Hilfe von Helge angewiesen, ›plünderte‹ die Kleiderkiste von dessen Ex-Freundin und sollte nun bei einer wildfremden Frau um Schuhe betteln.

»Ach komm schon.« Helge schien Gedanken zu lesen. »Du würdest in so einer Situation auch helfen, oder? Komm mit, hoffentlich ist sie überhaupt da.«

Gemeinsam stiegen sie ein Stockwerk tiefer. Helges Finger war an der Klingel, er zögerte, zuckte mit den Schultern: »Gewohnheit!«

Statt zu klingeln, klopfte er an die Tür und wartete auf eine Reaktion. Simones Blick fiel auf das kleine Schuhregal neben der Wohnungstür, auf dem Turn- und Straßenschuhe einer ganzen Familie standen.

Nachdem sie eine Weile gewartet hatten, musterte Helge das Regal: »Könnten dir die Turnschuhe da passen?«

Tatsächlich schienen sie die richtige Größe zu haben: »Ich kann mir die Schuhe nicht ungefragt nehmen.«

Helge ignorierte ihren Protest: »Ich schreibe ihr gleich einen Zettel und schiebe den unter der Tür durch und du nimmst dir jetzt die Schuhe, keine Widerrede.«

Sie nahm die Turnschuhe und zog sie an. Genau wie die Kleidung waren sie etwas zu groß, aber besser, als in den High Heels zu laufen. Zurück in der Wohnung packten sie die Rucksäcke. Dabei entpuppte sich Helge als wahrer Künstler und Simone erwartete, dass genau wie beim Tetris die ein oder andere Lage verschwand.

Als sie ihr Kostüm verpacken wollten, winkte Helge ab: »Das lassen wir hier und wenn es sich wieder normalisiert hat, holt ihr das ab oder ich schicke es euch mit der Post. Wir nehmen nur das mit, was wir brauchen.«

Er verfasste den Brief an die Nachbarin, Helge und Arne nahmen die großen, Simone den kleinen Rucksack und sie verließen die Wohnung. Ihr Gastgeber verschloss die Tür, zögerte kurz, folgte den anderen dann die Treppe herunter und schob den Brief unter der Tür der Nachbarn durch.

Nach kurzer Zeit erreichten sie den Block, in dem am Abend vorher das Haus gebrannt hatte. Der Brand hatte sich durch den halben Häuserblock gefressen, viele Gebäude standen noch in Flammen und die Hitze schlug ihnen entgegen. Vereinzelt hatte man es geschafft, einige Wohnungen zu räumen, aber das Gerümpel auf der Straße hatte ebenfalls Feuer gefangen.

»Mein Gott, der komplette Block wird abbrennen, man müsste Häuser sprengen.« Arne wirkte entsetzt. Wegen der Hitze nahmen sie einen Umweg und gelangten zum Bahnhof.

Die Menge auf dem Vorplatz war größer als am Vortag, es fehlte jede Spur von Sicherheitskräften und Bahnpersonal. Schnell wurde deutlich, dass der Bahnbetrieb eingestellt war, und hier und dort hörte sie Menschen Städtenamen rufen: »Flensburg? Wer will nach Flensburg?«

»Berlin! Berlin!«

»Bremen! Bremen!«

Es war ein einziges Durcheinander, trotzdem schaffte es Arne »Hannover! Wer will nach Hannover!« herauszuhören.

Sie folgten dem Ruf, bis sie vor einem leicht rundlichen Dreißigjährigen standen, der laut »Hannover! Hannover!« wiederholte.

»Hallo, ich bin Simone, das sind Arne und Helge, wir wollen nicht nach Hannover, aber zumindest in die Richtung.«

»Hallo Simone«, unterbrach der Ausrufer sich selbst, »ich bin Fabian, komme aus Hannover und möchte da auch hin … und am besten nicht alleine.«

Sie überlegte, ob eine Großstadt ein geeignetes Endziel war: »Hat sich bisher sonst niemand gefunden?«

»Doch, die paar Leute dort drüben beim Blumenkübel«, deutete er in die Richtung, »haben den gleichen Weg. Ich versuche, ein paar mehr zu finden.«

»Ich habe eine Idee!« Helge nahm seinen Rucksack ab, entfernte ein Wahlplakat, das an einem nahe gelegenen Laternenpfahl hing und auf einem Pappkarton...

Erscheint lt. Verlag 12.6.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Blackout • Katastrophenthriller • Krisenvorsorge • Mittelhessen • ohne Strom • Postapokalyptische Dystopie • Stromausfall
ISBN-10 3-7541-3173-7 / 3754131737
ISBN-13 978-3-7541-3173-2 / 9783754131732
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