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Ferris & Ich - Verrückt werden für Fortgeschrittene (eBook)

Roman

****

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
252 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98864-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ferris & Ich - Verrückt werden für Fortgeschrittene -  Simon Wasner
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Eine urkomische Geschichte über einen Lehrer, der sein Unterbewusstsein plötzlich persönlich kennenlernt. Für Leser:innen, die mal wieder herzhaft lachen wollen und die Geschichten von David Safier, Joey Goebel und Tommy Jaud lieben »Die beiden sind ein komisches Gespann, wie sie da durch die Innenstadt nach Hause laufen. Wahrscheinlich, weil einer von ihnen nur für den anderen sichtbar ist und der sich wirklich, wirklich merkwürdig vorkommt.« Lars ist pragmatisch - und ganz schön langweilig. Als Physiklehrer wird er nicht ernst genommen, selbst sein bester Freund Dirk macht sich ständig über ihn lustig. Und dann hat ihn seine Frau Kati auch noch erst betrogen und dann verlassen. Was tut Mann nun, wenn wieder sturmfreie Bude ist? Richtig. An einer Studie für ein Medikament gegen Reizdarm teilnehmen. Dumm nur, wenn dieses Medikament plötzlich zu einer verrückten, sehr nervtötenden Begleiterscheinung führt: Lars' Unterbewusstsein personifiziert sich zu ... einem zweiten Lars! Der Doppelgänger, nun auf Ferris getauft, will Lars' Leben verbessern - und macht damit alles nur schlimmer! »Lustig, skurril, nachdenklich machend... es ist nicht nur zum Lachen. Eine schöne Lektüre.« ((Leserstimme auf Netgalley)) »Als Urlaubsleküre zum Abschalten und Lachen ganz gut geeignetes Buch.« ((Leserstimme auf Netgalley))

Simon Wasner wurde 1987 in Karlsruhe geboren und studierte Lehramt in Freiburg im Breisgau, Basel und Rennes. Er unterrichtet Deutsch, Geschichte, Religion und Psychologie. Im Januar 2018 erschien sein Debütroman »Mein Leben und andere Reinfälle«. 2021 folgte sein Einstand bei Piper mit der Komödie »Ferris und Ich. Verrückt werden für Fortgeschrittene.« 2023 folgte die Krimikomödie »Ablage Mord«, die nun mit dem neuesten Roman ihren logischen Nachfolger findet: Ein spannender Krimi voll schwarzem Humor vor der spektakulären Kulisse der Schweizer Alpen.  In seiner Freizeit versucht Simon Wasner, meist vergeblich, sein Umfeld von der literarischen Qualität von Raptexten zu überzeugen. 

Simon Wasner wurde 1987 in Karlsruhe geboren und studierte Lehramt in Freiburg im Breisgau, Basel und Rennes. Er unterrichtet Deutsch, Geschichte, Religion und Psychologie. Im Januar 2018 erschien sein Debütroman "Mein Leben und andere Reinfälle". In seiner Freizeit versucht er, meist vergeblich, sein Umfeld von der literarischen Qualität von Raptexten zu überzeugen.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag


Lars ist der Typ Mann, der so überlebensfähig ist, dass es schon wieder langweilig wird. Er ist die Verkörperung eines Lebensgefühls, das mit praktisch am besten umschrieben wäre. Das bedeutet konkret: Outdoorjacke von Jack Wolfskin, Funktionshosen mit unendlich vielen Seitentaschen, atmungsaktive und enorm hässliche beigegraue Wanderschuhe mit atmungsaktiven Einlegesohlen. Wenn er neue Leute kennenlernt, dann haben die in der Regel nach zehn Minuten vergessen, wie er aussieht und wie er heißt. Dabei gibt es durchaus Dinge an ihm, die man als markant bezeichnen könnte, nur heißt markant leider nicht immer automatisch etwas Gutes.

Da wäre zum Beispiel sein Vollbart: Lars’ natürliche Haarfarbe ist eigentlich rotblond, aber das ist in den letzten Jahren immer mehr einem aschfahlen Grau gewichen, das sich in unkoordinierten Flecken hier und da durch das Rot frisst und ihm schon das zweifelhafte Kompliment eingebracht hat, er sähe aus, als habe er »eine ansteckende Mittelalterkrankheit«. Damals hat der ganze Raum gelacht, und Lars hatte keine Ahnung, warum. Er versteht auch nicht, warum irgendjemand etwas gegen Wanderhosen mit Seitentaschen einzuwenden haben sollte. Lars kann seine Autoreifen selbst wechseln, einen Elektroherd an den Starkstrom anschließen, ohne einen Handwerker rufen zu müssen, und kennt den Unterschied zwischen Stahl- und Holzbohrern. Noch dazu ist er höflich, zurückhaltend, hilfsbereit. Echte, altmodische Tugenden, hatte seine Mutter das früher immer genannt. Nur scheinen diese Tugenden seit geraumer Zeit leider niemanden mehr zu interessieren.

Lars muss pinkeln und steht mit Schwung aus dem Bett auf, die Augen lässt er geschlossen, dann kann er gleich wieder besser einschlafen. Seine Wohnung kennt er in- und auswendig und weiß deswegen, wo er welchen Schritt zu machen hat, damit er nicht anstößt. Seine Frau Kati findet das gruselig. Fand das gruselig. Oder findet? Immerhin ist sie ja nicht tot, nur ausgezogen. Aber was heißt schon nur. Lars findet den Weg den Flur entlang wie immer zielsicher, er weicht sogar an Stellen aus, an denen die Möbel standen, die sie letzte Woche mitgenommen hat. Das sieht dann doch ziemlich lächerlich aus. Ein nicht mehr ganz so junger Physiklehrer, der mit nackten Füßen im Dunkeln Möbeln ausweicht, die da gar nicht mehr stehen. Aber Lars braucht die Routine, selbst dann, wenn nichts mehr so ist, wie es mal war.

Kati hat ihm in ihrem Abschiedsbrief eine Menge Dinge vorgeworfen, die er nicht versteht. Dass sie ihn mal geliebt habe, jetzt aber glaube, ihn gar nicht mehr zu kennen, dass er so langweilig geworden sei. Das sieht Lars übrigens nicht so. Wenn, dann war er schon immer langweilig, und es ist ihr erst jetzt aufgefallen. Dann ist das aber auch nicht sein Problem. Hat er gedacht, aber natürlich nicht gesagt. Er ist kein besonders konfrontativer Typ. Eigentlich geht er unangenehmen Situationen immer aus dem Weg, was leider aber auch bedeutet, dass Kati jetzt wahrscheinlich denkt, mit ihrem Brief voll ins Schwarze getroffen zu haben. Sie hat ihm zum Beispiel darin vorgeworfen, dass er im Großen und Ganzen nicht besonders männlich sei. Wie um diesen Punkt zu unterstreichen, hat sie sich jetzt schon Ersatz für ihn besorgt, einen aufgepumpten Fitnesstypen mit solariumgebräunter Haut und ohne Mittelalterflecken im Bart. Der hat ihr auch geholfen, die Möbel rauszutragen und ein paar Sachen zu vermessen. An der Art und Weise, wie er sich dabei angestellt hat, konnte Lars sehen, dass er vermutlich nicht imstande ist, einen Autoreifen zu wechseln oder einen Herd anzuschließen. Aber auch diese Dinge scheinen heutzutage keine Rolle mehr zu spielen. Natürlich hat Lars mal wieder nichts gesagt. Hat ihnen sogar noch geholfen, die Kommode abzukleben, was, je nach Sichtweise, entweder von enormer Größe oder ganz schöner Versagerhaftigkeit zeugt. Sein bester Freund Dirk hat danach gesagt, er habe ja wirklich einen an der Klatsche, der Schlampe auch noch zu helfen, ihren Scheiß runterzutragen, und da sind seine ohnehin schon merkwürdig geformten Blumenkohlohren rot angelaufen und er hat nur geantwortet, er finde, das sei zu hart formuliert.

Lars schwitzt übrigens gerade, und ihm ist übel, das könnte an den Medikamenten von der Studie liegen, aber weil man ihm das vorher mitgeteilt hatte, ist er deswegen nicht beunruhigt. Kein Grund, die Augen aufzumachen, jedenfalls. Komisch nur, dass er das Gefühl hat, geblendet zu werden. Als ob da irgendwo ein Licht angeschaltet wäre, aber das kann nicht sein, er hat es ja nicht angemacht, und die von ihm mit viel Aufwand installierte Automatik funktioniert natürlich nicht so, wie sie soll. Je näher er der Toilette kommt, desto heller wird der Lichtschein, er muss sich regelrecht konzentrieren, die Augen geschlossen zu halten. Lars seufzt. Dann öffnet er eben doch die Augen. Da, tatsächlich. Im Bad brennt Licht. Das muss er nach dem Zähneputzen angelassen haben. Sieht ihm nicht besonders ähnlich, wenn er etwas nicht mag, dann ist das die Verschwendung von solidem Wechselstrom. Vielleicht lag das auch an den Medikamenten? Er zuckt mit den Achseln. Und dann passieren einige Dinge sehr schnell hintereinander, die absolut keinen Sinn ergeben.

Lars schaltet von außen das Licht aus, was dazu führt, dass irgendjemand auf seiner Toilette protestierend »Hey!« ruft, was wiederum dazu führt, dass Lars das Licht wieder anschaltet und das Badezimmer betritt. Er schaut sich um und sieht … sich selbst? Tatsächlich! Seelenruhig auf der Toilette sitzend und in einer Zeitschrift blätternd. Vor Schreck muss er laut aufschreien.

»Lars, Mensch!«, ruft der andere Lars. »Musst du so laut schreien? Weißt du eigentlich, wie spät es ist?«

»Wer bist du?«, ruft Lars jetzt etwas leiser, weil er es gewohnt ist, ständig auf alles und jeden Rücksicht zu nehmen. Anscheinend immer noch zu laut.

»Alter! Ernsthaft jetzt. Hör bitte auf, hier rumzuschreien. Mein Name ist, wie du unschwer hättest erkennen können, auch Lars.«

»Erkennen?«, stammelt Lars.

Der andere … Lars (?) hält sich die Hand vors Gesicht.

»Du meine Güte, Lars«, sagt er genervt, »ist dir etwa nicht aufgefallen, dass wir beide ab-so-lut identisch aussehen? Hm? Nur weil Kati dich verlassen hat, musst du doch nicht deinen gesunden Menschenverstand an der Tür abgeben. Davon abgesehen, dass du ihr wirklich keine Träne mehr nachweinen solltest, nach allem, was sie so die letzte Woche über bei Instagram gepostet hat.«

»Sie ist doch erst vor zwei Tagen ausgezogen«, wirft Lars jetzt beinahe flüsternd ein und kann dabei immer noch nicht fassen, dass er sich auf eine Unterhaltung mit einer Halluzination eingelassen hat, denn es kann hierfür nur eine logische Erklärung geben: Das ist sicher alles eine Einbildung, gespeist aus einer echt miesen Woche, emotionaler Überforderung und noch nicht für den Markt zugelassenen Medikamenten. Er blinzelt mehrmals, reibt sich die Augen, aber die Einbildung verschwindet nicht. Dafür ist sie, das muss er zugeben, wirklich täuschend echt. Da sitzt, ein Wissenschaftsmagazin (»Astronomie – Spaß mit Sternen«) in der Hand, tatsächlich eine Art Lars-Doppelgänger auf der Toilette: mit verstrubbelten Haaren und seinem heißgeliebten, furchtbar verwaschenen Schlaf-Shirt, auf dem die Schrödingergleichung abgedruckt ist und das Kati immer »Die Definition von Unsexyness« genannt hat. Nur ein winziges Detail will nicht ins Bild passen, und das verrät Lars, ganz Wissenschaftler eben, dass das hier alles nicht wirklich passiert: Die Halluzination hat eine riesige Narbe quer über der Stirn, die frisch vernäht aussieht und tiefrot zu pulsieren scheint. Lars hatte schon seit Ewigkeiten keine derartige Verletzung mehr, dafür ist er viel zu vorsichtig. Kati hätte statt vorsichtig vermutlich langweilig gesagt, aber Lars fand nicht, dass man sich unbedingt verletzen musste, um sich selbst etwas zu beweisen. Zumal sie selbst nun auch nicht besonders waghalsig war.

»Ich glaube, ich gehe dann einfach zurück ins Bett«, sagt Lars und beschließt, diese unsinnige Sache nicht weiter zu beachten.

»Was? Jetzt? Einfach so? Du warst doch noch nicht mal pinkeln!«, ruft der andere Lars protestierend. Lars ignoriert ihn. Er schließt die Tür, knipst das Licht aus und schlurft auf nackten Füßen zurück ins Schlafzimmer. Vielleicht träumt er auch nur und muss gar nicht auf die Toilette. Zurück ins Schlafzimmer, ins Bett, Augen zu und …

»Können wir uns bitte wie vernünftige Menschen unterhalten, ohne dass du mich ignorierst? Ich muss ja schon sagen, bei diesem einen Punkt hat Kati in ihrem Brief wirklich recht gehabt: Du bist ein Stoffel!«

Lars schaltet das Licht an. Jetzt sitzt die Halluzination auf dem Korbstuhl in der Ecke und hat sich in eine Decke eingewickelt. Lars’ Herz beginnt heftig zu klopfen. So langsam ist das doch nicht mehr normal, und außerdem …

»Keine Sorge, ich hab mir nach meinem großen Geschäft die Hände gewaschen«, ruft die Halluzination so vergnügt wie frech. »Also, hörst du mir jetzt endlich zu? Und bitte lauf nicht gleich in die Küche, ich habe, wie du siehst, keine Schuhe an, und mir ist es auf den Fliesen zu kalt.«

Lars wollte gerade wirklich in die Küche gehen, sich einen Tee kochen und ein bisschen Wasser ins Gesicht spritzen. An Schlaf ist ja im Moment anscheinend nicht mehr zu denken. Aber weil er es unangenehm findet, dass die Einbildung das weiß, lässt er es bleiben, richtet sich im Bett auf und sagt: »Also schön: Was gibt es? Bist du ein Albtraum? Eine Einbildung, um mit der Einsamkeit klarzukommen? Fieberwahn? Was auch immer es ist, ich glaube nicht, dass ich es nötig habe, und mir wäre es...

Erscheint lt. Verlag 29.7.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte bücher zum lachen • Geschenkbücher für Männer • Humor • humorvolle Sinnsuche • humorvolle Unterhaltung • Klugscheißer Royale • Lehrer Romane • lustige bücher für männer • lustiger Roman • Nach dem Tod gleich links • Roman • Romantic Comedy • Schwarzer Humor • Selbstfindung • Sinnsuche • Unterbewusstsein
ISBN-10 3-492-98864-4 / 3492988644
ISBN-13 978-3-492-98864-3 / 9783492988643
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