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Dorian Hunter 72 - Horror-Serie (eBook)

Gefangen in den Bleikammern

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-1098-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 72 - Horror-Serie - Neal Davenport
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»In letzter Zeit steckt hinter allem und jedem Hekate«, meinte Coco spöttisch. »Weshalb hasst sie dich so, Dorian? Nach allem, was ich bisher von ihr weiß, hat sie eigentlich keinen Grund dazu.«
Der Dämonenkiller blickte seine Gefährtin böse an.
»Ich glaube, dass Coco ein Recht darauf hat, es zu erfahren«, schaltete sich Trevor Sullivan ein.
Dorian trank einen Schluck und stellte das Glas auf den Tisch. Er fühlte sich schrecklich müde. Die Erinnerung an sein Leben als Georg Rudolf Speyer war deutlich, doch was war danach gekommen?
»Venedig«, sagte er langsam. Sein Gesicht wurde starr, seine Stimme monoton. »Ich wurde 1540 geboren. Mein Name ist Michele da Mosto. Mein Vater ist im Rat der Zehn und diplomatischer Berater des Dogen.«
Der Dämonenkiller schwieg einige Sekunden. Coco und Trevor starrten ihn aufmerksam an. Dorian presste beide Hände an die Stirn - und begann zu erzählen ...


1. Kapitel


Wieder blieb er stehen. Jetzt war das Haus zu sehen. Es war ein alter einstöckiger Bau, der ziemlich ungepflegt wirkte. Die Fenster waren dunkel.

Don trat näher. Für ihn waren diese nächtlichen Ausflüge schon Routine geworden. Sie hatten eine Meldung bekommen, dass sich in diesem Haus ein Dämonenkult befand. Über den Kult war nur wenig bekannt. Angeblich sollten die Mitglieder einen vor Kurzem geborenen Dämon verehren, der trotz seiner Jugend bereits große Macht besaß. Dons Aufgabe war klar umrissen: Er sollte sich im Haus umsehen und eventuell vorhandene Unterlagen fotografieren.

Der Puppenmann blieb stehen. Kein Laut war zu hören. Das Haus schien verlassen zu sein. Er zog das kleine Sprechgerät aus einer der unzähligen Taschen seines schwarzen Overalls. Als sie noch für den Secret Service gearbeitet hatten, waren für Don eine Reihe von Spezialgeräten angefertigt worden.

»Das Haus ist dunkel«, sagte Don ins Mikrofon. »Ich werde den Blitzableiter hochklettern und im ersten Stock einsteigen.«

»Gut«, antwortete der Dämonenkiller. »Hals- und Beinbruch!«

»Wird schon schiefgehen.« Don grinste und schob das Sprechgerät in eine Tasche. Er trat zum Blitzableiter, kletterte hoch, sprang auf die Fensterbank und drückte sich eng gegen die Scheibe. Sie war feucht. Don versuchte ins Zimmer zu sehen, doch ein dunkler Vorhang versperrte ihm die Sicht.

Es blieb ihm keine andere Wahl: Er musste die Scheibe zerschneiden. Trotz seines Spezialgerätes benötigte er mehr als fünf Minuten, bis er eine genügend große Öffnung ins Fenster geschnitten hatte. Gott sei Dank standen die inneren Fensterläden offen. Er drückte sie auf. Dabei kam er ganz schön ins Schwitzen. Endlich konnte er nach dem Vorhang greifen. Er klammerte sich daran fest und kletterte zu Boden.

Don knipste eine winzige Taschenlampe an. Das Zimmer war leer, die Tür geschlossen. Das war aber kein Problem für ihn. Er holte einen dünnen, teleskopartigen Stab aus seiner Tasche und zog ihn in die Länge.

Die Schlinge, die sich an der Spitze des Stabes befand, warf er um die Türklinke. Dann riss er mit aller Kraft am Stab, und die Tür sprang geräuschlos auf. Der Puppenmann trat in den dunklen Gang und lauschte. Noch immer war kein Laut zu hören, das Haus war menschenleer. Aus Erfahrung wusste er, dass sich die interessanten Dinge meist im Erdgeschoss oder im Keller befanden.

Er betrat die Treppe und ging hinunter. Im Erdgeschoss stand eine Tür weit offen. Zögernd schlich er näher. Auf die Tür war eine mannsgroße zweiköpfige Schlange gemalt. Im Licht der Taschenlampe schien sie sich zu bewegen. Don kniff die Augen zusammen, ging um die Tür herum und starrte in den dunklen Raum. Der Boden war mit schwarzen Teppichen bedeckt, die Wände waren rot gestrichen. In der Mitte stand auf einem schwarzen Sockel ein bauchiges Glasgefäß.

Don holte den winzigen Fotoapparat hervor und schoss zwei Bilder, dann ging er weiter. Im Glasgefäß bewegte sich etwas. Unwillkürlich zuckte Don zurück. Eine schwarze Schlange wand sich im Gefäß hin und her. Sie hob den Schädel und blickte in Dons Richtung. Der Schädel lugte nun vorwitzig über den Rand des Gefäßes. Für einen Augenblick war Don wie gelähmt, dann fiel die Erstarrung von ihm ab. Blitzschnell verließ er den dunklen Raum. Mit aller Kraft sprang er gegen die Tür, die langsam zuglitt. Doch er konnte sie nicht ganz zudrücken; und er hatte Angst, dass die Schlange aus ihrem Gefäß kriechen würde. Er zog den teleskopartigen Stab hervor, und es gelang ihm, die Tür zu schließen. Erleichtert wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Liebend gern hätte er sofort das Haus verlassen.

Der Reihe nach öffnete er die anderen Türen. Alle Zimmer waren leer, das Haus war unbewohnt. Die Kellertür war versperrt.

Ich werde Dorian zu Hilfe rufen, dachte Don. Kein Mensch ist im Haus. Er kann unbesorgt hereinkommen.

Er griff nach dem Sprechgerät, da hörte er ein Geräusch und wirbelte herum. Für einen kurzen Augenblick sah er den Lichtschimmer, der eine winzige Gestalt beleuchtete, dann war es wieder dunkel.

Ich muss mich getäuscht haben, dachte Don verwundert. Er glaubte, eine Frau gesehen zu haben, die nicht größer als er war. Langsam schüttelte er den Kopf und lachte bitter. Meine Phantasie spielte mir einen Streich.

Doch da war der Lichtschimmer wieder, und diesmal sah er die Frau ganz deutlich! Sie war in seiner Größe. Das schmale Gesicht war von schwarzem Haar umrahmt, die großen Augen schimmerten dunkel.

Sie war nackt. Ihr Körper war wohlproportioniert, hoch angesetzte feste Brüste und lange Beine. Don ließ vor Überraschung den teleskopartigen Stab fallen, den er noch immer umklammert hatte.

Die junge Frau lächelte. Einladend hob sie beide Hände, dann wurde ihr Körper wieder durchscheinend, und sie verschwand.

Der Puppenmann rannte mit hämmerndem Puls zu der Stelle, wo vor wenigen Sekunden noch die kleine Frau zu sehen gewesen war. Er vergaß seinen Auftrag, dachte nicht mehr daran, weshalb er ins Haus gekommen war. Er hatte auch vergessen, dass er sich mit Dorian Hunter unterhalten wollte – seine Gedanken beschäftigten sich nur noch mit der kleinen Frau.

Und wieder tauchte sie für einige Sekunden auf. Sie stand am Ende des Ganges und blickte ihn sehnsüchtig an. Ihre dunklen Augen schienen zu strahlen.

Don war nicht mehr zu halten. All seine lang unterdrückten Begierden kamen zum Vorschein und schwemmten jegliche Bedenken zur Seite. Er wusste nicht, wer die Frau war, doch das war im Augenblick unwichtig. Hier hatte er die Chance, endlich eine Gefährtin zu finden. Das war etwas, was er nicht mehr zu hoffen gewagt hatte. Er rannte auf die Frau zu, die wieder verschwand. Don stieß einem Wutschrei aus und ballte die kleinen Hände zu Fäusten.

So vorsichtig er sonst immer war, so unüberlegt handelte er jetzt. Er kam überhaupt nicht auf den Gedanken, dass er in eine Falle laufen könnte. Er wunderte sich auch nicht, dass eine der Türen jetzt einen Spalt offen stand. Ein schmaler Lichtstreifen fiel in den Gang.

Don blieb einen Augenblick stehen und holte den winzigen Fotoapparat mit zitternden Fingern aus einer seiner Taschen. Wenn es ihm nicht gelingen sollte, die Frau zu erwischen, fotografieren wollte er sie auf jeden Fall.

Er trat in den Lichtstreifen und blickte ins Zimmer. Die Möbel kamen ihm riesig vor.

Die winzige Frau lehnte an einem Stuhlbein. Sie stand breitbeinig da, den Blick hatte sie auf Don gerichtet. Ihre Brust hob sich rascher. Wieder hob sie einladend die Hände, schob sich eine Haarsträhne aus der Stirn und öffnete die Lippen. Don glaubte noch immer zu träumen.

»Endlich!«, flüsterte die Frau. »Ich wartete schon so lange auf dich.«

Don hob den Fotoapparat und knipste. Dann stürmte er auf die winzige Frau zu. Er stolperte und fiel zu Boden. Dabei entfiel ihm der Fotoapparat. Er achtete nicht darauf, ließ ihn liegen und sprang hoch.

»Wer bist du?«, fragte er, während er weiterlief.

Sie antwortete nicht. Ihr Gesicht veränderte sich. Die Lippen presste sie zusammen, und steile Falten erschienen auf ihrer Stirn. Der Blick ihrer Augen wurde ängstlich. Sie zitterte am ganzen Leib. Da stand Don vor ihr. Zögernd streckte er beide Hände aus. Die Frau war genauso groß wie er. Nie zuvor hatte er eine schönere Frau gesehen. Seine Hände berührten ihre Hüften. Ihr Fleisch war fest, und die Haut fühlte sich wie kostbarer Samt an.

»Wie kommst du hierher?«, fragte Don.

Sie war real, da gab es keinen Zweifel. Seine Hände pressten sich stärker gegen ihre Hüften. Sie legte einen Arm um seine Schultern und kam näher, drängte sich an ihn, und ihr Kopf lag an seiner einen Schulter.

Don schloss die Augen. Seine Lippen bebten. Er konnte es noch immer nicht glauben. Sie war kein Phantasieprodukt. Sie lebte. Er spürte ihren warmen Atem über seine Wange streichen. Sie klammerte sich an ihn.

»Ist dir kalt?«, fragte er.

Die Unbekannte zitterte noch immer, drängte sich enger an ihn. In diesem Augenblick merkte Don die Veränderung.

Das Licht um sie herum war erloschen. Schlagartig wurde es dunkel. Ein eisiger Hauch hüllte sie ein. Die Frau stieß einen unterdrückten Schrei aus. Don schien es, als würden Hunderte von unsichtbaren Händen nach ihm greifen. Sie zerrten an seinem Overall, und spitze, eiskalte Nadeln bohrten sich in seinen Körper. Ein Wirbelwind riss ihn und die Frau fort. Er war in eine magische Falle geraten. Die Frau war ein Köder gewesen, wahrscheinlich von einem mächtigen Dämon erschaffen.

Don konnte nichts sehen. Kein Laut war zu hören. Doch die Frau war noch immer bei ihm. Er spürte ihre Hände, die eiskalt waren. Ihr Kopf lag noch immer auf seiner Schulter. Er und sie schwebten in der Finsternis der magischen Sphäre.

»Wer bist du?«, fragte Don mit bebender Stimme.

»Ich weiß es nicht«, antwortete sie.

»Du hast mich in eine Falle gelockt«, brummte...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2021
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-1098-1 / 3751710981
ISBN-13 978-3-7517-1098-5 / 9783751710985
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