Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Inspector Swanson und das Geheimnis der zwei Gräber (eBook)

Ein viktorianischer Krimi
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
280 Seiten
Dryas Verlag
978-3-948483-65-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Inspector Swanson und das Geheimnis der zwei Gräber -  Robert C. Marley
Systemvoraussetzungen
7,99 inkl. MwSt
(CHF 7,80)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
London 1895. Im Garten eines Hauses im vornehmen Londoner Stadtteil South Norwood werden zwei Leichen gefunden. Offenbar wurden die Opfer zunächst erdrosselt und anschließend auf ihrem eigenen Grund und Boden in Särgen bestattet. Wer hatte ein Motiv, das in der Nachbarschaft als sonderlich geltende Geschwisterpaar zu ermorden? Und warum sind sämtliche Schuhe aus dem Haus verschwunden? Die Spuren führen Chief Inspector Swanson und sein Team schließlich zu einem berüchtigten Pub in Colnbrook. Verbirgt sich der Mörder womöglich hier unter den zahlreichen Gästen?

Robert C. Marley, geboren 1971, ist Autor, Kriminalhistoriker, Goldschmiedemeister und Mitglied des 'Syndikats' - der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautorinnen und -autoren.Seit seiner Jugend liebt er Sherlock Holmes und Agatha Christie und besitzt ein eigenes Kriminalmuseum. Der Autor lebt in einer sehr alten Stadt in Ostwestfalen.

Robert C. Marley, geboren 1971, ist Autor, Kriminalhistoriker, Goldschmiedemeister und Mitglied des "Syndikats" – der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautorinnen und -autoren.Seit seiner Jugend liebt er Sherlock Holmes und Agatha Christie und besitzt ein eigenes Kriminalmuseum. Der Autor lebt in einer sehr alten Stadt in Ostwestfalen.

33 Park Street, Mayfair, London 1895


Adolphus Abercrombie war ein kleiner, rund­licher Mann mit Halbglatze und Nickelbrille, der fest mit seinem Schreibtisch verwachsen zu sein schien. Vor ihm auf dem Tisch und rings um ihn herum in den Regalen und Aktenschränken, die in seinem Büro kaum Platz zum Treten ließen, stapelten sich die Papiere jener Leute, mit deren Leben er täglichen Umgang hatte.
Wenn es nach ihm ginge, blieben sie alle gesund, stieß ihnen niemals ein Unheil zu, lebten sie glücklich, wohlhabend und zufrieden, bis der Herr sie eines fernen Tages auf natürliche Weise und im höchstmöglichen Alter zu sich rief.
Menschen, so konnte man den Eindruck gewinnen, lagen Mr Abercrombie außerordentlich am Herzen. Und auf eine gewisse Weise taten sie das auch, wenngleich er keinerlei Wert darauf legte, ihnen mehr als einmal im Leben zu begegnen. Seine ausgenommene Freundlichkeit, seine Gastfreundschaft und die Tugendhaftigkeit seines zuvorkommenden Wesens, die jeder seiner Kunden genossen hatte, beschränkte sich auf eben diese eine Stunde ihres einzigen Besuchs.
Abercrombie, Geschäftsführer und Inhaber der Agentur Abercrombie Vermögensverwaltung & Versicherungen – und Arbeitgeber für seine einzige Angestellte, seine Nichte Bertha, die ihm den Schriftverkehr führte –, war so ungemein freundlich und zuvorkommend, wie alle Versicherungsmakler es sind, wenn es darum geht, eine neue Police zu unterzeichnen.
Benjamin Garrick, der blonde junge Mann, der Abercrombie in diesem Moment gegenübersaß, war sich dieser Tatsache selbstverständlich bewusst, denn er war ganz und gar nicht auf den Kopf gefallen. Im Gegenteil. Er war ein heller Bursche mit ausgezeichneten Manieren und einer guten kaufmännischen Ausbildung. Unglückliche Umstände hatten es jedoch bislang verhindert, dass er in beruflicher Hinsicht festen Boden unter den Füßen erlangte.
Nach seiner Ausbildung in einem Teekontor, wo er für den Import der Waren zuständig gewesen war, hatte er eine neue Stelle mit vielversprechenden Aufstiegsmöglichkeiten in einem aufstrebenden Unternehmen in Mayfair angetreten. Er hatte geheiratet und auf Kredit ein kleines Haus gekauft. Doch das Geschäft, in dem er bis vor wenigen Monaten angestellt gewesen war, hatte, bereits kurz nach der Geburt seines ersten Kindes, einer Tochter namens Ethel Pauline, einen raschen aber vollkommenen Niedergang erfahren. Und Garrick war, wie die übrigen Angestellten auch, von einem Tag auf den anderen auf die Straße gesetzt worden.
»Wenn Sie hier bitte unterzeichnen wollen«, sagte Abercrombie mit einem warmherzigen Lächeln. Er reichte Garrick den Federhalter und tippte mit dem Zeigefinger auf die fragliche Stelle. »Ich gehe davon aus, dass Sie mit den Modalitäten der Versicherungs-Police vertraut und einverstanden sind?«
»Das bin ich, ja«, entgegnete Garrick.
»Ich frage nur, weil ja alles seine Richtigkeit haben muss.«
Garrick nickte. Er war etwas nervös. Er spürte, wie ihm plötzlich ganz warm im Gesicht wurde. Und er begann am Rücken und an den Handflächen zu schwitzen. Nach einigem Zögern nahm er den Federhalter jedoch und schrieb in kantigen, exakten Buchstaben seinen Namen auf die dafür vorgesehene Linie.
»So«, sagte er und atmete erleichtert aus. Er legte den Federhalter auf die Schreibtischunterlage.
»Sehen Sie, das war es auch schon.« Abercrombie lächelte noch immer, als er das Vertragsformular wieder an sich nahm. Er klappte eine flache rote Ledermappe auf und legte das Schriftstück sorgsam hinein. Dann klappte er die Mappe wieder zu. Die linke Hand sanft daraufgelegt, wie ein Priester, der eines seiner Schäfchen segnet, sah er Garrick milde an. »Eine Versicherung über 5000 Pfund. Das ist eine große Ehre, die Sie da genießen, Mr Garrick. Und eine mächtige Verantwortung. Seien Sie sich dessen stets bewusst.«
»Das bin ich, Sir. Das bin ich durchaus.«
»Schön. Hoffen wir beide, dass es niemals zum Äußersten kommt, nicht wahr?«
»O ja«, beeilte Garrick sich zu sagen. »Das hoffe ich. Das hoffe ich sogar sehr.« Er sah den Versicherungsmakler an, der noch immer freundlich lächelte, und fragte sich, ob der Mann vielleicht etwas ahnte.
»Zwischen Ihnen und – nun, nennen wir sie die andere Partei – bestehen keine familiären Verbindungen; gehe ich da recht in der Annahme?«
»Das stimmt, Mr Abercrombie.« Seine Kehle fühlte sich mit einem Mal so trocken an, als habe er eine Schaufel Saharasand verschluckt. Er räusperte sich. »Ich kann mir vorstellen, wie ungewöhnlich Ihnen das vorkommen muss.«
»Hm, nicht ganz so ungewöhnlich wie Sie vielleicht denken mögen, Mr Garrick. Bei Alleinstehenden kommt es durchaus häufiger vor, dass jemand Fremdes –« Er malte mit beiden Händen Anführungszeichen in die Luft. »– als Nutznießer eingesetzt wird.«
»Das beruhigt mich etwas«, meinte Garrick mit einem kleinen, schüchternen Lächeln. »Ich hatte schon befürchtet, es könne den Eindruck machen, als wolle ich mich auf ungebührliche Weise bereichern.«
»Mein lieber Mr Garrick, wo denken Sie hin?« Abercrombie winkte ab. »Das zu denken wäre auch äußerst dumm, finden Sie nicht? Sie profitieren zwar von der Police, das ist richtig; allerdings erst, wenn beide verstorben sind. Und die Wahrscheinlichkeit, dass beide kurz hintereinander versterben oder gar auf unnatürliche Weise«, setzte er hinzu, »ist doch sehr gering.«
»Das stimmt wohl.«
»Sehen Sie? Sie dürfen also ganz unbesorgt sein. Solange niemand etwas Böses im Schilde führt – und davon gehe ich selbstredend aus – ist es für beide Seiten ein ausgezeichneter Handel.«
»Wahrscheinlich haben Sie Recht. Ich dachte nur, es könne unter Umständen einen merkwürdigen Eindruck machen«, meinte Garrick und nickte bekräftigend. »Unter keinen Umständen möchte ich als so etwas wie ein Erbschleicher gelten.«
»Wie gesagt, es ist ein Handel auf Gegenseitigkeit. Es ist ja immer gut, jemanden zu haben, der sich im Alter um alles kümmert, wenn die Familie fehlt. Und wenn wir mal ehrlich sind, ist doch manch freundschaftliche Verbindung oft weitaus beglückender, als die zur buckligen Verwandtschaft, habe ich Recht? Blut ist dicker als Wasser und so weiter – ich habe nie sonderlich viel davon gehalten.«
»Es ist im Grunde nichts weiter als eine Gefälligkeit, wissen Sie?«, sagte Garrick, um das leidige Thema ein für alle Mal abzuschließen.
»Dessen bin ich sicher. Sie sind ein patenter junger Mann mit einem ehrlichen Gesicht. Die Wahl hätte kaum auf einen Besseren fallen können.«
Garrick spürte, wie ihm das Blut in die Wangen zu steigen begann. »Ich bemühe mich redlich«, entgegnete er.
»Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.«
»Danke, Sir.«
»Haben Sie Familie, Mr Garrick?«
»Oh ja.«
»Glücklich verheiratet?«
»Gewiss«, entgegnete Garrick. »Außerordentlich glücklich sogar, darf ich sagen. Wir haben im letzten Jahr erst geheiratet.« Bei dem Gedanken an seine junge Familie musste er grinsen und seine Selbstsicherheit kehrte zurück. Er entspannte sich wieder. Die Nervosität verschwand allmählich. »Vor einem halben Jahr wurde dann unsere Tochter geboren.«
»Hach!« Abercrombie lachte ungezwungen. »Es gibt nichts Schöneres, als ein Leben in diese Welt zu setzen. Sie müssen der glücklichste Mensch der Welt sein.«
»Das bin ich.«
»Wie heißt denn die Kleine?«
»Ethel Pauline. Ethel nach der Mutter meiner Frau«, sagte Mr Garrick. »Und Pauline – nun, ich weiß es nicht, ehrlich gesagt.« Er strahlte über das ganze Gesicht. »Ich nehme an, meine Frau fand wohl, dass der Name gutbürgerlich klingt.«
»Das tut er«, versicherte Abercrombie. »Das tut er in der Tat.« Für einen Moment zog ein Schatten über das Gesicht des Versicherungsmaklers. »Ich selbst hatte leider nie dieses Glück.«
»Das tut mir leid«, sagte Garrick aufrichtig.
Doch Abercrombie winkte ab. »Früher hätte ich gern eine Frau gehabt. Und Kinder. Jetzt bin ich froh, nur für mich und meine Nichte sorgen zu müssen. Die Verantwortung«, setzte er vielsagend hinzu.
»Da sagen Sie was«, meinte Garrick. »Es ist manchmal wahrhaftig eine riesige Verantwortung.« Er dachte an die Geldsorgen. Und daran, wie verzweifelt Constance jedes Mal war, wenn er wieder von einem Bewerbungsgespräch zurückgekehrt war und eine abschlägige Antwort erhalten hatte. »Jedenfalls ist es nicht immer ganz leicht, das kann ich Ihnen sagen.«
»Das denke ich mir«, sagte Abercrombie. »Und so verhält es sich auch mit dem Vertrag, den Sie gerade unterzeichnet haben. Gehen Sie mit dieser neuen Verantwortung genauso um, wie Sie es mit Ihrer Familie tun.«
»Das werde ich.« Die Nervosität kehrte schlagartig zurück. Mr Garrick spürte, wie ihm das Lächeln des Versicherungsmaklers zuzusetzen begann. Niemand, dachte er bei sich, lächelt während einer Unterhaltung die ganze Zeit. Das taten bloß Schwachsinnige oder Menschen, die deutlich mehr wussten als man selbst.
»Nun denn, Mr Garrick –« Der Versicherungsmakler erhob sich nicht, als er dem jungen Kaufmann nun zum Abschied die Hand reichte. »Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute.«
»Danke, Sir.«
»Meine Empfehlung an Ihre Frau Gemahlin.«
»Danke, Mr Abercrombie.« Er nahm die Hand des Versicherungsmaklers und schüttelte sie kräftig. »Ich...

Erscheint lt. Verlag 15.11.2021
Reihe/Serie Baker Street Bibliothek
Inspector Swanson: Baker Street Bibliothek
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Schlagworte Cosy Crime • Cosy Mystery • England • Familiengeheimnis • Großbritannien • Inspector Swanson • London • Mord • Sherlock Holmes • Viktorianischer Krimi
ISBN-10 3-948483-65-5 / 3948483655
ISBN-13 978-3-948483-65-4 / 9783948483654
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich