Nachtwache
Matthes & Seitz Berlin (Verlag)
978-3-95757-947-8 (ISBN)
Als Hanns Cibulka das erste Mal seinen Fuß auf die sizilianische Insel setzt, hat er - die Worte Seumes und Goethes im Kopf - das Gefühl, in eine uralte Heimat zurückzukehren. Doch ist es keine Grand Tour, die ihn hierherführt, sondern der Krieg, und er ist kein Dichter, sondern ein Nachrichtensoldat der Wehrmacht. In einem verrotteten Gehöft hinter einem Olivenhain bezieht seine Regimentsvermittlung Quartier, legt Funkkabel, repariert Leitungen, schließt Fernsprecher an und überzieht das Land mit einem Gewirr von Drähten, das sich über viele Quadratkilometer wie ein Nervensystem über die Insel ausbreitet. Nachts nisten sich die Nachrichtensoldaten in die Gespräche der Offiziere ein und hören Funksprüche ab.
»Es ist nicht mein Krieg, der hier geführt wird«, sagt der 22-jährige Cibulka, den es aus der mährischen Heimat nach Sizilien verschlagen hat. Mit dem Feldstecher kann er die Rauchfahne des Ätnas erspähen und sich die von Mythen und vielen Herrschaftswechseln geprägte Geschichte Siziliens vergegenwärtigen - Eindrücke vermischen sich mit Vorstellungen, Erlebtes mit Gelesenem.
Nüchtern und eindringlich zugleich beschreibt Cibulka in »Nachtwache« den ereignisarmen, doch stets bedrohlichen Kriegsalltag, in dem die beständigen Anflüge der Jagdbomber ebenso lebendig werden wie die staubige, schattenarme Landschaft Siziliens mit ihren verkarsteten Bergen und der bleiernen Hitze der Luft.
Hanns Cibulka, geboren am 20.9.1920 in Jägerndorf, Mähren (heute Krnov, Tschechische Republik), war einer der bedeutendsten Schriftsteller der DDR. Im Zentrum seines Tagebuchwerks steht die Phänomenologie südlicher und nördlicher Landschaften und mit ihr die eindringliche Warnung vor Umweltzerstörung. Bis zu seinem Tod 2004 lebte der auch durch seine Gedichte bekannte Autor in Gotha, wo er über dreißig Jahre die Heinrich-Heine-Bibliothek leitete. Neben mehreren Lyrikbänden veröffentlichte er vor allem Tagebuchprosa, u.a. Umbrische Tage, Liebeserklärung in K., Thüringer Tagebücher. Bei Matthes & Seitz Berlin erschien 2020 Sanddornzeit. Tagebuchblätter von Hiddensee.
Sebastian Kleinschmidt, Herausgeber und Essayist, Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, geboren 1948 in Schwerin, lebt in Berlin. Er studierte Philosophie und Ästhetik und war von 1991 bis 2013 Chefredakteur der Zeitschrift Sinn und Form. Bei Matthes & Seitz Berlin veröffentlichte er die Essaybände Gegenüberglück (2008) und Spiegelungen (2018).
Judith Schalansky, 1980 in Greifswald geboren, studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign und lebt als freie Schriftstellerin und Buchgestalterin in Berlin. Sowohl ihr Atlas der abgelegenen Inseln als auch ihr Bildungsroman Der Hals der Giraffe wurden von der Stiftung Buchkunst zum »Schönsten deutschen Buch« gekürt. Für ihr Verzeichnis einiger Verluste erhielt sie 2018 den Wilhelm-Raabe-Preis. Seit dem Frühjahr 2013 gibt sie die Reihe Naturkunden heraus.
Erscheinungsdatum | 17.02.2022 |
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Reihe/Serie | Naturkunden ; 078 |
Nachwort | Sebastian Kleinschmidt |
Sprache | deutsch |
Maße | 115 x 185 mm |
Gewicht | 150 g |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Literatur ► Briefe / Tagebücher | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Fliegeralarm • Italien • Krieg • Kriegsbericht • Lebensgeschichte • Natur • Naturbeschreibung • Sizilien • Soldaten • Tagebuch |
ISBN-10 | 3-95757-947-3 / 3957579473 |
ISBN-13 | 978-3-95757-947-8 / 9783957579478 |
Zustand | Neuware |
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