Erlösung (eBook)
688 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99945-8 (ISBN)
Peter F. Hamilton wurde 1960 in Rutland, Großbritannien, geboren. 1988 verkaufte er seine erste Kurzgeschichte an das legendäre »Fear«-Magazin. Mit seinen gefeierten Serien um das »Konföderations«- und das »Commonwealth«-Universum wurde er zu einem der erfolgreichsten phantastischen Autoren unserer Zeit und verkaufte weltweit mehrere Millionen Bücher. Der »Armageddon«-Zyklus gehört zu den modernen Klassikern der Science-Fiction.
Peter F. Hamilton wurde 1960 in Rutland, Großbritannien, geboren. 1988 verkaufte er seine erste Kurzgeschichte an das legendäre "Fear"-Magazin. Mit seinen gefeierten Serien um das "Konföderations"- und das "Commonwealth"-Universum wurde er zu einem der erfolgreichsten phantastischen Autoren unserer Zeit und verkaufte weltweit mehrere Millionen Bücher. Der "Armageddon"-Zyklus gehört zu den modernen Klassikern der Science-Fiction.
1
JULOSS FÄLLT
Vor dem Neána-Insertionsschiff schimmerte Juloss wie eine saphirblaue Perle. Die riesigen Ozeane und kleinen Kontinente wurden von langen, unbeweglichen Wolkendecken verhüllt. Im Weltraum darum herum funkelte es wie Diamantenstaub, als das Sonnenlicht von den Orbitalforts reflektiert wurde, die diese kostbare Welt vor einer Invasion beschützten.
Das Insertionsschiff näherte sich aus südlicher Richtung der Ekliptik und stieß in unregelmäßigen Stößen kalte Masse ab wie ein schwarzer Komet. Bei seiner endgültigen Annäherung an den ahnungslosen Planeten maß es nur noch fünfundzwanzig Meter im Durchmesser. Es strahlte keine Magnetfelder aus und seine äußere Hülle war strahlungsabsorbierend, was es unsichtbar machte. In diesem vollkommenen Tarnmodus entging es der Wachsamkeit der SkyForts und glitt an ihnen vorbei, während es den Rest seiner Reaktionsmasse beim letzten Bremsmanöver abwarf. Jetzt fiel es auf den westlichen Rand des größten Kontinents zu, wo eine hohe Bergkette im Meer versank. Winzige Stöße der Korrekturdüsen justierten den Sink-Vektor des Schiffs und steuerten es zur Küste. Bis zur Morgendämmerung dauerte es dort noch dreißig Minuten. Im Inland kauerte einsam auf dem hügeligen Vorgebirge die Stadt Afrata, deren Lichter das fruchtbare Tal hell erleuchteten.
Als das Insertionsschiff auf die äußere Atmosphäre traf, teilte es sich in sechs birnenförmige Segmente auf. Diese sanken weiter hinab und wurden durch den Luftwiderstand der sich verdichtenden Atmosphäre immer stärker abgebremst. Die Segmente zielten in die Nähe einer dünnen Landzunge, deren felsiges Ufer von dichtem Unterholz bedeckt war.
Hundert Meter vom Ufer entfernt stiegen sechs große Fontänen wie gewaltige Geysire hoch. Sie brachen an der Krone und klatschten dann zwischen die erschreckten Seevögel, die bereits unterwegs waren, um die ersten Fische des Tages zu fangen.
Die Neána schwammen an Land. Kreaturen wie aus düsteren, uralten Albträumen der Menschheit entstiegen der Verbannung, um erneut die Lande zu durchstreifen – ihre beeindruckenden Reptilienkörper bewegten sich rasch auf zahlreichen sehnigen Gliedmaßen, und ihre rasiermesserscharfen Krallen schnappten unaufhörlich. Sie erklommen die Klippen am Fuß des Gebirges und machten sich auf die Suche nach ihrer Beute.
–
Dellian wusste, dass sich das Neána-Rudel näherte. Er befand sich im Stadtzentrum von Afrata und lauerte im Schatten einer verlassenen Plaza, auf die die Sonne senkrecht herunterbrannte. Die Kriechpflanzen, die die unteren Stockwerke der Wolkenkratzer aus Glas und Carbon kolonisiert hatten, hingen in langen Strängen wie ein grüner Wasserfall an der Fassade herunter. Sie boten eine ausgezeichnete Deckung. Er schlich durch die baumelnde Vegetation und ließ ihre seidenen Blätter über seine nackte Haut streifen. Das Gefühl ähnelte einer Dusche mit feinem Staub.
Irgendwo auf der Avenue, der er sich näherte, flog ein Schwarm Vögel auf. Ihre hastigen Flügelschläge erzeugten einen Wirbel aus hellen Farben, der kurzzeitig den Himmel verdeckte. Er sah lange Schatten zwischen den Farnen, die die Bürgersteige erobert hatten. Unter dem dumpfen Kreischen der flüchtenden Vögel war ein schnelles Schnattern zu vernehmen: das kehlige Rattern, mit dem Neána-Rudel auf der Jagd kommunizierten.
Dellian trat rasch um die Ecke des Gebäudes und hob seinen Bogen. Der Neána-Anführer war näher, als ihm lieb war. Als das diabolische Ding ihn sah, setzte es zu einem tödlichen Spurt an. Muskeln so dick wie sein Oberkörper traten an seinen Hinterbeinen hervor und trieben es voran, während es zwei Sets von Oberkörper-Gliedmaßen ausstreckte, deren Krallen schnappten. Sein triumphierendes Geheul war ohrenbetäubend. Dellian blieb regungslos stehen und hielt den Bogen ruhig. Dann ließ er den mit einer Eisenspitze versehenen Pfeil fliegen. Er zischte wie ein schwarzer Laserstrahl durch die Luft und durchbohrte die Kehle des Neána.
Das Monster landete auf dem Boden, gelblich braunes Blut pulsierte aus der Wunde. Sein Schwung trug es weiter. Die anderen Wesen kreischten voller Wut und griffen ihn an, aber Dellian war bereits verschwunden. Er rannte auf die andere Seite der Avenue, auf das Gewirr der Schlingpflanzen zu, die an dem Wolkenkratzer herunterhingen. Von Licht durchbrochene Dunkelheit umschloss ihn, und die rauen Blätter klebten an seiner unförmigen, kugelsicheren Weste, verlangsamten seine Flucht. Unter seinen Stiefeln zermalmte er Farnwedel, als er hinter dem Eingangsportikus des Gebäudes Deckung suchte. Hinter ihm schrien sich die Neána etwas zu. Ihre barschen Laute hallten laut über die Plaza.
Er hatte den Portikus erreicht und ging in die Hocke. Sein Atem klang harsch in seinen Ohren und sein Herz hämmerte, während er wartete. Aber niemand griff an. Er schob seinen Metallhelm ein Stück hoch und warf einen schnellen Blick um die Mauerecke herum. Zwei Neána schlichen auf seiner Seite der Plaza entlang, während drei andere die Gebäude hinter dem zentralen Springbrunnen erkundeten.
Dellian nahm jetzt sein Sturmgewehr und schlich vorsichtig von dem Portikus weg. Nur noch ein paar dünne Schlingpflanzen schirmten ihn vor den Aliens ab. Er hob das Gewehr und eröffnete das Feuer. Flammen schlugen aus der Mündung und es donnerte. Der Rückstoß hämmerte die Waffe in seine Schulter, aber er zielte ruhig und sah zu, wie die Geschosse eine Bresche durch den Körper des ersten Neána schlugen. Der andere dahinter zögerte, als würde er vor der Brutalität zurückschrecken, dann zog er eine Waffe aus seinem Harnisch, die aussah wie eine Bazooka.
»Verfluchte Heilige!«, schrie Dellian. Er rannte weiter, feuerte dabei und zielte vage in Richtung des zweiten Neána. Die Kreatur feuerte ebenfalls und der Portikus explodierte hinter ihm.
Die Schockwelle schleuderte ihn rücklings zu Boden. Der reaktive Schild des Körperpanzers absorbierte den größten Teil der Explosion, während er sich zusammenrollte, um den Aufprall abzumildern. Seine adaptive Muskulatur ermöglichte ihm, sehr schnell wieder auf die Füße zu kommen. Sensorgrafiken scrollten über seine Optik und suchten feindliche Ziele. Der Mikro-Missile-Werfer fuhr aus seinem Rucksack hoch, einsatzbereit. Vier weitere Neána stürmten auf die Plaza. Sie trugen graue Carbon-Exoskelette mit einer Vielzahl von Waffenerweiterungen. Ihre elektronischen Kriegsführungssysteme wurden aktiviert und überzogen die Plaza mit einem digitalen Nebel.
Dellian wollte gerade seine Missiles abfeuern, als der Himmel über ihm heller wurde. Seine Sensoren richteten den Blick nach oben. Hoch über ihm donnerte ein strahlender goldener Feuerball durch die Atmosphäre und zog eine mächtige bernsteinfarbene Säule aus überhitzter Luft hinter sich her. Dellian trat unwillkürlich einen Schritt zurück, als der Feuerball zu beschleunigen schien. Die Strahlung überflutete die Plaza, deshalb schaltete Dellians Sichtvisier auf monochrom.
»Scheiße!« Er wandte sich zur Flucht.
Der Feuerball schlug in den Springbrunnen ein, Licht explodierte und erhellte alles ringsum.
Dellian blinzelte geblendet und starrte durch den hohen Zaun, der den Perimeter der Immerle-Domäne schützte. Fünfundzwanzig Kilometer entfernt auf der anderen Seite des Dschungeltals glänzte Afrata hell wie die Sonne. Jedes Gebäude strahlte wie von einer Sonneneruption. Er zuckte mit den Schultern und lief zu den Sportplätzen, wo seine Jahrgangsgruppe wartete. Sie sollten heute Nachmittag ein Footballspiel gegen den Ansaru-Clan austragen. Dellian selbst konnte kaum die acht Monate warten, bis sie alle endlich ihren zehnten Geburtstag erreicht hatten. Alexandre hatte ihnen versprochen, dass sie dann mit der Ausbildung in der Orbital-Arena beginnen durften. Er liebte die Vorstellung, wie sie bei Zero-g herumflogen, in Zeitlupe Purzelbäume schlugen, sich von den Wänden abstießen und wie Vögel emporstiegen …
Ein Lokak stieß seinen krächzenden Jagdschrei aus. Dellian blieb wie angewurzelt stehen und musterte den Zaun. Das war gefährlich nah gewesen.
»Da ist nichts, das weißt du.«
Er fuhr herum. Yirella stand hinter ihm. Aber diese Yirella war ausgewachsen, mindestens zweimal so groß wie er und schien kein Haar mehr zu haben. Trotzdem trug sie ein T-Shirt und eine Sporthose, genau wie er. Yirella leistete immer den Jungen auf dem Spielfeld Gesellschaft und spielte ihre Spiele, anders als Tilliana und Ellici. Er glotzte sie einen Moment lang an. Irgendwie war diese ältere Yirella noch faszinierender als die, die er kannte … obwohl er die hier genauso gut kannte. Ich … verstehe das nicht.
»Und was war das dann für ein Geräusch?«, wollte er wissen. Er genoss es, dass er ausgerechnet sie korrigieren konnte.
»Eine Erinnerung.« Sie ging auf die Knie und senkte ihren großen Kopf auf Augenhöhe zu ihm herab. Dann hielt sie ihm beide Hände hin. »Vertraust du mir, Del?«
Auf der anderen Seite des Zauns ertönte ein ganzer Chorus aus Lokak-Schreien, die in Tonhöhe und Wildheit anstiegen. Er wusste, dies bedeutete, sie sammelten sich, bereit, die Domäne auf Geheiß der Neána anzugreifen. Es steckten immer die Neána dahinter, der ewige Feind, Lügner und Betrüger.
»Ja«, antwortete Dellian nervös und musste sich zusammenreißen, um sie anzusehen und nicht in den undurchdringlichen Dschungel jenseits des Zauns zu starren.
»Gut.« Sie packte seine Hände. Ihre Finger waren kühl, trocken und unglaublich kräftig. Yirellas Gegenwart erzeugte immer Zufriedenheit in ihm, aber diesmal ging die körperliche Berührung noch tiefer. Nicht nur seine Haut spürte sie – diesmal sank die Empfindung der Berührung in seinen Körper, kühlte und entspannte seine Muskeln. Er hatte nicht...
Erscheint lt. Verlag | 28.10.2021 |
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Reihe/Serie | Die Salvation-Saga |
Die Salvation-Saga | Die Salvation-Saga |
Übersetzer | Wolfgang Thon |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | 22.Jahrhundert • 3. Band Trilogie • Abschluss Reihe • Buch • Bücher • Commonwealth Universum • mehrere Zeitebenen • Neuerscheinung 2021 • Olyix • Planeten • Salvation • Salvation Saga • Science Ficiton Saga • Science-Fiction Bestseller • Science Fiction Buch • science fiction bücher • Science Fiction Roman • Space Opera • syfy • Universum • Weltraum |
ISBN-10 | 3-492-99945-X / 349299945X |
ISBN-13 | 978-3-492-99945-8 / 9783492999458 |
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