Ferien sind Mord: 10 Strand Krimis (eBook)
1200 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-4803-5 (ISBN)
Die Durchsicht der Privatsachen von Ihno Lübbert brachte kaum neue Erkenntnisse.
Sie wollten es schon aufgeben, da tauchte ein merkwürdiger Brief auf. Undine fand ihn in einem der Jacketts ihres Vaters. Die Buchstaben waren aus Zeitungen und Magazinen herausgeschnitten und auf ein weißes Blatt Papier geklebt worden: DU RATTE! DEIN LEBEN IST ZU ENDE!
Undine gab Björn das Papier und dieser las mit nachdenklichem Gesicht die zwei Zeilen.
"Könnte Markovic sein, nicht wahr?", meinte Undine.
Björn Kilian nickte. "Ja, es passt alles zusammen ..."
Als Björn und Undine wieder ins Wohnzimmer zurückkehrten, klingelte es an der Tür.
Wenig später brachte das Hausmädchen zwei Männer ins Wohnzimmer.
Einer von ihnen trug eine Polizeiuniform, der andere war in Zivil.
Aber in was für einem Zivil!
Björn Kilian musste unwillkürlich etwas Schmunzeln. Der Mann trug einen riesigen Stetson auf dem Kopf und eine kurze braune Jacke, dazu Blue Jeans und Cowboystiefel. Er sah aus, als wäre er einem Wildwest-Film entstiegen. Lediglich die Rolex an seinem Arm störte diesen Eindruck ein wenig.
Er zog seine Marke hervor und hielt sie Björn und Undine entgegen.
"Cornelius, Kriminalpolizei. Wir kennen uns ja schon", raunte er. Er hatte einen typisch ostfriesischen Akzent und sprach sehr langsam und überdeutlich. Wie ein Ostfriese, der hochdeutsch zu sprechen versucht und dabei sehr genau darauf achtet, auch ja jede grammatische Endung richtig zu bilden.
Dabei hätte er das gar nicht nötig gehabt. Schließlich gab ihm der Cowboy-Hut eigentlich doch schon genug weltmännische Aura.
Cornelius holte ein Papier aus der Tasche und hielt es Undine unter die Nase.
Björn brauchte gar nicht erst hinzusehen. Er wusste auch so, worum es sich handelte. Solche Blätter hatte er oft genug gesehen!
Björn lächelte dünn, während Cornelius eine überaus wichtige Miene aufsetzte und sich breitbeinig aufbaute. Er wandte sich an Undine.
"Wir haben einen Durchsuchungsbefehl, Frau Lübbert. Ich denke, Sie machen uns keine Schwierigkeiten!" Sein Tonfall war ziemlich scharf und Undine Lübbert machte einen teils überrumpelten, teils verwirrten Eindruck.
"Nein, natürlich nicht! Warum sollte ich?", meinte sie und hob dabei die Augenbrauen.
Cornelius zuckte mit den Schultern.
"Hätte ja sein können." Dann wandte er sich an Björn. "Darf ich fragen, wer Sie sind und was Sie hier zu suchen haben?" Die burschikose Art seines Gegenübers sagte Björn nicht allzu sehr zu. Aber er sagte sich, dass dahinter vermutlich eine große Unsicherheit verborgen lag.
Björn hoffte nur, dass sich mit diesem Cowboy zusammenarbeiten ließ, denn schließlich waren sie beide hinter demjenigen her, der Ihno Lübbert auf dem Gewissen hatte. Björn stellte sich vor.
"Mein Name ist Björn Kilian", sagte er. "Ich bin Privatdetektiv."
"Zeigen Sie mal Ihren Ausweis!"
Björn holte ihn hervor und hielt ihn Cornelius hin. Dieser nahm ihn mit einer nachlässigen Geste an sich. Cornelius warf einen Blick auf das Dokument, nickte dann und gab es seinem Besitzer zurück.
"Okay. Und was tun Sie hier?"
"Frau Lübbert hat mich engagiert, um den Mörder ihres Vaters zur Rechenschaft zu ziehen!"
Cornelius schob sich den riesigen Stetson in den Nacken und verzog das Gesicht.
Die Anwesenheit des Privatdetektivs schien ihm nicht so recht zu schmecken.
"Sie vertrauen der Arbeit der Polizei nicht?", brummte er. "Ist ja reizend ..."
"Nehmen Sie es nicht persönlich", meinte Björn und lächelte dünn.
Cornelius machte eine großspurige Geste.
"Wie käme ich dazu", meinte er sarkastisch. Er nahm es sehr wohl persönlich, das war ihm deutlich anzusehen.
"Dann ist ja alles in Ordnung", murmelte Björn und dabei dachte er: Der Mann hat etwas von einem bissigen Terrier, der um jeden Preis sein Revier verteidigt!
"Ich glaube, Hauptkommissar Remmers hat Ihren Namen mal erwähnt, Herr Kilian ..."
"Grüßen Sie ihn von mir, wenn Sie ihn sehen!"
"Täglich!" Er atmete tief durch. "Ich schätze, Sie haben hier schon alles durchgewühlt."
"So ist das nun einmal, wenn man zu spät dran ist, Herr Cornelius!"
"Wir waren in den Büroräumen."
"Habe ich mir gedacht."
"Haben Sie irgendetwas gefunden, dass für den Fall von Interesse sein könnte? Sie wissen, dass das Zurückhalten von Beweismaterial strafbar ist, nicht wahr?"
"Herr Cornelius, ich schlage vor, dass wir zusammenarbeiten!"
Cornelius lachte rau.
"Wie stellen Sie sich das konkret vor?"
"Ein Deal, Herr Cornelius! Sie sagen mir, was in den Büroräumen gefunden wurde, und ich sehe dann, was ich für Sie tun kann!"
"Oh, nein, Herr Kilian! So nicht!"
"Bitte, wie Sie wollen! Aber Sie könnten vielleicht eine Menge Zeit sparen!"
Cornelius schien unsicher.
Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Dann nickte er.
"Gut. Erst Sie, Herr Kilian!"
"Nein, umgekehrt!"
"Sie sind eine harte Nuss, Herr Kilian!"
"Wollen Sie weiter lamentieren oder Ihre Pflicht tun und etwas unternehmen, damit ein Mörder gefasst wird?"
Cornelius bleckte die Zähne. Dann seufzte er hörbar.
"Sie haben gewonnen, Herr Kilian! Aber wehe, wenn Sie dann am Ende nichts vorzuweisen haben!"
"Schießen Sie los!"
"Wir haben die Leute in der Firma vernommen und die Büroräume durchsucht. Die Lübbert Holding hat nicht mehr als zwei Dutzend Angestellte, obwohl sie einen Umsatz von mehreren hundert Millionen im Jahr hat. Diese Firma besitzt ihrerseits wiederum erhebliche Beteiligungen an verschiedenen Firmen und bestimmt zum Teil auch deren Firmenpolitik."
"Was für Firmen?"
"Quer durch den Garten. Von der Seifenfabrik bis zur Elektronik. Offensichtlich gab es Ärger in der Firma. Ihno Lübbert war mit einigen Angestellten nicht zufrieden und hat offenbar daran gedacht, sie zu feuern. Und dann hat es den Anschein, dass einer der Angestellten in die eigene Tasche gewirtschaftet hat ... Ein gewisser Arthur Petersen."
"Ja", meinte Undine plötzlich. "Das stimmt! Pa hat herausbekommen, dass er mit Firmengeldern spekuliert hat."
"Und warum hat Ihr Vater diesen Petersen nicht entlassen?"
"Um einen Skandal zu vermeiden. Die Lübbert-Aktien wären sofort in den Keller gegangen, wenn etwas durchgesickert wäre. Pa wollte mit ihm ein Arrangement treffen ..." Cornelius machte eine unbestimmte Geste mit der Hand.
"So, Herr Kilian! Jetzt sind Sie dran!"
"Ein bisschen dünn, was Sie da geboten haben, finden Sie nicht auch?" Er holte den zusammengeklebten Brief aus der Tasche und reichte ihn dem Kriminalbeamten. "Hier!"
"Was ist das?"
"Sehen Sie es sich erst einmal genau an, bevor Sie fragen. Frau Lübbert hat es in einem Jackett ihres Vaters gefunden!" Björn wandte sich an Undine. "Sie sollten dem Herrn jetzt sagen, was Sie wissen, Undine. Auch von ihrem Verdacht gegen Markovic ..."
"Aber ..."
"Ihr Pa ist tot und selbst wenn er sich in einem früheren Leben die Hände schmutzig gemacht hat - es kann ihm nun nicht mehr schaden, wenn es irgendjemand erfährt."
Cornelius runzelte die Stirn.
"Habe ich da eben 'Markovic' gehört?"
"Haben Sie", nickte Björn.
"Ich bin nach meinem Austauschjahr beim New York Police Department und einem Zwischenspiel beim BKA in Berlin noch nicht lange hier in Emden, aber selbst in der kurzen Zeit ist mir dieser verdammte Name schon ein paarmal zu Ohren gekommen!"
Angeber!, dachte der Privatdetektiv. Eine ganze Karriere in einem Nebensatz untergebracht! So was lernt man eigentlich nur bei einem Coach für Bewerbungsgespräche ...
Björn zuckte mit den Schultern.
"Das wäre kein Wunder!", meinte er.
Und dann machte Undine ihre Aussage und Cornelius anschließend ein langes Gesicht.
"Üble Sache!", meinte er. Er hob den Brief in die Höhe und fuhr dann fort: "Scheint wirklich alles darauf hinzudeuten, dass Markovic dahintersteckt ... Welchen Namen trug Ihr Vater, bevor er seine Identität wechselte?"
Sie errötete und musste schlucken. Aber sie behielt die Fassung.
"Paul Thorrell", sagte sie dann.
"Wie alt waren Sie damals?", fragte Björn.
"Ich war in der Grundschule. Mein Bruder auch. Da sind wir von Hamburg hierher nach Ostfriesland gezogen und er hat seine Firma gegründet, die dann kometenhaft aufgestiegen ist. Wir hießen jetzt Lübbert und durften den alten Namen nicht mehr erwähnen. Ich dachte immer, dass hing mit unserer Mutter zusammen."
"Wieso?"
"Weil sie versucht hat, meinen Bruder, mich und sich selbst umzubringen, indem sie uns etwas ins Essen mischte. Sie kam nicht ins Gefängnis, weil sie angeblich psychisch krank war. Aber wir hatten ständig Angst, dass sie eines Tages aus der Psychiatrie entlassen werden würde ... Zuerst dachte ich, dass wir deswegen neue Namen bekommen haben und umgezogen sind ... Ihno Lübbert - klingt ja auch sehr passend."
"Und wann haben Sie erfahren, dass es nicht so war?"
Sie blickte auf, sah von Cornelius kurz zu Björn Kilian und fuhr...
Erscheint lt. Verlag | 10.5.2023 |
---|---|
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
ISBN-10 | 3-7389-4803-1 / 3738948031 |
ISBN-13 | 978-3-7389-4803-5 / 9783738948035 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 1,3 MB
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich