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Das Haus Zamis 12 (eBook)

Die Druiden

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-1466-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 12 - Neal Davenport
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»Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Oirbsen sanft, der meine Gedanken zu erraten schien. »Gib mir deine rechte Hand.«
Ich gab sie ihm, musste mich dabei aber etwas bücken. Er umklammerte meine Finger. Langsam gingen wir auf den Schacht zu. Eine unerklärliche Kraft ging von der Öffnung aus. Ein unheimlicher Sog griff nach mir. Plötzlich ließ Oirbsen meine Hand los und sprang hinter mich. Er versetzte mir einen Stoß in den Rücken, und ich taumelte einen Schritt vorwärts. Verzweifelt kämpfte ich gegen den immer stärker werdenden Sog an. Ich versuchte, in die andere Zeitdimension zu gleiten, aber es gelang mir nicht. Langsam wandte ich den Kopf. Oirbsen stand breitbeinig etwa zehn Meter von mir entfernt und lachte durchdringend.
»Verdammte Närrin«, kicherte er. »Du bist rettungslos verloren!«


1. Kapitel


Ich gab sie ihm, musste mich dabei aber etwas bücken. Er umklammerte meine Finger. Langsam gingen wir auf den Schacht zu. Eine unerklärliche Kraft ging von der Öffnung aus. Ein unheimlicher Sog griff nach mir. Plötzlich ließ Oirbsen meine Hand los und sprang hinter mich. Er versetzte mir einen Stoß in den Rücken, und ich taumelte einen Schritt vorwärts. Verzweifelt kämpfte ich gegen den immer stärker werdenden Sog an. Ich versuchte, in die andere Zeitdimension zu gleiten, aber es gelang mir nicht. Langsam wandte ich den Kopf. Oirbsen stand breitbeinig etwa zehn Meter von mir entfernt und lachte durchdringend.

»Verdammte Närrin«, kicherte er. »Du bist rettungslos verloren.«

Immer rascher wurde ich auf die pechschwarze Öffnung zu gerissen. Ich ruderte mit den Armen und stemmte mich dem Sog entgegen, doch seine Kraft war stärker als die meine. Ich flog auf die Öffnung zu und verschwand in der undurchdringlichen Schwärze. Mein Körper wurde schwerelos. Ein seltsames Ziehen war in meinen Gliedern. Es war, als würde sich mein Körper in verschiedene Teile spalten. Das Ziehen wurde stärker, schmerzhafter. Kein Laut war zu hören. Unheimliche Kräfte pressten sich gegen meine Stirn. Irgendetwas schlich sich in mein Gehirn. Dieser verfluchte Oirbsen, dachte ich. Er war ein Verräter, er hatte mich in eine Falle gelockt. Das waren meine letzten Gedanken, dann wurde ich bewusstlos ...

Ich öffnete die Augen und blickte in einen strahlend blauen Himmel. Es war angenehm warm. Ich lag auf dem Rücken und setzte mich langsam auf. Einige Meter von mir entfernt erhob sich der Turm, in den mich Oirbsen gelockt hatte. Die Ruine war verschwunden. Im Hintergrund waren die bewaldeten Berge zu sehen. Die Blätter leuchteten rot und gelb. Ich stand auf, und jetzt wurde mir bewusst, dass ich völlig nackt war. In der rechten Hand hielt ich noch immer die Kupferschüssel, die mir Oirbsen gegeben hatte. Die Schüssel hatte sich verändert; sie sah nun so aus, als wäre sie eben erst gefertigt worden. Erleichtert atmete ich auf, als ich den Signatstern spürte. Er hatte sich nicht verändert, doch die Kupferkette sah ebenfalls wie neu aus.

Ich war in der Vergangenheit gelandet, das stand für mich fest. Und es war Herbst. Die Luft war unglaublich würzig. Ich atmete tief durch und fühlte mich wie betrunken. »Verdammter Oirbsen«, knurrte ich vor mich hin. Mein Blick wanderte wieder zum Turm. Auch in dieser Zeit war er schon uralt. Die Steine waren verwittert, und das Dach war eingefallen. Der Zeitschacht hatte mich in die Vergangenheit gebracht. Konnte er mich auch zurück in meine Zeit bringen? Einen Augenblick spielte ich mit den Gedanken, in den Turm zurückzukehren und den Zeitschacht zu betreten. Aber das war sinnlos. Möglicherweise würde mich der Zeitschacht noch weiter in die Vergangenheit tragen. Ich blieb ein paar Minuten stehen und blickte über die mit Steinen übersäte Ebene. Überall wuchs saftiges Gras, und unzählige Ginstersträucher mit gelben Blüten waren zu sehen. Nirgends war ein Haus oder die Spuren von Menschen zu entdecken. Wo sollte ich hingehen?

Aber das war vorerst nicht so wichtig. Wesentlicher war, ob ich hier meine magischen Fähigkeiten einsetzen konnte. Sofort probierte ich in die andere Zeitdimension zu gleiten, aber das gelang mir nicht. Ich versuchte einige schwächere magische Beschwörungen, doch auch damit hatte ich keinen Erfolg. Meine Magie schien hier völlig wirkungslos zu sein. Ich konnte nur hoffen, dass es vorübergehend war und es mir nach einiger Zeit gelingen würde, meine Kräfte wieder einzusetzen. Ich griff nach dem Signatstern, der sich seltsam kühl anfühlte. Nach ein paar Sekunden begann er zu pulsieren. Ein fremdartiger Schimmer ging von ihm aus, der aber bald erlosch. Nun fühlte sich der Kristall wieder körperwarm an. Schließlich ging ich langsam los. Ich hielt mich in Richtung der Berge. Alle paar hundert Meter blieb ich stehen und blickte mich aufmerksam um.

Die Sonne stand hoch am Himmel, nur gelegentlich sah ich in der Ferne einen Raubvogel, vermutlich ein Falke, der zu Boden stieß und wieder aufstieg. Als ich mich wieder einmal umblickte, erstarrte ich. Zwei Reiter näherten sich mir. Noch waren sie winzig klein, aber sie wurden rasch größer. Sie mussten mich erblickt haben, denn sie hielten genau auf mich zu. Nach und nach konnte ich Einzelheiten erkennen. Es waren zwei bärtige Männer, hinter denen das lange Haar flatterte. Die Pferde waren plump, klein und ähnelten Ackergäulen. Die Männer waren mit grobgewebten Wollumhängen bekleidet, die nicht gefärbt waren. Ihre Füße und Waden steckten in Riemensandalen.

Als sie sich bis auf etwa hundert Meter genähert hatten, zügelten sie ihre Pferde und kamen im Schritttempo näher. Ich blickte ihnen furchtlos entgegen. Aber ich war nicht so furchtlos, wie ich mir den Anschein gab. Mein Herz schlug schneller.

Die Männer sahen sich ziemlich ähnlich, vermutlich waren es Brüder. Ihr Haar war dunkelblond, die Bärte waren fuchsfarben. Beide waren breitschultrig und sahen recht kräftig aus.

»Wer bist du?«, fragte mich derjenige, der auf dem Aschschimmel saß.

Erleichtert atmete ich auf. Wenigstens der Signatstern funktionierte. Ich konnte die hier gesprochene Sprache verstehen.

»Ich bin Coco Zamis«, sagte ich. Für mich klang es so, als hätte ich deutsch gesprochen, doch für die Männer war es verständlich gewesen.

»Von welchem Clan bist du?«, fragte der Zweite, der auf der dunkelbraunen Stute saß.

»Vom Clan der Zamis«, sagte ich.

»Von diesem Clan haben wir nie etwas gehört«, brummte der Mann auf dem Schimmel und ritt langsam näher.

»Vermutlich ist sie eine entsprungene Sklavin«, sagte der andere und kam auch näher.

»Das glaube ich nicht. Sieh dir ihr langes Haar an. Ich glaube eher, dass sie eine Hexe ist.«

»Du kannst recht haben, Bruder. Ihre Augen, sieh dir ihre Augen an.«

»Ich bin keine Sklavin«, sagte ich fest, »und auch keine Hexe. Ich komme aus einem fernen Land.«

»Das wird sich alles weisen.«

Der Mann auf dem Schimmel rammte die Fersen in die Flanken des Tieres, das auf mich zuraste. Er beugte sich vor und wollte nach mir greifen, doch ich sprang geschickt zwei Schritte zur Seite. Nun preschte der andere heran. Er hatte sein breites Schwert gezogen und wollte mir mit der Breitseite gegen den Kopf schlagen, doch ich duckte mich und wich dem Hieb aus. Da war schon wieder der Schimmel heran. Der Mann sprang geschickt herunter und landete zwei Schritte vor mir. Er ging etwas in die Knie, und ich handelte sofort. Wieder einmal musste ich meinem Patenonkel dankbar sein. Er hatte mir mehr als nur die Grundbegriffe des Judos beigebracht. Der Mann fiel ohne einen Laut von sich zu geben kampfunfähig zu Boden. Es war keine Zeit zu verlieren, denn der zweite Mann stieß einen Wutschrei aus und ritt wild auf mich zu. In der rechten Hand schwang er sein Schwert. Ich riss das Schwert des Bewusstlosen aus der Scheide und richtete mich auf. Keine Sekunde zu früh. Schon war die Stute heran, und das Schwert zuckte auf mich zu. Ich hielt das Schwert mit beiden Händen gepackt. Es musste mehr als zehn Kilogramm wiegen. Klinge prallte auf Klinge, dass die Funken stoben. Ich erwartete den neuerlichen Angriff. Der bärtige Bursche riss sein Pferd herum, und wieder stieß er einen Wutschrei aus, dann trieb er die schnaubende Stute auf mich zu. Er wollte mich einfach über den Haufen reiten. Überrascht starrte ich das Schwert an, das ich nun in der rechten Hand hielt: Es wurde immer leichter! Innerhalb von wenigen Sekunden war es so leicht wie ein Sportdegen. Das konnte nur der Signatstern ausgelöst haben. Aber ich hatte keine Zeit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, denn die Stute war nur noch wenige Meter von mir entfernt. Ich lief drei Schritte zur Seite, doch der Mann dirigierte das Pferd auf mich zu.

Ich blieb stehen und wartete, bis das Pferd sich bis auf fünf Meter genähert hatte. Ich sprang zwei Schritte zurück, duckte mich, und als das Pferd an mir vorbeischoss, sprang ich hoch. Ich landete auf der Kruppe, ließ das Schwert einfach fallen und klammerte mich an dem Mann fest. Er geriet aus dem Gleichgewicht. Er zügelte das Pferd, das nun in Schritt verfiel. Meine linke Hand verkrallte sich im dichten Haar des Mannes, und mit einem Ruck riss ich ihn aus dem Sattel. Wir fielen beide zu Boden, doch ich war rascher auf den Beinen. Bevor er sich halb aufgerichtet hatte, schlug ich ihm die Breitseite des Schwertes gegen den Kopf. Bewusstlos stürzte er zurück.

Schwer atmend blieb ich stehen. Die Pferde kümmerten sich nicht um mich. Sie begannen ungeniert zu grasen. Ich nahm die zwei Schwerter der Bewusstlosen an mich und rammte sie vor mir in den Boden. Meine Hände zitterten leicht. Jetzt hätte ich gern eine Zigarette gehabt.

Die beiden Männer erwachten fast gleichzeitig. Beide schüttelten den Kopf und stießen grimmige Laute aus. Dann setzten sie sich auf und starrten mich böse an. »Bleibt sitzen«, sagte ich und zog eines der Schwerter aus dem Boden.

»Sie ist eine Hexe«, knurrte der Bursche, dem ich die Nase zerschlagen hatte. »Eine verdammte...

Erscheint lt. Verlag 30.3.2021
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-1466-9 / 3751714669
ISBN-13 978-3-7517-1466-2 / 9783751714662
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