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Gorian - Die Trilogie -  Alfred Bekker

Gorian - Die Trilogie (eBook)

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2021 | 1. Auflage
1500 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-5213-1 (ISBN)
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Gorian - Die Trilogie von Alfred Bekker Der Umfang dieses Buchs entspricht 1507 Taschenbuchseiten. Dieses Buch enthält die Gorian-Trilogie mit den Bänden Gorian 1 - Das Vermächtnis der Klingen Gorian 2 - Die Hüter der Magie Gorian 3 - Im Reich des Winters Wie ein Sturm aus dem Nichts fallen die Schergen des finsteren Morygor über Gorians Dorf her. Sie entkommen mit Sternenklinge und Schattenstich, zwei Schwertern, die Gorians Vater aus einem Meteoriten geschmiedet hat. Gemeinsam mit der Heilerin Sheera und seinem Freund Torbas bricht Gorian auf, um die Schwerter zurückzuerlangen. Nur mit ihnen und der Hilfe des gestaltwandelnden Gargolye Ar-Don kann Morygor besiegt werden, bevor der Schwarzmagier mit Hilfe der Frostgötter die Welt zu Eis erstarren lässt.

Es hieß, dass in jener Nacht, als Gorian geboren wurde, ein glühender eisenhaltiger Stein vom Himmel fiel und unweit des Dorfes Twixlum nahe der Bucht von Thisilien niederging. Und es hieß auch, dass Nhorich, sein Vater, noch in derselben Nacht, kaum dass man den ersten Schrei des Jungen gehört hatte, aufbrach, um den Stein zu suchen und sein Eisen zu bergen.

Aus diesem Eisen schmiedete Nhorich zwei Schwerter ...

Später sollte man in all diesen Begebenheiten Zeichen des Schicksals erkennen.

Zeichen des Bösen.

Zeichen des Guten.

Zeichen der Verzweiflung.

Zeichen der Hoffnung.

Und Zeichen einer nahenden, tief greifenden Veränderung, die alles erfassen würde. Nicht ein einziges Staubkorn sollte davon unberührt bleiben.

Nichts würde sein, wie es war ...

––––––––

Das Erste, woran sich Gorian später erinnerte, war die helle Sonne am blassblauen Himmel und der dunkle Schatten, der einen Teil dieser grell leuchtenden Scheibe verdeckte. Er sah aus wie ein schwarzer Fleck, und Gorian hatte von Anfang an das Gefühl, dass er nicht dorthin gehörte.

Er war zwei Jahre alt, lag in einem schaukelnden Boot, hatte geschlafen, und als er erwachte, sah er diesen überwältigend blauen Himmel über sich – und die Sonne.

Und jenen dunklen Fleck, von dem er damals noch nicht wusste, dass man ihn den Schattenbringer nannte und dass er aus der Welt langsam, aber sicher einen kalten, toten Ort machen würde.

Gorian drehte den Kopf und er sah seinen Vater an der Pinne der kleinen Segelbarkasse. Ein breitschultriger Mann mit warmen graugrünen Augen und dunklem Bart. „Wir sind gleich da, mein Junge“, sagte er.

Gorian setzte sich auf. Er konnte gerade über den Rand der Barkasse sehen. Da waren ein Ufer, Häuser, ein Hafen.

Als Gorian wieder zu seinem Vater blickte, sah er, dass sich dessen Gesichtsausdruck vollkommen verändert hatte. Eine tiefe Furche reichte von der Nasenwurzel bis zum Haaransatz, und die dichten Augenbrauen hatte er zusammengezogen. Ein Ausdruck, den Gorian im ersten Moment nicht zu deuten vermochte. Aber er spürte, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte.

Sein Vater lockerte das Segel. Es flatterte, das Boot drehte sich mit der Spitze in Windrichtung und verlor augenblicklich jegliche Fahrt.

„Bleib ganz ruhig!“, gebot er – auf eine Weise, die Gorian klarmachte, dass es das Beste war, genau zu tun, was man ihm sagte. Denn Gorian hörte die Stimme seines Vaters auf ganz besondere Art: Die Worte drangen auf eine fast bedrängende Weise in seine Gedanken, und Gorian spürte die unheimliche Kraft, die in ihnen wirkte. Eine Kraft, die er nicht erklären, nicht begreifen, ja, noch nicht einmal mit Worten bezeichnen konnte. Er spürte sie einfach – und es fühlte sich wie etwas Bekanntes, Vertrautes an.

Mit einer schnellen Bewegung griff sein Vater nach dem Schwert, das er am Gürtel trug. Die Klinge blitzte im Sonnenlicht. Sie wirbelte so schnell durch die Luft, dass man sie kaum zu sehen vermochte.

Sie zuckte auf Gorians Kopf zu, sauste haarscharf an ihm vorbei und drang in den Schädel eines riesigen geflügelten Fisches. Urplötzlich war die Bestie aus der Tiefe emporgeschossen, war aus dem Wasser gestiegen, hatte die Flügel ausgebreitet und sie so schnell bewegt, dass sie kaum noch sichtbar waren. Ein geflügelter Fisch konnte in der Luft stehen, während er sich mit seinem gewaltigen Maul die Beute einverleibte.

Aber nicht dieses Mal.

Während das Schwert der Bestie in den Kopf fuhr, hörte Gorian den Schrei seines Vaters, der ihm durch Mark und Bein fuhr. In diesem Schrei war noch viel mehr zu spüren von jener unheimlichen Kraft, über die sein Vater zu gebieten schien.

Der geflügelte Fisch stieß einen ächzenden Laut aus, während das Schwert, dessen Griff Nhorich mit beiden Händen hielt, zu glühen begann. Fischblut spritzte aus dem Körper der aufbrüllenden Kreatur. Es war bläulich und zischte, wo immer es auf die Planken des Bootes traf, und auch Gorian bekam etwas davon ab.

Aber er konnte nicht schreien. Er öffnete zwar den Mund, aber nicht ein einziger Laut kam ihm über die Lippen.

Die Bestie sank ins Wasser. Blasen stiegen auf, die Wellen färbten sich blau, und das Boot schwankte entsetzlich.

Gorian sah seinen Vater an, in dessen Augen nichts Weißes mehr zu sehen war; sie waren vollkommen von einer undurchdringlichen Schwärze erfüllt. Breitbeinig stand er da und glich so die Schwankungen der Barkasse aus, die führerlos dahintrieb. Sie drehte sich, Wind fiel ins Segel und ließ es erneut flattern.

Gorians Blick wanderte an seinem Vater vorbei.

Dort war nichts außer der weiten glitzernden Wasserfläche der Thisilischen Bucht und in der Ferne eine Wand aus grauem Dunst.

In diesem Augenblick vermochte Gorian endlich zu schreien. Aber es war kein Schmerzensschrei wegen des ätzenden Fischbluts, sondern eine Warnung – gemischt mit Entsetzen.

Ein einziges Wort kam über die Lippen des Jungen. „Da!“ Er streckte den Arm aus, deutete dorthin, wo noch nichts war, und legte in diesen Schrei alle Kraft, zu der er fähig war.

Im selben Moment tauchte etwa fünf Schiffslängen von der Barkasse entfernt ein zweiter geflügelter Fisch aus dem Wasser. Er war kleiner als der erste, vom Kopf bis zum Schwanz maß er nicht mehr als eine Mannlänge. Dafür war er viel schneller als die Bestie zuvor. Das surrende Geräusch der schwirrenden Flügel klang wie hundert wütende Hornissenschwärme.

Das Wesen aus der Tiefe schoss auf Nhorich zu. Dieser wirbelte herum, stieß erneut einen Schrei aus und ließ die Klinge des Schwerts durch die Luft sausen. Sie glühte kurz auf, als sie durch den Leib des geflügelten Fisches fuhr, und es zischte, als dessen Blut das Eisen berührte, aus dem die Waffe geschmiedet war. Mit einem einzigen Schlag trennte Nhorich der Kreatur den Kopf ab.

Das ätzende Blut spritzte hoch empor, aber eine plötzliche Windböe wehte den giftigen Lebenssaft des Geschöpfes hinaus aufs Meer, sodass diesmal weder Nhorich noch Gorian davon getroffen wurden.

Nhorich sah sich um. Seine Augen waren noch immer von vollkommener Finsternis erfüllt. Gorian würde diesen Anblick in seinem Leben nicht vergessen.

Sein Vater schien etwas zu suchen. Das Boot schwankte, aber er stand noch immer da, das Schwert in beiden Händen, und hielt offenbar nach weiteren geflügelten Fischen Ausschau, die ihn und seinen Sohn attackieren wollten. Doch sofern sich noch weitere dieser Kreaturen im Meer um sie herum verbargen, war ihnen die Gier nach Beute vergangen.

Nhorichs Körperhaltung entspannte sich. „Es ist vorbei“, sagte er. „Sie sind fort ...“

––––––––

Erinnerst du dich daran, wie uns die geflügelten Fische angegriffen haben?“, fragte Gorian seinen Vater ein paar Jahre später.

„Natürlich.“

„Hast du im Voraus gewusst, dass die Bestie plötzlich aus dem Wasser kommen würde?“

Sein Vater lächelte. „Ja, einen kurzen Moment, bevor es geschah, habe ich es gewusst.“

„Das lernt man als Schwertmeister des Ordens, nicht wahr?“

„So ist es. Aber man kann es nur lernen, wenn die grundsätzliche Begabung dafür vorhanden ist. Doch jetzt musst du mir auch eine Frage beantworten, Gorian.“

„Welche?“

„Erinnerst du dich an den zweiten geflügelten Fisch damals?“

„Natürlich. Er kam von hinten auf dich zu.“

„Und du hast mich gewarnt, bevor er aus dem Wasser stieg.“

„Ja“, murmelte der Junge, und sein Blick wurde so abwesend und in sich gekehrt, wie er es ansonsten oft bei seinem Vater beobachten konnte. „Ich habe ihn gesehen. Noch bevor er da war.“

Nhorich nickte und strich ihm über den Kopf. „Du warst erst zwei. Das ist sehr früh.“

„Wie meinst du das?“

„Vergiss diesen Augenblick niemals. Erinnere dich von Zeit zu Zeit an genau diesen Moment, und versuche ihn dir so genau wie möglich vorzustellen.“

„Warum?“

„Du darfst keine Einzelheit vergessen.“

„Das werde ich nicht“, versprach Gorian. „Und ich denke fast jeden Tag an dieses Erlebnis.“

Sein Vater atmete tief durch. „Eines Tages werde ich dir erklären, was das alles zu bedeuten hat.“

„Warum nicht jetzt?“

„Es ist zu früh. Glaub mir, es wäre nicht gut für dich, mehr zu wissen. Noch nicht.“

––––––––

Erzähl mir von Mutter“, bat Gorian. Er war inzwischen zehn Jahre alt und stellte diese Forderung keineswegs zum ersten Mal.

„Was soll ich dir über sie erzählen – außer dem, was du schon weißt?“, erwiderte Nhorich. Sein Bart war mittlerweile grau melliert, aber er war immer...

Erscheint lt. Verlag 14.3.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7389-5213-6 / 3738952136
ISBN-13 978-3-7389-5213-1 / 9783738952131
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