Perry Rhodan Neo 252: Kampf um SENECA (eBook)
160 Seiten
PERRY RHODAN digital (Verlag)
978-3-8453-5452-1 (ISBN)
1.
CREST II
20. April 2102
»SENECA? Was ist geschehen?«
Ein Alarm gellte durch den Raum. Die Tonfolge verriet, dass er für den gesamten 1500 Meter durchmessenden Kugelgiganten galt. Und zwar in der höchsten Stufe! Jedermann auf Gefechtsstation bedeutete das.
»Hallo? Zentrale? Hört mich dort jemand?«
Donna Stetson versuchte es zuerst über Bordkom, dann mit ihrem Armbandkom.
»Irgendjemand, der mir sagen kann, was los ist?«
Die Zentrale der CREST II meldete sich nicht – ein Ding der Unmöglichkeit. Gerade in Krisensituationen waren funktionierende Kommunikationswege unabdingbar. Daher wurden sie besonders geschützt und waren mehrfach redundant angelegt.
Dennoch war kein Kontakt möglich. Das brachte die Positronikspezialistin aus dem Konzept. Der permanente Alarm erschwerte das klare Denken, er schmerzte in ihren Ohren, zerrte an ihren Nerven. Sie aktivierte ein Dämmfeld, um den Ton auszublenden.
Was konnte so Schlimmes geschehen sein, dass die höchste Alarmstufe ausgerufen wurde? Wieso kam keine Information über die Bordkommunikation?
Stetson gehörte nicht zu einer der Gruppen, die bei Feindangriffen oder kritischen Störfällen an Bord zum Einsatz kamen; sie war ausschließlich für SENECA zuständig. Doch bei einer Extremsituation wie dieser musste auch sie geeignete Befehle erhalten.
Wenn keine reguläre Kommunikation möglich war – weshalb schickte Kommandantin Gabrielle Montoya von der Zentrale niemanden zu Stetson, um sie zu informieren? Der Weg war nicht weit, vielleicht zwei Minuten. Hatte es einen Unfall gegeben?
Sie überlegte und kam zu dem Schluss, dass etwas mit dem Alarm nicht stimmen konnte. Weshalb Gefechtsalarm? Drohte eine Invasion? Sehr unwahrscheinlich. Die Verhandlungen mit den Akonen liefen gut. Ihr Planetensystem hatte bisher verborgen hinter einem Schutzschirm gelegen – seine Existenz in M 3 war praktisch unbekannt. Akon lag auch in keinem politischen Brennpunkt, wodurch es etwa »zwischen die Fronten« hätte geraten können. Vor allem würde das nicht so schnell geschehen, innerhalb von nur vier Tagen.
Warum also Gefechtsalarm?
Stetson konnte sich nur ein internes Problem vorstellen, aber auch das ergab keinen Sinn. Es hatte keinerlei Anzeichen von Schwierigkeiten gegeben. Die Delegation der Akonen hatte das Raumschiff vor ein paar Stunden verlassen, somit konnte auch von deren Seite keine Gefahr drohen. Sicherlich hatte die Schiffsführung darauf geachtet, dass die Fremden vollzählig von Bord gingen und nicht jemand heimlich zurückblieb und Sabotage betrieb.
Sollte sie trotzdem vorsichtshalber ihren Arbeitsbereich verriegeln, damit kein Unbefugter hereinkam?
Stetson hielt sich im sogenannten Rechenzentrum auf, der Leitstelle für die primären positronischen Systeme der CREST II. Von diesem Ort aus wurde das komplexe Netzwerk der Datenverarbeitungsanlagen des Raumfahrzeugs betreut und gesteuert. Neben der Hauptzentrale war das eine sensible, verletzliche Komponente der Schiffsinfrastruktur, die um jeden Preis vor Angriffen geschützt werden musste.
Stetson entschied sich gegen die Verriegelung. Ihre Aufgabe war vielmehr, sich darum zu kümmern, den Kontakt zu SENECA herzustellen. Nur mit seiner Hilfe konnte aufgeklärt werden, welche Ursache der Alarm hatte. Die Spezialistin benötigte Fakten, bevor sie die Zentrale informierte.
»SENECA?«, wiederholte Stetson über das Akustikfeld, das sie üblicherweise zur Kommunikation mit der Positronik benutzte. »Kannst du bitte endlich eine Verbindung zur Zentrale herstellen? Oder mir mitteilen, was der Alarm zu bedeuten hat?«
Keine Antwort.
»SENECA?«, unternahm sie einen letzten Versuch. »Warum sprichst du nicht mit mir?«
Es blieb still, wie zuvor. Konnte er nicht mit ihr reden? Oder ... wollte er nicht mit ihr reden?
Die junge Frau fuhr sich nervös durch die nackenlangen, schwarzen Haare. »Das würdest du nicht tun, nicht wahr?«, flehte sie verzweifelt.
Nichts. Stille. Als hätte die Schiffspositronik nicht ihre Stimme verloren, sondern verfüge über gar keine Kommunikationsmöglichkeit mehr, auch nicht mit optischen Mitteln.
Endlich erlosch der schrille Klang und mit ihm das hektische Blinken der Alarmleuchten.
»Was hast du getan ...?«, flüsterte Donna Stetson ratlos.
*
Itai Levy freute sich wie selten zuvor auf das Schichtende. Endlich hatte die akonische Delegation die CREST II verlassen, und er konnte sich erholen. Die Situation war zu Beginn mehr als unklar gewesen, doch nun schien es ganz so, als ob die Akonen allmählich Vertrauen fassten. Die Gefahr einer militärischen Auseinandersetzung bestand nicht mehr.
Kein Wunder. Wir sind ihnen weit überlegen.
Levy konnte den Akonen ihr anfängliches Misstrauen nicht verdenken. Nicht nur, dass der blaue Schutzschirm, der das achtzehn Planeten umfassende Sonnensystem seit urdenklichen Zeiten getarnt und beschützt hatte, plötzlich zusammengebrochen war. Obendrein war Na-Thir samt seinem Mond Na-Thona verschwunden, einer der zwei habitablen Planeten. An dessen Stelle war ein völlig fremder Planet mit einem großen Mond gerückt: Terra – die Erde.
Das im Zuge des Falls Laurin aktivierte Antitemporale Gezeitenfeld hatte aus noch ungeklärten Gründen eine dramatische Fehlfunktion gehabt. Die Erde war örtlich statt zeitlich versetzt und in den Kugelsternhaufen M 3 verschlagen worden, in das System des blauen Riesensterns Akon, rund 34.000 Lichtjahre von der Heimat entfernt. Beide betroffene Seiten, Akonen wie Menschen, waren darüber keineswegs begeistert – ein mehrfacher Schock, eine doppelte Katastrophe mit noch unabsehbaren Auswirkungen.
Levy mochte sich nicht ausmalen, was derzeit auf der Erde los war.
Auch auf der CREST II mussten die Frauen und Männer lernen, mit der Situation zurechtzukommen. Die Besatzung war es zwar gewohnt, in weite Ferne zu reisen – aber doch nicht mit der Heimatwelt zusammen!
Von einer Sekunde auf die andere hatten sie sich mit einem drohenden Krieg auseinandersetzen und »dem Gegner« begreiflich machen müssen, dass das Ganze kein Angriff, sondern ein schreckliches Unglück und so ganz und gar nicht geplant gewesen war.
Nun aber, und hoffentlich nicht nur für den Moment, schienen die Auseinandersetzungen beigelegt zu sein. Beide Parteien hatten sich nach dem Besuch der Delegation auf der CREST II auf eine weitere Annäherung geeinigt.
Daher hoffte Levy, der Kommandant der Beibootflottille, endlich durchschnaufen zu können und ein paar Stunden Ruhe zu haben.
Er holte sich eine Mahlzeit aus der Messe, nahm in seinem Quartier fröhlich pfeifend eine Dusche, begutachtete die kurzen, braunen Haare, ob sie einen Schnitt nötig hatten, korrigierte den pflegeintensiven Kotelettenbart, und ging anschließend mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen in den Wohnbereich. Über ein Holosensorfeld rief er »Tosca« ab, seine Lieblingsoper, und ging gleich zum dritten Akt über, seiner Lieblingsarie. Während Levy das Essen auf dem Tisch anrichtete und sich einen guten Chianti dazu öffnete, schmetterte er im wohlklingenden Tenor »E lucevan le stelle – Und es leuchteten die Sterne«. Passend, fand er, gerade angesichts der Situation.
Nach dem ersten Schluck ging der Gefechtsalarm los, und ihm wäre beinahe das Glas aus der Hand gefallen.
»Nein! Nein, nein, nein!«, schrie er erbost und verzweifelt zugleich.
Hastig legte er seine Dienstkombination an und rannte aus der Unterkunft, während er gleichzeitig versuchte, über sein Komarmband Kontakt zur Zentrale aufzunehmen – vergeblich!
»Was ist da los?«, rief er, blieb stehen und blickte sich um.
Überall auf dem Gang liefen Männer und Frauen ebenso wie er aus den Quartieren, noch mit dem Schließen der Kleidung beschäftigt und erst halb in den Stiefeln. Ihre ratlosen Gesichter verrieten, dass niemand wusste, was der Auslöser für den Alarm gewesen sein mochte. Doch die Raumfahrer eilten der Weisung bei Gefechtsalarm gemäß zu ihren Stationen.
Levy fluchte unablässig, während er sich von der Zentralkugel auf den Weg zum oberen Haupthangar machte, seinem Einsatzort. Dort befanden sich, teils auf »Kerzenbäumen« angedockt, die Beiboote und Kampfeinheiten der CREST II. Er unterbrach sein Gezeter nur dann, wenn er über das Armband oder über eines der in den Korridoren und Expressliften fest installierten Kommunikationspaneele die Zentrale zu erreichen versuchte und nur fortgesetztes Schweigen als Antwort erhielt.
Niemand wusste Bescheid, egal wen er unterwegs traf. Die bordinternen Komsysteme schienen vollständig ausgefallen zu sein.
»Kann mir jemand Aufklärung geben?«, brüllte er, als er durch das Hauptschott in den Zugangsbereich des Hangars gelangte. Durch die gegenüberliegende massive Glassitwand, in die mehrere Personalschleusen integriert waren, hatte er freien Blick auf die riesige Beiboothalle, in der meist Nullschwerkraft und Luftleere herrschten, um einen Alarmstart der Raumfahrzeuge zu erleichtern. »Sind wir angegriffen worden? Und von wem eigentlich? Oder hat jemand eine Gräte quer im Hals stecken?«
Es herrschte hektisches Treiben. Viele Besatzungsmitglieder trugen bereits Kampfmonturen oder Raumanzüge, einige waren bewaffnet. Alle bewegten sich auf die Personenschleusen zu, um zu ihren Beibooten zu gelangen, und wunderten sich, dass die Innenschotten der Schleusen sich nicht automatisch öffneten.
Genau von dort kam Abhinava Singh Khalsa, der Befehlshaber der Raumlandetruppen, auf Levy zugerannt. »Endlich! Wir haben ein Problem!«
»Ach was!«, gab Levy...
Erscheint lt. Verlag | 13.5.2021 |
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Reihe/Serie | Perry Rhodan Neo |
Verlagsort | Rastatt |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | Neo • Perry Rhodan • Perryversum • Science Fiction |
ISBN-10 | 3-8453-5452-6 / 3845354526 |
ISBN-13 | 978-3-8453-5452-1 / 9783845354521 |
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