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Keltische Märchen und Sagen (eBook)

Erich Ackermann (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2021
320 Seiten
Anaconda Verlag
978-3-641-27895-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Keltische Märchen und Sagen -
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Die Kelten sind ein geheimnisvolles Volk, das Jahrhunderte vor Christus in zahlreiche Länder Westeuropas eingedrungen ist. Sie haben ein vielfältiges Erbe hinterlassen, darunter einen reichen Schatz an Mythen und Märchen. Tollkühne Helden aus dem Kreis um König Artus bevölkern diesen Kosmos ebenso wie Feen und Fabelwesen, die in einer Anderswelt leben. Die keltischen Märchen sind wie ihre Bilderwelt: grotesk und fabelhaft und bis ins Üppige verschlungen. Dieser Band versammelt Märchen aus Irland, Wales, Cornwall, Schottland und der Bretagne.

MÄRCHEN AUS DEM ARTUS-KREIS


Kulhwch und Olwen


KILYDD, der Sohn des Fürsten Kelyddon, wollte eine Frau nehmen, auf dass sie ihr Leben mit ihm teile, und seine Wahl fiel auf Goleudydd, die Tochter des Fürsten Anllawdd. Als sie unter einem Dach waren, begann das Volk zu beten, dass sie einen Erben bekämen und dank dieser Gebete wurde ihnen ein Sohn geboren. Aber im Augenblick, da sie ihn empfing, verfiel sie in Wahnsinn und floh jede Behausung. Als die Zeit der Entbindung kam, kehrte ihr gesunder Verstand zurück.

Einmal geriet sie an einen Ort, wo ein Schweinehirt seine Herde hütete, da kam sie aus Angst vor diesen Tieren nieder.

Der Hirt nahm das Kind und trug es an den Hof; man taufte es und gab ihm den Namen Kulhwch. Der Knabe war indessen von edlem Stamm und ein Vetter Arthurs. Man gab ihm eine Amme. Infolge dieser Ereignisse wurde die Mutter des Kindes, Goleuddydd, krank. Sie ließ ihren Gatten kommen und sprach: »Ich werde an dieser Krankheit sterben und du wirst eine andre Frau wollen. Aber die Frauen verschenken zuviel und du würdest deinen Sohn arm machen; daher bitte ich dich, dass du nicht eher heiratest, bis auf meinem Grabe ein Dornstrauch mit zwei Häuptern wächst.« Er versprach es ihr. Darauf rief sie ihren Hofmeister und bat ihn, ihr Grab Jahr für Jahr so instand zu halten, dass nichts darauf wachsen könne.

Die Königin starb. Der König sandte täglich einen Diener, um zu erkunden, ob etwas auf dem Grabe wachse. Nach sieben Jahren vernachlässigte der Hofmeister seine übernommene Verpflichtung. An einem Jagdtag begab sich der König auf den Friedhof; er wollte das Grab selbst sehen, denn er dachte daran, sich wieder zu vermählen: der Dornstrauch hatte darauf getrieben. Sogleich berief er eine Ratsversammlung, um zu erkunden, wo er eine Frau suchen solle. Einer der Räte sagte zu ihm: »Ich weiß eine Frau, die dir wohl geziemen würde. Es ist die des Königs Doyed.« Sie entschlossen sich, aufzubrechen und sie zu entführen. Sie töteten den König, nahmen seine Frau und seine einzige Tochter weg und bemächtigten sich seiner Länder.

Eines Tages ging die Königin spazieren. Sie begab sich in die Stadt zu einer alten Hexe, die keinen Zahn mehr im Mund hatte. »Alte«, sagte sie zu ihr, »willst du mir im Namen Gottes sagen, was ich dich fragen will? Wo sind die Kinder dessen, der mich gewaltsam entführt hat?« »Er hat keine«, sprach die Alte. »Wie unglücklich bin ich«, rief die Königin, »in die Hände eines kinderlosen Mannes gefallen zu sein!« »Dein Jammern ist unnütz«, versetzte die Alte, »es ist geweissagt, dass er einen Erben von dir haben wird, auch wenn er noch keinen andern hätte. Übrigens tröste dich, er hat einen Sohn.« Die Fürstin kehrte freudevoll heim und sprach zu ihrem Gatten: »Warum verbirgst du deine Kinder vor mir?« »Ich will es nicht länger tun«, sagte der König. Man holte den Sohn und brachte ihn an den Hof. Seine Stiefmutter sprach zu ihm: »Du tätest gut, eine Frau zu nehmen. Ich habe eine Tochter, die jedem Edlen der Welt geziemen würde.« »Ich habe noch nicht das Alter, mich zu verheiraten«, erwiderte er. Darauf rief sie: »So schwöre ich, dass du das Schicksal haben sollst, dass dein Leib nie eine Frau berühren wird außer Olwen, der Tochter des Yspaddaden Penkawr.« Der junge Mann errötete und die Liebe zu der Jungfrau durchdrang ihn durch und durch, obwohl er sie nie gesehen hatte. »Mein Sohn«, sprach der Vater zu ihm, »warum wechselst du die Farbe? Was bedrückt dich?« »Meine Stiefmutter hat mich verflucht, dass ich nie eine Frau haben werde, wenn ich nicht Olwen bekomme, die Tochter des Yspaddaden Penkawr.« »Das ist eine Kleingkeit für dich. Arthur ist dein Vetter. Suche ihn auf, damit er dir dein Haar ordne*, und erbitte das als Geschenk von ihm.« Der junge Mann bestieg darauf einen Renner mit apfelgrauem Kopf, der vier Winter zählte, er hatte kräftig gebaute Schenkel, seine Hufe glänzten wie eine Muschel, der Zügel war mit goldnen Kettengliedern im Maule eingefügt und er trug einen kostbaren goldenen Sattel. Kulhwch trug zwei wohlgeschärfte Wurfspieße aus Silber und ein gekrümmtes Schwert, das bis zur Spitze eine gute Elle maß, wenn man die Elle eines kräftigen Mannes als Maß nimmt, das war imstande, den Wind zu treffen und ihm Blut abzuzapfen: Es war geschwinder als der Fall des ersten Tautropfens von der Spitze des Schilfrohrs auf den Boden im Juni, wenn es am üppigsten ist. An seiner Hüfte hing ein Dolch mit goldnem Knauf und goldner Klinge mit einem Kreuz aus Gold und himmelblau emailliert, sein Kriegshorn war von Elfenbein. Vor ihm erlustigten sich zwei Windhunde mit weißer Brust und gesprenkeltem Fell, jeder trug um seinen Hals ein Band von Rubinen, das von den Schultern bis zu den Ohren reichte; der von links lief nach rechts, der von rechts nach links, so spielten sie vor ihm wie zwei Meerschwalben. Die vier Hufe seines Renners ließen vier Rasenschollen fliegen wie vier Schwalben in der Luft, bald höher, bald niedriger über seinen Kopf. Er hatte einen vierkantigen Purpurmantel umgeschlagen mit einem goldnen Apfel an jeder Ecke, deren jeder den Wert von hundert Kühen hatte. Auf seinen Hosen und seinen Steigbügeln vom Oberschenkel bis herab zu den Zehenspitzen trug er Gold im Werte von dreihundert Kühen. Kein Grashalm bog sich unter ihm, so leicht war der Tritt seines Renners, der ihn an den Hof Arthurs trug.

Der Jüngling sprach: »Ist hier ein Pförtner?« »Ja!« »Und du? Möge deine Zunge nicht stumm bleiben: dein Gruß ist recht kurz.« »Jeden ersten Tag im Jahre mache ich Arthurs Pförtner, das ganze übrige Jahr tun das meine Stellvertreter: Huandaw, Gogigwc, Llaeskenym und Pennpingyon, der auf dem Kopf läuft, um seine Füße zu schonen, aber nicht in der Richtung des Himmels oder der Erde, sondern wie ein auf dem Boden des Hofes rollender Stein.« »Öffne die Tür!« »Ich werde sie nicht öffnen!« »Warum?« »Das Messer steckt im Fleisch und der Trunk ist im Horn. Man vergnügt sich in Arthurs Saal. Nur Söhne von Königen berühmter Reiche lässt man eintreten oder den Spielmann, der seine Kunst mitbringt. Man wird deinem Pferde und deinen Hunden zu fressen geben und dir wird man gekochte und gepfefferte Fleischschnitten anbieten und Wein bis zum Rande und süße Musik. Man wird dir Speise für dreißig Männer ins Gasthaus bringen, wo die Leute aus fernen Ländern essen und die, welchen es nicht geglückt ist, an Arthurs Hof Zutritt zu erlangen; es wird dir dort nicht schlechter gehen als bei Arthur selbst. Man wird dir eine Frau anbieten, auf dass sie bei dir liege, und die Freuden der Musik. Morgen in der Frühe, wenn der Palast sich öffnet vor der Schar, die heute herkam, wirst du als Erster eintreten und kannst deinen Platz wählen, wo du willst im ganzen Hofe Arthurs.« »Ich werde nichts von alledem tun«, sagte der Jüngling, »wenn du die Türe öffnest, ist es gut; wenn du nicht öffnest, werde ich deinem Herrn Schande zufügen und dir Missachtung, und ich werde drei Schreie ausstoßen an der Pforte, wie es keine tödlicheren gegeben hat von Cornwall bis Cumberland: alles, was es hier auf dieser Insel an schwangeren Weibern gibt, wird eine Frühgeburt haben; die andern werden von solchem Missbehagen überfallen werden, dass ihr Schoß sich umkehrt und sie nie wieder empfangen.« Glewlwyt Gavaelvawr antwortete ihm: »Du schreist vergebens gegen die Gesetze von Arthurs Hof, man wird dich nicht eher eintreten lassen, bis ich mit Arthur gesprochen habe.«

Glewlwyt begab sich in den Saal. »Gibt es etwas Neues am Tor?«, fragte Arthur. »Zwei Drittel meines Lebens sind vergangen wie zwei Drittel des deinigen. Ich war in Kaer Se und Asse, in Sal und Salach, in Lotor und Fotor, im großen und kleinen Indien, ich war bei der Schlacht der beiden Ynyr; ich war in Europa, in Afrika und auf den Inseln von Corsica, ich war bei Kaer Oeth und Anoeth; ich war bei Kaer Nevenhyr: Wir haben da neun mächtige Könige gesehen, schöne Männer, wahrhaftig! Aber nie sah ich einen so edlen Mann wie den, der im Augenblick an der Eingangspforte steht.« »Wenn du im Schritt gekommen bist«, versetzte Arthur, »so kehre im Lauf zurück. Alle, die das Licht schauen und die Augen öffnen und schließen, sollen Sklaven sein; die einen sollen ihn mit goldbeschlagenen Hörnern bedienen, die andern sollen ihm gekochte und gepfefferte Fleischschnitten darreichen, bis seine Speisen und sein Trunk bereit sind. Es ist schade, einen solchen Mann im Regen und Wind stehen zu lassen.« »Bei der Hand meines Freundes«, rief Kei, »wenn man meinem Rate folgte, würde man nicht die Gesetze des Hofes seinetwegen verletzen.« »Du bist auf falschem Wege, lieber Kei«, sagte Arthur, »wer uns in Anspruch nimmt, soll unsre Gunst genießen und umso größer wird unser Adel, unser Ruhm und unser Ansehen sein.«

Glewlwyt begab sich an das Tor und öffnete es dem Jüngling. Obwohl jedermann beim Eingang auf dem Steintritt abstieg, setzte Kulhwch keinen Fuß auf den Boden, sondern ritt mit dem Ross hinein. »Heil!«, rief er, »oberster Herr dieser Insel, Heil auch diesem ganzen Hause, diesen Gästen, diesem Gefolge, diesen Helden; jeder empfange diesen Gruß ebenso wie ich ihn an dich gerichtet habe. Möge dein Glück, dein Ruhm und dein Ansehen auf dieser ganzen Insel seinen Gipfel erreichen!« »Heil auch dir«, sagte Arthur, »setze dich zwischen zwei meiner Krieger, man wird dir die Zerstreuungen der Musik bieten und du wirst wie ein Fürst, wie ein künftiger Thronerbe behandelt werden, solange du hier bist. Wenn ich meine Geschenke unter meinen Gästen und den Leuten aus der Ferne austeile, will ich mit deiner Hand beginnen.« »Ich bin nicht hergekommen«, versetzte der Jüngling, »um Speise und Trank zu...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Märchen / Sagen
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bretagne • Cornwall • dark academia • Die Kelten • eBooks • Fabelwesen • Feen • Helden • Irland • keltische Helden • Keltische Mythen • kleine geschenke für frauen • König Artus • Legenden • Märchen • Märchenbuch • Sagen • Schottland • Wales
ISBN-10 3-641-27895-3 / 3641278953
ISBN-13 978-3-641-27895-3 / 9783641278953
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