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Das Haus Zamis 11 (eBook)

Merlins Bote
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-1465-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 11 - Ernst Vlcek, Neal Davenport
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Coco steht vor einem Dilemma. Kann sie Oirbsen wirklich vertrauen?
Aber selbst wenn der undurchsichtige Gnom es wirklich gut mit ihr meint, wäre es vielleicht ein großer Fehler, sich ihm innerhalb von Gorshats Burg zu offenbaren.
Schließlich ist da immer noch das Fledermauskostüm, über das der Ghoul Sascha Zamis sie kontrolliert - und auch die anderen anwesenden Dämonen lauern nur darauf, dass Coco sich endlich fügt und für ein neues Herz aus Zakums Archiv entscheidet ...


1. Kapitel


Ich spürte, wie etwas Fremdes in meinen Geist eindrang und langsam und schleichend von mir Besitz ergriff.

»Meinst du nicht doch, dass wir uns miteinander unterhalten sollten?«, drang die Stimme des Gnoms wie aus weiter Ferne zu mir.

»Ich ...«, begann ich, aber die Stimme versagte mir.

Der Gnom erschien mir auf einmal wie ein groteskes Zerrbild. Sein Gesicht verformte sich, und er drehte sich herum und entfernte sich mit einigen mächtigen Sprüngen.

An seiner Stelle tauchte mein Vetter Sascha auf, und ich wusste sofort, dass er es gewesen war, der mich über das Fledermauskleid beeinflusst hatte.

»Ich habe mit deinem Bruder gesprochen, Coco«, eröffnete er mir. »Und er war meinen Wünschen gegenüber überaus aufgeschlossen. Es ist an der Zeit, dass wir uns näher miteinander befassen.«

»Hat das nicht bis später Zeit, Sascha?«, wandte ich ein, weil mir bewusst wurde, dass ich das Haarbüschel der Furie immer noch bei mir hatte. Dieser verräterische Fetisch brannte mir wie Feuer auf der Brust. »Verschieben wir die Unterredung auf später.«

»Nein!«, sagte er barsch. »Die Sache duldet keinen Aufschub.«

Mein Bruder Georg hatte gute Arbeit geleistet. An Saschas Verhalten erkannte ich, dass Georg sein Vertrauen gewonnen und ihm glaubhaft gemacht hatte, dass er ihm gewogen sei. So sehr das in meinem Sinn war und in meine Pläne passte – diese Entwicklung kam etwas zu früh für mich. Denn ausgerechnet jetzt, wo ich Georg den von ihm so dringend benötigten Fetisch seiner Zukünftigen bringen wollte, kam mir Sascha in die Quere.

»Du willst doch nicht widerspenstig sein?«, sagte der Ghoul lauernd. »Du wirst dich doch nicht gegen den Willen deines eigenen Bruders auflehnen?«

»Nein«, sagte ich und machte gute Miene zum bösen Spiel. »Ich sehe ein, dass ich mich fügen muss.«

Ich hatte auch gar keine andere Wahl, denn wenn ich mich Sascha jetzt widersetzte, dann würde ich alles nur noch schlimmer machen.

»Das ist gut«, meinte er kichernd und rieb sich die Hände. »Also komm, Coco. Wie wollen uns zu einem kleinen Plausch in meine gemütliche Unterkunft zurückziehen.«

Er wandte sich der einen Wand des Ganges zu und vollführte mit den Händen eine beschwörende Bewegung. Daraufhin bildete sich in der Steinmauer eine mannsgroße Öffnung, hinter der sich ein enger, spinnwebenverhangener Geheimgang auftat.

»Du gestattest«, meinte Sascha mit schiefem Grinsen und drang vor mir in den Geheimgang ein.

Ich folgte ihm.

Als ich durch die Öffnung getreten war und mich umblickte, sah ich, dass sich hinter mir wieder eine scheinbar undurchdringliche Wand gebildet hatte.

»Die ganze Burg ist von solchen Geheimgängen durchsetzt«, meinte Sascha, während er vor mir durch den schmalen und niedrigen Tunnel huschte, der winkelig war und mal aufwärts und dann wieder treppab führte, weil er sich dem Grundriss der Burg anpassen musste. »Gorshat war so freundlich, mir Zugang zu gestatten. Auf diese Weise kann ich an dem Geschehen innerhalb der Burgmauern teilnehmen, ohne selbst gesehen zu werden. Es gibt unzählige Spione, Gucklöcher und magische Spiegel, durch die man in alle Räumlichkeiten sehen kann. Das gilt auch für dein Zimmer. Wenn du vor dem Frisierspiegel gesessen hast, habe ich auf der anderen Seite gehockt. Du warst für mich zum Greifen nahe ... Du bist schön, Coco, weißt du das?«

»Das haben mir schon attraktivere Männer gesagt«, erwiderte ich.

»Ich bin nicht irgendein Mann – ich bin ein Zamis!«

Ich ersparte mir die passende Antwort darauf, denn ich wollte ihn nicht vergraulen.

»Seit dein Bruder jedoch einige Maßnahmen getroffen hat, ist mir der Blick in dein Zimmer verwehrt«, fuhr Sascha fort. »Das muss sich ab sofort ändern. Ich bestehe darauf, dass ich wieder freien Ausblick in dein Zimmer bekomme.«

»Wenn wir uns einigen, ergibt sich das von selbst«, sagte ich.

Der Ghoul kicherte. »Wir werden uns einigen, keine Sorge. Seit dem Gespräch mit Georg, der sich sehr aufgeschlossen zeigte, bin ich voller Hoffnung für die Zukunft.«

Sascha blieb vor einem Bilderrahmen stehen, der ein Viereck aus absoluter Schwärze umschloss. Nur zwei ovale, murmelgroße Punkte glühten darin.

»Das ist die Rückseite von Siljas Bildnis«, erklärte Sascha dazu, »das im Festsaal hängt. Die beiden Punkte sind ihre Augen. Früher konnte ich durch sie den ganzen Saal überblicken. Aber jetzt sind die Augen tot. Es ist ein Jammer.«

»Erinnere mich nicht daran«, sagte ich zornig.

Sascha warf mir einen amüsierten Blick zu, dann eilte er wieder weiter. Der Geheimgang führte nun steil in die Tiefe. Wir kamen zu einem senkrechten Schacht, den wir über eine eherne Leiter hinabstiegen. Das Ende der Eisenleiter mündete in eine natürlich gewachsene Höhle, die sich tief unter den Grundmauern der Burg befinden musste. Durch Ritzen im Fels kam Sickerwasser. Es stank nach Moder und Verwesung.

Sascha merkte es, entschuldigte sich und wischte mit einer Armbewegung durch die Luft, worauf sich ein Vorhang aus Schwärze bildete und den hinteren Teil der Höhle meinen Blicken verbarg.

»Mir scheint, dir gefällt meine bescheidene Klause nicht sonderlich«, sagte Sascha. »Aber ich bin sicher, dass du dich mit der Zeit daran gewöhnen wirst. Wenn du mich erst näher kennengelernt hast, wirst du feststellen, dass Ghoule nicht solche Scheusale sind, für die man sie allgemein hält. Wir sind Diskriminierte, Unverstandene, die man unter ihrem Wert einstuft.«

Ich überwand meine Abscheu und sagte: »Das will ich gern glauben, Sascha. Ich kann mir gut vorstellen, wie ihr Ghoule unter der Diskriminierung leidet, denn ich besitze ein gutes Einfühlungsvermögen.«

»Wirklich?« Er betrachtete mich misstrauisch. »Oder sagst du das nur, weil dir Georg ins Gewissen geredet hat?«

»Mein Bruder hat mir erst die Augen geöffnet«, erwiderte ich und schenkte ihm einen langen, verschleierten Blick. Ich wollte so schnell wie möglich zur Sache kommen, um es hinter mich zu bringen. »Erst durch ihn habe ich dich schätzen gelernt, und ich glaube, ich könnte dich auch ...«

Ich ließ den Rest unausgesprochen und überließ es seiner Phantasie, ihn sich selbst zusammenzureimen. Er bekam einen ganz verklärten Gesichtsausdruck, was ihn nur noch abstoßender machte, und betrachtete mich lüstern.

»Ich werde dich beim Wort nehmen, Coco«, sagte er krächzend. »Deine Gefügigkeit kommt für mich trotz allem überraschend, und ich kann diesen Gefühlsumschwung noch nicht richtig fassen. Aber ich werde dich auf die Probe stellen. Wenn deine Gefühle zu mir echt sind, dann wirst du mich in dein Vertrauen ziehen. Sage mir den Namen von Boris' Mörder!« Er packte mich plötzlich an den Oberarmen und zog mich an sich. »Sag mir, wer meinen Vetter umgebracht hat!«

»Nicht so ungestüm«, sagte ich schweratmend und ließ den Kopf filmgerecht in den Nacken sinken. Ich spürte, wie sich das Fledermauskleid dabei über meinen Brüsten spannte und wusste, dass das seine Wirkung auf Sascha nicht verfehlte.

»Ich will dich haben!«, röchelte der Ghoul abstoßend. »Und zwar lebend und unter Aufbietung deines ganzen jugendlichen Temperaments. Es ist nicht wahr, dass wir Ghoule so kalt sind.«

»Dann nimm mich«, sagte ich und unterdrückte die aufkommende Übelkeit. Mir grauste vor mir selbst, dass ich mich so weit erniedrigte und mich mit einem Ghoul abgab. Aber ich hatte keine andere Wahl.

Die Erregung hatte Sascha dermaßen übermannt, dass er kein verständliches Wort mehr über die Lippen brachte. Aus seinem halbgeöffneten Mund kamen unartikulierte Laute. Seine feinnervigen, vibrierenden Finger glitten über meinen Körper. Ich schloss die Augen und spürte, wie sich die Spannung löste, als er mir das Fledermauskleid abstreifte. Alles in mir drängte danach, die Zudringlichkeit des Ghouls abzuwehren und ihn in Stücke zu reißen. Aber ich unterdrückte solche Impulse und wartete ergeben darauf, bis er mich des Fledermauskleides entledigt hatte.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ich endlich frei war. Ich verdrängte die Tatsache, dass ich nun nackt vor ihm stand, und dachte nur an meinen Plan.

Endlich war ich frei. Weder Gorshat noch dieser schleimige Ghoul konnten mir ihren Willen aufzwingen. Ich war wieder mein eigener Herr. Und nur das zählte. Jetzt konnte ich Sascha seine Niederträchtigkeit heimzahlen, mich für seine Zudringlichkeiten rächen, seine Anmaßung bestrafen.

Ich machte die Probe aufs Exempel und versetzte mich in den schnelleren Zeitablauf.

Die Luft schien um mich zu erstarren, wirkte auf einmal wie gläsern. Auch Sascha war erstarrt, wurde scheinbar zu einem bewegungsunfähigen Monument abartiger Begierde.

Es war geschafft! Ich konnte wieder meine Hexenfähigkeiten einsetzen.

Ich beugte mich zu dem Fledermauskleid hinunter, das sich...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2021
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-1465-0 / 3751714650
ISBN-13 978-3-7517-1465-5 / 9783751714655
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