Silvershade Academy: Sammelband der romantischen Fantasy-Dilogie »Silvershade Academy« (eBook)
644 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-60686-7 (ISBN)
Annie Laine wurde im schönen Osthessen geboren. Nach dem Realschulabschluss führt sie ihr Leben zunächst in ganz verschiedene Richtungen. Sie schließt eine Ausbildung ab und arbeitet ein halbes Jahr auf der Kanareninsel Teneriffa, findet aber nicht ihre Passion darin. Das zieht sie schließlich zurück zu den Büchern. Während sie tagsüber Buchhandel/Verlagswirtschaft studiert, verbringt sie ihre Nächte mit dem Schreiben eigener Texte und betreibt einen Bücherblog.
Annie Laine wurde im schönen Osthessen geboren. Nach dem Realschulabschluss führt sie ihr Leben zunächst in ganz verschiedene Richtungen. Sie schließt eine Ausbildung ab und arbeitet ein halbes Jahr auf der Kanareninsel Teneriffa, findet aber nicht ihre Passion darin. Das zieht sie schließlich zurück zu den Büchern. Während sie tagsüber Buchhandel/Verlagswirtschaft studiert, verbringt sie ihre Nächte mit dem Schreiben eigener Texte und betreibt einen Bücherblog.
KAPITEL 1
Eine Woche später
»Heute ist ein denkwürdiger Tag!«, verkündet meine Großmutter feierlich und hebt die Arme, um ihre Worte zu verdeutlichen. Sie steht auf einer kleinen Bühne an der Wand des Sitzungssaals, in dem regelmäßig der Rat der magischen Welt tagt, vor sich ein Rednerpult, und das Lächeln auf ihren Lippen ist von Stolz erfüllt. Während ihre Stimme durch den Raum hallt und die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sie lenkt, ruht ihr wacher Blick auf mir.
Direkt sehe ich zu Boden, betrachte die silbernen Riemchenpumps, die ich zu diesem Anlass trage. Unruhig und weil die neuen Schuhe vom langen Stehen drücken, verlagere ich mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und knete meine vor Nervosität feuchten Hände.
»Ist das nicht aufregend?« Serena beugt sich unauffällig zu mir rüber und ihre Begeisterung ist kaum zu überhören. Kurz huscht ein Schmunzeln über mein Gesicht.
Natürlich ist es für sie spannend. Ihr wird heute Abend auch nicht das Schicksal der magischen Welt auf die Schultern geladen. Mir schon.
»Ich glaube, mir wird schlecht«, erwidere ich ebenfalls flüsternd und verziehe das Gesicht. Kurz darauf fährt meine Großmutter mit ihrer Rede fort, allerdings höre ich gar nicht richtig zu. Nachdem ich bei den Proben dabei war, kenne ich sie ohnehin auswendig.
»Du wirst das fantastisch machen«, versichert meine beste Freundin mir.
»Zumindest eine Person, die an mich glaubt.« Na ja, zwei, wenn man meine Großmutter, die das angeleiert hat, mitzählt. Niemand sonst in diesem Saal kann mir erzählen, er wäre mit der Entscheidung meiner Grandma einverstanden. Kein Wunder, ich bin selbst nicht der größte Fan davon. Aber niemand konnte etwas dagegen tun, denn als Seherin und Beraterin des Rats seit nunmehr über vierzig Jahren liegt es einzig in ihrem Ermessen, wann sie ihre Position an ihre Nachfolgerin, also mich, abtritt.
»Vertrau dir, Eve.«
»Versuche ich ja, aber es ist …« … unmöglich. Wie soll jemand wie ich die Regierung der magischen Welt beraten? Vor ein paar Wochen wusste ich nicht einmal von ihrer Existenz. Und in meiner bisherigen Zeit auf der Silvershade Academy habe ich mich auch nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert.
»Oje. Na, zum Glück hast du mich. Ich habe so viel Vertrauen in dich, das reicht für uns beide«, versichert sie mir und tatsächlich schleicht sich daraufhin ein schwaches Lächeln auf meine Lippen. Meine beste Freundin schiebt eine Strähne ihrer schwarzen Haare hinters Ohr. Seitdem sie sie vorhin auf unserem Zimmer mit einem Lockenstab behandelt hat, machen sie, was sie wollen, aber die entstandenen Wellen können sich sehen lassen. Genauso wie das navyblaue Etuikleid, das ihr bis zu den Knien reicht und ihre schlanke Figur betont.
»Die letzten Wochen haben die magische Welt in Atem gehalten. Unsere letzten Gedanken am Abend und die ersten am Morgen galten den Angriffen auf die Akademien, in denen unsere Nachkommen unterrichtet werden«, erinnert meine Großmutter uns und um mich herum nicken einige Ratsmitglieder, deren Namen ich nicht kenne. Lügner! Hätten sie sich mehr Gedanken um die Schüler gemacht, hätten sie mehr getan, um sie zu beschützen. Meine Worte wären nicht an ihnen abgeprallt wie Seifenblasen, die an einer Mauer zerplatzen.
»Auch wenn das Unheil noch nicht gebannt ist, befinden wir uns auf einem guten Weg und das verdanken wir meiner Enkelin.« Ihr Tonfall wird weicher. Automatisch drehe ich meinen Kopf zu ihr. Durch den Raum begegnen sich unsere Blicke und die feinen Härchen in meinem Nacken stellen sich auf. Nun ist es nicht mehr nur Stolz, den ich in ihren Augen lese, sondern auch Angst.
Angst vor all den Gefahren, die auf mich warten.
Angst vor der Zukunft.
Dieselbe Angst, die ich seit Tagen empfinde.
Immer mehr der anwesenden Persönlichkeiten drehen sich in meine Richtung. Applaus erfüllt den Saal und am liebsten würde ich jeden einzelnen bitten damit aufzuhören. Sie sollen nicht für mich klatschen. Was ich getan habe, war weder besonders klug noch die beste Entscheidung, die ich für die Schule hätte treffen können. Sie war eigennützig, weil ich nicht an der Seitenlinie stehen und darauf warten wollte, dass jemand anderes irgendetwas unternimmt, und letztendlich wäre ich dreimal fast umgekommen. Das ist definitiv kein Lob und keine Anerkennung wert.
»Ohne ihren Mut und Kampfgeist hätten die entführten Schüler nicht gerettet werden können. Ohne sie wäre eine gesamte Verschwörung unentdeckt geblieben.«
Na ja, okay, es mag sein, dass ich mich nicht von meinem Vorhaben habe abbringen lassen, nur weil der Rat den Ernst der Lage nicht verstanden hat. Vielleicht sind Alistair und ich hinter die Identität der Täter gekommen und haben sie als Dämonen in den Körpern der Entführungsopfer entlarvt. Aber das heißt nicht, dass …
Alistair …
Ein bitterer Geschmack breitet sich in meinem Mund aus. Seit dem Schulball vor einer Woche wurde er nicht mehr gesehen. Meine Befürchtung, er hätte die Akademie heimlich verlassen, hat sich bestätigt. Und das lässt nur einen Schluss zu: Er stand niemals auf unserer Seite, sondern hat nur auf den richtigen Moment zur Flucht gewartet.
Irgendwann werden wir im Kampf auf verschiedenen Seiten stehen und wenn ich keinen Weg finde, das zu verhindern, ziehe ich dabei den Kürzeren. Unter keinen Umständen werde ich gegen einen Dämon im Kampf bestehen können.
Um den Gedanken fürs Erste zu vertreiben, konzentriere ich mich wieder auf meine Großmutter, deren Rede sich langsam dem Ende zuneigt. »Genevieve hat uns – insbesondere mir – gezeigt, nicht die Erfahrung macht eine gute Seherin aus, sondern ihre Intuition und der Wille, für etwas einzustehen«, erklärt sie gerade in einem höchst feierlichen Tonfall. Sie strafft ihre Schultern und reckt das Kinn in die Höhe. »Diese Werte wurden mir vor vielen Jahren vermittelt, als ich meine rechtmäßige Position als Beraterin des Rats der magischen Welt eingenommen habe. Leider macht das Alter … vergesslich.«
Sie lacht leise und einige Anwesende stimmen mit ein. »Viel zu lang trage ich die Bürde des Universums bereits auf meinen Schultern. Jetzt ist die Zeit, sie weiterzugeben. Genevieve, komm bitte zu mir.«
Das ist mein Zeichen. Wir haben den Ablauf in den vergangenen Tagen bis ins kleinste Detail geprobt, damit ich heute auch ja keinen Fehler mache. Ich bin zwar immer noch nicht glücklich mit Grandmas Entscheidung, die sie uns in der letzten Ratssitzung mitgeteilt hat – ohne mich zu fragen, wohlgemerkt –, aber die Wut, die ich kurz nach der Verkündung auf sie verspürt habe, ist inzwischen verpufft. Unverständnis ist geblieben.
Kurz zögere ich, mein Blick wandert zu der doppelflügeligen Eingangstür des Saals, doch bevor ich auch nur einen einzigen Gedanken an eine mögliche Flucht verschwenden kann, spüre ich Serenas Hand auf meinem Rücken. »Denk nicht einmal dran«, flüstert sie mir zu und schiebt mich voran. »Du kannst dich dafür später bei mir bedanken.«
Automatisch setze ich mich in Bewegung, versuche den Applaus auszublenden und mich auf eine ruhige Atmung zu konzentrieren. Vor Aufregung werden meine Hände feucht und weil ich mir nicht anders zu helfen weiß, wische ich sie am Rock des violetten Chiffonkleides ab, das Grandma mir vor ein paar Tagen für die heutige Feier geschenkt hat. Zum Glück sieht man meine zittrigen Knie unter dem langen Rock nicht.
Endlich erreiche ich meine Großmutter und stelle mich neben sie. Sie sagt noch ein paar Worte, doch davon bekomme ich kaum etwas mit, weil mein Blick auf den unzähligen Magischen ruht, für deren Schicksal ich nun mitverantwortlich bin.
Einige wirken zuversichtlich, so wie Serena, die bis eben an meiner Seite war, oder River, der schon vor Grandmas Rede in der Menge verschwunden ist, um sich mit irgendwelchen Amtsinhabern zu unterhalten. Andere – fast alle Mitglieder des Rats, den ich von nun an mit meinen Visionen unterstützen soll – sehen alles andere als glücklich aus.
Und ich? Bestimmt erwecke ich mit den perfekt gestylten Haaren, dem eleganten Kleid und dem makellosen Make-up, das ich ohne die Hilfe meiner besten Freundin niemals so hingekriegt hätte, den Eindruck, ich könnte es kaum erwarten. In Wirklichkeit wünsche ich mir jedoch, ich wäre an meinem ersten Tag über diese verdammte Mauer geklettert und hätte das Weite gesucht, solange ich noch die Möglichkeit dazu hatte.
Jetzt ist es dafür zu spät und ehe ich michs versehe, leiste ich den Eid, der alles besiegelt. Währenddessen liegt meine rechte Hand auf einer in Leder gebundenen Ausgabe der Verfassung der magischen Welt und die andere ruht auf meinem Herzen. Mit ruhiger Stimme rattere ich die Worte, die ich in der vergangenen Woche auswendig gelernt habe, herunter und atme erleichtert auf, nachdem ich den Schwur ohne Versprecher hinter mich gebracht habe.
Automatisch lasse ich meine Schultern sinken und wieder dringt verhaltener Applaus an meine Ohren. Das ist … geschafft, nehme ich an. Jetzt bin ich nicht nur eine Seherin, sondern gleichzeitig diejenige, die bei jeder Entscheidung das letzte Wort hat, um so dafür zu sorgen, dass in der Gegenwart nichts passiert, was die Zukunft zum Negativen beeinflussen könnte. Gar kein Druck oder so.
Nur … fühle ich mich nicht anders. Ein Teil von mir hatte gehofft, ich würde mich nach dem Eid sicherer fühlen, aber nein. Noch immer ist da der leise Anflug von Übelkeit, vermischt mit Aufregung und Bauchschmerzen, wenn ich daran denke, wie viel Zeit ich von nun an mit dem Rat verbringen muss. Mit ebenjenen Magischen, die überhaupt nicht gut auf mich zu sprechen sind und es,...
Erscheint lt. Verlag | 4.3.2021 |
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Reihe/Serie | Silvershade Academy | Silvershade Academy |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Schlagworte | Academy Romance • Bundle • Dämonenjäger Bücher • dämonen liebesromane • ebook bundle • Fantasy Liebesromane • fantasy romance deutsch • impressbundle • impress ebooks • magische Stadt Fantasy • Romantasy Bücher • romantische Fantasy Bücher • Sammelband Romantasy • Urban Fantasy |
ISBN-10 | 3-646-60686-X / 364660686X |
ISBN-13 | 978-3-646-60686-7 / 9783646606867 |
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