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John Sinclair 2224 (eBook)

Im Auftrag des Bösen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-1266-8 (ISBN)

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John Sinclair 2224 - Ian Rolf Hill
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Die Schreie waren so laut, dass sie Mengi aus dem Schlaf rissen.
Der junge Tuwiner war sofort hellwach. Mit einem Satz sprang er aus dem Bett, schlüpfte in die gefütterten Stiefel und rannte aus der Jurte. Draußen empfing ihn nicht nur der kalte Wind, der von den Bergen hinunter ins Tal wehte, sondern auch das aufgeregte, heisere Bellen von Khan, dem Hirtenhund, in das sich das schrille Gebrüll des Viehs mischte.
Mengis Herz klopfte ihm bis zum Hals.
Er war mit Yaks aufgewachsen, hatte sein gesamtes Leben mit ihnen verbracht. Jeden einzelnen Tag. Doch solche Schreie hatte er noch nie vernommen.
Das Tier, das sie ausstieß, musste entsetzliche Qualen leiden ...


Im Auftrag des Bösen

von Ian Rolf Hill

Die Schreie waren so laut, dass sie Mengi aus dem Schlaf rissen.

Der junge Tuwiner war sofort hellwach. Mit einem Satz sprang er aus dem Bett, schlüpfte in die gefütterten Stiefel und rannte aus der Jurte. Draußen empfing ihn nicht nur der kalte Wind, der von den Bergen hinunter ins Tal wehte, sondern auch das aufgeregte, heisere Bellen von Khan, dem Hirtenhund, in das sich das schrille Gebrüll des Viehs mischte.

Mengis Herz klopfte ihm bis zum Hals.

Er war mit Yaks aufgewachsen, hatte sein gesamtes Leben mit ihnen verbracht. Jeden einzelnen Tag. Doch solche Schreie hatte er noch nie vernommen.

Das Tier, das sie ausstieß, musste entsetzliche Qualen leiden ...

»Steh nicht rum. Hilf mir!«

Ein Lichtstrahl durchschnitt die Finsternis. Er stammte von einer Taschenlampe, die Sendin, Mengis Frau in der Hand hielt. Das weiße Nachthemd flatterte wie eine Fahne um ihren kräftigen Körper.

Auch in die anderen Jurten kam jetzt Leben.

Mengis Schwiegereltern stürzten ebenso ins Freie, wie sein Schwager mit seiner Frau Tura. Galsan hielt sogar die Flinte in der Hand. Er nahm wohl an, dass ein Bär oder Wolf die Herde angegriffen hätte.

Die aufgeregten Rufe von Mengis Sippe gingen im Lärm der tobenden Tiere unter.

Der junge Viehhirte hielt sich nicht lange mit Erklärungen auf, er eilte seiner Frau hinterher, die in der Zwischenzeit das winzige Gatter erreicht hatte. Sie hatten es erst am vergangenen Tag errichtet, um die trächtige Kuh vom Rest der Herde zu trennen.

Ein massiger Schatten fegte aus der Dunkelheit in den Strahl der Taschenlampe. Es war Khan, der grau bepelzte Hütehund, der aufgeregt zwischen den Menschen hin und her sprang. Er gebärdete sich wie toll, sodass Mengi und Sendin Mühe hatten, das Gatter zu öffnen.

»Ist es so weit?«, schrie Galsan über den Lärm hinweg.

Mengi starrte seinen Schwager entgeistert an. Woher sollte er das wissen? Außerdem hatte er sowieso keine Zeit zum Antworten. Er hatte alle Hände voll damit zu tun, Khan zur Räson zu bringen. Mit beiden Händen griff er in den dichten Pelz am Hals des Hundes und hielt ihn fest, sodass Sendin den Pferch öffnen konnte.

Galsan und Tura halfen Mengi derweil, Khan zu bändigen, damit er Sendin beistehen konnte. Sein Blick schweifte über das anliegende Gatter, in dem der Rest der Yak-Herde eingepfercht war. Er stutzte und hielt seine Frau am Arm fest.

»Wo sind die anderen Tiere?«, schrie er.

Sendin befreite sich mit einer unwilligen Geste und wollte sich wieder dem Pferch mit der trächtigen Kuh zuwenden, da bemerkte auch sie, dass etwas nicht stimmte. Sie hob den Arm mit der Taschenlampe und ließ den Strahl über das Gatter gleiten, das augenscheinlich verwaist war.

Wie war das möglich? Er selbst hatte ihn doppelt und dreifach überprüft, ehe er sich schlafen gelegt hatte. War Khan deshalb so aus dem Häuschen? Weil die Herde davongelaufen war?

Mengi seufzte und sah sich im Geiste bereits den ganzen Tag über Yaks einfangen, als der Lichtkegel die Tiere erfasste und aus der Finsternis schälte. Der Hirte wollte aufatmen, doch die Luft blieb ihm im Halse stecken.

Die Yaks drängten sich am anderen Ende des Gatters auf engstem Raum zusammen, so als fürchteten sie sich. Und noch etwas fiel Mengi auf. Die Tiere standen genau an der Stelle, die am weitesten vom Pferch der trächtigen Kuh entfernt war.

Die Gedanken des jungen Tuwiners überschlugen sich. Hätte ein Raubtier sie überfallen, hätten sie das längst mitbekommen. Außerdem hätte sich Khan dann nicht so seltsam aufgeführt, sondern wäre viel aggressiver gewesen.

Von einer Sekunde zur anderen verstummte das schrille Gebrüll der Kuh. Khans Bellen verkümmerte zu einem ängstlichen Winseln.

Mengi schüttelte die Benommenheit ab, schob Sendin zur Seite und zog das Tor des Pferchs auf. Seine Frau schwenkte den Arm mit der Taschenlampe, damit der Strahl an ihm vorbei auf das trächtige Yak fallen konnte.

Das Blut rauschte Mengi in den Ohren. Schlagartig wurde ihm speiübel.

Die Kuh lag auf der Seite, mit dem Hinterteil zum Tor des Gatters. Die abgespreizten Läufe zitterten, der Kopf des Tieres verschwand hinter dem aufgeblähten Leib. Mengi wurde bei dem Anblick des pulsierenden Bauches an einen überdimensionalen Blasebalg erinnert, der unablässig pumpte.

Der Hirte stürzte neben dem Yak auf die Knie und strich mit beiden Händen über den gewölbten Leib. »Schnell, es ...« Der Rest des Satzes blieb ihm im Halse stecken. Eine eiskalte Klaue schien nach seinem Herzen zu greifen. Ein Blick in die verdrehten, weiß hervorquellenden Augen des Yaks genügte, um zu erkennen, dass das Tier tot war.

Er spürte bereits, wie sich der Körper unter dem Fell abkühlte.

Dennoch presste er in einem letzten Akt der Verzweiflung neues Leben hervor!

Sendin kniete am Hinterteil der toten Kuh, ihr Gesicht war verzerrt, der Schweiß glänzte im Licht der Taschenlampe, die sie kurzerhand ihrer Mutter in die Hand gedrückt hatte. Tura half ihr.

Galsan und sein Vater mussten Khan festhalten, der unvermittelt von Neuem zu toben begann. Die Angst schlug in blanken Hass um. Der Geifer flog ihm von den Lefzen. Wie toll stemmte er sich gegen die Griffe der Menschen, schnappte sogar nach Vaters Hand, der dem Hund kurzentschlossen die Faust auf die Nase drosch. Khan schien es nicht mal zu registrieren.

Hätten die Männer ihn losgelassen, hätte sich der Hund in blinder Raserei auf die Frauen gestürzt. Nein, nicht auf die Frauen, begriff Mengi, sondern auf das Kalb, das sich aus dem Kadaver der Mutter schob und dabei schrille, quiekende Laute ausstieß, die dem Hirten das Blut in den Adern gefrieren ließen.

Eine dunkle Flüssigkeit spritzte aus dem geweiteten Spalt, aus dem sich das Neugeborene heraus quälte. Sie prasselte gegen die Frauen und verbreitete einen stechenden und zugleich fauligen Gestank.

Das Quieken wurde lauter, stach schmerzhaft in Mengis Ohren. Sendins Augen weiteten sich in fassungslosem Entsetzen. Wie weiße Murmeln leuchteten sie in dem über und über mit schwarzem, fauligem Blut bedeckten Antlitz.

Und dann fing seine Frau an zu kreischen, wie noch nie zuvor in ihrem Leben.

Mongush, der Schamane, konnte nicht schlafen.

Seit drei Nächten war es ihm nun schon nicht vergönnt gewesen, die Augen zu schließen und Frieden zu finden. Das lag jedoch nicht allein an der inneren Unruhe, sondern auch an dem fahlgrünen Licht, das aus dem Stein drang, den er hütete wie seinen Augapfel. Und noch mehr.

Er war sich der Verantwortung, die er durch die Inbesitznahme des Artefakts übernommen hatte, sehr wohl bewusst. Es gab genügend Personen, die das Kometenfragment gerne in ihre Hände beziehungsweise Klauen bekommen hätten, und die wenigsten davon waren menschlicher Natur.

Doch die Macht, die in diesem Stein schlummerte, war enorm. Selbst Rasputin hatte sie nicht zur Gänze ausloten können. Sie durfte nicht in falsche Hände geraten, und deshalb hätte Mongush besagten Augapfel ohne Zögern geopfert, um den Kometen zu beschützen.

Der Schamane konnte die Kraft, die ihm innewohnte, körperlich spüren. Sie wurde in Wellen abgegeben, die Mongush trafen wie Sturmböen und ihn prompt von den Beinen riss, als er sich vom Bett erhob, das im Prinzip keines war. Der alte Mann schlief auf einer schlichten Matratze, die ohne Gestell in der Jurte lag. Dementsprechend gab es auch keinen Bettpfosten, an dem er sich hätte festhalten können. Mongush stürzte auf die durchgelegene Unterlage und starrte erschrocken auf das Kometenfragment, das in der Mitte seiner Behausung auf einem kleinen Altar ruhte.

So schlimm wie heute war es noch nie gewesen. Irgendetwas musste den Stein aktiviert haben.

Auf allen vieren kroch Mongush auf das Gestell zu. Auf dem Weg dorthin ergriff er die Rahmentrommel und stimmte den traditionellen Kehlkopfgesang der tuwinischen Schamanen an, um die Elementargeister zu besänftigen.

Mongush war sicher, dass sie es waren, die die Kraft in dem Kometen geweckt hatten. Von selbst war er mit Sicherheit nicht aktiv geworden.

Er hatte lange genug geforscht, um zu wissen, dass der Stein weder über eigene Magie noch ein Bewusstsein verfügte. Das Fragment fungierte lediglich als Katalysator, beziehungsweise Verstärker.

Für einen gewöhnlichen Menschen wäre dies nichts weiter als ein Stück Weltraumgestein. Möglicherweise interessant für Geologen oder Astronomen, doch kaum von materiellem Wert.

Wind kam auf und zerrte wütend an dem schlichten Leinengewand, das um Mongushs hageren Leib schlackerte. Die Wände der Jurte begannen so laut zu knattern, dass der Schamane befürchtete, das Rundzelt könnte jeden Moment davon wirbeln. Ein Rauschen und Heulen setzte ein.

Mongush verstärkte den Gesang, schlug die Rahmentrommel kräftiger, und dann – von einer Sekunde auf die andere – schlief der Wind ein.

Das Jammern und Heulen verstummte ebenso wie das Knattern und Rauschen. Nur der Kehlkopfgesang des Schamanen und das Schlagen der Trommel hallten noch für wenige Herzschläge nach. Erst nachdem Mongush die Augen aufschlug und sah, dass sich...

Erscheint lt. Verlag 23.2.2021
Reihe/Serie John Sinclair
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Academy • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horrorthriller • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-1266-6 / 3751712666
ISBN-13 978-3-7517-1266-8 / 9783751712668
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