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Sträters Gutenachtgeschichten (eBook)

Die gesammelten Horror-Storys
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
500 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2524-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Sträters Gutenachtgeschichten -  Torsten Sträter
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Torsten Sträter hat ein dunkles Geheimnis: Jahre bevor er Deutschlands Bühnen mit seinem launigen Humor beschallte, trieb er in Internetforen sein Unwesen. Und übte sich in der ersten seiner Königsdisziplinen: Gruselgeschichten. Und alle waren begeistert. In seinem Buch zeigt der Meister des abseitigen Humors eindrucksvoll, dass das Grauen nicht nur auf verfallenen Friedhöfen oder fernen schottischen Schlössern wütet. Es kann uns ebenso ereilen in Altenheimen, auf Autobahnen oder gar im heimischen Wohnzimmer. Gruselig, schräg und schon mit dem ganz speziellen Sträter-Humor versehen, lassen diese Geschichten schmunzeln, erschauern und machen vor allem eins: Spaß.

Torsten Sträter, Jahrgang 1966, wohnhaft in Waltrop bei Dortmund, arbeitet in einer Möbelspedition, hilft in einer Buchhandlung aus und trägt seit 2008 auf Poetry Slams und in Solo-Shows selbstgeschriebene Texte vor. Geringste Zuschauerzahl: 9. Höchste Zuschauerzahl: über 4000.

Torsten Sträter, Jahrgang 1966, wohnhaft in Waltrop bei Dortmund, arbeitet in einer Möbelspedition, hilft in einer Buchhandlung aus und trägt seit 2008 auf Poetry Slams und in Solo-Shows selbstgeschriebene Texte vor. Geringste Zuschauerzahl: 9. Höchste Zuschauerzahl: über 4000.

Vorwort


Hallo und guten Abend …

ja, okay, ist vielleicht gerade tagsüber, Sonne, Rotkehlchen fliegen herum, ist gut. »Guten Abend« kommt einfach besser als Begrüßung. So heimelig. Gemütlich. Oder? Na, lassen Sie mich einfach mal machen.

Vorneweg: Das Buch, das Sie in den Händen halten, ist neu. Die Geschichten darin nicht. Zwischen den Buchdeckeln findet sich im besten Sinne staubiges Zeug. Wie kommt’s, werden Sie nun fragen. War RESTEVERWERTUNGS-MAN wieder unterwegs? I wo. Ich fange mal vorne an.

1. WIE HAT DAS GANZE ANGEFANGEN?
Also: Ich war Anfang des Jahrtausends in der Familienspedition angestellt. Meine Mutter war mein Boss. Das war einerseits ganz lustig, andererseits hielt meine Mutter nicht viel vom Denver-Clan-Dynastie-Denken, sodass ich nicht als DER SOHN DER CHEFIN erst gegen Mittag im Büro aufkreuzen konnte. Sechs Uhr morgens lautete die Ansage. Der Tag begann damit, dass ich Labormaterial sortierte. Gegen sieben kreuzten die Fahrer auf, schnappten sich ihre Listen und Kühlkisten und machten sich auf den Weg, um bei Ärzten Blutproben einzusammeln. Meine Mutter, die zu diesem Zeitpunkt schon entspannte drei Stunden in der Firma war, musterte mich. Um sieben Uhr dreißig war ich mental bereits fertig mit dem Tag. Fahl und übermüdet kippte ich Kaffee um Kaffee in mich rein und ließ die Geschäftigkeit der Spedition an mir vorbeirauschen. Ich mochte diesen Job nicht, und ich bin mir sicher, der Job hatte auch nichts für mich übrig. Das war’s also, dachte ich oft. Vom Herrenschneider über den Konfektionsverkäufer zum Berater für Mobiltelefone, dann ein, zwei Mal falsch abgebogen und mit Schmackes ins Speditionsgewerbe geballert. Treffer, versenkt. Fairnesshalber muss man sagen, dass ich schon einen SOHN DER CHEFIN-Bonus hatte, denn ich war auf einem so atemberaubenden Niveau inkompetent, das jeden anderen Boss zügig bewogen hätte, mich mit einem nassen Handtuch aus dem Büro zu prügeln. Außer Papier am Faxgerät nachzufüllen und Telefondienst war mir nicht viel abzuverlangen. Gelegentlich stellte ich Ware bei Apotheken zu, wenn Not am Mann war, aber das musste dann schon allergrößte Not an einem maximal verzweifelten Mann sein. Der Verdienst war indes lächerlich – für das, was ich machte, aber angemessen. Am späten Nachmittag versah ich meist Telefondienst. Unsere Räume bestanden aus zusammengeschraubten Bürocontainern. Einen davon belegte ich. DIN-A4-großes Fenster, Heizkörper, Schreibtisch, fünf Jahre alter PC, Nadeldrucker. Im Sommer wurde es angenehm mummelig in der Blechkiste, so knapp 40 Grad, also hockte ich da, Füße in einem Wassereimer, und versuchte, ins Internet zu kommen. Wenn ich surfte, konnte aber keiner telefonieren, wir reden hier von der Eisenzeit der Anlagentechnik, also blieb mir meist nur die Zauberwelt von Windows 98. Sie wissen schon. Sprechende Büroklammer. Schlimm.

So begann ich zu schreiben. Aus Langeweile. Einige beginnen zu schreiben, weil in ihnen dieses Feuer brennt, dieses unbändige Talent zur Sprache, andere hingegen, weil es eine Geschichte zu erzählen gibt, ein Stück Erzählung für die Nachwelt. Ich schrieb, weil ich zu blöd für Minesweeper war.

Ich war schon immer ein Fan guter Horror-Storys. Speziell von Stephen King. Für Clive Barker, den ich heute mehr schätze als damals, war ich seinerzeit noch etwas zu dumm. Na ja, jedenfalls dachte ich, ich könnte ja mal versuchen, eine Gruselgeschichte zu schreiben.

Ich war ziemlich erstaunt, wie viel Spaß ich daran hatte. Also schrieb ich viele Geschichten. Die meisten waren ziemliche Scheiße, aber ein paar waren gar nicht so übel. Ich beschloss daraufhin, einen Schreibratgeber zu kaufen. War ein interessantes Buch, glaube ich. Habe wenig verstanden. Trotzdem hatte ich das ungute Gefühl, bei meinen Geschichten lediglich instinktiv was richtig zu machen, so ab und zu, und das fand ich selbst für einen, der seine Füße in einem Eimer hat, zu wenig.

Irgendwann stieß ich auf Stephen Kings DAS LEBEN UND DAS SCHREIBEN (ON WRITING). King erzählt darin aus seinem Leben, wie er zu schreiben begann, liefert überaus anschauliche Beispiele für den Entwurf von Texten, und er erklärt, was man beim Schreiben besser lassen sollte.

Das half mir. Speziell, was man lassen sollte. Dank Stephen King entfernte ich die meisten bescheuerten Metaphern aus meinen Geschichten, viel beknackte wörtliche Rede, haarsträubende Vergleiche – und vor allem für einen Ruhrgebietsfuzzi peinliche Klamotten wie »James Hancock ging die Interstate 34 in Illinois entlang«. Junge, Junge.

Irgendwann freundete ich mich mit Peter Dobrovka an, seines Zeichens Gehirnchirurg, der im Begriff war, einen kleinen Verlag zu gründen. Wir einigten uns darauf, drei schmale Bände rauszubringen, die wir JACKS GUTENACHTGESCHICHTEN nannten. Warum, ist mir entfallen. Sämtliche Cover gestaltete ich, so wahr mir Gott helfe, selbst. Nicht schön. Aber die Bände waren recht erfolgreich in »der Szene«.

Das alles ist fast zwanzig Jahre her.

2. JA, UND JETZT?
Mittlerweile bin ich eher für meine humoristischen Sachen bekannt. Humor fällt mir leicht. Vielleicht, weil es keine klaren Regeln dafür gibt, was lustig ist. Doch ab und zu dachte ich noch an die gute alte brotlose Zeit der Horror-Storys, aber im Prinzip war ich durch damit.

Dann kam 2020, dieser strahlende Fixstern im bunten Reigen eindrucksvoller Scheißjahre. Bis dahin hatte ich mich von den Horrorgeschichten über Lesungen und Poetry-Slams in eine Nische der Halbprominenz emporgehampelt, die es mir ermöglichte, gut davon zu leben. Viel Fernsehen, eigene Show, große Hallen, der eine oder andere Preis. Dann, im März 2020, wurden wir alle ungefragt von einem Virus infiltriert. Die Umstände der Pandemie verdammten mich, wie viele andere auch, zur Untätigkeit. Das ging etwa vier Wochen gut, dann erfasste mich eine derartig elementare Unterforderung, dass ich begann, vor Autos aufzutreten. Oder vor zehn Menschen. Oder ohne Publikum, während ich in eine Kameralinse starrte. Ich nächtigte gelegentlich als einziger Gast in riesigen Hotels. Es war seltsam, so viel stillen Stein um sich herum zu haben. Mitunter ging ich an die Hotelbar, immer in der Hoffnung, einen Mitarbeiter zu treffen, der den Tresen abwischt und sagt:

»In der Tat, Mr. Torrance, ich bin mir nicht so sicher, ich habe meine Zweifel. Ich und auch andere neigen zu der Annahme, dass Sie nicht ganzen Herzens bei der Sache sind, dass es Ihnen an Begeisterung fehlt.«

Und dann bestelle ich Gin Tonic. Mir ist übrigens gerade wieder eingefallen, warum die Bände JACKS GUTENACHTGESCHICHTEN hießen.

Jedenfalls machte ich eine Menge komisches Zeug 2020. Und ich blickte zurück, denn selten war ein Rückblick so angebracht wie in jenem Jahr, das sowieso wirkte, als hätte Stephen King es geschrieben. Wenn du plötzlich in der Situation bist, deine kleine Karriere zu gestalten wie am Anfang, wenige Zuschauer, kaum Resonanz, dann stellst du deinen Blick nach hinten scharf und schaust noch weiter in die Vergangenheit. Mein altes Horrorzeugs fiel mir wieder ein. Stimmt, dachte ich, da war doch was, fragt sich nur, auf welcher Festplatte? Ich brauchte nur ein paar Minuten, dann fand ich, was ich suchte. Alle Geschichten in einem Ordner. Ich warf die Kaffeemaschine an, und im aufkommenden Geblubber des Geräts begann ich zu lesen, im Schlepptau die bange Frage: Taugt das noch was?

3. TAUGT DAS NOCH WAS?
Zugegeben, ich erwartete, beim Lesen ähnliche Empfindungen zu haben wie beim Betrachten von Fotos aus den Achtzigern. Das Gefühl lässt sich am besten mit »nachsichtiger Scham« umschreiben.

Man kennt das: Du auf ’nem Foto. Blonde Strähnchen, Leopardenhose, rotes Netz-T-Shirt, fingerlose Billy-Idol-Handschuhe.

Erster Gedanke: IM NAMEN JESU, WAR ICH EIN PILLEMANN!

Zweiter Gedanke: Na ja, äh, so war das damals, ne?

Aber zu meinem Erstaunen fand ich die Geschichten gar nicht schlecht. Gut gealtert, irgendwie. Also im Prinzip wie die ersten Jean-Claude-Van-Damme-Filme. Für fast zwanzig Jahre altes Material recht unterhaltsam. Einige Storys finde ich immer noch ziemlich gut, »Der Geruch von Blau« zum Beispiel oder »Voliere«. Oder »Post-it«. Andere sind etwas krude, aber ganz spaßig, und die richtig Üblen habe ich entfernt. Unterm Strich bin ich sehr zufrieden, aber Ihnen sollte klar sein, dass ich keine große Literatur produziere, okay? Ich fand einfach den Gedanken ansprechend, die ganzen alten Gruselsachen in einem vernünftigen Buch zusammenzufassen. Dafür habe ich ein bisschen hier gekürzt, da umformuliert, aber der leicht gestörte Geist der Originaltexte ist komplett erhalten geblieben.

Interessanterweise gibt es immer wiederkehrende Motive – meine Mutter oder dass jeder im Buch ausschließlich WDR 4 zu hören scheint. Ich musste auch ziemlich darüber wiehern, wie ich in »Unbekannter Teilnehmer« mal SO WAS VON NICHT das iPhone voraussehe und deswegen von supermodernen Nokia-Handys fabuliere. Auch dass ich dachte, der Gipfel des technisch Machbaren wäre ein Faxgerät im Auto (!), wollen wir nicht unter den Tisch fallen lassen, und an allen Ecken tauchen die Kreaturen auf, die dann und wann in eine Gruselgeschichte gehören. Das Gespenst. Der Werwolf. Der...

Erscheint lt. Verlag 29.3.2021
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Comic
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Comedy • Deutscher Comedy-Preis 2020 • Gruselgeschichten • Horror • Humor • Lustige Horrorgeschichten • Nightmare • Untote • Vampire • WDR • Zombies
ISBN-10 3-8437-2524-1 / 3843725241
ISBN-13 978-3-8437-2524-8 / 9783843725248
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