Greenlights (eBook)
304 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2544-6 (ISBN)
Matthew McConaughey, 1969 in Texas geboren und dort aufgewachsen, ist der Sohn von Jim und Kay McConaughey, die sich zweimal scheiden ließen und dreimal verheiratet waren. Seinen Durchbruch als Schauspieler feierte er 1996 in der Verfilmung von John Grishams Roman 'Die Jury', 2014 erhielt er den Oscar als bester männlicher Hauptdarsteller in 'Dallas Buyers Club'. Seit frühester Jugend führt McConaughey beinahe täglich Tagebuch, er schreibt Gedichte, trommelt gerne auf Bongos, mag Sonnenaufgänge lieber als Sonnenuntergänge und bezeichnet sich selbst als exzellenten Reisegefährten für Roadtrips jeglicher Art. McConaughey ist verheiratet und Vater dreier Kinder.
Matthew McConaughey, 1969 in Texas geboren und dort aufgewachsen, ist der Sohn von Jim und Kay McConaughey, die sich zweimal scheiden ließen und dreimal verheiratet waren. Seinen Durchbruch als Schauspieler feierte er 1996 in der Verfilmung von John Grishams Roman "Die Jury", 2014 erhielt er den Oscar als bester männlicher Hauptdarsteller in "Dallas Buyers Club". Seit frühester Jugend führt McConaughey beinahe täglich Tagebuch, er schreibt Gedichte, trommelt gerne auf Bongos, mag Sonnenaufgänge lieber als Sonnenuntergänge und bezeichnet sich selbst als exzellenten Reisegefährten für Roadtrips jeglicher Art. McConaughey ist verheiratet und Vater dreier Kinder.
Mein letztes Jahr auf der Highschool. Ich hatte einen Lauf. Nur Einser im Zeugnis, einen Job, durch den ich zu jeder Zeit fünfundvierzig Dollar in der Gesäßtasche hatte, ein Golf-Handicap von vier, ich war zum »Hübschesten Jungen« meiner Klasse gewählt worden und ging mit den schönsten Mädchen meiner Schule und der Schule am anderen Ende der Stadt aus. Ja, auf meinem Weg gab es nur greenlights.
Ich war nie der Typ, der sich zu cool für die Schule fand und auf Partys an der Wand lehnte und rauchte, nein, ich war der Typ, der tanzte. Der Typ, der den Mädels hinterherjagte und sich bei jedem Konzert in die erste Reihe vorarbeitete, ganz egal, wie spät ich gekommen war. Ich strengte mich an. Ich war ein Draufgänger.
Ich fuhr einen Truck. Ich nahm die Mädchen nach der Schule darin mit zum Schlammspritzen.* Ich hatte ein Megafon am Kühler befestigt, und morgens auf dem Schulparkplatz duckte ich mich im Führerhaus und sagte über den Lautsprecher: »Guckt euch mal die Jeans an, die Cathy Cook heute trägt, richtig süüüüüüüüüß!«
* Im Geländewagen durch die matschigen Bäche in Ost-Texas fahren.
Alle liebten es. Alle lachten. Vor allem Cathy Cook.
Dieser Typ war ich. Der Typ, der für jeden Spaß zu haben war.
Eines Tages fuhr ich beim örtlichen Nissan-Händler vorbei und sah einen knallroten 300ZX, der zum Verkauf angeboten wurde.
Ich hatte noch nie einen Sportwagen gehabt, und das hier war sogar ein Cabrio.
Ich fuhr mit meinem Truck auf den Hof, um mir den Wagen genauer anzusehen. Der Händler hatte nichts dagegen, ihn loszuwerden.
Ich tauschte meinen Geländewagen an Ort und Stelle gegen das knallrote Cabrio.
Jetzt hatte ich einen roten Sportwagen.
Jeden Sonntagnachmittag polierte und wachste ich diesen roten Sportwagen. Er war mein Baby.
In der Schule fing ich an, auf dem dritten Parkplatz zu parken, dem leeren ganz hinten, wo keine anderen Autotüren den Lack meines neuen Babys zerkratzen konnten.
Ich wusste, dass die Girls meinen neuen Sportwagen noch lieber mögen würden als meinen Truck und dass sie damit auch mich lieber mögen würden. Ich kam jeden Morgen viel zu früh zur Schule, stellte mich auf den dritten Parkplatz und leeeehnte einfach am Wagen.
Ich war so cool.
Mein roter Sportwagen war so cool.
Ein paar Wochen vergingen, und ich bemerkte einige Veränderungen. Die Girls standen nicht mehr so auf mich wie früher. Es war, als würde es sie langweilen, dass ich immer an meinem roten Sportwagen leeeehnte.
Nach der Schule gingen sie mit irgendjemand anderem zum Schlammspritzen, statt mit mir im Cabrio durch die Straßen zu cruisen.
Ich hatte viel weniger Verabredungen als vorher. Die Mädels schienen das Interesse an mir zu verlieren.
Was ist passiert?, fragte ich mich.
Eines Tages wurde es mir klar.
Ich hatte meinen Truck verloren.
Ich hatte meinen Einsatz, mein Draufgängertum, das Schlammspritzen und das Megafon verloren. Ich hatte den Spaß verloren.
Ich war zu sehr damit beschäftigt, auf dem dritten Parkplatz an dem knallroten 300ZX Cabrio zu leeeehnen.
Ich war faul geworden, hatte zu oft im Spiegel mein Haar betrachtet, hatte mich darauf verlassen, dass der rote Sportwagen die Arbeit für mich erledigte, und er machte keinen guten Job.
Ich hatte mich selbst über den Tisch gezogen, als ich meinen Truck gegen den roten Sportwagen tauschte, und ich hatte dabei mein Mojo verloren.
Am nächsten Tag ging ich nach der Schule zu dem Nissan-Händler zurück und tauschte den Sportwagen wieder gegen meinen Truck ein.
Am Tag darauf fuhr ich wieder auf den ersten Parkplatz, flirtete über das Megafon mit den Ladys und fuhr nach der Schule mit ihnen zum Schlammspritzen.
Und als hätte man einen Schalter umgelegt, war ich wieder da.
Scheiß auf den roten Sportwagen.
Greenlight.
An meinem achtzehnten Geburtstag sagten meine Eltern zu mir: »Was du jetzt noch nicht kannst, das lernst du auch nicht mehr.« In meiner Familie war der achtzehnte Geburtstag ein bedeutsamer Moment. Er hieß: keine Regeln mehr. Er hieß: nicht mehr zu einer bestimmten Uhrzeit zu Hause sein müssen. Er hieß: Unabhängigkeit. Er hieß: Freiheit.
Ich beendete die Highschool, und wie die meisten Jugendlichen wusste ich nicht genau, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen sollte. Ich meine, ich dachte schon irgendwie, ich würde Jura studieren und Rechtsanwalt werden, aber ich war mir nicht ganz sicher. Meine Mutter hatte diesen radikalen Einfall: »He, du verreist doch gern, Matthew. Warum nimmst du nicht an einem Austausch teil?«
Ich war sofort Feuer und Flamme. »Klingt abenteuerlich und wild, ich bin dabei.«
Wir gingen zum örtlichen Rotary Club, der das Austauschprogramm betrieb, und fanden heraus, dass es zwei freie Plätze gab: einen für Schweden und einen für Australien. Sonne, Strände, surfen, Elle Macpherson, englisch sprechen – ich entschied mich für Australien.
Im Handumdrehen saß ich im örtlichen Rotary Club an einem Tisch in einem Sitzungssaal zwölf Anzugträgern gegenüber. Nachdem sie sich meine Unterlagen angesehen hatten, sagte einer der Männer: »Wir glauben, dass Sie im fernen Australien ein großartiger Botschafter für die Vereinigten Staaten wären. Wir möchten Sie gern dorthin schicken, aber vorher müssten Sie dieses Dokument unterschreiben, in dem steht, dass Sie nicht vor Ablauf des gesamten Austauschjahrs zurückkommen.«
Das kam mir merkwürdig vor. »Aber ich will ja für ein ganzes Jahr hin, darum geht es doch.«
»Das sagen alle«, erwiderte er. »Aber Sie müssen diesen Vertrag unterschreiben, weil alle Austauschstudenten schweres Heimweh bekommen und vorzeitig nach Hause kommen möchten. Das geht nicht, und darum müssen Sie dieses Formular unterzeichnen, in dem steht, dass ›Ich, Matthew McConaughey, verspreche, nicht vorzeitig nach Hause zurückzukehren, sofern es in meiner Familie keine tragischen Ereignisse oder Todesfälle gibt‹.«
»Hören Sie«, sagte ich, »das Dokument werde ich nicht unterschreiben, aber ich gebe Ihnen meine Hand darauf. Ich breche nicht ab und komme vorher nach Hause, ich bleibe das ganze Jahr.« Ich sah ihm in die Augen. »Abgemacht?«
Er willigte ein, wir besiegelten es per Handschlag, und bald packte ich meine Sachen für ein Jahr Australien. In zehn Tagen sollte es losgehen.
Ein paar Tage später bekam ich meinen ersten Brief von meiner australischen Gastfamilie, den Dooleys. Darin stand:
»Wir können es nicht erwarten, dich kennenzulernen, und freuen uns so darauf, dich bei uns begrüßen zu können, Matthew. Wir leben im Paradies. Unweit vom Strand, in einem Vorort von Sidney, du wirst es lieben.«
Ja. Ausgezeichnet. Alles, was ich mir erhofft hatte – der Strand, Sydney –, das würde der Knaller werden. Australien, ich komme.
Tag 1
Ich kam am Terminal des Sydney International Airport an. Die Reisetasche über die Schulter geworfen, ging ich über eine lange Rampe zu einem riesigen Raum, in dem Tausende von Menschen auf die Ankömmlinge warteten, als ich durch das Meer der plaudernden und ihre Gäste begrüßenden Menschen hindurch jemanden »Matthew! Matthew!« rufen hörte. Meine Augen folgten dem Klang. Ich sah über all die anderen Köpfe hinweg eine winkende Hand, die sich zum Ende der Rampe bewegte. »Matthew! Matthew! Matthew!«
Unten angekommen, wartete der Eigentümer der winkenden Hand, der meinen Namen gerufen hatte, auf mich. Mit einem beflissenen Lächeln nahm er die Hand herunter, und ich schüttelte sie. Das war Norvel Dooley. 1,65 Meter, einhundert Kilo, Schnurrbart, schütteres Haar und ein leichter englischer Akzent, den er sich, wie ich später herausfand, angeeignet hatte, um schicklicher zu klingen. »Oooh, da ist er, sieh ihn dir an, unseren starken, hübschen amerikanischen Jungen. Willkommen in Australien, Sohn! Du wirst es lieben.«
Er stellte mich seiner Frau Marjorie vor. Sie war 1,85 Meter groß, trug ein weißes Polyesterkleid mit großen grünen Punkten darauf und benutzte aufgrund einer schweren Rückgratverkrümmung (die wir damals einen Buckel genannt hätten) eine Gehhilfe. Ich beugte mich zu ihr hinunter, umarmte und küsste sie, und sie streckte die Arme aus, nahm mein Gesicht in die Hände und sagte dann herzlich: »Willkommen in Australien, Matthew. Willkommen in deiner neuen Familie; das ist mein Sohn Michael.« Sein Hemd war bis zum Kragen zugeknöpft und in die Hose gesteckt. In der Brusttasche trug er ein Kugelschreiber-Etui und an der rechten Gürtelschlaufe einen Schlüsselring mit fünfzig Schlüsseln daran, von denen, wie ich später herausfand, achtundvierzig nutzlos, aber wie der Akzent seines Vaters gut fürs Ego waren. Als ich ihm die Hand hinstreckte, ignorierte er sie und umarmte mich stattdessen, bevor er einen Schritt zurück machte, mir ausgesprochen fest mit steifem Arm ins Kreuz haute und trällerte: »Mein kleiner Bruder! Mein kleiner Bruder!«
Das waren die Dooleys.
Wir verstauten mein Gepäck im Auto und verließen den Flughafen. Ich saß auf dem Beifahrersitz, Norvel am...
Erscheint lt. Verlag | 25.3.2021 |
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Übersetzer | Stephan Kleiner |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Schlagworte | Abenteuer & Reiseberichte • Academy Award • American Way of Life • amerikanischer Schauspieler • A-Riege • Beach Bum • Bester Hauptdarsteller • Dallas Buyers Club • Filmschauspieler • Golden Globe 2014 • Gouverneur Texas • Hollywood • Interstellar • Oscar • Oscarpreisträger • Texas • The Wolf of Wall Street • True Detective • USA • Wedding Planner |
ISBN-10 | 3-8437-2544-6 / 3843725446 |
ISBN-13 | 978-3-8437-2544-6 / 9783843725446 |
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Größe: 24,9 MB
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