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Das Haus Zamis 6 (eBook)

Der Rattenfänger

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0868-5 (ISBN)

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Das Haus Zamis 6 - Ernst Vlcek
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Nun war ich also auf der Insel Trinidad gelandet - weil mein Vater die Hoffnung nicht aufgeben mochte, dass aus mir eines Tages doch noch einmal eine 'echte' Hexe würde.
Ob allerdings der schwächliche Sir Bendix alias Makemake mir dabei eine große Hilfe sein würde, wagte ich zu bezweifeln. Andererseits war ich inzwischen so tief in Makemakes Auseinandersetzung mit dem Roten Hahn verstrickt, das mir wohl oder übel nichts anderes übrigblieb, als Sir Bendix beizustehen.
Binnen weniger Stunden geriet ich in einen Dreikampf zwischen Makemake, dem Roten Hahn und jenem mysteriösen Exorzisten, der sich selbst als Rattenfänger bezeichnete.
Es wurde ein Kampf, aus dem nur einer von ihnen als Sieger hervorgehen sollte ...


1. Kapitel


Ich schaute den Mann, der als einer der gefährlichsten Dämonen dieser Hemisphäre galt, ungläubig an. Er war eine Trauergestalt und hatte tatsächlich mehr von einem kauzigen Ornithologen als von einem Mitglied der Schwarzen Familie an sich. »Alles hätte ich für möglich gehalten, nur das nicht«, sagte ich verständnislos. »Wie war es dir möglich, die gesamte Schwarze Familie so lange zu narren? Wie kann man sich den Ruf eines grausamen, skrupellosen Dämons verschaffen, den alle fürchten, wenn man in Wirklichkeit ein liebenswerter alter Mann ist?«

»Das war nicht immer so.« Makemake alias Sir Winslow Bendix ließ sich müde auf den Deckel eines Sarkophags sinken. Durch das Innere des Mausoleums schwirrten einige schwach strahlende Irrlichter. Der Innenraum war dreimal so groß wie die äußeren Abmessungen es eigentlich zuließen, doch das war nichts Ungewöhnliches. Es gab viele Dämonenburgen, die diese Eigenschaft besaßen. Hier aber handelte es sich nicht um das Spiegelbild der wirklichen Macht eines Schwarzblütigen, sondern nur um eine magische Spielerei.

»Als ich noch in der Südsee herrschte«, fuhr Makemake fort, »war ich mächtig. Es stimmt alles, was man mir über die Zeit von damals nachsagt. Ich war furchtlos und grausam, unbarmherzig und rücksichtslos gegen alle. Ein Wüterich, eine Bestie.

Doch dann kam ich nach Trinidad, und von da an ging es bergab. Wegen meiner herausragenden Stellung wurde ich von keinem Konkurrenten mehr gefordert. Die anderen Dämonen gingen mir aus dem Wege, weil keiner es wagte, sich mit mir anzulegen. Und so hatte ich mich schon bald an dieses träge Leben gewöhnt und vernachlässigte meine magischen Fähigkeiten immer mehr, bis ich eines Tages erkannte, dass ich so schwach war, dass ich mich mit kaum einem Schwarzblütigen mehr messen konnte. Ich war degeneriert und beherrschte gerade noch einige wenige Taschenspielertricks, wie sie praktisch jeder Sterbliche erlernen kann. Die letzten Jahre über zehrte ich allein vom Ruhm vergangener Tage.«

Makemake machte eine Pause. Nach einer Weile fuhr er fort: »Das Image des grausamen Dämons war mein einziger Schutz, ich musste die Legende meiner Unbesiegbarkeit aufrechterhalten. Wenn sich meine Schwäche herumsprach, dann würden sich bald machthungrige Dämonen einfinden, um mir meinen Herrschaftsbereich streitig zu machen. Ich wollte diesen Tag, wenn er schon unabwendbar war, wenigstens so lange wie möglich hinauszögern, um meinen Frieden genießen zu können. Nun aber ist die Stunde der Wahrheit da. Der Rote Hahn wird meine Schwäche aufdecken und mich zum Gespött der Schwarzen Familie machen. Das schmerzt mehr als der Tod.«

Plötzlich hatte ich Mitleid mit dem kraftlosen Alten. Dann aber fielen mir die Abscheulichkeiten aus jüngster Zeit ein, die man ihm nachsagte, und Zorn stieg in mir auf. Zu deutlich sah ich das Bild der drei Gehenkten vor mir, die ihr Mörder mit dem Zeichen des Kolibri gebrandmarkt hatte.

»Beinahe hättest du mich getäuscht«, sagte ich zornig. »Was aber ist mit den Menschen, die du auf bestialische Weise ermordet hast? Warum stehst du plötzlich nicht mehr zu deinen Schandtaten?«

Makemake sah mich mit seltsamem Blick an, aber er gab keine Antwort. Sady antwortete statt seiner: »Solange ich lebe, hat Sir Bendix noch keinem einzigen Menschen Schaden zugefügt. Er hat ihr Schicksal nur zum Guten beeinflusst, und zwar mit Rat und Tat, nicht aber mit Hilfe Schwarzer Magie. Das kann ich beschwören.«

»Was soll das?«, fragte ich ungehalten. »Ich habe die letzten drei aus der langen Liste seiner Opfer selbst gesehen.«

»Das war nicht mein Herr«, behauptete Sady ehrlich empört. »Diese Verbrechen und alle anderen, die in jüngster Zeit begangen wurden, hat der Rote Hahn zu verantworten.«

»Und weshalb sollte er so etwas tun?«, fragte ich skeptisch.

»Ich selbst kann mir das nur so erklären«, sagte Sady, »dass dieser hinterhältige Dämon den Rattenfänger auf meinen Herrn hetzen will. Er hat die Bevölkerung gegen Makemake aufgebracht, sie in solche Angst und Schrecken versetzt, dass sie einen Dämonenaustreiber zu Hilfe riefen.«

»Das wäre in der Tat eine Erklärung«, meinte ich zustimmend. »Demnach war es auch der Rote Hahn, der mich in Jenkins' Haus auszuräuchern versuchte. Und ich hätte Makemake in meiner Wut beinahe dem Rattenfänger ausgeliefert!«

»Ich stehe zwischen zwei Fronten«, sagte Sir Bendix. »Und für mich sind der Rattenfänger und der Rote Hahn gleichermaßen gefährlich. Jeder Sterbliche könnte mir den Garaus machen, wenn er wollte. Da ich mich vor meinen Feinden nicht mehr schützen kann, habe ich mich hinter der Maske von Sir Bendix versteckt. Zu allem Übel erreichte mich in dieser Situation noch die Nachricht deines Vaters, Coco, dass er dich zu mir in die Lehre schicken wolle. Er musste wohl annehmen, dass ich aus dir eine gute Hexe machen könnte, was zeigt, dass meine Tarnung gut ist. Aber nur in der Theorie. Den Anforderungen der Praxis bin ich nicht gewachsen. Du bist wahrscheinlich viel mächtiger als ich, Coco, und ich könnte noch von dir lernen. Jetzt, da du mein Geheimnis kennst, werde ich die Konsequenzen ziehen müssen. Ich möchte nicht, dass Asmodi über mich richtet. Ein Leben als Freak würde ich nicht ertragen.« Makemake erhob sich und wollte sich tiefer in sein Mausoleum zurückziehen, offenbar um auf eine längst beschlossene Art und Weise aus dem Leben zu scheiden.

»Halt!«, rief ich ihm nach. »Tu nichts, was du später bereuen könntest. Noch hat der Rote Hahn nicht gesiegt. Vielleicht können wir ihn mit vereinten Kräften bezwingen.«

»Selbst wenn, kann es nichts ändern. Glaubst du, ich könnte mit der Schmach leben, dass eine Hexe mir das Leben gerettet hat, die in der Schwarzen Familie selbst nicht für voll genommen wird?«

»Niemand braucht das zu erfahren«, erwiderte ich. »Ich jedenfalls werde schweigen, wenn du meine persönlichen Schwächen nicht an die große Kristallkugel hängst. Wir sind einander sehr ähnlich, Makemake, und ich kann mir vorstellen, dass wir uns gut ergänzen würden.«

Der Dämon überlegte. »Ist es möglich, dass du dieses Angebot ernst meinst?«, sagte er wie zu sich selbst. »Aber angenommen, wir können den Roten Hahn gemeinsam bezwingen, so lauert im Hintergrund immer noch der Rattenfänger.«

»Ich habe einen Plan, der alle deine Probleme mit einem Schlag lösen wird«, sagte ich. »Ich werde mich mit dem Rattenfänger treffen und ihn glauben machen, dass der Rote Hahn der wahre Schuldige ist. Damit machen wir ihn zu unserem Verbündeten.«

»Das wäre die beste Lösung«, sagte Sady hoffnungsvoll. »Es könnte gelingen, Sir.«

Ich sah Makemake an, dass er neue Hoffnung schöpfte, doch der Hoffnungsschimmer in seinen Augen erlosch sofort wieder. »Damit ist aber das vordringlichste Problem noch nicht aus der Welt geschafft«, sagte er. »Die Horden des Roten Hahnes haben meinen Herrschaftsbereich besetzt und werden früher oder später auch den magischen Schutzschirm unseres Versteckes aufbrechen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich sehe keinen Ausweg aus unserer Lage.«

»Aber ich!«, rief ich. »Ich habe einen starken Verbündeten, der die Situation für uns bereinigen könnte.«

»Wenn du jemanden aus deiner Sippe zu Hilfe rufen willst, wäre das der Todesstoß für mich«, sagte Makemake.

»Meine Familie lasse ich besser aus dem Spiel. Ich denke an einen Außenstehenden, der unparteiisch ist und über den Dingen steht. Ich spreche von Merlin. Er hat mich schon einmal erhört.«

»Da war er selbst betroffen«, gab Makemake zu bedenken. »Ich bezweifle jedoch, dass er sich in eine Angelegenheit einmischt, die ihn nicht berührt.«

»Ich werde es dennoch versuchen«, beschloss ich.

Makemake widersprach nicht länger. Stattdessen überreichte er mir einige magische Hilfswerkzeuge. »Ich kann ohnehin nichts mehr damit anfangen. Du erzielst damit bestimmt eine größere Wirkung«, sagte er. Dann gab er mir die Formel für die magische Tür in der Wand des Mausoleums, und ich begab mich ins Freie. Ich war auf der Hut und bereit, mich beim geringsten Anzeichen von Gefahr in einen rascheren Zeitablauf zu versetzen, aber niemand befand sich in der Nähe des Mausoleums. In Richtung des Herrschaftshauses erblickte ich einen rötlichen Schein über dem Urwald, der von offenem Feuer herrührte. Wahrscheinlich hatte die Bande des Roten Hahnes das Haus in Brand gesteckt. Die Geräusche, die aus dem Wald kamen, wiesen darauf hin, dass die Amokläufer überallhin ausgeschwärmt waren. Ihr wüstes Geheul wurde nur von gelegentlichen Schreien von Tieren in Todesnot unterbrochen und vom Krachen umstürzender Götzenstandbilder.

Zum Glück waren die Horden noch nicht bis zum Mausoleum vorgedrungen. Ich schloss daraus, dass Makemakes irreführende magische Symbole, die er in diesem...

Erscheint lt. Verlag 5.1.2021
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-0868-5 / 3751708685
ISBN-13 978-3-7517-0868-5 / 9783751708685
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