Animalis - Die Legende des ersten Drachen (eBook)
424 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98752-3 (ISBN)
Nicole Knoblauch ist fasziniert von romantischen Geschichten und starken Frauenfiguren. Unter dem Pseudonym Nicci Cole veröffentlicht sie auch im Bereich Romantische Spannung. Sie ist Mitglied bei DELIA, der Vereinigung deutschsprachiger Liebesroman-Autor:innen, denn ihr Herz schlägt für die Liebe. Wenn sie nicht schreibt, näht die studierte Germanistin und Historikerin historische Kostüme. Zusammen mit ihrem Mann und zwei Söhnen lebt sie ihr persönliches Happy End im Rhein-Main Gebiet.
Nicole Knoblauch ist fasziniert von romantischen Geschichten und starken Frauenfiguren. Das spiegelt sich oft in ihren Büchern wider. Sie ist Mitglied in der Vereinigung deutschsprachiger Liebesroman-Autor*innen (DELIA) und Jurymitglied beim DELIA-Literaturpreis 2020. Wenn sie nicht schreibt, entwirft und näht die studierte Germanistin und Historikerin historische Kostüme. Zusammen mit ihrem Mann und zwei Söhnen lebt sie ihr persönliches Happy End im Rhein-Main Gebiet.
Starbucks ⁓ Pamina
Ich glaube, ich war noch nie so froh, Feierabend zu haben. Der Tag hat ja schon beschissen angefangen, aber er ging noch schlimmer weiter. Heute war ich der Chefin persönlich zugeteilt: Fräulein Xenia Lind.
Um das klarzustellen: Fräulein Lind ist über vierzig, bekommt einen Ausraster, wenn man sie mit Frau anspricht und ist auch sonst ziemlich durch. Ich durfte heute ihre Blazer aus der Wäscherei holen, einen veganen, glutenfreien Burger besorgen – mal ehrlich, wer isst denn so was? – und ein Geschenk für ihre Nichte zum Geburtstag kaufen. Was davon mir auf meinem Weg als Journalistin helfen soll, weiß ich nicht. Und sie wahrscheinlich auch nicht.
Zu allem Überfluss brennt mein Arm wie die Hölle. Dort, wo der Typ mich berührt hat, ist alles rot und geschwollen. Ich würde ja auf Brandwunde tippen, aber wie soll das denn gehen? Meine Kleidung ist nicht mal angekokelt – mal ganz davon abgesehen, dass eine simple Berührung keine Verbrennungen hervorrufen sollte.
Der Tag hat mich wirklich geschlaucht. Als ich eben noch mal auf dem Klo war, habe ich mir eingebildet, ein Muster in der Schwellung zu erkennen. Ich könnte schwören, dass ich da zwei stilisierte Vögel knutschen sehe. Ein Vogel ist genau das, was ich mir spontan selbst im Spiegel gezeigt habe. Da wusste ich, dass es Zeit ist, nach Hause zu gehen. Ich bin seit elf Stunden hier, und das war offensichtlich zu lang.
Völlig erledigt schleppe ich mich zum Aufzug und dann durch die große Eingangshalle nach draußen. Ich will nur noch in mein Bett. Selbst zum Essen bin ich zu müde.
Ich trete durch die Tür ins Freie, und direkt vor mir steht – das glaube ich jetzt nicht – der Typ von heute Morgen. Er steht einfach da und grinst mich frech an.
Das kann nicht sein Ernst sein. Hat der den ganzen Tag auf mich gewartet, oder was? Wenn ich mehr Energie hätte, würde ich ihm die Meinung geigen, aber das ist mir jetzt zu anstrengend. Also drehe ich mich einfach um und mache mich auf den Weg zur U-Bahn. Ignorieren soll ja helfen.
»Äh, hallo?«
Redet der mit mir? Ich gehe einfach weiter.
»Entschuldigung?«
Er redet tatsächlich mit mir. Ob er merkt, dass ich kein Interesse habe, wenn ich nicht antworte?
»Du bist Pamina, oder?«
Gut, jetzt hat er meine Aufmerksamkeit. Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihm um. »Was stimmt nicht mit dir? Verfolgst du mich, oder was?«
»Ja. Nein! Ich …«
»Du weißt also nicht, ob du mir folgst? Woher kennst du meinen Namen? Was willst du von mir?«
»Das ist kompliziert. Vielleicht sollten wir uns irgendwo hinsetzen? Vielleicht in dem Starbucks …« Er deutet vage in Richtung U-Bahnstation.
Das kann doch wohl nicht wahr sein. »Hör zu.« Ich seufze lautstark und betone jedes einzelne Wort: »Ich. Habe. Kein. Interesse.« Dann lasse ich ihn stehen. Wenn das nicht deutlich genug war, weiß ich auch nicht.
»Willst du nicht wissen, was das zu bedeuten hat?«
Er hat mich überholt und hält mir seine Hand vor die Nase. Der Anblick lässt mich innehalten. Auf seiner Handfläche ist deutlich eine Verbrennung zu sehen. Und das Muster sieht genauso aus wie bei mir. Was zum …?
»Das …«, stammle ich. »Aber …«
»Habe ich jetzt deine Aufmerksamkeit? Starbucks?« Er deutet nach vorn.
Verdammt! Meine Gedanken schwirren. Vielleicht sollte ich doch mitgehen? Bist du eigentlich bescheuert? Du kannst doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen, diesem Freak zu vertrauen!
Also tue ich das einzig Richtige. Ich gehe einfach an ihm vorbei, als ob er nicht da wäre. Doch bereits nach zwei Schritten halte ich inne. Es fühlt sich falsch an. Normalerweise bin ich kein Mensch, der auf sein Bauchgefühl hört. Aber diesmal ist es so stark, dass ich nicht dagegen ankomme. Also schaue ich ihn wieder an und frage: »Okay, was ist hier los?«
Ein Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. Sieht fast so aus, als wäre er erleichtert. »Keine Ahnung, gute Frage. Tut aber schweineweh. Ich hatte gehofft, du könntest mir mehr dazu sagen.« Seine Stimme klingt dunkel und samtig.
»Wie kommst du darauf?« Ich klinge eher wie ein Reibeisen.
»Na ja, da ich völlig im Dunkeln tappe …« Er fährt sich durchs Haar und lässt die Hand in seinem Nacken liegen. »Meine Mutter meint, es sei ein Drache und ein Phönix, was auch Sinn machen würde, aber ich bin mir da nicht so sicher.«
»Ein Drache und ein Phönix? Deine Mutter?« Vielleicht war das mit dem Bauchgefühl eine dumme Idee. Ich meine, er hat das seiner Mutter gezeigt? Was ist das für ein Kerl? Er ist sicher Mitte zwanzig und rennt als Erstes zu seiner Mutter? Davon, dass er das offenbar sinnvoll findet, fange ich gar nicht erst an. Ich sollte rennen.
»Ich klinge total durchgeknallt, oder? Und ich benehme mich auch so.« Seine Hand gleitet vom Nacken, und er zeigt mir die offenen Handflächen. »Ich kann es erklären. Zumindest teilweise. Wenn du mir eine Chance gibst.« Bei seinen letzten Worten zeigt er mit beiden Zeigefingern in Richtung Starbucks.
Zum ersten Mal nehme ich mir Zeit, ihn genauer zu betrachten. Er ist groß. Es passiert nicht oft, dass ich mit meinen eins neunundsiebzig zu einem Mann aufschauen muss. Der Dreitagebart und das dunkle Haar sind mir heute Morgen schon aufgefallen. Allerdings nicht, dass er es fast so trägt wie der junge Elvis Presley. Und in seinen Augen kann ich immer noch dieses Lodern sehen. So ein merkwürdiges Rotbraun ist mir noch nie untergekommen. Bevor ich darüber nachdenken kann, sage ich: »Was stimmt mit deinen Augen nicht?« Vielleicht hätte ich eher fragen sollen: Was stimmt mit mir nicht?
Er hebt die Brauen. »Was ist mit meinen Augen?«
»Sie lodern wie Flammen!«
»Und in deinen tanzen Sterne.«
Was soll denn das heißen? »Wenn das ein Versuch war, mich anzubaggern …«
»Nein, war es nicht. Es ist die Wahrheit. Das ist mir schon in der U-Bahn aufgefallen. Sie leuchten wie Sterne am Nachthimmel.«
»Dann lodern deine wie die Sonne an einem heißen Tag.« Oh, Mann! Habe ich das eben wirklich gesagt? Gegen meinen Willen entfährt mir ein Lachen. Ich schiele von unten zu ihm hoch und sehe, dass er sich das Grinsen auch nicht verkneifen kann.
»Lass uns noch mal von vorne anfangen. Ich bin Robin Brand. Sehr erfreut, deine Bekanntschaft zu machen.« Er schaut auf seine Finger, dann auf mich und grinst wieder. »Ich gebe dir lieber nicht die Hand, so lange wir nicht wissen …« Er deutet zwischen uns hin und her. »Ein Branding reicht mir für heute.«
»Sehe ich auch so. Ich bin Pamina Candela. Aber ich glaube, das weißt du schon.«
»Stimmt.«
Inzwischen haben wir das Starbucks erreicht. Warum noch mal gehe ich mit ihm? Keine Ahnung. Vielleicht bin ich genauso durchgeknallt wie dieser Robin. Er öffnet mir gentlemanlike die Tür. »Nach Ihnen, schöne Frau!«
»Nicht übertreiben.« Aber dennoch kann ich nicht anders, als mich geschmeichelt zu fühlen. Manchmal frage ich mich, ob ich die Gleichberechtigung irgendwie verpasst habe. Was ist schon dabei, wenn mir ein Mann die Tür aufhält? Und noch dazu dieser Typ. Egaler geht es ja wohl nicht. Mein Verstand sagt mir immer noch, dass ich die Beine in die Hand nehmen sollte. Nur bewegen sie sich in die falsche Richtung. Ich renne nicht vor diesem Kerl weg, sondern stehe mit ihm in der Schlange bei Starbucks. Und es fühlt sich immer noch richtig an, obwohl es das nicht sollte. Was ist das für ein kranker Mist?
Weil ich mich auf keinen Fall von ihm einladen lassen will, bestelle ich schnell einen Vanilla-Latte und zahle. Er nimmt es kommentarlos hin.
Sobald wir unsere Getränke haben, setzen wir uns an einen der kleinen Tische. Jetzt muss er liefern. »Also, raus mit der Sprache: Warum habe ich von deiner Berührung eine Verbrennung am Arm? Und du an der Hand? Und warum sind meine Kleider völlig unversehrt? Und warum sieht die Verbrennung aus wie zwei Vögel?«
»Nicht Vögel, Drache und Phönix.«
Ja, klar, was auch sonst.
Er trinkt einen Schluck von seinem Kaffee. »Warum wir diese Male haben, weiß ich auch nicht. Aber ich habe eine Frage an dich: War da etwas, als ich dich angefasst habe? Also etwas anderes als die überfüllte U-Bahn?«
Ist das eine Fangfrage? Ich habe etwas gesehen, aber wenn ich von blauen und roten Lichtblitzen erzähle, die umeinanderkreisen, hält er mich doch für komplett durchgeknallt!
»Wenn ich deinen Gesichtsausdruck richtig deute, hast du etwas gesehen. Ich auch. Rote und blaue Kraftlinien, die sich verbinden und explodieren«, sagt er, als ich schweige.
So kann man es natürlich auch ausdrücken. »Kraftlinien?«
»Rote für das Licht, meine Seite. Und blaue für die Dunkelheit, deine Seite.«
»Äh, was? Licht und Dunkelheit? Ernsthaft? Ich bin weg.« Der Typ ist noch durchgeknallter, als ich dachte. Ich verschwinde jetzt lieber, bevor er noch mit Zauberei anfängt. Aufzustehen und mich abzuwenden fällt mir schwerer, als es sollte. Als würde mein Körper seine Nähe suchen. Was natürlich Schwachsinn ist. Mit einer entschiedenen Geste erhebe ich mich und wende mich zur Tür.
»Nein, bitte! Ich weiß, wie das für dich klingen muss. Du bist eine Jinx und …«
»Ich bin was?« Hat der gerade Jinx gesagt? Ist das ein Schimpfwort? Ich halte inne und drehe mich wieder zu ihm.
»Pamina, bitte!« Er streckt die Hand nach mir aus und berührt mich dabei an der Schulter. Diesmal sehe ich es ganz deutlich. Mehr noch, ich spüre es. Alles verblasst, und die Welt wird dunkel. Doch das stimmt nicht. Aus der Dunkelheit formen sich rote und blaue...
Erscheint lt. Verlag | 1.2.2021 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | Drachen • Große Liebe • Homerun for Love • Liebesroman Fantasy • Magische Wesen • Romantasy • Taunus • Urban Fantasy |
ISBN-10 | 3-492-98752-4 / 3492987524 |
ISBN-13 | 978-3-492-98752-3 / 9783492987523 |
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