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Briefe zum Judentum (eBook)

(Autor)

Stefan Litt (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
295 Seiten
Juedischer Verlag im Suhrkamp Verlag
978-3-633-76703-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Briefe zum Judentum - Stefan Zweig
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Stefan Zweig, einer der erfolgreichsten Autoren deutscher Sprache entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie, in der allerdings die jüdische Tradition kaum eine Rolle spielte. Seine Korrespondenz aus den Jahren 1900 bis 1940, unter anderem mit Martin Buber, Anton Kippenberg, Romain Rolland, Felix Salten und Chaim Weizmann vermittelt unmittelbare Einblicke in die Gedanken des weltberühmten Schriftstellers zum Judentum und zum Zionismus, die in dieser Form bisher nur aus wenigen Werken herauszulesen war.

Die vorliegende von Stefan Litt zusammengestellte und kommentierte Edition umfasst 120 in der Mehrzahl bislang unveröffentlichte Briefe und unternimmt erstmals den Versuch, Zweigs Stellung zum Judentum genauer zu erschließen.

<p>Stefan Zweig, wurde am 28. November 1881 in Wien geboren und starb am 23. Februar 1942 in Petr&oacute;polis bei Rio de Janeiro. Er studierte Philosophie, Germanistik und Romanistik in Berlin und Wien, reiste viel in Europa, nach Indien, Nordafrika, Nord- und Mittelamerika. 1938 emigrierte Zweig nach England, ging 1940/41 nach New York, dann nach Brasilien, wo er sich 1942 das Leben nahm.</p>

Stefan Zweig. Sein Leben und sein Werk


Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig (1881-1942) gehört bis heute zu den populärsten deutschsprachigen Autoren. Seit Mitte der 1920er Jahre zählt sein Werk zur Weltliteratur und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Geboren in Wien als zweiter Sohn des erfolgreichen Textilfabrikanten Moritz Zweig (1845-1926) und seiner Ehefrau Ida (1854-1938), geborene Brettauer, genoss Stefan von Kindheit an die wirtschaftlich abgesicherte Existenz einer stabilen Familie. Das Judentum – beide Elternteile stammten aus jüdischen Familien – spielte im Hause Zweig eine untergeordnete Rolle und bestimmte, ähnlich wie in vielen akkulturierten Familien des späten 19. Jahrhunderts, nur wenig den Tagesablauf der Zweigs. Während der ältere Bruder Alfred Zweig (1879-1977) das Familienunternehmen fortführte, hatte Stefan dichterische und belletristische Interessen und schrieb sich nach dem Besuch des Gymnasiums an der Wiener Universität als Student der Philosophie und Romanistik ein, wo er 1904 zum Doktor der Philosophie promoviert wurde.

Schon während seiner Studienzeit schrieb Stefan Zweig Gedichte, Novellen und Essays, von denen einige in der damals führenden Wiener Zeitung Neue Freie Presse erschienen. Der Leiter des Feuilletons dieser Zeitung war in jenen Tagen niemand anderes als Theodor Herzl (1860-1904), Schriftsteller, Journalist und Begründer der modernen jüdischen Nationalbewegung, des politischen Zionismus. Herzl förderte den jungen Autor, auch wenn sich dieser, nach anfänglichem Interesse für die neue Bewegung, letztlich nicht für die nationale Wiederbelebung des Judentums in Palästina begeistern konnte.

In dieser frühen Phase seines Schaffens stellte der junge Zweig in einigen seiner Werke jüdische Themen in den Vordergrund, so geschehen in der hochdramatischen Legende Im Schnee (1901), die eine Vertreibung jüdischer Einwohner aus einer mittelalterlichen deutschen Stadt an der Grenze zu Polen schildert und erstmals in der zionistischen Wochenschrift Die Welt publiziert wurde sowie in der Novelle Die Wunder des Lebens, die in Antwerpen im 16. Jahrhundert spielt und in der die Hauptfigur ein jüdisches Mädchen ist, das einem Maler Modell für ein Bildnis der Jungfrau Maria sitzt. Die Hinwendung zur jüdischen Thematik steht in Zusammenhang mit dem Interesse, das Zweig der jung-jüdischen Bewegung um Martin Buber in Wien entgegenbrachte, das aber bald darauf wieder nachließ.

Einige Monate nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs – Zweig diente mit einer Reihe anderer Autoren in der Propagandaabteilung des österreichischen Militärarchivs in Wien – verfestigten sich bei ihm die pazifistischen und paneuropäischen Ideen, die er den sich weltweit verstärkenden nationalistischen Bestrebungen entgegenzusetzen versuchte. Für Zweig war die Rolle des Judentums, »Ferment und Bindung aller Nationen« zu sein, wie er es in einem Brief an Abraham Schwadron vom 9. Juni 1917 formulierte. Das in mehrfacher Hinsicht bedeutendste Werk aus dieser Zeit ist das Drama Jeremias, das 1917 veröffentlicht wurde und seine pazifistische Grundhaltung in literarischer Form darlegte. Die widrige politische und militärische Situation in Europa in der Zeit des Ersten Weltkriegs, die stupide Kriegspropaganda auf allen Seiten, der von Zweig als bedrückend empfundene Dienst im Militärarchiv und das hautnah miterlebte bittere Schicksal der aus Galizien vor Krieg und Plünderungen nach Österreich geflohenen Juden führten Zweig zu der Idee für dieses Drama. Mit den meist jüdischen Hauptfiguren vor dem Hintergrund der alttestamentlichen Geschichte um die Einnahme Jerusalems durch die Babylonier im Jahr 586 v. d. Z. sollte es das bis dahin umfangreichste jüdische Werk des Autors werden, das sich jedoch durch seine pazifistische Grundaussage auch einem breiteren Publikum erschloss. Die Publikation des Bühnentexts erfuhr mehrere Auflagen; das Drama wurde besonders nach dem Ersten Weltkrieg immer wieder auf europäischen Theaterbühnen aufgeführt, vor allem aber in hebräischer Übersetzung in Palästina. Heute wird man es jedoch vergeblich auf den Spielplänen suchen.

Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg konnte Zweig sowohl mit Novellen, z. B. Amok. Novellen einer Leidenschaft (1922) als auch mit biografischen Essays große Erfolge verbuchen, wie etwa Drei Meister. Balzac, Dickens, Dostojewski (1920), die viele Nachauflagen erlebten. Damals wurde der Insel-Verlag in Leipzig zu Zweigs Hausverlag. Auch in seinem weiteren Schaffen spielten Novellen, Legenden und historisch-biografische Darstellungen eine bedeutende Rolle. Genannt seien hier als Beispiele Romain Rolland. Der Mann und das Werk (1921), Sternstunden der Menschheit (1927), Verwirrung der Gefühle (1927), Drei Dichter ihres Lebens. Casanova. Stendhal. Tolstoi (1928), Joseph Fouché. Bildnis eines politischen Menschen (1929), Marie Antoinette. Bildnis eines mittleren Charakters (1932). Mit diesen Werken, die auch im 21. Jahrhundert immer noch aufgelegt werden und ihre Leserschaft finden, hatte Zweig sich vor rund 100 Jahren als feste Größe in der deutschsprachigen und internationalen Literatur etabliert. Sein Erfolg, seine europäische Gesinnung, die die enger werdenden nationalen Grenzen ablehnte und sein rastloses Reisen machten ihn zu einem wahren Weltbürger.

In den letzten Jahren wurde in der Literaturwissenschaft wiederholt nach dem Verhältnis Stefan Zweigs zu seiner jüdischen Herkunft gefragt. Die Arbeiten des israelischen Zweig-Experten Mark Gelber aus Beer Sheva haben an dieser Stelle viele neue Einsichten zutage gefördert. Nach seiner Ansicht stand das Thema Judentum zwar nicht unbedingt im Vordergrund des Denkens und Schaffens von Stefan Zweig, doch kann ihm eine »jüdische Sensibilität« – so Gelber – nicht abgesprochen werden.1 Das Gesamtbild von Zweigs Schaffen und sein Denken, das aus persönlichen Aufzeichnungen und Briefen hervortritt, unterstreicht die Richtigkeit von Gelbers These, die auch von weiteren Forscherinnen und Forschern verifiziert wurde.

Ab Mitte der 1920er Jahre traten erneut jüdische Figuren in den Mittelpunkt von Zweigs literarischem Schaffen. Zu erwähnen sind hier vor allem die Novellen Untergang eines Herzens (1926), Buchmendel (1929) und die Legende Rahel rechtet mit Gott (1930), die zuerst nur in einer kleinen Auflage bei der bibliophilen jüdischen Soncino-Gesellschaft erschien.

Das Jahr 1933 mit den einschneidenden politischen Veränderungen durch die Errichtung der NS-Diktatur in Deutschland war auch für Zweig in vielerlei Hinsicht eine Zeitenwende. Deutschland, der größte Absatzmarkt für seine Literatur und noch dazu das Stammland seines Verlags, wurde für den Erfolgsautor zu einem Land, das er nicht mehr betreten konnte und in dem bald auch seine Bücher nicht mehr verkauft werden durften. Schließlich wurden sie sogar mit dem Besten der deutschen Literatur bei zahlreichen Bücherverbrennungen im Mai 1933 in die Flammen geworfen. Auch in jener Zeit blieb Zweig seinem bevorzugten literarischen Genre treu: dem der historischen Biografie. Als letztes Werk im Insel-Verlag erschien noch 1932 das sehr erfolgreiche und umfangreiche Buch über Marie Antoinette, dann musste die Zusammenarbeit beendet werden.

Im Jahr 1934 fand Stefan Zweig einen neuen Verlag, diesmal in seinem Heimatland Österreich: den kleinen Herbert-Reichner-Verlag in Wien. Als Erstes erschien dort die Biografie über den Humanisten Erasmus von Rotterdam. Der Autor identifizierte sich stark mit der Figur des Renaissance-Intellektuellen, der es in der Zeit hitziger Debatten, ausgelöst durch die Reformation in Europa, vorzog, nicht eindeutig Partei für eine der Seiten zu ergreifen. Dies entsprach weitgehend der Grundhaltung Zweigs in jener Zeit: sich mit seinem literarischen Schaffen so weit wie möglich aus den scharfen politischen Diskussionen herauszuhalten, in denen mit rationalen Argumenten ohnehin so gut wie kein Gehör zu finden war.

Im Jahr 1935 veröffentlichte Zweig eine weitere Biografie, diesmal über Maria Stuart von Schottland, deren Lebensgeschichte ähnlich tragisch verlief wie die von Marie Antoinette, wenngleich in einer anderen Epoche und unter andersartigen...

Erscheint lt. Verlag 16.11.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Briefe / Tagebücher
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Briefe • Judentum • Stefan Zweig
ISBN-10 3-633-76703-7 / 3633767037
ISBN-13 978-3-633-76703-8 / 9783633767038
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