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Die Hofgärtnerin ? Frühlingsträume (eBook)

Frühlingsträume. Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
688 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-26733-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Hofgärtnerin ? Frühlingsträume - Rena Rosenthal
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Blumen sind ihre Leidenschaft. Liebe ist ihr Schicksal. Wird sie es schaffen, ihren großen Traum zu leben?
Oldenburg, 1891. Als Gärtnerin in der Natur zu arbeiten und die schönsten Blumen dieser Welt zu züchten, davon träumt Marleene schon ihr ganzes Leben. Doch ihr Wunsch scheint unerreichbar, denn eine Gärtnerlehre ist allein Männern vorbehalten. Aber Marleene gibt nicht auf: Kurzerhand schneidet sie sich die Haare ab und verkleidet sich als Junge - und bekommt eine Anstellung in der angesehenen Hofgärtnerei. Marleene ist überglücklich! Doch die anderen Arbeiter machen ihr den Einstieg alles andere als leicht, und es wird zunehmend komplizierter, ihre Tarnung aufrechtzuerhalten. Als sie dann auch noch die beiden charmanten Söhne der Hofgärtnerei kennenlernt, werden ihre Gefühle vollends durcheinandergewirbelt. Marleene muss sich entscheiden - folgt sie ihrem Traum oder ihrem Herzen ...

»Die Hofgärtnerin« ist eine spannende Familiensaga - angesiedelt in Norddeutschland des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Sie ist ideal für Leserinnen von historischen Romanen und mitreißenden Liebesgeschichten.

Rena Rosenthal hat schon als Kind jede freie Minute in der Baumschule ihrer Eltern verbracht. Die Baumschule in einem kleinen Örtchen in der Nähe von Oldenburg wird heute von ihrer Schwester geführt. Obwohl sie - im Gegensatz zum Rest ihrer Familie - nicht den Beruf der Gärtnerin ergriffen hat, ist ihre Liebe zu Blumen geblieben. Daher war schnell klar, dass ihre erste Familiensaga von duftenden Fliederbäumen und prächtigen Rhododendren handeln soll. Rena Rosenthal lebt heute mit ihrer Familie in Köln.

Prolog


Oldenburg, 1881


Normalerweise waren die gut zehn Kilometer von Rastede nach Oldenburg, die Marleene zu Fuß zurücklegen musste, eine Qual. Doch nicht heute. Nicht an diesem besonderen Tag. Marleene wusste noch genau, wie ihre neue Lehrerin ihre Idee zu Beginn des Jahres angekündigt hatte. Fräulein Willenborg war vor den großen Fenstern auf und ab gelaufen, durch die Marleene so oft sehnsüchtig hinausblickte. Dicke Schneeflocken waren draußen vom Himmel gefallen, und die kahlen Zweige der Buchen waren bereits mit einer Schneeschicht bedeckt gewesen, sodass sie ausgesehen hatten, als wären sie mit Zuckerguss überzogen.

»Im Mai möchte ich gerne etwas mit euch ausprobieren. Eine wundervolle Idee, die ich während meiner Ausbildung in Amerika kennenlernen durfte.«

Sofort waren die Mädchen aus den vier Klassen, die sie gleichzeitig unterrichtete, mucksmäuschenstill gewesen. Selbst die Plaudertaschen, denn alle liebten es, wenn Fräulein Willenborg von ihren Erfahrungen in der Neuen Welt berichtete, wo sie das Lehrerinnenseminar absolviert hatte, während ihre Schwester dort sogar studiert hatte.

»Ich möchte, dass jede von euch etwas mitbringt, das euch am Herzen liegt, und hier vorne den anderen etwas darüber erzählt. Ein Vortrag von zehn Minuten, und anschließend beantwortet ihr die Fragen eurer Klassenkameraden.«

Sofort waren Gespräche entbrannt, und das Fräulein hatte mit dem Zeigestock mehrmals auf das Pult schlagen müssen, um für Ruhe zu sorgen. Als endlich Pause gewesen war, hatten alle wild durcheinandergeredet und laut überlegt, was sie mitbringen könnten.

Aber nicht Marleene. Sie hatte es sofort gewusst.

Denn es gab nur eines, was sie über alles liebte. Von ihrem Vater hatte sie so viel darüber gelernt, dass sie gewiss stundenlang darüber sprechen könnte.

Und nun war es so weit.

Vom Schnee war schon lange keine Spur mehr, die Frühlingssonne kitzelte ihre Haut, und auf den Wiesen neben den Feldern surrten Fliegen und Bienen eifrig umher.

Während des gesamten Weges ließ sie den Tontopf in ihren Händen nicht aus den Augen. Heute hatte sie nicht das Glück, ein Stück weit auf einem Pferdefuhrwerk mitfahren zu können, trotzdem war ihr die Strecke noch nie so kurz vorgekommen.

Denn was sie so fest umklammert hielt, war ihr ganzer Stolz. Während die übrigen Kinder ihre Teddybären und Haustiere dabeihatten, wollte Marleene ihren ersten selbst gezogenen Fliederbusch zeigen.

Natürlich hatte ihr Vater ihr geholfen. Er arbeitete in der Oldenburger Hofgärtnerei und hatte mit Erlaubnis des Obergärtners einige der Fliederbüsche für sich vermehren dürfen und sie zu Hause eingepflanzt. So hatte er dafür gesorgt, dass ihr ärmliches Heuerhus von wunderhübschen Fliedern umgeben war. Jetzt blühten sie in Weiß, Lila und kräftigem Rosa und dufteten ganz herrlich. Sobald dieser Duft Marleene auf dem Rückweg in der Nase lag, wusste sie, dass sie zu Hause war. Wenn ihr Vater abends von der Arbeit kam, tanzte er mit ihr durch den Fliedergarten, und sie fühlte sich dabei wie eine Märchenprinzessin. Auch wenn sie sonst nicht viel hatten, war sie zumindest die Fliederprinzessin.

»Du musst schon selbst dafür sorgen, dass du glücklich bist, meene kleene Marleene«, sagte ihr Vater ihr immer wieder und sah ihr dabei fest in die Augen. »Das wird kein anderer tun. Und auch wenn ich kein großes Hoferbe habe, möchte ich doch das Beste aus dem machen, was mir zur Verfügung steht. Daher habe ich den Fliedergarten angelegt. Vielleicht können wir daraus eines Tages eine eigene kleine Gärtnerei aufbauen …«

Dann hatte er ihr gezeigt, wie man einen Zweig so vorbereitete, dass ein neuer Fliederbusch daraus entstand. Das ging nicht ohne Weiteres. Ein Jahr lang musste man allein schon warten, bis er angewachsen war.

Gut, dass sie ihren Flieder bereits vor drei Jahren veredelt hatte. Er war etwas ganz Besonderes, denn die kleinen Blätter seiner Blüten waren nicht einfach nur Weiß oder vielleicht Helllila, nein, sie waren Purpurviolett und von einem strahlend weißen Rand umgeben.

Endlich war Marleene an der Reihe. Voller Stolz zeigte sie ihren Klassenkameradinnen den Flieder und erzählte ihnen alles, was sie darüber wusste. Selbst die Lehrerin, die in Amerika schon so viel gesehen hatte, schien beeindruckt und sprach ein kostbares Lob aus.

»Ich werde auch einen Fliederbusch pflanzen«, rief Marleenes Freundin Annemarie aufgeregt, deren Haare als geflochtene Affenschaukeln über ihren großen Ohren hingen. »Wo bekommt man so einen zweifarbigen her?«

»Das ist gar nicht so einfach. Mein Vater hat gesagt, dieser Flieder wäre eine Sensation. Er ist mehr oder weniger durch Zufall entstanden. Deswegen ist es so wichtig, dass wir ihn vermehren.«

»Und wie geht das?«

»Edelflieder lässt sich nicht aus Samen ziehen. Es ist eine so edle Pflanze, dass sie den Stamm eines robusten Wildflieders braucht, um zu wachsen.«

Ein Raunen ging durch die Klasse.

Ihr Vater hatte ihr geholfen, den dünnen Stamm eines wilden Flieders oben aufzuspalten und den Fliederzweig einzusetzen. Er war erstaunt gewesen, dass in der Gärtnerei keiner seine Begeisterung über den zweifarbigen Flieder geteilt hatte. Der Obergärtner hatte nur mit den Schultern gezuckt und sein Drängen, ihn zu vermehren, mit einem »Jo, dat mogt wie irgendwann« abgetan, da zu der Zeit sehr viel zu tun gewesen war. Aber ihr Vater hatte einen Zweig mit nach Hause nehmen dürfen und ihn Marleene geschenkt.

»Veredelung nennt man das«, erklärte sie abschließend und setzte sich an ihr Pult zurück. Noch immer flüsterten ihre Schulkameraden aufgeregt miteinander.

Einzig Rosalie Goldbach, die Tochter des Hofgärtners, war kein bisschen beeindruckt.

»Das ist doch nichts Besonderes«, sagte sie und warf ihre goldenen Locken, die immer so schön in der Sonne glänzten, nach hinten. »Mein Vater hat jede Menge Fliederbüsche in seiner Gärtnerei, das kann doch jeder«, zischte sie und blickte düster in Marleenes Richtung, deren Herz sich zusammenzog. »Schaut lieber meine Puppe an. Sie kann sogar sprechen!«

Zum Glück stieß ihre Freundin Klara Marleene just in diesem Augenblick den Ellbogen in die Rippen und flüsterte: »Na und? Mein Vater ist Direktor der Glashütte, deswegen behaupte ich noch lange nicht, dass jeder Glasflaschen machen kann.«

Auf dem Rückweg, als sie den Flieder wieder wie ein rohes Ei vor sich hertrug, fühlte Marleene sich so leichtfüßig, als ginge sie auf Wolken.

Doch gerade als sie die Schultern straffte, bekam sie einen kräftigen Schlag in den Rücken, sodass ihr die Luft wegblieb. Sie stolperte, und der Topf fiel zu Boden. Mit einem knirschenden Geräusch zersprang der Ton. Die Erde verteilte sich über den Weg, und der Strauch lag darin wie in einer Lache aus Blut.

Das macht nichts, versuchte Marleene sich zu beruhigen. Irgendwo würde sie gewiss einen neuen Tontopf auftreiben können. Solange den Wurzeln und dem Stamm nichts passiert war, konnte sie das Bäumchen einfach neu einpflanzen. Doch bevor sie sich bücken konnte, hatte sich Rosalie so dicht vor sie gestellt, dass Marleene direkt auf die weiße Bordüre ihres blauen Kleides blickte und die Seife roch, mit der es gewaschen worden war.

»Nur dass du’s weißt, meine sprechende Puppe ist viel spannender als dein dummer Strauch. Pflanzen kann jeder haben. Aber meine Puppe ist durch das halbe Kaiserreich gereist und überaus kostbar. Solche Puppen haben nur wenige Menschen.«

»Ich weiß«, flüsterte Marleene, denn sie selbst hatte ihren Eltern jahrelang wegen einer Puppe in den Ohren gelegen, und sie hatten jedes Mal merkwürdig reagiert. Irgendwann hatte sie herausgefunden, wie teuer Puppen waren – selbst wenn sie nicht sprechen konnten. Ihr war klar geworden, dass das viel zu viel Geld für ihre Eltern war. Selbst auf diese Schule durfte sie nur gehen, weil ihr Vater dem Schuldirektor im Krieg das Leben gerettet hatte.

Also hatte sie die zerlumpte, selbst genähte Stoffpuppe, die nicht mal ein Gesicht hatte, an sich gedrückt und nie wieder nach einer neuen Puppe gefragt.

»Trotzdem ist es für mich etwas Besonderes, wenn ich mit neun Jahren schon mein eigenes Bäumchen gezogen habe.« Das hatte ihr Vater so gesagt. »Und wenn ich das gerne zeigen möchte, ist das meine Sache.«

Marleene bückte sich erneut, doch bevor sie nach dem Flieder greifen konnte, sah sie, wie Rosalies schwarz glänzender Lederschuh sich auf den dünnen Stamm zubewegte. Die Zeit schien sich zu verlangsamen, und Marleene war starr vor Entsetzen. Sie konnte nur zusehen, wie die Stiefelette mit Wucht auf den Strauch niederging. Rosalie trat mehrere Male zu. Und das Knacken und Knirschen hörte sich an, als wären es Marleenes Fingerknochen, die da brachen. Der Schmerz in ihrem Herzen fühlte sich jedenfalls genau gleich an.

Aus kalten braunen Augen lächelte Rosalie sie an und gab dann ein bedeutungsvolles »Das wird dir hoffentlich eine Lehre sein« von sich.

Bestürzt blickte Marleene in die Gruppe von Schülern, die um sie herumstanden. Von der Knabenschule waren Rosalies Brüder, Konstantin und Julius, herübergekommen, vermutlich um ihre Schwester abzuholen. In ihren adretten Matrosenanzügen standen sie da. Schließlich tat Julius, der Jüngere, dessen Haare wild zu Berge standen, einen Schritt auf sie zu, aber sein Bruder mit dem peinlich genauen Seitenscheitel zog ihn zurück.

Marleene blinzelte die aufsteigenden Tränen weg und setzte ein Lächeln auf.

»Danke, dass du das schon einmal vorbereitet hast, Rosalie.« Sie bückte...

Erscheint lt. Verlag 22.3.2021
Reihe/Serie Die Hofgarten-Saga
Die Hofgärtnerinnen-Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 19. Jahrhundert • Alpenrosen • Corina Bomann • Die Schokoladenvilla • Familiengeheimnis • Familiensaga • Flieder • Historischer Liebesroman • Maria Nikolai • Norddeutschland • Oldenburg • Rhododendron • Ulrike Renk
ISBN-10 3-641-26733-1 / 3641267331
ISBN-13 978-3-641-26733-9 / 9783641267339
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