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Blood and Ash - Liebe kennt keine Grenzen (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
672 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-27350-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Blood and Ash - Liebe kennt keine Grenzen -  Jennifer L. Armentrout
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Poppy ist eine Auserwählte. Wenn sie den Segen der Götter erhält, wird sie die Einzige sein, die ihre Heimat vor dem Angriff des Verfluchten Königreiches retten kann. So will es die Tradition. So will es das Gesetz. Das Leben einer Auserwählten ist einsam. Niemand darf sie ansehen, geschweige denn mit ihr sprechen oder sie berühren. Eines Tages wird der attraktive Hawke - mit den goldenen Augen, dem frechen Grinsen und den provokanten Sprüchen - Poppys Leibwache zugeteilt, und sie merkt, dass es in ihrem Leben so viel mehr geben könnte als nur ihr Amt. Dass sie ein Herz hat, eine Seele und die Sehnsüchte einer ganz normalen jungen Frau. Als an den Landesgrenzen die Schatten der Verfluchten immer drohender werden, muss Poppy sich zwischen Liebe und Pflicht entscheiden ...

Jennifer L. Armentrout ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der USA. Immer wieder stürmt sie mit ihren Romanen - fantastische, realistische und romantische Geschichten für Erwachsene und Jugendliche - die Bestsellerlisten. Ihre Zeit verbringt sie mit Schreiben, Sport und Zombie-Filmen. In Deutschland hat sie sich mit ihrer »Obsidian«-Reihe und der »Wicked«- Saga eine riesige Fangemeinde erobert. Mit ihrer »Blood and Ash«-Reihe ist sie regelmäßig auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste zu finden. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Hunden in West Virginia.

1

»FINLEY WURDE HEUTE ABEND GEFUNDEN. Am Rand des Blutwaldes. Tot.«

Ich hob den Blick von meinen Karten und ließ ihn über die tiefrote Tischplatte zu den drei Männern auf der gegenüberliegenden Seite wandern. Ich hatte diesen Ort aus gutem Grund gewählt. Ich hatte … nichts gefühlt, als ich vorhin zwischen den vollbesetzten Tischen hindurchgeschlendert war.

Keinen Schmerz, weder körperlich noch psychisch.

Ich forschte für gewöhnlich nicht grundlos nach, ob jemand unter Schmerzen litt. Es wäre zu sehr einem Eindringen gleichgekommen. Doch in einem Trubel wie hier war es schwer, den Grad dessen zu kontrollieren, was ich mir zu fühlen erlaubte. Es gab immer jemanden, dessen Schmerz so tief ging und so roh war, dass die Qualen zu etwas Greifbarem wurden, sodass ich mich nicht einmal öffnen musste, um sie zu spüren, und sie nicht einfach ignorieren und hinter mir lassen konnte. Solche Leute projizierten ihr Leid auf ihre ganze Umgebung.

Trotzdem war es mir verboten, etwas dagegen zu unternehmen. Ich durfte nicht über die Gabe sprechen, die mir von den Göttern verliehen worden war, und ich durfte nichts tun, um die Qualen zu lindern, die ich spürte.

Nicht, dass ich immer das tat, was von mir erwartet wurde.

Offensichtlich.

Ich hatte mich bemüht, Leuten auszuweichen, die unter großen Schmerzen litten, und in Gegenwart dieser Männer spürte ich nichts, was angesichts ihres Berufs überraschend war. Die drei waren Wächter der Mauer, jener hoch aufragenden Wand aus Kalkstein und Eisen aus den Elysium-Bergen, die seit dem Ende des Krieges der zwei Könige vor vierhundert Jahren ganz Masadonien umgab. Und jede Stadt im Königreich von Solis wurde von einer solchen Mauer geschützt, und kleinere Ausführungen umgaben Dörfer, Trainingsplätze, die landwirtschaftlichen Gemeinschaften und andere, weniger dicht bewohnte Siedlungen.

Das, was die Wächter regelmäßig zu sehen bekamen, und das, was sie tun mussten, bereitete ihnen großes Leid – sei es aufgrund von Verletzungen oder von Dingen, die tiefer gingen als blutige Haut und gebrochene Knochen.

Doch heute Abend hatten sie nicht nur ihren Schmerz zurückgelassen, sondern auch ihre Uniformen. Stattdessen trugen sie weite Hemden und Hirschlederhosen. Allerdings wusste ich, dass sie auch außer Dienst stets wachsam blieben und ständig auf der Hut vor dem gefürchteten Nebel und dem Schrecken waren, den er mit sich brachte. Sie rechneten jederzeit mit denen, die die Zukunft des Königreiches zerstören wollten, und sie waren bis an die Zähne bewaffnet.

Genau wie ich.

Unter den Falten meines Mantels und dem dünnen Kleid, das ich drunter trug, presste sich der kühle Griff eines Dolches gegen meinen Schenkel. Ich hatte ihn zu meinem sechzehnten Geburtstag bekommen, und er war weder die einzige noch die tödlichste Waffe, die ich besaß, aber trotzdem mein Lieblingsstück. Der Griff bestand aus den Knochen eines seit Langem ausgestorbenen wölfischen Wesens – weder Mensch noch Tier, sondern eine Mischung aus beidem –, und die Klinge aus Blutstein war mörderisch scharf.

Natürlich war ich gerade wieder einmal dabei, etwas unglaublich Waghalsiges, Unangebrachtes und streng Verbotenes zu tun, aber ich war nicht so dumm, einen Ort wie das Red Pearl ohne Waffe zu betreten, und ich verfügte sowohl über die Fähigkeiten, sie zu benutzen, als auch über den Willen, sie ohne zu zögern einzusetzen.

»Tot?«, meinte der zweite Wächter, ein junger Kerl mit braunem Haar und sanftem Gesicht. Wenn ich mich nicht irrte, hieß er Airrick und war kaum älter als ich mit meinen achtzehn Jahren. »Er war nicht bloß tot. Finley hatte keinen Tropfen Blut mehr im Körper, das Fleisch hing in Fetzen herab, als hätte ihn ein Rudel wilder Hunde in Stücke gerissen.«

Meine Karten verschwammen, und in meinem Magen bildeten sich winzige Eisklumpen. Es gab keine wilden Hunde im Blutwald, dem einzigen Ort der Welt, an dem die Bäume bluteten, sodass sich ihre Rinde und die Blätter tiefrot färbten. Es gab allerdings Gerüchte über andere Tiere, außergewöhnlich große Nager und Aasfresser, die über jeden herfielen, der sich zu lange im Wald aufhielt.

»Und ihr wisst, was das bedeutet«, fuhr Airrick fort. »Sie sind ganz in der Nähe. Der Angriff wird …«

»Ich bin mir nicht sicher, ob das ein angemessenes Thema ist«, unterbrach ihn der älteste Wächter. Ich kannte ihn. Er hieß Phillips Rathi und diente schon seit Jahren auf der Mauer, was ungewöhnlich war. Wächter wurden normalerweise nicht besonders alt. Er deutete mit dem Kopf in meine Richtung. »In Gegenwart einer Lady.«

Einer Lady?

Nur die Aufgestiegenen wurden als Lady bezeichnet. Aber niemand – vor allem nicht die Leute im Red Pearl – hätte mich je hier vermutet. Wenn ich entdeckt wurde, war ich in größeren Schwierigkeiten, als ich jemals gewesen war, und würde mich strengen Strafen stellen müssen.

Strafen, die Dorian Teerman, der Herzog von Masadonien, mir nur allzu gerne auferlegte. Und denen sein enger Vertrauter, Lord Brandole Mazeen, mit großer Freude beiwohnte.

Angst stieg in mir hoch, während ich den dunkelhäutigen Wächter musterte. Phillips konnte auf keinen Fall wissen, wer ich war. Die obere Hälfte meines Gesichtes lag unter einer weißen Augenmaske verborgen, die ich vor Ewigkeiten im königlichen Garten gefunden hatte, und ich trug einen einfachen eierschalenblauen Mantel, den ich mir von Britta, einer der unzähligen Dienstbotinnen, geborgt hatte, nachdem ich gehört hatte, wie sie mit anderen über das Red Pearl geredet hatte. Hoffentlich vermisste sie ihn nicht, bevor ich ihn am Morgen zurückbringen konnte.

Aber selbst ohne Maske hätte mich wohl niemand erkannt, denn nur eine Handvoll Leute in Masadonien hatte schon einmal mein Gesicht gesehen, und keiner von ihnen würde heute Abend hier auftauchen.

Als die Jungfräuliche – die Auserwählte – trug ich normalerweise einen Schleier über meinem Gesicht und den Haaren, unter dem nur meine Lippen und mein Kinn zu sehen waren.

Ich bezweifelte, dass Phillips mich nur anhand dieser Merkmale wiedererkannt hatte, und falls doch, hätte ich längst nicht mehr am Tisch gesessen. Man hätte mich unverzüglich, wenn auch angemessen sanft, zu meinen Vormündern, dem Herzog und der Herzogin von Masadonien, zurückgeschleift.

Also kein Grund zur Panik.

Ich zwang die Muskeln an meinen Schultern und im Nacken, sich zu entspannen, und lächelte. »Ich bin keine Lady. Ihr könnt gerne über alles reden, was euch in den Sinn kommt.«

»Wie dem auch sei, ein weniger morbides Thema wäre angebracht«, sagte Phillips und warf den beiden anderen Wächtern einen vielsagenden Blick zu.

Airrick sah mich an. »Ich bitte um Entschuldigung.«

»Eine Entschuldigung ist nicht nötig, wird aber angenommen.«

Der dritte Wächter zog den Kopf ein und hielt den Blick starr auf seine Karten gerichtet, während er sich ebenfalls entschuldigte. Seine Wangen waren gerötet, was ich ziemlich süß fand. Die Wächter der Mauer mussten ein grausames Training überstehen, verstanden sich im Gebrauch zahlloser Waffen und im Nahkampf. Keiner kam von seinem ersten Gang auf die andere Seite der Mauer zurück, ohne Blut vergossen und dem Tod ins Auge geblickt zu haben.

Trotzdem wurde dieser Mann gerade rot.

Ich räusperte mich und hätte gerne mehr über Finley erfahren. War er ein Wächter gewesen oder ein Mitglied der Jägerschaft, die als Untergruppe der Armee für die Kommunikation zwischen den Städten verantwortlich war und Reisende und Waren eskortierte? Jäger verbrachten die Hälfte des Jahres außerhalb der Mauer. Es war einer der gefährlichsten Berufe überhaupt, und sie reisten nie allein. Manche kamen trotzdem nicht mehr zurück.

Und diejenigen, die zurückkamen, waren leider nicht mehr dieselben. Der Tod folgte ihnen und schlug überall dort zu, wo sie hinkamen.

Sie standen unter dem Fluch.

Nachdem ich spürte, dass Phillips jedes weitere Gespräch im Keim erstickt hätte, schluckte ich die Fragen hinunter, die mir auf der Zunge brannten. Wenn andere bei Finley gewesen waren, hatten diejenigen, die Finley getötet hatten, vermutlich auch seine Kameraden verwundet, und in diesem Fall würde ich früher oder später ohnehin herausfinden, was passiert war.

Ich hoffte nur, dass mich keine angsterfüllten Schreie auf die richtige Spur führen würden.

Das Volk von Masadonien hatte keine Ahnung, wie viele den Fluch von der anderen Seite der Mauer in die Stadt zurückbrachten. Sie sahen nur eine Handvoll da und dort, und nicht die Wirklichkeit. Würden sie dies tun, würde Panik von der ganzen Bevölkerung Besitz ergreifen, die im Grunde keine Vorstellung von dem Grauen außerhalb der Mauer hatte.

Im Gegensatz zu mir und meinem Bruder Ian.

Was auch der Grund war, warum ich mit aller Kraft gegen die Eisschicht ankämpfte, die sich über mich gelegt hatte, während sich das Gespräch wieder banaleren Dingen zuwandte. Unzählige Leben waren geopfert und genommen worden, um die Leute innerhalb der Mauer zu schützen. Aber das System war fehlerhaft – war immer schon fehlerhaft gewesen –, und zwar nicht nur hier, sondern im ganzen Königreich von Solis.

Der Tod …

Der Tod fand immer wieder den Weg über die Mauer.

Stopp!, befahl ich mir selbst, während das Unbehagen in mir weiter anschwoll. Heute Abend ging es nicht um die Dinge, die ich wusste, obwohl ich nichts darüber wissen sollte....

Erscheint lt. Verlag 12.7.2021
Reihe/Serie Liebe kennt keine Grenzen
Liebe kennt keine Grenzen-Reihe
Liebe kennt keine Grenzen-Reihe
Übersetzer Sonja Rebernik-Heidegger
Sprache deutsch
Original-Titel From Blood and Ash
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte eBooks • epische Fantasy • Fantastische Welten • Fantasy • High Fantasy • Königreich • liebe und erotik • Magie • Prophezeihung • Prophezeiung • Romantasy • SPIEGEL-Bestseller • Spiegel-Bestsellerautorin • "Wicked"-Serie
ISBN-10 3-641-27350-1 / 3641273501
ISBN-13 978-3-641-27350-7 / 9783641273507
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