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Der Geist in der British Library und andere Geschichten aus dem Folly (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
224 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43891-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Geist in der British Library und andere Geschichten aus dem Folly -  Ben Aaronovitch
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Neues aus London: Ein Muss für alle Peter-Grant-Fans! Stories aus dem >Flüsse von London<-Kosmos: Freuen Sie sich auf originelle, witzige, unheimliche Geschichten über Peter, Nightingale, Abigail, Agent Reynolds und Tobias Winter. Lesen Sie, wer (oder was) in einer einsamen Autobahnraststätte umgeht, wer immer noch auf den Regalen einer bekannten Londoner Buchhandlung herumspukt und was genau eigentlich mit dem Fluss Lugg passiert ist ...

Ben Aaronovitch wuchs in einer politisch engagierten, diskussionsfreudigen Familie in Nordlondon auf. Er hat Drehbücher für viele TV-Serien, darunter >Doctor Who<, geschrieben und als Buchhändler gearbeitet. Inzwischen widmet er sich ganz dem Schreiben. Er lebt nach wie vor in London. Seine Fantasy-Reihe um den Londoner Polizisten Peter Grant mit übersinnlichen Kräften eroberte die internationalen Bestsellerlisten im Sturm.

Ben Aaronovitch wuchs in einer politisch engagierten, diskussionsfreudigen Familie in Nordlondon auf. Er hat Drehbücher für viele TV-Serien, darunter ›Doctor Who‹, geschrieben und als Buchhändler gearbeitet. Inzwischen widmet er sich ganz dem Schreiben. Er lebt nach wie vor in London. Seine Fantasy-Reihe um den Londoner Polizisten Peter Grant mit übersinnlichen Kräften eroberte die internationalen Bestsellerlisten im Sturm.

Häusliche Gewalt


(Zeitlich angesiedelt zwischen Schwarzer Mond über Soho und Ein Wispern unter Baker Street)

Vorbemerkung


Das Konzept »Sonderausgabe mit Kurzgeschichte« gefiel Waterstones so gut, dass sie mich baten, auch für eine Exklusivausgabe von Ein Wispern unter Baker Street eine Story zu schreiben. Zuvor war ich Kurzgeschichten immer aus dem Weg gegangen, weil sie unverhältnismäßig viel Arbeit für wenig Text machen und schwer zu verkaufen sind. Aber nach Heimspiel hatte ich Lust auf mehr, deshalb stimmte ich zu. Diesmal wollte ich mir etwas Alltägliches vornehmen, etwas, womit die Polizei routinemäßig immer wieder konfrontiert wird.

 

 

 

Das Problem bei architektonischen Stilrichtungen ist, dass sie nie so genau abgegrenzt werden können, wie die Lehrbücher behaupten. Das Reihenhaus auf ungefähr halber Höhe der Prince of Wales Road tat sein Bestes, um nach Regency auszusehen, aber die Schiebefenster, der etwas schlampige Stuck und das Souterrain deuteten auf frühestens hochviktorianisch hin. Ich musterte es kritisch. Der Anstrich war nicht wirklich schmutzig, nur leicht schmuddelig, und die schmiedeeisernen Geländer waren rostfrei. Im Zuge der ersten Kaufrechtswelle für Mieter in Privatbesitz gekommen, schätzte ich, damals, als die Gemeinde Camden noch historische Reihenhäuser in Besitz gehabt hatte.

Zu meinem Fall von häuslicher Gewalt ging es die Außentreppe hinunter zur Souterrainwohnung. Die Eingangstür befand sich versteckt in einer Nische unter der Vortreppe zu dem, was einst, als das Haus noch nicht in Wohnungen unterteilt war, der Haupteingang gewesen war – eine Maßnahme, damit die gewöhnlichen Lieferanten so unauffällig wie möglich kommen und gehen konnten. Glockengeläut ertönte, als ich auf die Klingel drückte, und aus Gewohnheit trat ich einen Schritt aus der engen Nische zurück. Im Fall der Fälle ist es immer besser, man hat etwas Bewegungsfreiheit, wenn sich eine Tür öffnet.

Als sich diese spezielle öffnete, streckte eine kleine alte weiße Frau den Kopf heraus und beäugte mich misstrauisch. »Ja? Kann ich Ihnen helfen?«

»Mrs. Eugenia Fellaman?«, fragte ich.

»Ja«, bestätigte sie.

»Mein Name ist Peter Grant. Ich bin von der Polizei und würde gern kurz mit Ihnen reden, wenn ich darf.« Ich zeigte ihr meinen Dienstausweis.

Er schien keinen großen Eindruck auf sie zu machen. »Ich hab doch schon mit diesem anderen geredet.«

»Ja, Ma’am, das weiß ich«, sagte ich. Der »andere« war Sergeant Bill Crosslake gewesen, der mich hinzugerufen hatte. »Er hat mich gebeten, auch mal mit Ihnen zu sprechen. Er dachte, vielleicht könnte ich Ihnen helfen.«

Sie kam vollends aus der Tür, um mich besser auf die Straße zurücktreiben zu können. »Na, da hat er falsch gedacht.«

Als sie ins Tageslicht trat, bemerkte ich das schwache Lila eines verblassenden blauen Flecks auf ihrer linken Wange. »Dürfte ich fragen, wie Sie sich diesen Bluterguss zugezogen haben?«

Mir entging nicht, dass sie sich sehr bewusst zurückhielt, sich an die Wange zu fassen. »Bin in die Tür reingerannt, ja? Wenn man älter wird, passiert einem so was.«

»Wir wissen doch beide, dass das nicht stimmt«, sagte ich.

Sie verschränkte die Arme. Sie trug einen weiten grünen Strickpulli, sauber, doch mit ausgefransten Säumen. Ihr dünnes graues Haar war zu einem Pferdeschwanz frisiert, und an einer schwarzen Perlenschnur um ihren Hals hing eine rot gefasste Lesebrille. Sie hatte graue Augen und ein eindrucksvoll streitlustiges Auftreten.

»Die über mir haben Sie gerufen«, sagte sie. »Stimmt’s?«

Ja, es war das Pärchen über ihr gewesen – sowie die rumänischen Studenten nebenan und eine Mitbürgerin, die zufällig mit ihrem Hund spazieren gegangen war. Alle hatten innerhalb von fünf Minuten den Notruf gewählt. Entsprechend war es als Vorfall der Stufe »India« (höchste Dringlichkeit) an die zuständige Streife gemeldet worden, die binnen drei Minuten vor Ort gewesen war. Nachdem die beiden Beamten es geschafft hatten, in die Wohnung gelassen zu werden, fanden sie dort Mrs. Fellaman sowie untrügliche Anzeichen für ein Handgemenge vor, jedoch keinen Hinweis auf eine oder mehrere weitere Person/en.

Mrs. Fellaman behauptete, sie sei vollkommen allein in der Wohnung und lediglich über einen Stuhl gefallen, welcher dabei zu Bruch gegangen sei, woraufhin sie mit einer unwillkürlichen, extrem ausladenden Bewegung versehentlich eine Reihe Porzellanelefanten und eine antike Ormolu-Uhr von einer Kommode gefegt habe.

Genau wie Nächstenliebe fängt auch Gewalt zu Hause an. Zwanzig Prozent aller Morde geschehen in den eigenen vier Wänden, und vierzig Prozent der weiblichen Mordopfer werden von ihren Partnern getötet. Daher bestanden die Beamten sanft, aber nachdrücklich darauf, die Wohnung zu durchsuchen. Doch es war niemand zu finden, und Mrs. Fellaman schickte die beiden mit sichtlicher Genugtuung wieder ihrer Wege.

»Wir machen uns Sorgen um Ihre Sicherheit«, sagte ich.

»Nett von Ihnen«, gab sie zurück. »Machen Sie sich lieber Sorgen um meine Geduld. Dieser andere, der Dicke, war schon zweimal da und hat auch nie was gefunden.«

Das Einsatzteam Camden hatte den Vorfall an den örtlichen Polizeistützpunkt gemeldet, dessen Leiter Sergeant Crosslake war. Er hatte mit den Nachbarn gesprochen, nochmals bei Mrs. Fellaman vorbeigeschaut, wieder nichts gefunden und sich daraufhin am nächsten Abend aus lauter Frust nach Feierabend im eigenen Auto vor das Haus gesetzt. Wo er mit eigenen Ohren die Auseinandersetzung mitbekam.

»Es war ein heftiger Streit«, hatte er mir erzählt. »Und zwei verschiedene Stimmen, ganz eindeutig.«

Doch wieder hatte er, nachdem sie ihn hereingelassen hatte, Mrs. Fellaman mutterseelenallein angetroffen.

»Aber da war was«, hatte er gesagt. »Irgendwas stimmte mit dieser Wohnung nicht.«

»Aller guten Dinge sind drei«, sagte ich zu Mrs. Fellaman.

»Ich weiß wirklich nicht, warum das sein muss, wo Sie sich um so viele Verbrechen kümmern sollten.«

Weil wir zwar oft damit beschäftigt sind, vorgegebene Punkte auf einer Liste abzuhaken und Leistungsvorgaben zu erreichen, aber doch gern gelegentlich versuchen, das ein oder andere Verbrechen zu verhindern. Abgesehen davon, dass niemand Lust hat, die Schlagzeile »Oma zu Tode geprügelt – Ernst der Lage trotz dreimaliger Polizeikontrolle nicht erkannt« auf dem Gewissen zu haben – geschweige denn im Lebenslauf.

»Es sind für uns keine Umstände«, sagte ich.

»Für mich schon. Und ich hab es langsam satt. Haben Sie einen Durchsuchungsbeschluss?«

Ich gab zu, dass das nicht der Fall war.

»Dann verpissen Sie sich.« Womit sie mir die Tür vor der Nase zuknallte und von innen abschloss.

Crosslake hatte das Gefühl gehabt, mit der Wohnung stimme etwas nicht. »Da hing irgend so ein abstruser Scheiß in der Luft. Deshalb hab ich Sie dazugerufen.«

Crosslake war sein Leben lang Revierpolizist gewesen und hatte schon bürgernahe Polizeiarbeit betrieben, als dieser Begriff noch nicht einmal existierte. Er vertraute nicht auf »seine Instinkte«, sondern auf dreißigjährige Berufserfahrung – was viel verlässlicher war.

Einen Durchsuchungsbeschluss zu bekommen war utopisch. Das Arrangement zwischen dem Folly und dem restlichen Strafverfolgungssystem bestand zum Teil darin, dass wir sie nicht mit abstrusem Scheiß belästigten und sie dafür gelegentlich wegschauten, wenn der abstruse Scheiß passierte. Wenn ich Mrs. Fellamans Wohnung stürmen wollte, sollte ich besser unzweifelhaft nachweisen können, dass dort abstruser Scheiß vor sich ging, damit die anderen guten Gewissens wegschauen konnten.

Hier war eindeutig Toby der Wunderhund gefragt.

 

Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass er während des Punchinella-Falls starker Magie ausgesetzt war, oder ob möglicherweise alle Hunde, insbesondere kleine Kläffer, einen Instinkt für das Übernatürliche besitzen. Jedenfalls habe ich festgestellt, dass Toby ein ziemlich verlässlicher Magiedetektor ist. Tatsächlich habe ich Experimente unter Laborbedingungen durchgeführt, die darauf hinweisen, dass er magische Aktivität aus bis zu zehn Metern Entfernung wahrnehmen kann. Es gibt allerdings einige Faktoren, die zu falsch positiven Ergebnissen führen können, beispielsweise Katzen, andere Hunde oder auch nur die entfernteste Aussicht auf ein Würstchen.

Deshalb verabreichte ich ihm vorbeugend ein solches, bevor wir mit der Observierung begannen, auch wenn das bedeutete, dass ich das Autofenster offen lassen musste. Um sieben Uhr abends parkte ich vor der Wohnung und machte es mir gemütlich. Toby rollte sich auf dem Beifahrersitz zusammen und schlief ein, wobei er ab und zu so heftig mit den Pfoten zuckte, dass er mir gegen das Bein stupste – wahrscheinlich träumte er von einer kernigen Eichhörnchenjagd. Ich schlug meinen Juvenal auf und mühte mich durch Buch III, »Es ist harte Arbeit, deinem Patron zu schmeicheln«. Der Wälzer war seit Monaten meine Pflichtlektüre und hatte dazu geführt, dass ich die Römer inzwischen als einen Haufen geschmackloser Komödianten mit Weltreich sah. Um Viertel nach neun wachte Toby schlagartig auf und witterte misstrauisch nach allen Seiten. Ich legte meine Lateinaufgabe hin und fragte mich, ob es nun um Polizeiarbeit oder um die Wurst ging.

Schließlich entschied Toby sich für eine Richtung. Seine Nase zeigte exakt auf Mrs. Fellamans Wohnung, als er anfing zu bellen, und zwar das astreine Wachhundegebell, weswegen wir die Urwölfe...

Erscheint lt. Verlag 18.3.2021
Reihe/Serie Die Flüsse-von-London-Reihe (Peter Grant)
Die Flüsse-von-London-Reihe (Peter Grant)
Übersetzer Christine Blum
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Alex Verus • benedict jacka • Bestseller-Autor • Bestseller-Serie • Bibliothek • Britischer Humor • Der Gefangene von London • Die Flüsse von London • England • Erzählungen • Fantasy • Fantasyliteratur • fantasy neuerscheinungen • Flüsse • Geister • Geschichten • Harry Dresden • Jim Butcher • Kevin Hearne • Kult-Serie • kulturpass • London • Magie • Magier • Metropolitan Police • Peter Grant • Polizei • Polizist • Stories • Tinte und Siegel • Tobias Winter • Urban Fantasy • Zauberer • Zauberlehrling
ISBN-10 3-423-43891-6 / 3423438916
ISBN-13 978-3-423-43891-9 / 9783423438919
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