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G. F. Unger 2085 (eBook)

Viele Wege - viele Kämpfe

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-0510-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

G. F. Unger 2085 - G. F. Unger
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Die Uferhöhle am White Wolf Creek war während des Blizzards ein ganz brauchbarer Unterschlupf. Trotzdem fühlte ich mich nicht besonders wohl in meiner Haut. Denn meine beiden Nachbarn in der Höhle, die sich in letzter Sekunde vor dem orgelnden Blizzard ebenfalls hier verkrochen hatten, waren berüchtigte Goldwölfe in den Black Hills. Und sie wussten, dass ich mit acht Pfund Gold nach River Port unterwegs war. Gold, das mir die Digger in Lucky Ben anvertraut hatten, weil sie nur mir zutrauten, die Goldwölfe aufs Kreuz zu legen, von denen sie sonst ausgenommen wurden wie Weihnachtsgänse.
Well, ich hatte das Vertrauen der Digger schon einige Male gerechtfertigt. Dennoch, diesmal würde es höllisch schwer werden. Meine Erfahrung sagte mir nämlich, dass der Blizzard drei, vier Tage anhalten könnte. Eine verdammt lange Zeit, wenn man sie, wie ich jetzt, mit zwei Hartgesottenen auf engstem Raum verbringen musste - immer auf der Hut vor einem ihrer höllischen Tricks. Ich hatte am Anfang sogar die Nerven, einige Stunden zu schlafen. Ich setzte einfach all meine Chips darauf, dass die beiden Nachbarn auf der anderen Seite des Feuers mir das nicht zutrauten ...


viele Kämpfe

Die Uferhöhle am White Wolf Creek war während des Blizzards ein ganz brauchbarer Unterschlupf. Trotzdem fühlte ich mich nicht besonders wohl in meiner Haut. Denn meine beiden Nachbarn in der Höhle, die sich in letzter Sekunde vor dem orgelnden Blizzard ebenfalls hier verkrochen hatten, waren berüchtigte Goldwölfe in den Black Hills. Und sie wussten, dass ich mit acht Pfund Gold nach River Port unterwegs war. Gold, das mir die Digger in Lucky Ben anvertraut hatten, weil sie nur mir zutrauten, die Goldwölfe aufs Kreuz zu legen, von denen sie sonst ausgenommen wurden wie Weihnachtsgänse.

Well, ich hatte das Vertrauen der Digger schon einige Male gerechtfertigt. Dennoch, diesmal würde es höllisch schwer werden. Meine Erfahrung sagte mir nämlich, dass der Blizzard drei, vier Tage anhalten könnte. Eine verdammt lange Zeit, wenn man sie, wie ich jetzt, mit zwei Hartgesottenen auf engstem Raum verbringen musste – immer auf der Hut vor einem ihrer höllischen Tricks. Ich hatte am Anfang sogar die Nerven, einige Stunden zu schlafen. Ich setzte einfach all meine Chips darauf, dass die beiden Nachbarn auf der anderen Seite des Feuers mir das nicht zutrauten ...

Jede Stunde etwa erwachte ich und legte Holz ins Feuer, sodass es relativ hell blieb in unserer Höhle.

Als ich Hunger verspürte, wusste ich, dass die Nacht vorbei sein musste. Doch ich blieb liegen. Irgendwann bewegten sich endlich meine Höhlen-Mitbewohner McMullen und French Pierre. French Pierre ließ sich sogar dazu bewegen, aus ihren Vorräten Kaffee zu kochen und Pfannkuchen mit Speck zu braten.

Während wir schweigsam aßen, starrten wir uns immer wieder an.

McMullen sagte schließlich: »Wir könnten Poker spielen, nicht wahr? Vielleicht könnten wir dir dein Geld und alles Gold abgewinnen, welches du bei dir hast, John Rosebud – und auch die acht Pfund Gold, die man dir anvertraut hat, nicht wahr?«

Ich grinste. »Lasst euch nur nicht auf ein Pokerspiel mit mir ein.«

Und French Pierre schüttelte auch sofort heftig den Kopf. Sein Piratengesicht verzerrte sich zu einem Grinsen.

»Nein, mit dir spielen wir nicht Poker. McMullen, du musst wissen, dass man gegen Rosebud beim Poker nicht gewinnen kann. Der kann riechen, ob du bluffst oder nicht.«

»So«, sagte McMullen nur, sonst nichts.

Aber sein schräger Wolfsblick funkelte böse.

Wir sprachen nicht mehr viel, lagen und hockten nur herum, legten Holz nach und lauschten auf den Blizzard.

Am Abend dieses Tages veränderte unsere Situation sich langsam. Ich konnte es wittern – irgendwie mit meinem Instinkt erfassen.

Die beiden Goldwölfe wurden ungeduldig. Der Blizzard dauerte ihnen schon zu lange. Sie wollten gerne zurück in die Amüsierlokale von Lucky Ben, zum Whisky, den Mädchen, den Karten.

In dieser Nacht schlief ich nicht mehr.

Wenn ich Holz nachlegte, hielt ich meinen Colt bereit und hatte überdies die zweite Waffe in meinem Ärmel.

Ich musste ständig befürchten, dass sie mich unter ihren Schlafdecken mit ihren Colts anvisierten und auf mich schossen, besonders dann, wenn ich meinen Oberkörper aufrichtete und Holz ins Feuer legte. Dann bot ich für sie ein gutes Ziel.

Aber auch diese Nacht verging. Sie taten es nicht – noch nicht. Sie warteten immer noch. Wahrscheinlich glaubten sie, dass ich nun schon die zweite Nacht ohne Schlaf wäre. Aber es war die erste. Ich war noch nicht ausgebrannt vor Müdigkeit.

An diesem zweiten Tag bereitete McMullen unser Essen.

Am nächsten Tag würde ich an der Reihe sein. Und ich wusste, dann würden sie es mit mir versuchen – wahrscheinlich in dem Moment, wenn ich beide Hände für das Essenmachen brauchte.

Ja, es kam so, wie ich es vermutet hatte.

Als ich mit der linken Hand die Pfanne hielt und mit der rechten Hand und dem Messer den Pfannkuchen umdrehte, da hielt McMullen plötzlich seinen linken Colt in der Hand. Es war wie Zauberei, so schnell zog er ihn.

Aber er schoss nicht.

Sie wollten keinen Toten in der Höhle haben. Vorerst wollten sie nur meine Waffe. Das war verständlich, denn sie hatten sich ausgerechnet, dass ich keine dritte Nacht mehr wach bleiben konnte.

»Ich will nur deinen Colt, Rosebud«, sagte McMullen. »Du brauchst die Pfanne und den schönen Pfannkuchen nicht hinzuwerfen – nein, nein. Der liebe Pierre kommt sich nun deinen Colt holen. Bleib schön friedlich, mein Junge – schön brav.«

Ich hielt eine Weile den Atem an. Denn es stand auf des Messers Schneide, ob er schießen würde oder nicht. Er war zu sehr ein Killer, um Feinde, die er sich machte, am Leben zu lassen.

Aber dann schoss er doch nicht. Und ich tat nichts, um ihn zu reizen.

Dann kam French Pierre im Bogen um mich herum, trat hinter mich und durchsuchte mich nach weiteren Waffen. Doch den kleinen Colt im Ärmel meiner Felljacke fand er nicht.

Mein Messer durfte ich behalten, weil ich ja noch weiter die Pfannkuchen braten sollte.

Ich machte weiter.

McMullen steckte auch bald seinen Colt wieder weg.

Sie glaubten, dass ich ohne Waffe keine Chance gegen sie hatte.

French Pierre sagte nach einer Weile kauend und zwischendurch den heißen Kaffee schlürfend: »Tut mir leid, alter Junge – tut mir wirklich leid. Doch du konntest doch wohl nicht wirklich glauben, dass du uns ewig an der Nase herumführen und für die Goldgräber auf Schleichwegen das schöne Gold aus dem Land schaffen könntest. Einmal musste es für dich nicht gut ausgehen, nicht wahr?«

»Du bist wohl sehr schnell mit dem Colt?«, fragte ich ihn und fügte hinzu: »Ich sah noch nie einen Mann so schnell ziehen. Du hast im Süden gewiss einen berühmten Namen, nicht wahr?«

Er grinste und blieb kühl. Nein, er ließ sich von mir nicht einwickeln. Er war keiner von diesen eitlen Schießern, die sich gerne bewundern ließen. Er war ein Killer. Ich wusste, er würde mich töten, sobald der Blizzard nachgelassen hatte.

Ich fragte nach einer Weile: »Wenn ihr mir das Gold abnehmt – wie viel bekommt ihr denn von der Beute? Ihr bekommt doch bestimmt nicht alles, nicht wahr? Ihr gehört doch nur zu einer organisierten Bande. Ihr müsst eure Beute abliefern und bekommt dann einen Anteil. Wer ist denn euer Boss? Da ihr mich ja wahrscheinlich umlegen werdet, könnt ihr mir das ja noch sagen – oder?«

Pierre lachte leise.

McMullen sah ihn an und blickte dann wieder auf mich.

»Ist der tatsächlich so kaltschnäuzig, Pierre?«, fragte er.

Und Pierre nickte. »Ich hätte nie geglaubt«, sprach er kauend, »dass wir ihn so leicht würden abrasieren können. Oder hast du noch ein Ass im Ärmel, Freund John Rosebud?«

Ich konnte im Feuerschein seine Augen gut erkennen. Ich sah darin auch das jähe Funkeln, und ich glaubte, dass ihm jetzt bestimmt einfiel, dass er mich zwar nach Waffen absuchte, jedoch nicht meine Ärmel befühlte.

Ich konnte richtig seine Gedanken lesen. Sein Mund formte sich auch schon zu einem Fluch. Vielleicht sah er nämlich mir jetzt an, dass ich wirklich noch ein Ass im Ärmel hatte. Seine Instinkte waren nicht weniger schlecht als meine.

Nun, ich konnte nicht länger warten. Denn gleich würde auch McMullen etwas wittern und seinen Colt ziehen.

Deshalb warf ich meinen Arm vor und schleuderte gewissermaßen meine Hand gegen die beiden Banditen.

Es klappte gut.

Der kleine Colt rutschte aus dem Ärmel, und er hatte genug Schwung, um bis in meine Hand zu gleiten.

Ich sah sie beide ziehen. Pierre fluchte, und dieser Fluch war für McMullen das Signal.

Sie zogen blitzschnell.

Aber ich kam ihnen zuvor. Ich schoss früher, und ich musste auf McMullen schießen, weil dieser schneller war als Pierre. Ich traf ihn voll. Die zweite Kugel bekam Pierre. Aber es war noch nicht genug. Es ging noch immer weiter. Diese beiden Goldwölfe gaben noch nicht auf.

Sie schossen, und nur weil sie schon von mir so schwer angeschossen waren, trafen sie mich nicht richtig. Wieder schoss ich nacheinander auf McMullen und French Pierre.

Und dann endlich war es vorbei.

Die Höhle war voller Pulverrauch. Er biss in die Augen.

Ich spürte an zwei Stellen heftige Schmerzen, wo die Kugeln mich zumindest gestreift haben mussten. Doch es konnten keine schlimmen Wunden sein, denn ich blieb auf den Beinen. Ich ging um das Feuer herum und kniete bei Pierre nieder, der seine Augen öffnete.

Er verzerrte sein stoppelbärtiges Gesicht zu einem Grinsen und sagte: »Gut gemacht, Rosebud – gut gemacht, du verdammter Indianer. In der Hölle sehen wir uns wieder.«

»Sicher, Pierre«, sagte ich.

Dann war er tot. Ich drückte ihm die Augen zu.

Verdammt noch mal, wegen ein paar Pfund Gold brachten sich hier die Menschen um.

Ich sah nach diesem McMullen. Auch er war tot.

Draußen war es plötzlich still.

Der Blizzard war gestorben.

Es war zehn Tage später, als ich von River Port am Cheyenne River zurück nach Lucky Ben reiten wollte. Ja, ich hatte eine Menge Zeit verloren, denn ich konnte nach dem Blizzard die...

Erscheint lt. Verlag 20.10.2020
Reihe/Serie G.F.Unger
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer-Roman • alfred-bekker • Bestseller • bud-spencer • buffalo-bill • Cassidy • Chaco • clint-eastwood • Country • Cowboy • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Erwachsene • Exklusiv • für • GF • g f barner • Indianer • jack-slade • Jugend • Karl May • kelter-verlag • Kindle • Klassiker • Krimi • Laredo • larry-lash • Lassiter • lucky-luke • Männer • martin-wachter • pete-hackett • peter-dubina • Reihe • Ringo • Roman-Heft • Serie • sonder-edition • Western • Western-roman • Westernromane • Wilder Westen • Wilder-Westen • Winnetou • Wyatt Earp • Wyatt-Earp
ISBN-10 3-7517-0510-4 / 3751705104
ISBN-13 978-3-7517-0510-3 / 9783751705103
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