Straße ins All 7: Krieg in einer fernen Galaxis (eBook)
190 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-4402-0 (ISBN)
Gedankenkontrolle
Wilfried A. Hary
Die sieben Menschen erwachten wie aus einem Traum. Sie benötigten Sekunden, um sich in der Wirklichkeit zurechtzufinden. Soeben hatten sie noch »erlebt«, was vor scheinbar langer Zeit geschehen war. Sie waren gewissermaßen mit dabei gewesen, als Neb und Dilk Reniets gemeinsam mit ihrem Partner Thak Remlof das Tor zu einem anderen Universum durchschritten hatten. Dieses Tor war auf dem dritten Planeten der roten Sonne entstanden, von den Kolonisten praktisch unbeachtet. Diese hatten zwar das Phänomen als solches registriert, aber da sie in stark abgeschotteten Bereichen auf ihrem Planeten lebten, um nicht in Berührung mit der sehr feindseligen einheimischen Natur zu kommen, kümmerte sich niemand darum. Die drei Glücksritter hatten es zufällig angemessen im Anflug auf den Planeten mit dem Namen NAI-ROG. Neb Reniets, ein technisches Genie mit enormer krimineller Energie, hatte sofort eine Chance gewittert.
Und die sieben Menschen hatten erlebt, dass es eine solche Chance tatsächlich zu geben schien: Im anderen Universum waren die physikalischen Gesetzmäßigkeiten anders als gewohnt. Man konnte »drüben« dennoch überleben, aber die Technik wirkte anders. Mit ihren einfachen Translatorkristallen beispielsweise hatten sie eine enorme hypnotische Wirkung auf die Wesen, die sie dort antrafen.
»Was – was wurde nun aus diesem Neb Reniets, als er mit dem erbeuteten Scout-Flugkörper ...?« Janni van Velt brach ab. Sie seufzte verhalten und kramte in ihren Taschen herum. Ihre sechs Gefährten ahnten, was sie suchte: Entweder einen ihrer grünen Kaugummis, von denen sie ein schier unerschöpfliches Arsenal zu haben schien – oder einen der grünen Kugelschreiber. Nicht zum Schreiben, sondern um darauf herumzukauen, was sie die meiste Zeit tat, falls nicht gerade ein Kaugummi der grünen Art zwischen ihren Zähnen rotierte.
»Ihr werdet es erleben«, versprach die Stimme des Mysteriums.
Dimitrij Wassilow meldete sich zu Wort: »Bist du eigentlich immer noch ein ... Computer? Du hast dich anfangs als ehemaligen Computer des Raumschiffs ... Äh, wie hieß es noch gleich?«
»PERIS-SE-IDAM!«, wurde ihm bereitwillig von der Stimme geantwortet.
»Ja, was denn nun?«, blieb Dimitrij hartnäckig.
»Ich bin kein Computer mehr. Es gibt auch das Raumschiff nicht mehr. Zumindest nicht in seiner ursprünglichen Form«, war die vage Erklärung. »Dies alles werdet ihr noch begreifen lernen. Aber zunächst müsst ihr alles andere erfahren. Das eine baut gewissermaßen auf dem anderen auf. Es ist ziemlich umfangreich und würde euch verwirren, würde ich nicht chronologisch vorgehen.«
»Wieso erzählst du uns eigentlich dies alles so ausführlich?«, erkundigte sich nun Ken Randall argwöhnisch. Er wechselte mit Tanya Genada einen raschen Blick. Dabei sah er ihr an, dass sie genauso misstrauisch war wie er.
»Ihr werdet auch das zu gegebener Zeit begreifen, ohne weitere Erklärung.«
»Lass mich raten«, beschwerte sich Tanya. »Jetzt ist es noch zu früh dafür.«
»Genau.«
»Und wieso hast du überhaupt die Erzählung unterbrochen, wenn du uns sowieso keinen Kommentar dazu geben willst?«
»Es war nötig, euch wieder mit der Wirklichkeit und euren eigenen Persönlichkeiten zu konfrontieren, damit ihr euch nicht verliert. Es dient also lediglich der Fürsorge.«
»Wie nobel von dir«, meinte Mario Servantes. Es klang ironisch. »Darf ich also vermuten, dass du nur unser Bestes willst? Deshalb hast du die Prupper mit ihren Raumschiffen fortgeschickt und uns allein hierbehalten. Nicht als Gefangene, sondern als überaus wichtige Gäste, für die es nichts Dringlicheres gibt, als mehr zu erfahren darüber, was hinter dem Mysterium steckt. Immerhin befinden wir uns inmitten einer von den Pruppern ausgerufenen Todeszone. Ich könnte mir also kaum einen Aufenthaltsort vorstellen, an dem ich lieber wäre.«
»Auch wenn es so ironisch aus deinem Munde klingt, Mario: Du hast völlig recht, und zwar mit allem, was du sagst«, erklärte die Stimme unbeirrt. »Solltet ihr die Pause jetzt nicht nutzen, um euch ein wenig zu stärken? Auch Schlaf wäre nicht schlecht. Ich sehe, ihr seid erschöpft. Die fremden Erlebnisse haben euch ziemlich mitgenommen.«
»Das nennt man einen klassischen Cliffhanger!«, nörgelte Dr. Yörg Maister. »An der spannendsten Stelle abbrechen und uns dann schlafen schicken. Ja, geht es noch? Sind wir hier im Kindergarten, oder wo?«
»Wir alle würden gern wissen, wie es weitergeht mit Neb Reniets und Co«, wandte sich Ken Randall an ihn. »Obwohl ich schon ahne, dass es nicht ganz so bewegend sein wird wie zu vermuten ist.«
»Wir werden sehen!«, entgegnete Yörg Maister skeptisch.
Und dann widmeten sie sich der Tafel mit all den Köstlichkeiten, die scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht waren. Sie hatten in der Tat Hunger und vor allem Durst, wie sie jetzt erst feststellten, und griffen reichlich zu.
Sogar Janni van Velt, die weder einen Kugelschreiber noch einen Kaugummi gefunden zu haben schien, wieso auch immer.
Später streckten sie sich auf den Pneumosesseln nieder, die sich in Liegen verwandelten – und schliefen den berühmten Schlaf der Gerechten.
Bis sie die Stimme des Mysteriums wecken würde, um weiter zu berichten, was damals geschah – mit und um die Glücksritter Neb Reniets, Dilk Reniets und Thak Remlof. Nicht nur in bewegten Bildern, sondern so, als wären sie unmittelbar dabei, um vorübergehend sogar zu vergessen, wer sie selbst wirklich waren...
*
Das zuschaltbare Schutzfeld war wie eine stabile Außenhülle. Damit sah der Scout-Flugkörper aus wie eine glänzende Kugel mit zirka drei Metern Durchmesser. Auf ihrer Oberfläche brach sich das Sonnenlicht, um ein fluoreszierendes Gleißen zu verursachen, in allen Farben des Spektrums.
Ein Schauspiel, das Neb Reniets diesmal nicht sehen konnte, als er den Schirm in letzter Sekunde einschaltete. Denn er sah den Scout nicht von außen, weil er selbst darin saß.
Das feurige Maul des Molochs, als das ihm der Übergang in das Universum erschien, das ihn einst geboren hatte, verschlang ihn wie der Schlund der wahren Hölle.
Von einem Augenblick zum anderen wurde aus dem Donnern und Dröhnen der Energiehölle rabenschwarze Lautlosigkeit. Für Sekundenbruchteile schwebte er im Nichts, wie es schien. Sekundenbruchteile, die sich zu gefühlten Ewigkeiten dehnen wollten, bis ihn der Moloch auf der anderen Seite wieder ausspie.
Mehr unbewusst fing er den Scout ab, so dass der Flugkörper dicht über dem Weltentor schwebte. Von hier sah es nicht aus wie ein feuriger Schlund, sondern genauso, wie Neb Reniets es erlebt hatte, ehe er hindurchgeschritten war: Eine Art Energieblase über einer Stelle, als hätte eine riesige Sense einem der dicht bewachsenen Hügel inmitten eines unendlich anmutenden Dschungelgebietes die Kuppe abgeschlagen.
Er wusste es besser: Der kahle Boden war nicht das Innere des unter dem Bewuchs felsigen Hügels, sondern eine kleine Wüstenfläche, die sich im anderen Universum bis zum Horizont ausbreitete.
Neb Reniets hatte mit den Ortungsmöglichkeiten des Scout-Flugkörpers herausgefunden, dass der ganze Planet eine Wüsteneinöde war, von den viel zu wenigen Wasserflächen einmal abgesehen. Die allgemeine Wassernot hatte kaum Leben hervorgebracht, aber seltsamerweise eine atembare Atmosphäre. War das nicht der Beweis dafür, dass dieser Wüstenplanet zu früheren Zeiten anders ausgesehen haben musste?
Darüber hatte sich Neb Reniets bislang keine Gedanken gemacht. Auch jetzt hatte er keine Zeit dafür, denn er musste sich zunächst darum kümmern, ob sich bei dem Übergang etwas verändert hatte. Denn die Technik, auf der dieser Flugkörper beruhte, war nicht von dieser Welt – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie folgte veränderten physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Inwieweit hatten sie sich beim Übergang diesem Universum angepasst?
Der Scout war zumindest nach wie vor flugfähig. Das war beruhigend zu erfahren. Sonst wäre Neb Reniets damit längst abgestürzt. Wohl, um über das Weltentor zurückzukehren, über dem er nach wie vor schwebte. Es mutete ihn allerdings wie ein Wunder an, denn immerhin wusste er, dass ein reiner Schwerkraftmotor in seinem Universum überhaupt nicht funktionieren konnte. Jedenfalls hatte man den Trick bis heute nicht herausgefunden. Es wäre gerade so gewesen, als wolle sich jemand am eigenen Kragen aus einem Sumpf ziehen.
Und wieso klappte er jetzt plötzlich? Nur deshalb, weil er in einem Paralleluniversum entwickelt worden war – einem Universum, das sich an dieser Stelle rein zufällig mit »seinem Universum« berührte?
Es konnte gar nicht anders sein; nach wie vor war er überzeugt davon, dass man einen solchen Antrieb gar nicht hier entwickeln konnte. Da er jedoch trotzdem funktionierte, taten sich geradezu fantastische Möglichkeiten für ihn auf: Man müsste also lediglich Flugkörper – und sogar Raumschiffe? – »importieren«, um sie hier in gewissermaßen überlegener Weise nutzen zu können.
Blieben noch die Möglichkeiten wie Waffentechnik und so weiter.
Er konzentrierte sich. Die kontrollierten Energien des Meilers, der nur eine Länge von einem Meter und eine Dicke...
Erscheint lt. Verlag | 25.8.2020 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
ISBN-10 | 3-7389-4402-8 / 3738944028 |
ISBN-13 | 978-3-7389-4402-0 / 9783738944020 |
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Größe: 829 KB
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