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Cenodoxus (eBook)

Bidermann, Jakob - Deutsch-Lektüre, Deutsche Klassiker der Literatur - 14011

(Autor)

Rolf Tarot (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
191 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-961691-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Cenodoxus -  Jakob Bidermann
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Cenodoxus, ein angesehener Pariser Doktor, will Gott in seiner Vollkommenheit gleich werden. Der eitle Gelehrte verfällt seiner irdischen Ruhmsucht, bis ihm schließlich der himmlische Prozess gemacht wird: Christus selbst ist der Richter. Jakob Bidermanns lateinische 'Tragikomödie' ist eines der wichtigsten Beispiele für das barocke Jesuitentheater und diente Goethe als Inspirationsquelle für Faust I. Die Ausgabe beruht auf der zeitgenössischen deutschen Übersetzung Joachim Meichels von 1635. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Jacob Bidermann (1578 Ehingen - 20.8.1639 Rom) ist ein deutscher Barockdichter. Bidermann absolviert das Gymnasium sowie seine theologische und philosophische Ausbildung bei den Jesuiten, ehe er 1594 in den Jesuitenorden eintritt. Danach unterrichtet er in München und Dillingen. 1625 wird er Bücherzensor in Rom. In seinen insgesamt 12 Dramen, von denen der 'Cenodoxus' das berühmteste Stück ist, propagiert Bidermann eine Abkehr von der Welt und eine Hinwendung zu Gott.

Jacob Bidermann (1578 Ehingen – 20.8.1639 Rom) ist ein deutscher Barockdichter. Bidermann absolviert das Gymnasium sowie seine theologische und philosophische Ausbildung bei den Jesuiten, ehe er 1594 in den Jesuitenorden eintritt. Danach unterrichtet er in München und Dillingen. 1625 wird er Bücherzensor in Rom. In seinen insgesamt 12 Dramen, von denen der "Cenodoxus" das berühmteste Stück ist, propagiert Bidermann eine Abkehr von der Welt und eine Hinwendung zu Gott.

Persohnen.

Cenodoxus
Der erst Act.
Der ander Act.
Der dritte Act.
Der vierdte Act.
Der fünffte Act.

Zu dieser Ausgabe
Anmerkungen
Literaturhinweise
Nachwort

Der erst Act.


Die 1. Scena.


Dama der Laggey.

Mariscus der Schmarotzer.

 

Dama der Laggey beklagt sich vber Mariscen den Schmarotzer / daß derselb seinen Herrn den Doctor mit seinen heuchlerischen vnnd schmaichlenden Worten so sehr einnimbt / redet jhn durch ein schön erfundenen List von dem MittagEssen ab.

Dam. Ey das all Teufel in der Höllen

Nit hinführn disen letzen Gsellen /

Der meinen Herrn so sehr betreugt /

Jhm schmaichlet / vorschwetzt / vnd vorleugt:

5Sagt jhm vor / wie durch alle Land

Sein grosser Namen sey bekannt /

Wie jhm all Glehrte müssen weichen /

Wie man find nirgends seines gleichen;

[2]Erhebt jhn in den Himmel hoch /

10Ja höher vbern Himmel noch.

Ey pfui deß schwetzens / pfui der schandt /

Mit solichem Schmarotzertandt!

Mich selbst verdriest darbey zustan /

Daß ichs so offt mueß hören an.

10Warumben thuet er aber diß?

Weil jhm ein Fraß darfür ist gwiß.

[12]Wann er sich also schwetzet ein /

Mueß er meins Herren Gast gleich seyn.

Drumb auß dem Himmel geht kein Tag /

20Das ich vor jhm Rhue haben mag.

Er steckt schier Tag vnd Nacht im Hauß /

Mit lieb bringt man jhn nit darauß.

Wann müest ich außgehn / das nit er

Von ferren gleich zu mir daher:

25Hör Dama / wie stehn alle sachen /

Was thuet dein Herr anheut guets machen?

Wie lebt er? Ist er occupiert?

Villeicht er sich jetzt recreiert?

Sitzt er nit jetzt schon an dem Tisch?

30Spaciert er / daß er sich erfrisch?

Ich sag jhm gleich Ja oder Nein /

Tringt er sich doch ins Hauß hinein;

Vnd wann er nur ein wenig spürt /

Daß ich mit spöttlen jhn vexiert /

35Zum Kopff er mit der Faust mich sticht /

Das ist das negst / es fehlt mir nicht.

Nun huj wolan / heut heut wil ich

An disem Lauren rechen mich /

[3]So manches Vnbild wird er müssen

40Mit einer starcken Fasten büessen /

Dann gestern ich von jhm vernommen /

Er wöll heut zum Mittagmahl kommen.

Er bleibt nit auß zu diser frist /

Vnd sonderlich weil jhm bewüst /

45Daß mein Herr frembde Gäst geladen /

Es wird jhm aber nit gerathen:

Ich hab mir schon genommen für /

Wie ich wöll machen guet gschirr.

Botz trimer sehet / eben der

50Von dem ich red / geht jetzt daher.

Ich will mich richten in das Spil /

Will hören was er reden wil.

Mar. Ich glaub die Sonn geh heut nit recht /

Ich bin gleichwol in Künsten schlecht /

55Doch ist es ainmal gwiß bey mir /

Daß es Mittag ist worden schier /

Es schlag die Vhr gleich wie sie wöll /

Nach meiner Regel ich mich stöll.

Die dann bey mir vil gwiser geht;

60Dann / wann ich auffstehe von dem Beth /

So hat es gwiß schon sibne gschlagen:

Wann mich anfangt der Hunger plagen /

So ist es gwiß vmb Mittentag:

Vnd wann ich nit mehr fressen mag /

65So geht es gegn der Nacht dahin /

Die Vhr die geht nach meinem Sinn.

Der Schatten geh krumm oder krad /

Mein Magn ein bessern Zaiger hat;

[4]Der sagt / ich soll gen Mittag essen /

70Das läst er mich gar nie vergessen.

Darumb will ich in disem Hauß /

Jetzunder suechen meinen Schmauß /

Dann hierinn wohnt der Doctor mein /

Bay dem ich täglich Gast mueß seyn /

75Der niemand sonst fast achtet sich /

Allein hat er nur geren mich.

Doch mach ich jhm guet kurtzweil auch /

Vnd nit nur nach gemainem brauch /

Ich reiß vor jhm nit Zotten grob /

80Das man vil hab zu lachen drob /

Vilmehr ich mich vor jhm befleiß /

Daß ich jhn dapfer lob vnd preiß;

[14]Zu höchst in Himmel ich jhms richt /

Ob ers ist würdig / waiß ich nicht.

85Daß es ist aber nutzlich mir /

Das waiß ich wol / vnd täglich spür.

Wolan / hinzue will ich jetzt gehn.

Macht auff / last mich nit lang da stehn.

Macht auff / ist niemand in dem Hauß?

90Auff auff. Dam. Was ist für gschrey da drauß?

Mar. Mach auff das Hauß / vnd laß mich drein /

Oder ich schlag die Haußthür ein.

Dam. Back dich daruon / das rath ich dir /

Oder aber? Mar. Wie mainsts mit mir?

95Was oder aber? Dam. Back dich bald /

Oder aber ich brauch gewalt /

Vnd wirff mit diesem Stain auff dich.

Mar. Wie? Du Lecker / woltst werffen mich?

[5]Mach mir bald auff das rath ich dir /

100Dam. Back dich bald weck / das rath ich dir.

Oder ich wirff. Mar. Wie? Bist Herr im Hauß?

Dam. Das Hauß ist mein / vnd du bleibst drauß.

Ich laß mich kain hierinn betrüeben /

Der sich wolt hie mit Bossen vben.

105Mar. Wie? Sagst du Lecker / s Hauß sey dein?

Dam. Warumb nit? Ich laß niembd herein.

Dann ich mueß es bewahren wol.

Mar. Ja / daß es niembd hintragen soll?

Dam. Ey fort mit dir an liechten Galgen /

110Soll ich noch länger mit dir balgen?

Was hast bey disem Hauß zuschaffen?

Mar. Fragst noch du ErtzDieb? Was thuest gaffen?

Wo ist der Doctor? Dam. Mainst den Herrn?

Mar. Ja ja / den wolt ich wissen gern.

115Dam. Der Gestern war in disem Hauß?

[15]Mar. Ja ja / derselb / was machst lang drauß?

Dam. Der mich zum Hauß hat her bestellt?

Mar. Ja ja / was fragst / das mich auffhelt.

Dam. Der Doctor der mein Herr da ist?

120Mar. Ja ja / glaub ich / nit witzig bist.

Dam. Der dich im Hauß nit leiden mag?

Mar. Du Stricksbueb hörst nit was ich sag?

Wilst noch kein Antwort geben auß?

Ist der Doctor drinn oder drauß?

125Dam. Der Doctor ist / wo es jhm gfellt /

Dahin er dich nit hat bestelt.

Mar. Bueb / wann ich dir diß spöttlen schenck /

Vnd nit noch dapfer dir eintrenck /

[6]So schwer ich dir gantz vnuerstollen /

130Der Teufel soll Mariscen hollen.

Dam. Was hör ich da? Ey tausent Teifel /

Was hab ich ghabt für einen zweifel!

Bistus Marisce? Was it diß?

Ich hett vermainet für gewiß /

135Es wäre ein andere Person;

Dir hett ich sonst längst auffgethon.

Ey / ey / wie hab ichs vbersehen?

Es ist dir je zu kurtz geschehen.

Bleib hie / bleib hie / ich mach dir auff.

140Mar. Ich will nit / stracks daruon ich lauff /

Ich will den Lecker finden drumb /

So bald ich nur zum Doctor kumb /

Will ich jhn also salben wol /

Daß er an mich gedencken soll.

145Dam. Bleib da / bleib da / beym Schlapperment /

Marisc / ich hab dich je nit kennt.

Mar. Du Lapp / was hastu dann gemeint /

Wer es doch sey / Freund oder Feind?

[16]Dam. Ich maint es wär ein letzer Gsöll

150Der sich herinn verstossen wöll /

Oder sonst ein versoffner Brueder /

Der etwann täglich lig im Lueder.

Ey / ey / Marisce / soll dann ich

An diesem Orth hie sehen dich?

155Der du doch soltest voller Wein

Schon längst bey meinem Herren seyn.

Mar. Ich waiß gleichwol / ich äß ja schon /

Wann du nit selbst wärst schuldig dran.

[7]Hett schon gelabt die Gurgel mein 

160So darff ich ja doch jetzt hinein?

Dam. Wohin? Mar. Herein in dises...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2020
Übersetzer Joachim Meichel
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Dramatik / Theater
Schlagworte Barock • Barockdrama • Cenodoxia • Deutsch • Deutsch-Unterricht • Doktor von Paris • gelb • gelbe bücher • Goethe Faust I • Intelektuelle Eitelkeit • intellektuelle Eitelkeit • Jesuiten • Jesuitentheater • Joachim Meichel Cenodoxus • Klassenlektüre • klassisches Drama • Klassisches Dramaw • klassisches Theater • lateinisches Jesuitendrama • Lektüre • Literatur Klassiker • Reclam Hefte • Reclams Universal Bibliothek • Ruhmsucht • Schullektüre • superbia • Tragödie Barock • Weltliteratur
ISBN-10 3-15-961691-6 / 3159616916
ISBN-13 978-3-15-961691-9 / 9783159616919
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