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Unberührt (eBook)

Die Blutgabe 2

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 2. Auflage
491 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-1894-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unberührt - Franka Rubus
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Der zweite Teil der großen Blutgabe Trilogie von Franka Rubus!

Seit Blue erwacht ist, hat für sie ein neues Leben begonnen und nichts ist mehr so wie es war. Mit Hilfe des vampirischen Wissenschaftlers Cedric kämpft sie gegen die Wunden an Körper und Geist - und darum die Erinnerung an ihre Vergangenheit und ihr voriges Leben wiederzuerlangen. Denn trotz ihres Gedächtnisverlustes spürt Blue tief in sich immer noch die starke Verbindung zu ihrem einstigen Geliebten Red. Blue ist überzeugt: Der Mann, der einmal ihr Leben war, ist der Schlüssel zu allem. Aber wird sie ihn auch noch lieben, wenn sie ihm wieder gegenübersteht? Oder wandelt sich ihre Liebe in Hass?

Der Titel erschien vormals unter 'Unberührbar - Die Blutgabe'.



  Franka Rubus, Jahrgang 1983, wuchs in einer kleinen Stadt am Teutoburger Wald auf. Ihr Biologiestudium inspirierte sie zu ihrer Romanreihe über immunologisch interpretierte Vampire. Derzeit lebt, schreibt und liest Franka Rubus in Bielefeld. Mehr über die Autorin und ihre Werke findet sich auf Instagram unter @anika.beer.autorin und bei Twitter unter @haemophagus

Kapitel Eins


Forschungsstation White Chapel, Kenneth, Missouri

Sie wusste nicht, was sie geweckt hatte – der Windzug oder die Dunkelheit. Zusammengekrümmt lag Frei auf dem kalten Fußboden, lauschte ihrem eigenen langsamen Atem und dem schwerfälligen Schlag ihres Herzens. Noch mehr kühle Luft drang in den Raum und ließ sie frösteln. Das Fenster war offen. Das Fenster war immer offen.

Gänsehaut überzog ihre Arme und Beine, als sie sich auf Hände und Knie mühte und die Zugluft unter ihr dünnes Hemd fuhr. Jeder Zentimeter, den sie sich erzwang, brannte in ihren Muskeln, knirschte in ihren Gelenken. Und trotzdem kroch sie voran. Wie sie jede Nacht vorankroch, bis sie endlich das Fensterbrett erreichte und sich daran emporzog. Bis ihr Oberkörper auf dem noch sonnenwarmen Holz lag und sie mit lechzenden Augen den letzten roten Schimmer am Horizont in sich aufsog.

Rot.

Die einzige Farbe, an die sie sich erinnern konnte.

Doch das Licht verschwand viel zu schnell. Weit unter ihr verschwammen die Gebäude der Stadt zu schwarzen Schemen, auf denen schließlich nur noch silbrig weiß der Mondschein lag.

Tote Augen sehen nichts.

Zitternd umklammerten ihre Finger die Gitterstäbe vor dem Fenster. Sie würden kommen. Sie kamen immer, um sie zu holen. Trauer. Einsamkeit. Angst. Irrsinn. Und Schmerz. Eine Gewissheit, die keinen Trost versprach. Und dennoch die Einzige, die sie hatte.

Als die Tür zu ihrer Zelle sich öffnete, drehte Frei sich nicht um. Sie wusste, wer dort über die Schwelle trat. Es gab seit Monaten nur einen einzigen Vampir, der sie je in ihrem Gefängnis besuchen kam.

»Cedric«, murmelte Frei und starrte auf die glitzernden Lichter, die sich nach und nach in der Stadt unter ihr entzündeten wie ein Spiegelbild des Sternenhimmels.

Die Schritte verhielten.

»Du hattest die Läden schon wieder nicht geschlossen.« Der Blick des Doktors bohrte sich wie ein spitzer Finger in ihren Nacken. Frei schlang die Arme um ihren Oberkörper und zuckte zusammen, als sie die Verbrennungen auf ihrer Haut streifte, die gerade erst zu heilen begannen.

Cedric seufzte. Es klang ein wenig angestrengt. Aber er sagte nichts. Vermutlich hatte er es aufgegeben, zu hoffen, sie möge etwas kooperativer und weniger kontraproduktiv sein.

»Ich kann nicht schlafen, wenn die Läden geschlossen sind.«

Ein weiteres Seufzen. »Du lügst.«

Ärger flammte in Freis Brust auf, und nun drehte sie sich doch um. »Wann kann ich hier raus?«

Cedric hob die dunklen Brauen und sah sie mit stoischer Ruhe an. »Wenn ich es sage.«

Auf keinen Fall, solange sie sich seinen Anordnungen widersetzte. Frei runzelte ärgerlich die Stirn. Dieses Gespräch hatten sie schon oft geführt. Sie verbrachte jede Nacht Stunden damit, sich neue Argumente zu überlegen. Aber Cedric weigerte sich, zu diskutieren, und allmählich gab sie es auf. »Ich gehöre dir nicht.«

»Du bist nicht zurechnungsfähig, das musst du zugeben.«

»Niemand wird normal im Kopf, solange er in einer Zelle eingesperrt ist!«

Cedric schloss die Augen und presste den Mittelfinger gegen seine Nasenwurzel. »Sei so gut und leg dich hin, Frei. Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit.«

Er warf den Beutel, den er bisher in der Hand gehalten hatte, auf das Bett nahe der Wand. Die Laken raschelten. Ein Glucksen und Schwappen drang an Freis empfindliches Gehör, und sie wusste sofort, was der Beutel enthielt. Blutkonserven.

Blut …

Ein rötlicher Schleier fiel über ihre Augen. Frei ballte die Fäuste, bis ihre Handflächen aufsprangen, kämpfte gegen den Hunger und gegen die Machtlosigkeit, die er ihr aufzwang. Sie hasste diese Gier, die alle anderen Gedanken auslöschte. Jeden Tag gelang es ihr etwas besser, sich zu beherrschen.

Aber am Ende verlor sie.

Immer.

Als Frei wieder zu sich kam, lag sie zwischen blutigen Decken auf dem Bett. Auf ihren Wangen brannte noch das Salz der bitteren Tränen.

Neben ihr am Kopfende stand Cedric und sah auf sie herab. »Wären wir dann jetzt so weit?« Seine Stimme klang nun sanft und gar nicht mehr ungeduldig.

Frei schloss die Augen und gab keine Antwort. Es hatte einfach keinen Sinn, sich zu wehren. Cedric war der Einzige, der ihr helfen konnte. Und vermutlich war es auch nicht seine Schuld, dass es so lange dauerte. Am Ende war ja doch sie diejenige, die ihren Jagdtrieb nicht unter Kontrolle hatte. Sie war das Ungeheuer. Das hatte sie gerade wieder eindrücklich bewiesen.

Sie hörte Cedrics leise Schritte, und kurz darauf spürte Frei seine Finger an ihren Schläfen. Dumpfe Taubheit floss zäh in ihre Glieder. Er lähmte sie. Frei lachte stumm. Selbst der mächtige Dr. Edwards musste sich vor ihren unkontrollierten Angriffen schützen.

»Dein Jagdtrieb ist vollkommen durchschnittlich für eine Progressive deines Alters«, bemerkte Cedric. »Das ist nicht das, worum es mir geht.«

Frei zuckte innerlich zusammen. Manchmal vergaß sie, dass er ihre Gedanken hören konnte, sobald er die Verbindung zwischen ihren Körpern hergestellt hatte. Sie atmete tief ein und wieder aus. Wollte er sie für blöd verkaufen? Seit Monaten erzählte er ihr, dass sie nicht nach draußen konnte, weil sie zu unberechenbar war!

Was ist dann das Problem?, fragte sie wortlos.

Cedric antwortete nicht gleich. Stattdessen ging er zum Fußende des Bettes hinüber und legte seine Hände auf ihr Schienbein. Die unsichtbaren Finger seiner Blutgabe tasteten jede einzelne ihrer Zellen ab, beginnend beim Fußgelenk. Mit dem Fuß waren sie seit gestern endgültig fertig. Cedric hatte alle Rückstände von Betarelacin-Blockern und anderen toxischen Substanzen des Versuchsprogramms entfernt, die er hatte finden können. Er war wieder normal, ihr Fuß – so normal, wie ein Vampirfuß eben sein konnte. Nach zwei Wochen täglicher Behandlung. Der Rest des Beins würde noch einmal mindestens fünf Wochen in Anspruch nehmen, ehe sie die Behandlung auf der linken Seite wiederholten. Bei ihren Armen hatte es jeweils drei Wochen gedauert, sie zu reinigen. Aber im Vergleich zu den Qualen, die sie ausgestanden hatte, als Cedric ihren Rumpf und die darin liegenden Eingeweide behandelte, war die Reinigung ihrer Gliedmaßen ein regelrechter Spaziergang.

Cedric richtete sich auf. »Wir haben Abbauprodukte von BRA-45 und BRA-46«, erklärte er sachlich. »Du weißt noch, was das bedeutet?«

Hätte Frei gekonnt, sie hätte die Zähne zusammengebissen.

Die, die wirken wie lokale Amphetamine?

Wie hätte sie das vergessen können? Cedric hatte diese Rückstände auch in den Zellen ihres Herzens gefunden. Als er sie entfernte, hatte sie geglaubt, innerlich verbrennen zu müssen.

Cedric nickte. »Deine Nervenenden sind völlig überreizt. Vermutlich wirst du Schmerzen haben.«

Die habe ich doch sowieso.

Und im Bein würde es hoffentlich nicht so schlimm werden wie am Herzen.

Cedric schwieg einen Moment. Dann verstärkte sich der Druck seiner Finger an Freis Haut. »Ich fange jetzt an.«

Ja, bitte.

Denn wenn sie dadurch die anderen Schmerzen loswurde – die, die sie Nacht für Nacht drängten, sich das Bein einfach auszureißen –, würde sie diese Qualen nur zu gern ertragen.

Sie konnte nie sagen, wie lange es dauerte. Ab einem gewissen Punkt der Behandlung verschwamm jedes Mal die Zeit, strömte davon und spülte die Wirklichkeit mit sich fort, während sie in diesem Körper gefangen war, der sich winden und schreien wollte, es aber nicht konnte. Irgendwann ließ Cedric sie los. Die Lähmung verschwand und ließ Frei schwach und zittrig zurück. Sie spürte ihr Bein nicht mehr. Aber das war besser als die Schmerzen. Viel besser.

Cedric half ihr, sich hinzusetzen, und reichte ihr eine zweite Blutkonserve. Aber selbst für ihren Jagdtrieb fehlte Frei jetzt die Kraft. Hungrig saugte sie das kalte Blut aus dem Plastikbeutel, ohne sich darum zu kümmern, dass es aus ihren Mundwinkeln über ihr Kinn rann und ihr ohnehin schon schmutziges Nachthemd noch mehr befleckte.

Cedric beobachtete sie aufmerksam. »Das Problem ist«, sagte er sehr ruhig, »dein Drang, dich selbst zu verletzen.«

Frei hielt inne und sah auf. Blut quoll aus der Konserve und lief über ihre Hand. Sie hatte längst nicht mehr mit einer Antwort auf ihre Frage gerechnet – und vor allem nicht mit dieser. »Was kümmert es dich denn, was ich mit mir selbst tue?«, murmelte sie.

Cedric schüttelte den Kopf und stand auf. »Ich traue jedem meiner Mitarbeiter zu, sich gegen dich zu schützen. Aber dir nicht. Und solange du hier in White Chapel bist, bin ich für dich verantwortlich – ob dir das nun gefällt oder nicht. Trink aus.«

Frei starrte ihn weiter an. Ja, natürlich, dachte sie. Es war seine Forschungsstation. Also stimmte das mit der Verantwortlichkeit wohl in gewisser Weise. Für ihn wäre es vermutlich besser gewesen, sie los zu sein. Der Gedanke schmeckte bitter. Aber gut, das konnte er haben. Sie wollte ja auch nicht hierbleiben. Ohne einen weiteren Kommentar leerte Frei den letzten Blutrest aus der Konserve in ihren Mund. Plastik und Chemie. Ekelhaft.

Cedric schüttelte erneut den Kopf. »Ich erlaube nicht, dass du versuchst, dich zu töten, Frei. Und ich lasse dich erst aus dieser Zelle, wenn ich überzeugt bin, dass du es nicht tun wirst.«

Frei ließ den leeren...

Erscheint lt. Verlag 7.9.2020
Reihe/Serie Die Blutgabe
Die Blutgabe
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Bella • Blut • Edward • Experimente • Menschenjäger • Stephenie Meyer • Suzanne Collins • Tod • tribute von panem • Twilight • Vampir • Vampirjagd • Vampir-Roman
ISBN-10 3-8412-1894-6 / 3841218946
ISBN-13 978-3-8412-1894-0 / 9783841218940
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