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Dorian Hunter 50 - Horror-Serie (eBook)

Die Höhle der Untoten

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9894-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dorian Hunter 50 - Horror-Serie - Gay D. Carson
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Die Grotte war in ein seltsames Licht getaucht, für dessen Ursprung es keine Erklärung gab. Walter kniete nieder, um sich nichts entgehen zu lassen. Im grabähnlichen Lehmhügel bildeten sich gerade Risse, die von Sekunde zu Sekunde immer breiter wurden. Unter diesem Hügel bewegte sich etwas, langsam und tastend. Die ersten Lehmschollen kullerten zur Seite. Dann platzte der Hügel vollends auf und gab den Blick frei in ein Grab. In diesem hockte eine unförmige Gestalt, von der bisher nur der Rücken zu sehen war. Die Haut über dem breiten Rücken war mumifiziert. Eine lange, weiße Haarmähne klebte auf der vertrockneten Haut.

Auf der Flucht vor Olivaro und seinen Schergen gelangen Dorian Hunter und Coco auf magischem Wege in die Schwäbische Alb in Deutschland - ganz in die Nähe einer Höhle, in der Einheimische eine schauerliche Entdeckung machen ...

1. Kapitel


Liesel Blattner war nur zu gern mitgefahren. Sie war etwas über achtzehn Jahre alt, zierlich und schwarzhaarig. Liesel arbeitete als Friseuse in dem kleinen Marktflecken, der im Moment unerreichbar für sie war. Natürlich hatte Liesel von Anfang an gewusst, dass es Walter nicht um die Höhle ging. Sie kannte ihn schließlich nur zu gut. Er war ein junger Mann, der sich seine Freundinnen aussuchen konnte. Als der einzige Sohn des Gastwirts unten in Greulingen – wie der Marktflecken hieß – galt er als attraktive Partie.

»Momentchen mal, Liesel!«, sagte er und schob sie von sich. »Ich muss die Maschine reinholen. Die wird mir sonst nass.«

Sie fuhr zusammen, als in diesem Augenblick wieder ein Blitz vom Himmel zischte. Der sofort nachfolgende Donner war wie eine schwere Sprengung in nächster Nähe. Der Boden unter ihren Füßen vibrierte. Sie schloss geblendet die Augen, klammerte sich an Walter fest und hatte das Gefühl, die Höhle würde gleich einstürzen. Walter war ebenfalls beeindruckt, doch er zeigte seine Angst nicht. Er nahm sie wieder in die Arme und redete beruhigend auf sie ein. Es tat ihr gut, seine Stimme zu hören. Liesel stand mit dem Rücken zum Eingang. Sie sah in die unergründliche Dunkelheit der Höhle hinein und kam sich wie in einem riesigen und gefräßigen Maul vor, das jeden Moment zuschnappen konnte. Ihre Angst steigerte sich. Am liebsten wäre sie hinaus in das Unwetter gelaufen und hätte sich dort drüben im Wald in Sicherheit gebracht.

»Nun hab dich doch nicht so!«, sagte Walter und schielte bereits wieder zu seiner Maschine hinüber. »Hier kann uns überhaupt nichts passieren.«

Vorsichtig löste er sich aus ihren Armen und lief zum Motorrad hinüber. Er hatte sich die Maschine erst vor wenigen Tagen gekauft. Sie war sein ganzer Stolz und in diesen Sekunden wichtiger als Liesel. Der schräg einfallende Regen peitschte ihm ins Gesicht, als er das Motorrad erreicht hatte. Er warf einen kurzen Blick auf den Wald, dessen Konturen sich im Unwetter auflösten. Es konnte noch einige Zeit dauern, bis Liesel und er zurück nach Greulingen fahren konnten. Dieser Aufenthalt hier oben in der Höhle ließ sich nutzen. Walter war ja schließlich nicht hierher gefahren, um Liesel die Höhle zu zeigen. Die interessierte ihn nur am Rande.

Nachdem er die Maschine geborgen hatte, bückte er sich nach der zusammengerollten Decke, die er vorsorglich mitgenommen hatte, schnürte sie auf und breitete sie auf dem Boden aus. Er lächelte Liesel an und deutete nach unten. »Setz dich doch! Hier müssen wir erst mal bleiben, Liesel.«

Zögernd ließ sie sich nieder, sah aber immer wieder verstohlen in die Höhle hinein und hielt sich die Ohren zu. Plötzlich fuhr sie herum und starrte auf den Wald hinaus. Eine Fichte teilte sich gerade in zwei Hälften, als sei sie von einer riesigen Axt gespalten worden. Eine Flammengarbe schoss hoch und setzte den Baum in Brand.

»Einschlag«, stellte Walter unnötigerweise fest und bemühte sich um Festigkeit in seiner Stimme. Liesel brauchte nicht zu merken, dass auch er Angst hatte. Er sah aus zusammengekniffenen Augen auf die riesige Fackel, die der peitschende Regen nicht zu löschen vermochte.

Walter ließ sich auf der Decke nieder. Liesel fuhr zurück, als seine Hand nach den Knöpfen ihrer Bluse tastete.

»Nicht!«, rief sie nachdrücklich.

»Was hast du denn?«, wollte er wissen. Im Grunde war der junge Mann froh, dass sie auf seine Annäherungsversuche nicht einging. Er hatte sich zu dieser Geste nur verpflichtet gefühlt. Ihm stand jetzt gar nicht der Sinn nach Zärtlichkeiten. Auch er fühlte sich unsicher und bedrückt. Die Flammen der riesigen Baumfackel wurden vom Regen niedergedrückt und waren bereits teilweise gelöscht. Das Gewitter musste jetzt direkt über dem Berg stehen.

»Lass uns gehen!«, hörte er Liesel sagen und drehte sich überrascht zu ihr herum.

»Bei dem Wetter?«, fragte er ungläubig.

»Mir ist es hier unheimlich«, sagte sie ängstlich. »Ich habe die ganze Zeit über das Gefühl, als würden wir beobachtet, Walter. Bitte, lass uns fahren!«

»Du bist verrückt«, gab er zurück. »Wer sollte uns hier schon beobachten!«

»Ich weiß es nicht«, antwortete sie leise. »Lass uns fahren!«

»Sieh doch mal raus!«, sagte er ein wenig heftig. »Wir können froh sein, dass wir hier sind. Wirklich.«

Ihre Angst sprang auf ihn über. Walter wurde wütend auf sich. Er musste etwas tun, um seine Befangenheit abzuschütteln. Rasch öffnete er die Tasche, die auf dem Tank festgeschnallt war, holte die Taschenlampe hervor, schaltete sie ein und leuchtete in die Höhle.

»Nichts«, stellte er – insgeheim erleichtert – fest. »Überhaupt nichts, Liesel. Mach jetzt bloß nicht die Pferde scheu, Mädchen! Hier oben sind wir ganz allein.«

Seine Stimme klang etwas zu nachdrücklich. Walter gab sich einen inneren Ruck und ging ein Stück in die Höhle hinein. Er musste sich beweisen, dass er keine Angst hatte. Liesel sollte wissen, mit wem sie es zu tun hatte. Er näherte sich dem kleinen Geröllberg, den er bereits kannte. Tiefer war er noch nicht vorgedrungen. Er ließ den Lichtstrahl über die Kalksteine gleiten und war ehrlich überrascht. Der Geröllberg schien inzwischen ein wenig abgetragen worden zu sein. Es gab jetzt einen Durchschlupf, der etwa anderthalb Meter hoch war. Wer mochte die Steintrümmer weggeräumt haben?

»Liesel, das musst du sehen!«, rief er seiner Freundin zu, während er mit der Taschenlampe die Grotte ableuchtete, die hinter den Steintrümmern zu erkennen war. »Das sieht wie ’ne Kapelle aus.«

»Walter! Walter, komm zurück! Bitte!«

Er hörte ihre Stimme, die ein wenig schrill vor Angst war, doch seine Neugierde war größer. Vergessen war die Angst. Entschlossen schob er sich in die Grotte hinein und erlag bereits dem magischen Zauber dieser Höhle. Er befand sich in einer Welt der Wunder und spürte nichts von der tödlichen Bedrohung, die ihn umgab.

Geliebt wurde sie nicht, doch man brauchte sie. Gewiss, es gab einen Arzt, der für Greulingen zuständig war; und man hatte auch einen Viehdoktor. Doch wenn man wirklich krank war und das Vieh nicht mehr fraß oder keine Milch mehr gab, dann ging man heimlich zur alten Martha.

Martha lebte von einer bescheidenen, kleinen Rente und wohnte in einem niedrigen Steinhaus am Rande des Marktfleckens. Sie nannten sie eine Hexe, aber das war sie nicht. Sie sammelte mit Sachverstand Kräuter, trocknete sie und verkaufte sie an ihre Kunden weiter. Damit besserte sie ihre Einkünfte auf.

Die alte Martha machte sich nichts daraus, dass man sie ein wenig fürchtete, vielleicht genoss sie es sogar. Mit sicherem Instinkt wusste sie, dass ihre Kunden Geheimnisvolles von ihr erwarteten. Sie kam diesem Wunsch gern nach und erhöhte dadurch die Wirksamkeit ihrer Kräuter und Tees. An diesem späten Nachmittag befand sie sich im Stall des Lobelbauern und besprach die Kühe, die seit zwei Tagen kaum noch Milch gaben. Die alte Martha verstand ihr Handwerk. Mit einem Reisigbund beschrieb sie magische Formeln, murmelte dazu Unverständliches und schritt die Kühe der Reihe nach ab. Aus einer flachen Flasche, in der einmal ein Kräuterschnaps gewesen war, versprengte sie Wasser. Sie hatte die Flasche bei sich zu Hause mit ganz normalem Leitungswasser gefüllt, doch die Flasche war mit seltsamen Zeichen bemalt, und darauf kam es an.

Der Lobelbauer, ein untersetzter, vierschrötig aussehender Mann, stand achtungsvoll vorn an der Tür und schaute zu. Er war ein aufgeklärter Mensch, wie er am Stammtisch stets laut betonte. Hin und wieder sah er sich sogar politische Sendungen im Fernsehen an – er wusste, was in der Welt passierte. Doch er war fest davon überzeugt, dass seine Kühe verhext worden waren. Irgendeiner, der ihm Böses wollte, musste das getan haben. Er hatte auch schon einen bestimmten Verdacht, über den er allerdings nicht laut redete.

Die alte Martha hatte die Reihe der Tiere abgeschritten. Sie zupfte einen dürren Zweig aus dem Reisigbündel und drückte ihn dem Bauern in die Hand.

»Vergrab das, Bauer!«, sagte sie eindringlich. »Vergrab es tief unter der Schwelle! Der Bann müsste eigentlich reichen. Aber vergrab es erst um Mitternacht, sonst wirkt es nicht.«

In diesem Moment erschien sie ihm tatsächlich wie eine Hexe. Die alte Martha war weit über sechzig Jahre alt, hatte ein schmales Vogelgesicht und kleine, flinke Augen. Ihr graues Haar war dünn und strähnig. Ein breites Schultertuch hüllte ihren schmalen Körper fast ganz ein. Sie ging gebeugt, was aber nichts mit Hexerei zu tun hatte – sie hatte Rheuma und oft starke Schmerzen. Daher trank sie auch recht gern. Ein klarer Schnaps war ihr am liebsten.

Der Lobelbauer nahm den dürren Stecken achtungsvoll entgegen und wich ihren dunklen Augen aus. In ihrer Nähe fühlte er sich nicht wohl. Er hätte die alte Martha am liebsten...

Erscheint lt. Verlag 28.7.2020
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7325-9894-2 / 3732598942
ISBN-13 978-3-7325-9894-6 / 9783732598946
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