Schicksalsnächte in den Highlands (eBook)
256 Seiten
CORA Verlag
978-3-7337-1744-5 (ISBN)
Der schönen Nairna bleibt fast das Herz stehen, als plötzlich ihr tot geglaubter Gemahl Bram MacKinloch vor ihr steht. Etwas Wildes liegt im Blick des schottischen Kriegers - und zugleich tiefe Wut. Was ist in all den Jahren nur geschehen? Wie im Rausch zieht Bram sie an sich, küsst Nairna und zeigt ihr, wie sehr er sie noch immer begehrt. Noch weiß er nicht, dass sie den Treueschwur längst gebrochen hat ...
Michelle schrieb ihren ersten historischen Liebesroman im Alter von zwölf Jahren und war stolz, acht Seiten füllen zu können. Und je mehr sie schrieb, desto mehr wuchs ihre Überzeugung, dass eines Tages ihr Traum von einer Autorenkarriere in Erfüllung gehen würde. Sie besuchte die Universität von Notre Dame im Bundesstaat Indiana, da sie mit dem Gedanken spielte, Medizin zu studieren. Jedoch musste sie diesen Gedanken bald wieder verwerfen, da sie kein Blut sehen konnte. Stattdessen studierte sie Englisch und schloss mit summa cum laude, der besten Benotung, ab. Daraufhin kam sie auf die Idee Lektorin zu werden. Ihr erster Teilzeitjob bestand darin, Hypothekenhandbücher zu bearbeiten, was sie umgehend zurück zur Uni fliehen ließ, um Lehrerin zu werden. Michelle unterrichtete 11 Jahre lang, bevor sie aufhörte, um zu Hause bei ihren Kindern zu sein und sich voll und ganz dem Schreiben widmen zu können. Zahlreiche ihrer Romane erschienen in der Reihe Harlequin Historical. Michelle ist mit einem Raketenwissenschaftler verheiratet und lebt zusammen mit ihm in Virginia. Neben dem Schreiben kocht und liest sie gerne und vermeidet sportliche Aktivitäten um jeden Preis.
1. KAPITEL
Ballaloch, Schottland 1305
Bram MacKinloch konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal etwas gegessen oder getrunken hatte. Er spürte nur noch Benommenheit, und alles, was er tun konnte, war einfach weiterzulaufen. Jahrelang hatte man ihn in der Dunkelheit gefangen gehalten. Er wusste nicht mehr, wie es war, die Sonne auf der Haut zu spüren. Sie blendete und zwang ihn, den Blick gesenkt zu halten.
Großer Gott, er wusste noch nicht einmal mehr, wie lange er schon auf der Flucht war oder wie viel englische Soldaten ihn verfolgten. Und wo sie sich im Augenblick befanden. Er mied die Täler und suchte sich einen Weg über die bewaldeten Hügel, wo ihn die Bäume vor den Blicken seiner Verfolger schützten.
Um seine Spur vor den Hunden zu verschleiern, hatte er einen Fluss durchschwommen und triefte jetzt vor Nässe.
Waren da überhaupt Hunde gewesen? In seinem Kopf verwirrte sich alles, und er konnte die Wirklichkeit nicht mehr von seinen Albträumen unterscheiden.
Lauf weiter, befahl er sich. Du darfst nicht stehen bleiben!
Als er den Kamm des Hügels erreichte, stolperte er und fiel. Bevor er wieder aufstand, lauschte er, ob seine Verfolger zu hören waren.
Nichts. Stille lag über den Highlands, nur unterbrochen von Vogelgezwitscher und dem Summen der Insekten. Er stützte sich im Gras ab und rappelte sich wieder auf. Langsam ließ er den Blick im Kreis wandern. Von hier oben aus war niemand zu sehen. Nur die zerklüfteten, sich weithin ausdehnenden grünen Berge und der blaue Himmel über ihm.
Freiheit.
Er sog den Anblick in sich auf, genoss die Weite und das Land, nach dem er sich sieben Jahre lang gesehnt hatte. Auch wenn er noch weit entfernt war von seinem Zuhause, waren diese Berge ihm vertraut wie alte Freunde.
Bram atmete tief durch und gönnte sich einen Augenblick, um auszuruhen. Er hätte dankbar sein sollen, dass ihm die Flucht gelungen war. Stattdessen quälten ihn Gewissensbisse, denn sein Bruder Callum war immer noch an jenem gottverdammten Ort gefangen.
Bitte, lass ihn noch leben, flehte er stumm. Lass es nicht zu spät sein! Er würde Callum befreien, und wenn es ihn seine Seele kostete. Besonders, wenn er an den Preis dachte, den Callum für seine Freiheit hatte zahlen müssen.
Er lief weiter in Richtung Westen, auf Ballaloch zu. Wenn er sein Tempo beibehielt, konnte er die Burg in einer Stunde erreichen. Die MacPhersons würden ihm Schutz gewähren. Aber würden sie sich überhaupt noch an ihn erinnern, geschweige denn ihn wiedererkennen? Seit seinem sechzehnten Lebensjahr war er nicht mehr dort gewesen.
Er rieb sich die vernarbten Handgelenke und spürte nichts als kalte Leere in sich. Seine Hände zitterten. Die Tage ohne Ruhe und Rast forderten ihren Tribut. Was gäbe er nicht für eine Nacht tiefen, traumlosen Schlafs, eine Nacht ohne quälende Gedanken.
Ein Traum hatte ihn über die ganze Zeit hinweg begleitet. Der Traum von der Frau, an die er in den vergangenen sieben Jahren jede Nacht denken musste.
Nairna.
Trotz der albtraumhaften Gefangenschaft hatte er sich ihr Bild bewahrt. Das Bild ihrer grünen Augen und ihres braunen Haars, das ihr um die Hüften fiel. Und das Bild ihres Lächelns, mit dem sie ihn angesehen hatte, als wäre er der Einzige, den sie je begehrte.
Er packte den Saum seiner Tunika und tastete nach dem vertrauten Stein, den er dort verborgen hielt. Ein Geschenk, das Nairna ihm in jener Nacht gegeben hatte, als er zum Kampf gegen die Engländer aufgebrochen war. Wie oft während seiner Gefangenschaft hatte er den Stein umklammert, als könnte er ihr dadurch näher sein.
Wie ein Engel, der ihn vor dem Höllenfeuer schützte, hatte ihr Bild ihn davor bewahrt, wahnsinnig zu werden. Sie gab ihm einen Grund zu leben und zu kämpfen.
Wie kann ich glauben, dass sie immer noch auf mich wartet, dachte er niedergeschlagen. Nach sieben Jahren war er für sie sicher nur noch eine Erinnerung an vergangene Zeiten.
Außer, sie liebte ihn noch immer.
Der Gedanke weckte einen winzigen Hoffnungsfunken in ihm, und der ließ ihn weiterlaufen. Er war jetzt nahe der Burg der MacPhersons und würde dort bestimmt Unterschlupf für die Nacht finden.
Bram stellte sich vor, wie er Nairna in den Armen halten und den Duft ihrer Haut einatmen würde. Wie er ihre Lippen schmeckte und all die schmerzlichen Erinnerungen verdrängte. In ihren Armen würde die Vergangenheit keine Rolle mehr spielen.
Er stieg ins Tal hinab und sah Ballaloch wie eine schimmernde Perle zwischen den Hügeln liegen. Erschöpft setzte er sich ins Gras und betrachtete die Burg.
Da hörte er hinter sich das Hämmern von Hufen.
Mit heftig pochendem Herzen sprang er hoch. Rüstungen blitzten auf. Soldaten!
Nein! Er konnte sich unmöglich gefangen geben. Nicht wieder. Nicht nach all den Jahren, in denen er das Leben eines Sklaven führen musste.
Mit zitternden Beinen wankte er den Hügel hinunter. Aber sein geschwächter Körper ließ ihn im Stich. Seine Knie gaben nach, und er stürzte zu Boden.
Vor ihm lag die Burg, zum Greifen nahe!
Verzweifelt bemühte er sich, wieder aufzustehen und seine Beine wieder zum Laufen zu zwingen.
Es gelang ihm zwar, aber die Soldaten überholten ihn auf ihren Pferden. Behandschuhte Hände packten ihn bei den Schultern. Als er sich wehrte, stülpten sie ihm eine Kapuze über den Kopf, sodass er nichts mehr sehen konnte. Dann schlugen sie zu, und alles um ihn herum versank in Dunkelheit.
„Etwas stimmt hier nicht, Agnes“, flüsterte Nairna MacPherson ihrer alten Amme zu, während sie aus dem Fenster ihrer Kammer in den inneren Hof hinunterblickte. Vier Reiter, ihr Anführer trug Rüstung und Helm mit Nasenschutz, waren durch das Tor des Außenwerks in die Burg gekommen. „Das sind englische Soldaten! Aber warum sind sie hier?“
„Vielleicht sind es Harkirks Männer, und sie sind gekommen, um noch mehr Silber von Eurem Vater zu fordern“, antwortete Agnes und klappte die Truhe zu. „Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Das ist seine Sache, nicht deine.“
Nairna wandte sich vom Fenster ab. „Er sollte sie nicht bestechen“, erwiderte sie aufgebracht. „Das ist nicht recht.“
Ein Jahr nach der schottischen Niederlage bei Falkirk hatte Robert Fitzroy Baron of Harkirk im Westen der Burg Garnison bezogen. Es gab hunderte von englischen Stützpunkten in den Highlands, und jedes Jahr wurden es mehr.
Um seine Leute vor Angriffen zu schützen, hatte ihr Vater den Engländern nicht nur seine Loyalität, sondern auch sein Geld zugesichert.
Diese verfluchten Blutsauger! Damit musste endlich Schluss sein.
„Ich will wissen, warum sie hier sind.“ Sie ging zur Tür, aber Agnes stellte sich ihrer Herrin in den Weg.
Die braunen Augen der alten Frau sahen Nairna mitfühlend an. „Wir kehren heute wieder nach Hause zurück, Nairna. Du wirst dich doch nicht noch kurz vor deiner Heimkehr mit Hamish streiten wollen.“
Die mahnenden Worte trafen. Nairna blieb mit hängenden Schultern stehen. Sie hätte ihrem Vater so gerne geholfen. Am Ende würden die Engländer ihn noch völlig ausnehmen. Wenn sie daran dachte, was er um der Sicherheit seines Clans willen in Kauf nahm, wurde ihr ganz schlecht.
Doch Ballaloch war nicht länger ihr Zuhause. Aber auch Callendon nicht, obwohl sie mit dem Oberhaupt des MacDonnell-Clans verheiratet war und die letzten vier Jahre dort gelebt hatte.
Jetzt war Iver tot. Sie hatte ein komfortables Leben mit ihm geführt, aber es war keine erfüllte Ehe gewesen. Nicht zu vergleichen mit der Liebe, die sie zuvor gekannt hatte.
Beim Gedanken an den Mann, den sie vor so vielen Jahren verlor, erwachte wieder der alte Kummer in ihrem Herzen. Bram MacKinlochs Tod hatte sie als eine gebrochene Frau zurückgelassen. Kein Mann würde je an seine Stelle treten können.
Jetzt war sie Herrin von nichts und Mutter von niemandem. Ivers Sohn und dessen Frau hatten bereits die Führung des Clans und dessen Besitztümer an sich gerissen. Nairna war nur noch eine Art Überbleibsel, eine zurückgelassene Witwe. Jemand ohne Bedeutung.
Das zweifelhafte Gefühl der Hilflosigkeit wurzelte tief in ihrer Seele. Ihr Herz war erfüllt von Einsamkeit, und sie spürte den glühenden Wunsch, für irgendjemanden nützlich zu sein. Sie wünschte sich ein Heim und eine Familie – einen Ort, wo sie nicht nur als Schatten existierte. Aber wie es schien, gehörte sie nirgendwo wirklich hin. Weder hierher in die Burg ihres Vaters, noch in das Heim ihres verstorbenen Gatten.
„Ich werde mich nicht einmischen“, versprach sie Agnes. „Ich will nur wissen, warum sie hier sind. Schließlich hat er die Abgaben für dieses Quartal schon bezahlt.“
„Nairna“, warnte die alte Amme. „Lass es sein.“
„Ich will doch nur hören, was sie sagen“, meinte Nairna leichthin. Doch so unbekümmert wie sie tat, fühlte sie sich ganz und gar nicht. „Und ich könnte versuchen, mit Vater zu sprechen.“
Missmutig grummelnd folgte Agnes ihr die Treppe hinunter. „Nimm Angus mit“, riet sie ihr.
Nairna legte keinen Wert auf eine Begleitung. Doch kaum hatte sie den großen Saal betreten, folgte ihr Angus MacPherson auch schon wie ein Schatten. Er war ein breitschultriger Mann mit Armen, so dick wie junge Baumstämme.
Draußen blinzelte Nairna in die Nachmittagssonne. Die englischen Soldaten standen im Innenhof. Über einem der Pferde hing der Körper eines...
Erscheint lt. Verlag | 28.5.2020 |
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Reihe/Serie | Historical |
Historical | Historical |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Claimed by the Highland Warrior |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Literatur ► Historische Romane | |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
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ISBN-10 | 3-7337-1744-9 / 3733717449 |
ISBN-13 | 978-3-7337-1744-5 / 9783733717445 |
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