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Spinnenwinter (eBook)

Elemental Assassin 15
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
384 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99761-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Spinnenwinter -  Jennifer Estep
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Gin Blanco ist »die Spinne«, die gefürchtetste Auftragskillerin Ashlands. Als ihr Ziehbruder Finn überraschend eine Erbschaft antritt, nehmen sich die beiden eine willkommene Auszeit. Das Erbe ist zugleich das Urlaubsziel: Bullet Pointe heißt der Freizeitpark, der Finn nun gehört. Doch die Urlaubsstimmung schwindet schlagartig, als feindlich gesinnte Assassinen auftauchen und sich unter die Wilder-Westen-Schausteller des Freizeitparks mischen. Gut, dass Gin mit ihren Messern und ihrer Elementarmagie auch auf schießwütige Cowboys vorbereitet ist!

Jennifer Estep ist SPIEGEL- und internationale Bestsellerautorin und immer auf der Suche nach ihrer nächsten Fantasy-Romanidee. In ihrer Freizeit trifft sie sich gerne mit Freunden und Familie, macht Yoga und liest Fantasy- und Liebesromane. Außerdem sieht sie viel zu viel fern und liebt alles, was mit Superhelden zu tun hat. Sie hat bereits mehr als vierzig Bücher sowie zahlreiche Novellen und Kurzgeschichten veröffentlicht. Bei Piper erscheinen ihre Young-Adult-Serien um die »Mythos Academy«, »Mythos Academy Colorado«, »Black Blade«, »Die Splitterkrone« und »Gargoyle Queen« sowie die Urban-Fantasy-Reihen »Elemental Assassin«, »Bigtime« und »Section 47«.

Jennifer Estep ist SPIEGEL-Bestsellerautorin und lebt in Tennessee. Sie schloss ihr Studium mit einem Bachelor in Englischer Literatur und Journalismus sowie einem Master in Professional Communications ab. Bei Piper erscheinen ihre Young-Adult-Serien um die "Mythos Academy", "Mythos Academy Colorado", "Black Blade" und "Die Splitterkrone" sowie die Urban-Fantasy-Reihen "Elemental Assassin" und "Bigtime".

1


Es war die perfekte Nacht, um jemanden umzubringen.

Schwere Wolken verbargen Mond und Sterne und vertieften die Schatten an diesem kalten Dezemberabend. Es schneite nicht. Stattdessen fiel Eisregen vom Himmel und bedeckte alles langsam mit einer glatten, glänzenden, heimtückischen Schicht. An vielen Bäumen an der Straße hatten sich bereits Eiszapfen gebildet. An den nackten, skelettartigen Ästen sahen sie aus wie knorrige, glitzernde Finger. Kein einziges Tier rührte sich in der Umgebung, nicht einmal eine Eule suchte auf einer Baumspitze Deckung.

Ein Stück weiter blinkten an einem der Herrenhäuser der Gegend rote, grüne und weiße Weihnachtsdekorationen an Türen und Fenstern. Aus der Ferne waren Weihnachtslieder zu hören. Stetig strömten Menschen aus der mit Stechpalmenblättern dekorierten Eingangstür und gingen die lange, von Schneemännern gesäumte Einfahrt entlang, um in ihre Autos zu steigen und so schnell wie möglich die Motoren anzulassen. Obwohl es erst neun Uhr abends war, löste sich die Party offenbar auf. Alle wollten sicher nach Hause, in ihre warmen und gemütlichen Betten, bevor das Wetter noch schlechter wurde. In zehn Minuten wären sie alle verschwunden, und die Straße läge wieder verlassen und still da.

Ja, es war die perfekte Nacht, um jemanden umzubringen.

Zu dumm, dass ich heute Abend nur auf einer Aufklärungsmission unterwegs war.

Ich rutschte tiefer in meinen Sitz, um nicht von den vorbeihuschenden Scheinwerfern erfasst zu werden. Doch keiner der Fahrer schenkte meinem heruntergekommenen, weißen Transporter einen zweiten Blick. Ich bezweifelte sogar, dass irgendjemand sich die Mühe machte, den verblassten, blauen Schriftzug Cloudburst Falls Catering auf der Seite zu lesen. Caterer, Floristen, Musiker: Die Wagen solcher Dienstleistungsfirmen waren häufig zu sehen in Northtown, jenem Teil von Ashland, in dem der Geldadel sowie die soziale und magische Elite der Stadt lebten. Wäre das Wetter nicht so lausig gewesen, hätte sich die gesamte Straße wahrscheinlich in Feierlaune befunden, und alle hätten darum gewetteifert, die beste Weihnachtsparty zu schmeißen.

Sobald die letzten Wagen vorbeigefahren und die letzten Scheinwerfer verschwunden waren, richtete ich mich wieder auf, nahm das Fernglas vom Schoß und spähte zu einem der Herrenhäuser hinüber.

Eine Steinmauer trennte dieses Haus von der Straße. Das eiserne Tor war geschlossen und verriegelt. Anders als am Haus daneben gab es an diesem Gebäude keine Festtagsdekorationen. Im vorderen Teil brannte in einem einzigen Raum Licht – in einem Arbeitszimmer mit Glastüren, die auf eine gepflasterte Terrasse führten. Dünne, weiße Vorhänge hingen vor den Türen. Alle paar Sekunden erschien der undeutliche Schatten eines Mannes, der sich hin und her bewegte, als tigerte er ständig von einer Seite seines Büros zur anderen.

Ich hätte darauf gewettet, dass er hin und her tigerte. Nach allem, was ich gehört hatte, saß er seit Monaten in diesem Herrenhaus fest und bereitete sich auf seinen Mordprozess vor, der gleich nach Neujahr beginnen sollte. Das allein würde jeden in einen Lagerkoller treiben.

Neben mir ertönte ein leises Knirschen, gefolgt von einem langen, tief empfundenen Seufzen. Zwei Geräusche, die ich in der Stunde, seit ich hier geparkt hatte, immer und immer wieder gehört hatte.

Der Mann im Herrenhaus war nicht der Einzige, der allmählich den Verstand verlor.

»Sag mir noch mal: Wie kommt es, dass ich derjenige bin, der heute Abend mit dir abhängt?«, murmelte eine tiefe Stimme.

Ich senkte das Fernglas und sah Phillip Kincaid an, der die Arme vor der muskulösen Brust verschränkt hatte und mit störrischer Miene vor sich hin starrte. Er trug einen langen schwarzen Trenchcoat und eine tief ins Gesicht gezogene schwarze Mütze, um sein goldenes Haar zu verbergen. Nur der lange Pferdeschwanz lugte im Nacken hervor. Ich war ebenfalls in Schwarz gekleidet: von den Stiefeln über die Jeans bis zu der Steinsilber-Weste, dem Rollkragenpulli und der Fleecejacke. Und ich hatte mein dunkelbraunes Haar fest unter eine schwarze Mütze gestopft.

»Was ist denn, Philly?«, fragte ich. »Gefällt es dir nicht, heute Abend meinen Babysitter zu spielen?«

Er zuckte mit den Achseln, statt sich die Mühe zu machen, meine Frage zu verneinen. »Du bist Gin Blanco, die berüchtigte Profikillerin, die zur Herrin der Unterwelt aufgestiegen ist. Du brauchst keinen Babysitter.« Er rutschte auf seinem Sitz herum und schüttelte den Kopf. »Aber Owen hat darauf bestanden … Was ich nicht alles für diesen Mann tue!«

Phillip hatte recht. Als die Spinne konnte ich in fast jeder Situation gut auf mich selbst aufpassen. Ich brauchte ihn hier sicher nicht, aber Owen Grayson – Phillips bester Freund und mein Lebensgefährte – hatte darauf bestanden. Doch ich hatte auch nicht allzu lange protestiert, als Phillip zum Ladenschluss im Pork Pit, meinem Barbecue-Restaurant, aufgetaucht war, um mir mitzuteilen, dass er heute Abend mitkommen wollte.

Da sich dort draußen die mysteriösen Mitglieder des Kreises herumtrieben, konnte ein wenig Rückendeckung nicht schaden. Auch wenn diese Rückendeckung mehr jammerte, als ich erwartet hätte.

»Wieso setzt sich Lane nicht mit dir hierhin?«, fragte Phillip. »Oder Jo-Jo? Oder sogar Sophia, wenn wir schon dabei sind? Wieso wurde ich heute Abend dazu verdonnert, mir die Eier abzufrieren?«

Finnegan Lane, mein Ziehbruder, war bei allem, was mit der Spinne zu tun hatte, oft mein Komplize, während Jo-Jo und Sophia Deveraux mich je nachdem heilten oder die Toten und das Blut verschwinden ließen, die meinen Weg pflasterten.

»Weil Finn sich immer noch um das Chaos kümmert, das Deirdre Shaw in der First-Trust-Bank angerichtet hat und Jo-Jo und Sophia für heute Abend Karten für den Nussknacker hatten«, erklärte ich und zählte meine Freunde an einer Hand ab. »Und natürlich weißt du, dass Owen Eva versprochen hat, bei einer Spielzeugsammelaktion im Community College zu helfen.«

»Ich hätte Eva nur zu gern bei der Sammelaktion geholfen«, grummelte Phillip. »Ich wäre begeistert gewesen, sogar ekstatisch.«

Trotz des Altersunterschieds von zehn Jahren war Phillip verrückt nach Eva Grayson, Owens jüngerer Schwester. Doch er wollte abwarten, bis sie ihr Studium beendet und ein wenig erwachsener geworden war, bevor er eine Beziehung mit ihr anstrebte.

»Alles wäre besser … wärmer … gewesen als das hier.« Er schlug den Kragen seines Trenchcoats hoch, um seinen Hals zu schützen, und ließ sich zugleich tiefer in den Sitz sinken.

»Oh, du armer Kerl! Hängst mit mir in der Kälte und Dunkelheit fest.« Ich schnalzte in gespieltem Mitgefühl mit der Zunge. »Wenn man bedenkt, dass ich dir gerade heißen Kakao anbieten wollte …«

Seine blauen Augen wurden schmal und gierig. »Du hast heißen Kakao? Selbst gemachten, heißen Kakao?«

Ich zog eine große Thermoskanne aus der schwarzen Sporttasche, die zwischen unseren Sitzen auf dem Boden stand. »Natürlich habe ich selbst gemachten, heißen Kakao. Eine Beschattung in einer kalten Winternacht ist ohne heißen Kakao nicht vorstellbar.«

Ich schnappte mir zwei Plastikbecher aus der Tasche und reichte sie Phillip, der sie festhielt, während ich eingoss. Der wunderbare, aromatische Duft des Kakaos erfüllte den Wagen und vertrieb die eisige Kälte, die sich darin ausgebreitet hatte. Ich atmete tief ein, als ich die Thermoskanne wieder schloss und in der Tasche verstaute. Phillip gab mir meinen Becher und ich roch noch einmal daran, bevor ich den ersten Schluck nahm. Die dunkle Schokolade glitt bittersüß über meine Zunge, abgemildert von Vanilleextrakt und Himbeersirup, die ich untergemischt hatte.

Phillip klammerte sich an seinen Becher, wie ein Obdachloser sich über eine brennende Mülltonne beugt. Er nahm einen tiefen Schluck und seufzte erneut, diesmal vor Glück. »Also, das ist schon besser.«

Wir lehnten uns auf unseren Sitzen zurück, beobachteten das Herrenhaus und tranken unseren Kakao.

Offenbar hatten die Gastgeber der Party entschieden, ins Bett zu gehen, denn die Weihnachtsmusik verstummte jäh und die Plastikschneemänner und Festtagsdekorationen rund um Türen und Fenster erloschen nach und nach. Schließlich war die Umgebung noch dunkler als zuvor. Auch der Eisregen nahm zu, ging aber in einen fast normalen Regen über, trotzdem hörte ich den Aufprall jedes Tropfens auf der Windschutzscheibe. In einer solchen Nacht würde man wirklich keinen Hund vor die Tür jagen … doch als Profikillerin liebte ich diese Bedingungen. Kälte, Regen und Dunkelheit machten es so viel einfacher, mich einer Zielperson zu nähern und wieder zu verschwinden, nachdem ich sie erledigt hatte. Hätte ich jemanden tot sehen wollen, hätte ich auf genau so eine Nacht gewartet, um zuzuschlagen.

Und ich hätte darauf wetten können, dass jemand genau diesen Plan für den Mann im Herrenhaus hegte.

Phillip hob seinen Becher in Richtung des Schattens, der immer noch hinter der Terrassentür auf und ab tigerte. »Du glaubst wirklich, er weiß etwas über den Kreis?«

Ich zuckte mit den Achseln. »Er ist momentan meine beste Spur und vielleicht die einzige, noch lebende Person, die etwas über diese Leute weiß.«

Vor zwei Wochen war ich entführt worden – von Hugh Tucker, einem Vampir, der behauptet hatte, er gehöre zum Kreis, einer geheimen Gruppe, die in Ashland alle Strippen ziehen würde, in der Unterwelt und auch sonst überall. Diese Information war für mich vollkommen neu gewesen, obwohl eigentlich ich derzeit die Chefin der Unterwelt war. Doch Tucker hatte behauptet, der...

Erscheint lt. Verlag 15.3.2021
Reihe/Serie Elemental Assassin
Elemental Assassin
Elemental Assassin
Übersetzer Vanessa Lamatsch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Antiheldin • Ashland • Assassine • Auftragskiller • Buch • Bücher • Contemporary Fantasy • eBook • elementar • Elementarmagie • Elemente • Fantasy Bücher • Fantasy Jetztzeit • Fantasy Reihe • Fantasy Romance • Fantasy Serie • Freizeitpark • Gin Blanco • Magie • New Adult • Paranormal • Romantasy • Spinne • Starke Frauen • Urban Fantasy • Young Adult • Zauberei
ISBN-10 3-492-99761-9 / 3492997619
ISBN-13 978-3-492-99761-4 / 9783492997614
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