Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Stalker (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2021
400 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-26078-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Stalker - Arkadi Strugatzki, Boris Strugatzki
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
(CHF 9,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Das legendäre Meisterwerk jetzt neu übersetzt
Red Shewhart ist ein Stalker, ein Glücksritter, der illegal immer wieder in die Sperrzone eindringt, in der einst die Aliens gelandet sind. Dort spürt er die Hinterlassenschaften der Außerirdischen auf, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Niemand weiß, wie diese Artefakte funktionieren und wozu sie einmal gedient haben. Manche von ihnen bergen tödliche Gefahren, während andere die Unsterblichkeit versprechen. Red und sein Freund Kirill suchen nach einem ganz besonderen Gegenstand, der sie so reich machen wird, dass sich die Stalker nie wieder ins Sperrgebiet wagen müssen. Doch die Zone gibt ihre Geheimnisse nicht so einfach preis ...

Die Romanvorlage zum gleichnamigen Film-Klassiker von Andrei Tarkowski, neu übersetzt und mit umfangreichem Bonusmaterial!

Arkadi (1925-1991) und Boris (1933-2012) Strugatzki zählen zu den bedeutendsten und erfolgreichsten russischen Autoren der Nachkriegszeit. Ihre Romane sind nicht nur faszinierende Parabeln über die Stellung des Menschen im Universum, sondern auch schonungslose Abrechnungen mit Ideologiegläubigkeit und Personenkult. Etliche ihrer Texte durften in der Sowjetunion nicht erscheinen. Inzwischen hat die Gesamtauflage ihrer Werke die fünfzig Millionen überschritten, sie wurden in über dreißig Sprachen übersetzt. Viele ihrer Romane wurden verfilmt - Andrei Tarkowskis Adaption von »Picknick am Wegesrand« unter dem Titel »Stalker« gehört zu den Klassikern der Filmkunst.

1

Redrick Shewhart, 23 Jahre, Junggeselle, Laborant der Harmonter Filiale des Internationalen Instituts für außerirdische Kulturen

Am Abend davor stehen wir zwei im Magazin – es ist schon spät, nur noch schnell die Anzüge abwerfen, dann geht’s ab ins Borczch, um uns ein paar Tröpfchen Hochprozentiges zu Gemüte zu führen. Ich steh nur so da, mach die Wandstütze, hab mein Teil erledigt und die Zigarette schon bereit, brauch dringend ein paar Züge – zwei Stunden lang hab ich nicht geraucht –, aber er ist immer noch mit seinen Schätzen beschäftigt: Einen ganzen Safe hat er schon vollgestopft, verschlossen und versiegelt, jetzt füllt er den anderen, nimmt seine »Leerteile« vom Transporter, inspiziert jedes einzelne von allen Seiten (nur so nebenbei: die sind sechseinhalb Kilo schwer, die Biester) und hievt es dann ächzend und mit allergrößter Vorsicht ins Regal.

Wie lang er mit diesen »Leerteilen« rummacht! Und der Menschheit bringt es überhaupt nichts. Finde ich zumindest. An seiner Stelle hätte ich längst drauf gepfiffen und mir für dasselbe Geld was anderes vorgenommen. Andererseits, wenn man drüber nachdenkt: So ein »Leerteil« ist schon geheimnisvoll und, na ja, irgendwie merkwürdig. Wie viele davon hab ich selber schon rausgeschleppt, und trotzdem: Jedes Mal, wenn ich eins sehe, bin ich platt vor Staunen. Es sind ja nur zwei Kupferscheiben, jede so groß wie eine Untertasse, etwa fünf Millimeter dick, der Abstand dazwischen vielleicht vierhundert Millimeter, und außer diesem Abstand ist da nichts dazwischen. Also wirklich gar nichts, nur Leere. Du kannst deine Hand hineinstecken, selbst deinen Kopf, wenn du’s drauf anlegst – nichts als Leere und Luft. Obwohl irgendeine Kraft zwischen den beiden ja wirken muss, wenn ich das richtig verstehe. Bisher hat ja keiner geschafft, sie zusammenzudrücken, diese Scheiben, oder sie auseinanderzuziehen.

Leute, es ist wirklich schwer, so ein Teil jemandem zu beschreiben, der’s noch nicht gesehen hat. Es sieht zu einfach aus, besonders wenn du’s dir näher ansiehst und dich davon überzeugst, dass es echt ist. Als würdest du jemandem einen Becher beschreiben wollen oder, schlimmer noch, ein Schnapsglas: Du fuchtelst nur mit deinen Fingern herum und fluchst, weil du’s einfach nicht hinkriegst. Na gut, gehen wir mal davon aus, dass ihr’s alle kapiert habt, und wer nicht, der soll sich die Berichte vom Institut vornehmen, da gibt’s in jeder Nummer Artikel über diese »Leerteile«, mit Fotos.

Jedenfalls schlägt sich Kirill mit diesen »Leerteilen« schon fast ein Jahr lang herum. Ich hab das von Anfang an miterlebt, aber immer noch nicht kapiert, was er damit vorhat. Ehrlich gesagt, interessiert es mich auch nicht besonders. Wenn er irgendwann mal draufkommt, lass ich’s mir vielleicht von ihm verklickern. Vorerst klar ist jedenfalls: Er will unbedingt eines dieser »Leerteile« auseinandernehmen, es mit Säure behandeln, mit einer Presse plattmachen, in einem Ofen einschmelzen. Wenn er das Rätsel erst mal gelöst hat, erntet er sicher eine Menge Ruhm und Ehre, und die Fachwelt wird begeistert sein. Aber bis dahin ist es, soweit ich verstehe, noch ein weiter Weg. Noch hat er gar nichts erreicht, sich nur völlig totgearbeitet. Grau geworden ist er, schweigsam, schaut einen an wie ein kranker Hund mit Tränen in den Augen. Wär es nicht Kirill, ich würd ihn erst mal abfüllen und einem feschen Mädel vorstellen, das ihn wieder auf Touren bringt, und am nächsten Morgen würd ich ihn wieder abfüllen und noch mal zu einem Mädchen, diesmal einer anderen. Nach einer Woche wär er wieder ganz der Alte, die Ohren spitz, der Schwanz schnurgerade. Nur dass diese Medizin bei Kirill eben nicht wirkt – völlig zwecklos, er ist nicht der Typ dafür.

Wir stehen also im Magazin, ich schau ihn an, seh, was aus ihm geworden ist, mit seinen trüben Augen, und plötzlich tut er mir leid – ich weiß gar nicht, warum. Und da wage ich es. Das heißt, nicht ich wage es, sondern irgendwer scheint meine Lippen zu bewegen.

»Hör mal«, sag ich, »Kirill …«

Er steht da, das letzte »Leerteil« in der Hand. Macht ein Gesicht, als würde er am liebsten hineinkriechen.

»Hör zu, Kirill«, sag ich. »Was, wenn du mal ein volles ›Leerteil‹ hättest, hm?«

»Ein volles ›Leerteil‹?«, fragt er zurück und runzelt die Stirn, als hätte ich irgendein Kauderwelsch geredet.

»Genau«, sag ich. »Deine hydromagnetische Falle, wie war noch mal die Objektnummer? … 77-b. Nur mit so blauem Zeugs drin.«

Allmählich dämmert es ihm. Er hebt den Blick, sieht mich an, kneift die Augen zusammen, und irgendwo da, hinter seinen Hundetränen, ist plötzlich ein Silberstreif der Vernunft zu erkennen, wie er selbst zu sagen pflegt.

»Warte mal«, sagt er. »Ein volles Teil? So eins, aber voll?«

»Ja, genau.«

»Wo?«

Und schon ist mein Kirill wieder gesund. Die Ohren spitz, der Schwanz schnurgerade.

»Gehen wir eine rauchen«, sag ich.

Flink steckt er das »Leerteil« in den Safe, schlägt die Tür zu, verschließt sie mit dreieinhalb Umdrehungen, dann gehen wir beide ins Labor zurück. Für ein leeres »Leerteil« zahlt Ernest vierhundert Geld in bar, für ein volles könnte ich diesem Hurensohn sein ganzes verdorbenes Blut aussaugen, aber, ob ihr’s glaubt oder nicht, darum geht es mir jetzt gar nicht, denn auf einmal ist Kirill wieder zum Leben erwacht, gespannt wie eine Gitarrensaite, so sehr in Schwung, dass er gleich vier Treppenstufen überspringt und mir nicht mal Zeit zum Rauchen lässt. Kurz, ich hab ihm alles erzählt: Wie es aussieht, wo es liegt und wie man am besten rankommt. Sofort hat er die Karte rausgeholt, die betreffende Garage gefunden, sie mit dem Finger eingekreist, mich angesehen und, na klar, mich sofort komplett durchschaut, was auch nicht besonders schwer ist.

»Mein lieber Scholli!«, sagt er lächelnd. »Tja, da müssen wir wohl hin. Wir gehen gleich morgen früh los. Um neun bestelle ich den Passierschein und eine Galosche, dann können wir, wenn’s gut läuft, um zehn los. Abgemacht?«

»In Ordnung«, sag ich. »Und wer ist der Dritte?«

»Wozu brauchen wir einen Dritten?«

»Moment mal«, sag ich. »Das ist kein Picknick mit irgendwelchen Mädels. Was, wenn dir irgendwas passiert? Das ist die Zone. Ordnung muss sein.«

Schmunzelnd zuckt er mit den Schultern.

»Wie du willst! Du kennst dich da besser aus.«

Ja klar. Natürlich hat er nur meinetwegen so großzügig getan, nach dem Motto: Wozu ein Dritter, die Tour machen wir zu zweit, braucht ja keiner was davon zu wissen. Dabei ist mir vollkommen klar, dass die vom Institut nie zu zweit in die Zone gehen. Die haben eine Regel: Zwei machen den Job, und ein Dritter schaut zu, damit er im Fall des Falles später davon berichten kann.

»Ich persönlich würde Austin mitnehmen«, sagt Kirill. »Aber den willst du wahrscheinlich nicht. Oder doch?«

»Nein«, antworte ich. »Austin auf keinen Fall. Den kannst du wann anders mitnehmen.«

Austin ist kein schlechter Kerl, Mut und Feigheit sind bei ihm im nötigen Verhältnis zueinander vorhanden, aber für mich steht er auf der Abschussliste. Kirill kannst du das nicht erklären, aber ich seh es genau: Sobald sich einer einbildet, dass er die Zone von vorn bis hinten kennt, heißt das, dass er sich demnächst den Hals bricht. Von mir aus gern. Aber ohne mich.

»Na gut«, sagt Kirill. »Und Tender?«

Tender ist sein zweiter Laborant. Kein schlechter Mann, von der ruhigen Sorte.

»Ein bisschen zu alt«, sag ich. »Und Kinder hat er auch …«

»Macht nichts. Er war schon mal in der Zone.«

»Na gut«, sag ich. »Von mir aus Tender.«

Kirill bleibt dann noch über der Karte sitzen, während ich direkt ins Borczch abdampfe, denn ich hab einen Bärenhunger, und meine Kehle ist komplett ausgedörrt.

Okay. Ich erscheine also wie immer morgens gegen neun auf der Bildfläche und zeige meinen Ausweis. An der Pforte schiebt gerade dieser ellenlange Schwede Dienst, den ich letztes Jahr vermöbelt habe, als er sich stockbesoffen an Guta ranmachen wollte.

»Hallo, Roter«, sagt der Sergeant zu mir. »Man sucht dich schon im ganzen Institut …«

»Nenn mich nicht ›Roter‹«, unterbreche ich sofort. »Tu nicht so, als wären wir auf einmal Freunde.«

»Herrje, Roter«, entgegnet er verwundert. »Dich nennt doch jeder so.«

Ich bin aber schon auf hundertachtzig, weil ich auf dem Weg in die Zone bin – und außerdem nüchtern, also pack ich ihn am Schulterriemen und erklär ihm haarklein, was er für einer ist und von wem er abstammt. Worauf er ausspuckt, mir den Ausweis zurückgibt und sich alle weitere Herzlichkeit verkneift.

»Redrick Shewhart«, sagt er, »Sie sollen sich unverzüglich bei Captain Herzog, Chef der Sicherheitsabteilung,...

Erscheint lt. Verlag 13.12.2021
Übersetzer M. David Drevs
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Пикник на обочине
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Alien-Artefakt • ANDREJ TARKOWSKIJ • Buch zum Film • Computerspiel • diezukunft.de • eBooks • Picknick am Wegesrand • russische Science-Fiction • Schatzsucher • Science-Fiction-Klassiker • Verfilmung
ISBN-10 3-641-26078-7 / 3641260787
ISBN-13 978-3-641-26078-1 / 9783641260781
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 2,6 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Jo Koren

eBook Download (2024)
Lehmanns Media (Verlag)
CHF 9,75

von Jo Koren

eBook Download (2024)
Lehmanns Media (Verlag)
CHF 9,75