Die goldene Göttin - Das Schwert der Wahrheit (eBook)
176 Seiten
Penhaligon Verlag
978-3-641-25855-9 (ISBN)
Der Krieg gegen die Alte Welt ist beendet, und Richard Rahl, der Herrscher des Reichs D'Hara, verspricht seinem Volk ein goldenes Zeitalter. Er ahnt nicht, welches Unheil er damit heraufbeschwört. Denn so wird die Goldene Göttin auf ihn aufmerksam. Ihr Botschafter verlangt die völlige Unterwerfung unter ihre Herrschaft. Sollte sich Richard weigern, würden er und alle seine Angehörigen eines schrecklichen Todes sterben.
Die Kinder von D'Hara bei Penhaligon:
1. Die goldene Göttin
2. Die Vorboten des Todes
3. Im Labyrinth des Zauberers
4. Der Bann der Hexe
5. Das Tor zur Dunkelheit
Terry Goodkind (*1948; ?2020) wurde in Omaha, USA, geboren und war nach seinem Studium zunächst als Rechtsanwalt tätig. 1994 erschien sein Roman »Das erste Gesetz der Magie«, der weltweit zu einem sensationellen Erfolg wurde und den Auftakt zu einer der erfolgreichsten Fantasy-Sagas aller Zeiten bildet. Er lebte bis zu seinem Tod in Maine, USA.
2
Richard hielt diese öffentliche Audienz nur ab, weil Kahlan ihn darum gebeten hatte. Sie hatte ihm erklärt, es entspreche einem alten Brauch, dass der Oberste Zauberer Leute mit ihren Eingaben und Sorgen empfing. In der Vergangenheit, in Zeiten, als es keinen Obersten Zauberer gab, hatte sie als Mutter Konfessor den Rat der Zauberer beaufsichtigt. Aufgrund dieser Erfahrung, so ihre Erklärung, wisse sie, wie vorteilhaft dies sei.
Anfangs hatte Richard protestiert, erklärt, ein Rat der Zauberer sei veraltet, und außerdem sei dies jetzt das D’Haranische Reich und nicht mehr bloß die Midlands.
Eben deshalb, hatte sie erwidert, sei es umso wichtiger. Sie hatte argumentiert, dieses Anliegen sei keineswegs aus der Zeit gefallen und dass er, als Lord Rahl, als Anführer des D’Haranischen Reiches und neuer Oberster Zauberer, sehr viel einflussreicher sei, als dies der Rat der Zauberer jemals hätte sein können. Weil er im Besitz der absoluten Macht sei, so ihre Überzeugung, müssten die Menschen wissen, dass diese in jeder Hinsicht gerecht sei. Und dafür müssten sie ihrer Ausübung aus erster Hand beiwohnen. Dies sei ein Weg, hatte sie ihm erklärt, die Menschen wissen zu lassen, dass ihre Stimme als Teil des D’Haranischen Reiches gehört werde und sie gebührend behandelt würden.
Richard hatte es stets als schwierig, wenn nicht unmöglich empfunden, sich Kahlans Ratschlägen zu widersetzen, zumal es sich nahezu immer um vernünftige Vorschläge handelte. Als Mutter Konfessor wusste sie weit mehr über die Regularien der Macht, als er jemals lernen würde.
Zwar war Richard schon lange kein einfacher Waldführer mehr, aber auch Kahlan war längst jener Frau entwachsen, der er an jenem Tag vor langer Zeit in den Wäldern Kernlands begegnet war. Sie war die Mutter Konfessor – die letzte Konfessorin. Sie hatte die Macht über den Rat der Midlands und damit über die Midlands selbst. Könige und Königinnen lagen auf Knien zitternd vor ihr. Mit Autorität und Herrschaft kannte sie sich aus.
Sie hatten einen langen und erbittert schwierigen Krieg geführt, um der Welt schließlich Frieden zu bringen. Wie nahezu jeder hatten sie in diesem Kampf zahlreiche liebe Freunde verloren. Beide waren sie und Richard die jeweils Letzten ihrer Art, und zusammen bedeuteten sie die Hoffnung ihrer Welt.
Letztendlich hatte er eingesehen, dass Kahlan recht damit hatte, eine solche Veranstaltung abzuhalten.
Drei Tage lang hatten sie Menschen – angereist von nah und fern, um mit ihren Sorgen bei dem Lord Rahl und der Mutter Konfessor vorzusprechen oder andere dies tun zu sehen – Gehör geschenkt. Auch wenn er es als ermüdend empfand und die meisten Angelegenheiten als quälend gehaltlos, sah er doch ein, dass die Menschen, die zusammengekommen waren, um dies mitzuerleben, es nicht nur aufregend fanden, sondern geradezu fesselnd – und beruhigend.
Für die Versammelten war es in gewisser Weise eine Feier des Kriegsendes, eine freudige Zusammenkunft mit denen, die ihre Welt gerettet und ihnen Frieden gebracht hatten, eine Zeit, in der Herrscher von nah und fern gekommen waren, um dem Reich ihre Treue zu schwören.
Richard wünschte sich nur, es wäre vorüber, damit er mit Kahlan allein sein konnte.
Die meisten der Angereisten traten offen auf – auch wenn manche ängstlich stammelnd vor dem Lord Rahl und der Mutter Konfessor standen –, dieser Mann jedoch, Nolo, war anders. Soweit es Richard betraf, schien er keine echte Gefahr darzustellen. Vielleicht, überlegte Richard, war er einfach senil oder möglicherweise altersverwirrt. Er bemerkte jedoch, dass Kahlan anderer Meinung war.
Eine große Anzahl Menschen wartete darauf, mit ihnen zu sprechen. Mit seinem Unfug hatte dieser Mann bereits genug ihrer Zeit vergeudet, schlimmer aber war, dass er offensichtlich Kahlan verärgert hatte. Ehe Richard noch etwas hinzufügen konnte, ergriff der Mann erneut das Wort.
»Lord Rahl« – die Stimme des Estoriers wurde scharf, verlor den Schliff diplomatischer Nachsicht –, »es wäre in Eurem eigenen besten Interesse, wenn Ihr Eure Welt ohne weitere Verzögerung aufgeben würdet. Ihr könnt dies entweder freiwillig tun, worauf man Euch auf humane Weise hinrichten wird, oder aber man wird Euch, solltet Ihr Euch weigern, auf höchst grausame Weise meucheln.«
Richard lehnte sich vor, stützte beide Unterarme auf den Tisch und verschränkte seine Finger. Mit einer solch unverblümten Drohung – besonders nach einem so schwer erkämpften Frieden, aber vor allem gegen Kahlan – hatte dieser Mann soeben eine Linie überschritten.
Richards Geduld war erschöpft.
Mehrere Hundert Menschen drängten sich auf dem Hauptgeschoss und schauten zu, auf beiden Seiten der Bittsteller stehend, die darauf warteten, angehört zu werden. Zahlreiche weitere verfolgten das Geschehen von den Galerien aus. Sie alle beugten sich in Erwartung dessen vor, was der Lord Rahl erwidern oder wie er reagieren würde. Dies war ein denkwürdiger Augenblick in ihrem Leben – just jener Stoff, aus dem Legenden sind – und barg jetzt unverkennbar einen Hauch von tödlicher Gefahr.
Richard nahm an, dass die meisten eine sofortige Enthauptung erwarteten.
Stattdessen wollte er die Wachen gerade bitten, den verrückten alten Narren aus dem Palast des Volkes zu geleiten und dafür zu sorgen, dass sowohl er als auch seine Begleiter niemals wiederkehrten, als Kahlan ihn am Arm berührte. Sie blickte den Estorischen Diplomaten direkt an, während sie mit gesenkter Stimme zu Richard sprach.
»Nimm diese Drohung nicht auf die leichte Schulter, Richard.«
Selbiger konnte sehen, dass die Aura unter schwachem, flackerndem Leuchten zuckte, nicht unähnlich den Blitzen, die den Dunst ihrer Aura überall knisternd umtanzten. Seit seiner Rückkehr aus der Unterwelt hatte er das Gefühl, auf eine bis dahin unerwartete Weise Zugriff auf seine eigene innere Kraft zu haben. Zum Beispiel, indem sie ihm die Fähigkeit verlieh, Kahlans Aura zu lesen, ganz so, wie er oftmals die vielschichtige Aura einer Hexenmeisterin hatte lesen können. So gut wie er Kahlan kannte, brauchte er ihre Aura allerdings nicht zu sehen, um ihre Gemütsverfassung zu kennen.
Er neigte seinen Kopf zu ihr hinüber und sprach in vertraulichem Ton, während er den Blick auf den obersten Diplomaten Estorias gerichtet hielt.
»Ich höre.«
Schließlich wandte sie sich herum und richtete ihren feurigen, grünäugigen Blick samt dieser glühenden Aura auf ihn.
»Lass mich ihn befragen. Allein.«
Das hatte Richard nicht erwartet. »Findest du nicht, dass wir hier ein wenig übereilt vorgehen?«
»Nein.« Sie beugte sich näher und senkte ihre Stimme zu einem aufgeregten Flüstern. »Du musst in dieser Angelegenheit auf mich hören, Richard. Estorier sind Diplomaten. Das ist ihr Wesen, ihre ganze Art. Ich habe oft mit ihnen zu tun gehabt und in ihrem Land, unter den Leuten dort, gelebt. Sie glauben nicht, dass eine Auseinandersetzung, welcher Art auch immer, für irgendetwas eine Lösung darstellt. Sie sind überzeugt, dass jeder Streit durch diplomatische Verhandlungen geklärt werden muss. Sie glauben einfach nicht an Absolutheiten, noch stellen sie bedingungslose Forderungen. Schwarz-Weiß-Denken gibt es für sie nicht, sie leben in einer grauen Welt der Diplomatie. Ich habe noch nie einen Estorier sich derart aufführen sehen. Nie. Irgendetwas stimmt da ganz und gar nicht. Du musst in dieser Sache auf mich hören. Dieser Mann ist gefährlich. Lass mich ihn befragen.«
Es war ein Befehl, keine Bitte.
Richard blickte kurz zu Nolo, ehe er sich erneut Kahlan zuwandte. Was sie da vorschlug, bedeutete in der Praxis nichts Geringeres als eine Hinrichtung, wenn nicht seines Körpers, so doch zumindest seines Verstandes. Richard wusste, sie meinte es todernst. Kahlan machte nie leichtfertig von ihrer Kraft Gebrauch oder ohne von der Notwendigkeit absolut überzeugt zu sein. Trotzdem …
»Kahlan, glaubst du …«
»Ich kenne Könige, Königinnen und Herrscher jeden Typs und nahezu jeden Landes. Von einer Göttin habe ich noch nie gehört. Du etwa? Dieser Mann hat im Namen einer uns unbekannten Person soeben praktisch den Krieg erklärt und offen eine Drohung gegen uns und unser Leben ausgesprochen, sofern wir uns nicht bedingungslos fügen.«
Richard wusste, sie hatte recht. Er hatte sich einzureden versucht, der Mann müsse wegen seiner völlig absurden Forderung verrückt sein, senil oder dement, doch Kahlan hatte recht. Das konnten sie nicht durchgehen lassen; auch konnten sie nicht zulassen, dass die Versammelten sie eine solche Drohung einfach hinnehmen sahen.
Er richtete seinen Raubtierblick auf Nolo, ein Blick, der schon allein den weitläufigen Saal in Raunen und besorgtes Getuschel ausbrechen ließ. Und diesen Nolo veranlasste er, auf den Boden zu sehen.
Mit erhobener Hand verlangte Richard wortlos Ruhe.
»Ich bin der Lord Rahl«, verkündete er mit klarer Stimme, die durch den Saal bis ganz nach hinten trug. »Diese Welt ist das D’Haranische Reich, sie sind ein und dasselbe. Über das D’Haranische Reich herrsche ich gemeinsam mit der Mutter Konfessor.«
Nolo schien sein amüsiertes Schmunzeln nicht unterdrücken zu können. Unter seinem Kinn wölbten sich die Speckfalten, als er seinen teilweise kahlen Kopf senkte. »Im Augenblick mag das stimmen«, erklärte er, als er aufsah, »aber Ihr seid nichts weiter als ein Mann, ein Herrscher ohne Nachfolger. Eure Herrschaft wird mit Euch enden.« Er deutete nach oben auf das Marmormedaillon in Richards und Kahlans...
Erscheint lt. Verlag | 24.5.2021 |
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Reihe/Serie | Die Kinder von D’Hara | Die Kinder von D’Hara |
Übersetzer | Caspar Holz |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Scribbly Man (The Children of D'Hara, Episode 1) |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Schlagworte | 1. Band • Anfang • auftakt • Band 1 • Beginn • Das Schwert der Wahrheit • eBooks • Erster Band • Fantasy • Heroische Fantasy • High Fantasy • New-York-Times-Bestsellerautor • Nicci • Novelle • Rahl • Richard und Kahlan • Serienauftakt • Start |
ISBN-10 | 3-641-25855-3 / 3641258553 |
ISBN-13 | 978-3-641-25855-9 / 9783641258559 |
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