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Ich dachte, wir schenken uns nichts?! (eBook)

Ein Überlebenstraining für Weihnachtselfen und Festtagsmuffel
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
272 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-25485-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ich dachte, wir schenken uns nichts?! -  Heike Abidi,  Lucinde Hutzenlaub
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Hilfe, überall Glitzer!
War früher wirklich mehr Lametta oder ist der vorweihnachtliche Dekowahn erst jetzt völlig außer Kontrolle geraten? Verkörpert »Last Christmas« die pure Besinnlichkeit oder doch den reinsten Ho-ho-horror? Alles Geschmackssache! Lucinde liebt Weihnachten über alles, aber Heike ist schon im September vom Fest gestresst und macht nur mit Mühe gute Miene zum bösen Krippenspiel. Nur in einem sind sie sich einig: Die letzten Feiertage des Jahres sind etwas ganz Besonderes. Man muss nur herausfinden, wie man sie am besten verdaut. Und eines steht fest: Ganz sicher nicht auf nüchternen Magen! Ein Buch über Familientreffen, Fresskoma und andere liebenswürdige Katastrophen - Vorfreude für alle!

Heike Abidi ist studierte Sprachwissenschaftlerin. Sie lebt mit Mann, Sohn und Hund in der Pfalz bei Kaiserslautern, wo sie als freiberufliche Werbetexterin und Autorin arbeitet. Heike Abidi schreibt vor allem Unterhaltungsromane und erzählende Sachbücher für Erwachsene sowie Geschichten für Jugendliche und Kinder. »Eine wahre Freundin ist wie ein BH«, das sie zusammen mit Ursi Breidenbach veröffentlichte, hielt sich monatelang auf den Bestsellerlisten. Zuletzt erschienen von den beiden Autorinnen »Geschwister sind wie Gummibärchen« und »Großeltern sind wie Eltern, nur mit Zuckerguss«.

Lucinde


1. Offizieller Startschuss: Wer Last Christmas zuerst hört, hat gewonnen!


Ich verstehe, dass man in Schuh- und Klamottenläden schon im August beginnt, Winterjacken und Fellstiefel zu verkaufen. Es ist sicher sinnvoll, auf Kälte und Schnee vorbereitet zu sein, ähnlich wie man eben nicht erst im Dezember sein Auto mit Winterreifen bestückt. Alles gut.

Kein Mensch will von etwas Unangenehmem oder Gefährlichem überrascht werden. Warum auch? Die Frage danach, warum es Lebkuchen schon im August geben muss, ist trotzdem berechtigt. Schließlich ist – zumindest für die meisten – Weihnachten weder schlimm noch bedrohlich. Also, warum gibt es sie schon zu einer Zeit, in der das Freibad noch offen hat und wir meilenweit davon entfernt sind, Strümpfe zu tragen, geschweige denn Winterjacken, Schals und Mützen? Ganz einfach, sagen die dafür zuständigen Handelsvertreter und lachen sich ins Fäustchen, weil nämlich Spekulatius und Lebkuchen überhaupt kein Weihnachtsgebäck sind, sondern – Überraschung – Herbstgebäck. So. Beweisen kann man das auch ganz leicht: An keiner der Verpackungen hängen irgendwelche Glöckchen, Engel oder sonstiger Weihnachtsschmuck, der diese Assoziation herstellen würde. In Polen isst man Lebkuchen sowieso das ganze Jahr, weshalb sich dort auch alle wundern, dass es bei uns erst ab August welche gibt. Außerdem, und da haben die klugen Menschen mit den klingelnden Kassen sicher recht: Wenn man nicht möchte, muss man ja weder in Polen noch hier welche im Spätsommer kaufen!

Viele machen es natürlich trotzdem, ganz einfach, weil die Keks- und Schokoberge nun mal da sind. Klar, wer Dominosteine mag, mag sie auch im August. Ich mag sie weder im August noch im Dezember, aber das ist ein anderes Thema.

Was ich mag, ist Vorfreude. Allein die Vorstellung, wie es dann, ungefähr vier Monate später, sein wird, macht mich froh. Sobald ich die ersten Lebkuchen im Laden sehe, ist das für mich also kein Ärgernis, sondern der Moment, in dem die Weihnachtsvorfreude mit all dem Glück kurz aufblitzt, das mich in ein paar Monaten umhüllen wird.

Ich nenne dies Phase eins der Weihnachtsvorfreude. Im September und Oktober bin zwar auch ich gefühls- und freizeitmäßig noch anderweitig unterwegs, aber trotzdem wächst in mir langsam und beständig dieses unglaubliche Gefühl der Spannung. Weihnachten kommt! Ich freue mich! Ich freue mich einfach gern. Auch schon im Voraus. Lebkuchen kaufe ich selbstverständlich trotzdem keine. Die backe ich am liebsten selbst.

In einer Sache muss ich den Handelsvertretern allerdings widersprechen. Interessanterweise sind es ja nicht nur die Lebkuchen, die uns ab August überall begegnen – nein, pünktlich als Begleitmusik zu den ersten Regalen voller Lebkuchenherzen dudelt auch das erste Mal Last Christmas im Radio. Ich weiß das, denn ich stehe diesbezüglich seit Jahren in einem Wettbewerb mit meiner Freundin Jana. Wer es zuerst hört, hat gewonnen. Letztes Jahr war es der 3. August und Jana die Gewinnerin. Zum Beweis hat sie ihr Autoradiodisplay fotografiert. Ebenfalls im Bild: die Temperaturanzeige. Es hatte 26 Grad. Seitdem wissen wir, dass die einzige wirklich Last Christmas-freie Zeit zwischen dem 27. Dezember und dem 3. August ist. Wer dieses Lied nicht mag, sollte seinen Radiokonsum auf diese Monate reduzieren. Gut, wer jetzt auch noch was gegen Despacito hat, sollte vielleicht ganz aufs Radiohören verzichten, denn dieses Lied ist quasi das Last Christmas fürs Sommergefühl, aber im Gegensatz zu George Michaels Klassiker kann einem der Sommerhit von Luis Fonsi durchaus ganzjährig begegnen.

Wie erfolgreich ein Lied ist, erkennt man ja gern auch mal daran, dass es eine Coverversion mit bairischem Alternativtext gibt. Bei Despacito sind es gleich mehrere: »Wos passiert do?«, »Des passiert da« oder »Des passt mir so!« – Letzteres ein Lied über das perfekt sitzende Dirndl. Komisch, dass bei Last Christmas bisher keine bairische Version entstanden ist. Oder Moment: YouTube sei Dank, weiß ich nun, dass dies ein Irrtum ist. Last Christmas aka »Du bistas!«. Mit Akkordeon und sehr überschaubarem, ebenfalls bairischem Text. Nun gut. Immerhin kann man dazu selbst als Nichtbayer problemlos mitsingen. Bei dieser Spontanrecherche habe ich außerdem auch eine Heavy-Metal-Last Christmas-Variante von Slayer gefunden und Feliz Navidad auf Platt.

Schon ganz witzig, das alles, aber bei Weihnachtsliedern bin ich Traditionalistin. Ich brauche weder Dialekt- noch Hardrockversionen. Ich mag sehr gern die Originalmelodie, -instrumentalisierung und -sprache. Das heißt, was Texte angeht, bin ich ein winziges bisschen flexibel. Bei uns wird mit zunehmender Dunkelheit und dementsprechendem Weihnachtsgefühl nämlich tatsächlich auch gern und viel gesungen. Und auch wir liegen sowohl textlich als auch, was die Melodie angeht, öfter mal daneben. Dennoch: Phase zwei beginnt mit dem letzten Wochenende vor dem ersten Advent. Und wenn wir nicht singen, bringen wir langsam aber sicher Spotify mit Weihnachts-Playlists zum Glühen.

In Phase zwei brennen Kerzen, das Kaminfeuer knackt. In der Familienchatgruppe sammeln sich Rezepte für das Weihnachtsmahl, und ich habe immer noch keine Lebkuchen gekauft, dafür Unmengen an Vanille, Schokolade, Mehl und Zucker. Wir schreiben das letzte Wochenende vor dem ersten Advent, das meine Töchter und ich traditionell dazu nutzen, Kekse zu backen. Ab jetzt beginnt mein Lieblings-Countdown. Mein Mann Holger und mein dreizehnjähriger Sohn William wollen am großen Backen nicht teilnehmen. Sie wollen die Kekse lieber essen. Meine Mutter kommt auch erst später dazu, nämlich dann, wenn es etwas zu probieren gibt und ein Glas Sekt auf den erfolgreichen Tag. Das einzig männliche Wesen, das außer Lilli, Paulina, Maria und mir mit Begeisterung dabei ist, ist Paulinas Freund Marcel, und er macht seine Sache sehr gut. Auch meine bunte Schürze steht ihm ausgezeichnet. Wir backen – auch das ist Tradition – nach dem Kochbuch meiner Großmutter und dementsprechend eher schlichtes Gebäck. Wir lieben Ausstecher, Vanillekipferl und Zimtsterne und – die einzige Ausnahme: dunkle Schoko-Kaffee-Tatzen mit Orangenmarmelade. Leider sind sie auch ziemlich aufwendig. Und irgendwie immer zu wenig.

Ein anderes Thema beschäftigt uns nun gerade sowieso mindestens so sehr: Das Aufstellen des Tannenbaums.

Ich persönlich mag ja die Nordmanntannen am liebsten, denn deren Grün ist meiner Meinung nach am grünsten, die Nadeln sind am saftigsten und überhaupt die Äste am dichtesten. Mein Mann und ich sind uns da immer ziemlich einig. Ich kenne allerdings ein paar Familien, in denen der Baum nicht groß genug sein kann und ausgiebig diskutiert wird, welche Baumseite nach vorne gehört. Wenn dann die optimale Position gefunden ist, wird gerne mal festgestellt, dass er nun entweder nicht in den Ständer passt oder aber mit Ständer zu hoch fürs Wohnzimmer ist. Nichts, was man mit ein bisschen Eierlikör und Weihnachtsgebäck nicht klären könnte. Auch solche Diskussionen eignen sich nämlich prima als Tradition.

Unser Baum muss nicht groß sein. Im Gegenteil. Ich finde es sogar schön, wenn man ihn auf einen kleinen Tisch stellen kann. Praktischer Nebeneffekt: Er ist aus der Reichweite unserer Katzen. Jeder Baum hat eine andere Wirkung, aber egal ob groß oder klein, Hauptsache, er ist liebevoll geschmückt, es passen genügend echte Kerzen drauf und bunt verpackte Geschenke drunter. Egal wie: Am Ende steht der Baum, die erste Kerze auf dem Adventskranz brennt. Phase drei hat begonnen. Jetzt ist einfach auf allen Ebenen Weihnachten: die Düfte, die Lichter, die Lieder, das Essen. Ja, ich genieße es. Und wie. Natürlich könnte man mir jetzt vorwerfen, dass ich oberflächlich, genusssüchtig und unvernünftig bin. Das Einzige, was ich vielleicht unterschreiben würde, wäre Letzteres. Andererseits: Wann haben wir eigentlich verlernt zu genießen? Und warum gestehen wir es uns nicht zu? Es geht ja nicht vordergründig um Konsum, sondern auch darum, sich an dem zu freuen, was man hat, und dankbar dafür zu sein. Natürlich weiß ich, dass es viele Menschen gibt, denen es schlecht geht. Die in Ländern leben, in denen Krieg herrscht und Verzweiflung. Und natürlich kann man sich immer auf den Standpunkt stellen, dass Weihnachten nicht angemessen ist in Anbetracht all der Katastrophen überall auf der Welt, aber ganz ehrlich: Ich finde, es ist gerade die Zeit, in der man sich daran erinnern sollte, dass es so etwas wie Freude und Frieden, Nähe und Liebe, Glück und Zuversicht durchaus gibt. Vor allem, wenn man in seinem Umfeld dafür sorgt, dass es spürbar ist. Ich bin dankbar dafür, dass ich so viel Glück habe, und genau deshalb tauche ich – zumindest in dieser Phase – in die Nähe, Wärme und Geborgenheit ein, die es nun mal ganz besonders in der Weihnachtszeit gibt. Es ist wunderbar. Und das eigentliche Geschenk, finde ich. Das Beste daran: Man kann es jeden Tag aufs Neue auspacken.

Apropos: Bei uns gibt es noch einen weiteren wunderschönen Vorweihnachtsbrauch, der die Menschen miteinander verbindet. Ähnlich wie das Christbaumloben (dazu später mehr) führt es uns vom 1. bis zum 23. Dezember durch die komplette Gemeinde. Es nennt sich Adventsfenster. Man braucht dazu nur eine Kerze im Glas (oder eine Taschenlampe), eine Tasse und eine Liste mit dreiundzwanzig Adressen. Jeden Abend um 18 Uhr kann man sich bei der jeweiligen Adresse einfinden.

Die Konfirmanden, der Kirchenchor, aber auch viele Familien bereiten ein...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2020
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Sonstiges Geschenkbücher
Schlagworte Advent • eBooks • Früher war mehr Lametta • Geschenkbuch • Grinch • Ich dachte, älter werden dauert länger • Kleine Geschenke • lustig • Monika Bittl • Weihnachten • Weihnachtsgeschenk
ISBN-10 3-641-25485-X / 364125485X
ISBN-13 978-3-641-25485-8 / 9783641254858
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