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Friedensklingen - Die Klingen-Saga (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
848 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-16474-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Friedensklingen - Die Klingen-Saga - Joe Abercrombie
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Im Königreich des Nordens haben sich die Machtverhältnisse geändert - aber kann man dem neuen Frieden trauen?
Die alten Heldenlieder sind gesungen, und eine neue Zeit bricht an. Eine Zeit, in der neue Kriege drohen, neue Bündnisse geschmiedet und alte Feindschaften erneuert werden. Rikke, die Häuptlingstochter aus dem Norden, muss sich in der Hauptstadt Adua behaupten, während im Norden der junge Statthalter Leo dan Brock nach Ruhm und Anerkennung dürstet. Und auch der Reichtum und Einfluss von Lady Savine dan Glokta, Tochter des obersten Inquisitors, können sie vor neuen Schicksalsschlägen nicht beschützen. Der lange Friede der Union beginnt zu bröckeln ...

Joe Abercrombie arbeitet als freischaffender Fernsehredakteur und Autor. Mit seinen weltweit erfolgreichen »Klingen«-Romanen hat er sich auf Anhieb in die Herzen aller Fans von packender, düsterer Fantasy geschrieben und schafft es regelmäßig auf die internationalen Bestsellerlisten. Joe Abercrombie lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Bath.

DIE UNGERECHTIGKEITEN DER WELT


Ich hoffe, es stört niemanden, wenn wir einstweilen ohne das hier weitermachen?« Mit diesen Worten warf Orso den Stirnreif auf den Tisch. Gold funkelte in einem staubigen Strahl Frühlingssonnenlicht, als sich das Schmuckstück mehrere Male drehte. »Das verdammte Ding drückt ziemlich.« Er rieb sich die wunden Stellen an den Schläfen. Das Ganze hatte etwas Metaphorisches: die Bürde der Macht, das Gewicht der Krone. Indes: Sein Geschlossener Rat hörte dieses Klagelied sicherlich nicht zum ersten Mal.

Nachdem er Platz genommen hatte, zogen auch die Ratsmitglieder ihre Stühle unter dem Tisch hervor. Schmerzvoll verzogen sich ihre alten Gesichter, als sich die alten Rücken krümmten, die alten Ärsche auf harte Sitzflächen trafen und sich die alten Knie unter die schwankenden Stapel von Papieren schoben, die sich auf dem Tisch auftürmten.

»Wo ist denn der Generalinspektor?«, fragte jemand mit Blick auf einen leeren Platz.

»Hat seiner Blase nachgegeben.« Ein Chor aus Brummen und Stöhnen folgte auf diese Erklärung.

»Man kann in tausend Schlachten siegen.« Lord Marschall Brint fummelte an dem Damenring herum, der auf seinem kleinen Finger saß, und sein Blick verlor sich in mittlerer Entfernung, als ob er eine gegnerische Armee in Augenschein nähme. »Aber den Kampf gegen die eigene Blase gewinnt man nie.«

Für Orso, der etwa dreißig Jahre jünger war als die übrigen hier Versammelten, zählte die Blase zu den am wenigsten interessanten Organen seines Körpers. »Eine Sache, bevor wir loslegen«, sagte er.

Alle Augen richteten sich auf ihn. Nur nicht die von Bayaz, der am Ende des Tisches saß. Der legendäre Zauberer blickte weiter aus dem Fenster über die Palastgärten, in denen das Grün gerade die ersten Blüten ansetzte.

»Ich habe beschlossen, eine Rundreise durch die Union zu machen.« Orso tat sein Bestes, um bestimmt zu klingen. »Jede Provinz zu besuchen. Jede größere Stadt. Wann war das letzte Mal ein Monarch in Starikland? Ist mein Vater je dorthin gereist?«

Erzlektor Glokta zog eine Grimasse, sogar mehr noch als üblich. »Starikland galt nicht als sicher, Euer Majestät.«

»In Starikland herrschten stets äußerst unruhige Verhältnisse.« Lord Schatzmeister Gorodets zwirbelte sich den langen Bart selbstvergessen zu einer Spitze, strubbelte ihn dann durch und glättete ihn aufs Neue. »Heute mehr denn je.«

»Aber ich muss eine Verbindung zum Volk aufbauen.« Orso schlug mit der Faust auf den Tisch, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. In dieser Runde fehlten ganz deutlich Gefühl und Leidenschaft. In der Weißen Kammer gab es nichts außer kalter, trockener, blutleerer Berechnung. »Den Leuten zeigen, dass wir alle Teil derselben großen Unternehmung sind. Derselben Familie. Es soll doch eine Union sein, oder nicht? Dann müssen wir verdammt noch mal auch zusammenstehen.«

Orso hatte nie König sein wollen. Es machte ihm sogar noch weniger Spaß als seine Rolle als Kronprinz, falls das möglich war. Aber da er diese Position nun einmal innehatte, wollte er sie zumindest nutzen, um etwas Gutes zu bewirken.

Lordkanzler Hoff klopfte in mattem Applaus auf den Tisch. »Eine wunderbare Idee, Euer Majestät.«

»Wunderbar«, echote Kronrichter Bruckel, der den abgehackten Konversationsstil eines Spechts pflegte und diesem Vogel mit seiner spitzen Nase zudem bemerkenswert ähnlich sah.

»Eine edle Regung, gut formuliert«, stimmte Gorodets zu, dessen Zustimmung allerdings nicht seine Augen erreichte.

Einer der alten Knacker raschelte mit seinen Papieren, ein anderer stierte in sein Weinglas, als ob darin etwas ertrunken wäre. Gorodets strich sich immer noch den Bart, machte aber ein Gesicht, als hätte er dabei Pisse geschmeckt.

»Aber?« Orso hatte schon gelernt, dass es im Geschlossenen Rat immer mindestens ein Aber gab.

»Aber …« Hoff sah zu Bayaz hinüber, der mit einem winzigen Nicken seine Erlaubnis andeutete. »Es wäre vielleicht besser, auf einen günstigeren Augenblick zu warten. Auf eine ruhigere Zeit. Es gibt hier so viele Herausforderungen, die der Aufmerksamkeit Eurer Majestät bedürfen.«

Der Kronrichter atmete schnaufend aus. »Viele. Herausforderungen.«

Orso kommentierte das mit einer Mischung aus Knurren und Seufzen. Sein Vater hatte die Weiße Kammer mit ihren harten, nüchternen Stühlen stets verabscheut. Ebenso wie die harten, nüchternen Männer, die auf ihnen hockten. Er hatte Orso gewarnt, dass im Geschlossenen Rat nie etwas Gutes auf den Weg gebracht wurde. Aber wenn nicht hier, wo dann? In diesem beengten, stickigen, schmucklosen Raum konzentrierte sich die Macht. »Wollen Sie etwa sagen, dass die Regierungsmaschinerie ohne mich knirschend zum Stehen käme?«, fragte er. »Damit gäben Sie aber etwas viel Zucker zum Pudding.«

»Es gibt Themen, denen sich der Monarch für alle sichtbar widmen muss«, sagte Glokta. »Die Maschinenstürmer haben in Valbeck einen schweren Schlag erhalten.«

»Eine harte Aufgabe, die Sie gut bewältigt haben, Euer Majestät«, schleimte Hoff.

»Aber sie sind bei Weitem noch nicht ausgerottet. Und jene, die fliehen konnten … haben sich in ihren Ansichten nur noch mehr radikalisiert.«

»Aufruhr unter den Arbeitern.« Kronrichter Bruckel schüttelte ruckartig den knochigen Kopf. »Streiks. Zusammenschlüsse. Angriffe auf Angestellte und Eigentum.«

»Und die verdammten Pamphlete«, ergänzte Brint, und die anderen stöhnten.

»Verdammte. Pamphlete.«

»War immer schon der Meinung, dass Bildung für den gemeinen Mann die reinste Verschwendung darstellt. Heute würde ich sagen, sie ist geradezu gefährlich.«

»Dieser verdammte Weber ist ein echter Wortverdreher.«

»Und er kann sich verdammt obszön ausdrücken!«

»Diese Blättchen wiegeln die Bevölkerung zum Ungehorsam auf!«

»Schüren Unzufriedenheit!«

»Sie reden von einem großen Umbruch, der da kommen soll.«

Eine rasche Abfolge von Zuckungen lief über die linke Seite von Gloktas zerstörtem Gesicht. »Sie machen den Offenen Rat für alles verantwortlich.« Und druckten Karikaturen, auf denen die Ratsmitglieder als Schweine dargestellt wurden, die um einen Trog kämpften. »Sie machen den Geschlossenen Rat verantwortlich.« Und druckten Karikaturen, auf denen sich die Ratsmitglieder gegenseitig fickten. »Sie machen Seine Majestät verantwortlich.« Und druckten Karikaturen, auf denen er alles fickte, was nicht bei drei auf dem Baum war. »Sie machen die Banken verantwortlich.«

»Sie verbreiten das lächerliche Gerücht, dass die Schulden … die der Staat beim Bankhaus Valint und Balk hat … dazu führten, dass er handlungsunfähig geworden ist …« Gorodets verstummte, und der Raum verfiel in nervöses Schweigen.

Nun endlich löste Bayaz seine harten grünen Augen vom Fenster und richtete den Blick auf die Tischplatte. »Diese Flut von Fehlinformationen muss eingedämmt werden.«

»Wir haben ein paar Dutzend Druckerpressen zerstört«, knirschte Glokta, »aber sie bauen einfach neue, die jedes Mal kleiner ausfallen. Jetzt kann jeder Narr schreiben und drucken und seine Meinung in die Welt hinausposaunen.«

»Fortschritt«, lamentierte Bruckel und verdrehte die Augen in Richtung Decke.

»Die Maschinenstürmer sind wie verdammte Maulwürfe in einem Garten«, knurrte Lord Marschall Rucksted, der leicht seitlich auf seinem Stuhl saß, um sich den Anschein schneidiger Furchtlosigkeit zu geben. »Da schlägt man fünf tot, trinkt ein Glas auf seinen Erfolg, und am nächsten Morgen ist der Rasen schon wieder voller frischer Haufen.«

»Das ist noch ärgerlicher als meine Blase«, erklärte Brint zu allgemeinem Glucksen.

Glokta saugte mit leisem Schmatzen an seinem leeren Zahnfleisch. »Und dann sind da noch die Niederbrenner.«

»Verrückte!«, stieß Hoff hervor. »Diese Frau, diese Richter.«

Die Runde erschauerte vor Abscheu. Ob nun vor Frauen im Allgemeinen oder dieser einen im Besonderen, das war schwer zu sagen.

»Ich hörte, dass ein Fabrikbesitzer auf der Straße nach Keln ermordet aufgefunden wurde.« Gorodets zupfte bei diesen Worten besonders heftig an seinem Bart. »Man hatte ihm ein Pamphlet ins Gesicht genagelt

Rucksted platzierte seine großen Fäuste auf dem Tisch. »Und dann war da noch dieser Kerl, der mit tausend Exemplaren des Regelwerks erstickt worden war, das er an seine Angestellten verteilt hatte …«

»Man könnte beinahe meinen, unser Eingreifen hätte die Lage verschlimmert«, bemerkte Orso. Die Erinnerung an Malmer drängte sich ihm auf, wie er in seinem Käfig baumelte, der leicht in der Brise schaukelte. »Vielleicht wäre es Zeit für eine versöhnliche Geste. Einen Mindestlohn vielleicht? Verbesserte Arbeitsbedingungen? Kürzlich hörte ich von einem Feuer in einer Fabrik, bei dem fünfzehn Kinderarbeiter zu Tode …«

»Es wäre Dummheit«, sagte Bayaz, dessen Aufmerksamkeit schon wieder den Gärten galt, »das freie Spiel der Märkte zu behindern.«

»Der Markt dient den Interessen aller«, bekräftigte der Lordkanzler.

»Unerhörter«, skandierte der Kronrichter, »Wohlstand.«

»Die Kinderarbeiter wären zweifelsohne begeistert«, bemerkte Orso.

»Zweifelsohne«, bestätigte Lord Hoff.

»Wären sie nicht verbrannt.«

»Eine Leiter, die nur oben Sprossen hat, ist zu nichts...

Erscheint lt. Verlag 8.3.2021
Reihe/Serie Die Klingen-Romane
Die Klingen-Romane
Übersetzer Kirsten Borchardt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Trouble with Peace
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Abenteuer-Fantasy • eBooks • Fantasy • grim & gritty • Grimdark Fantasy • High Fantasy • Klingen-Romane • Leo dan Brock • Rikke • Savine dan Glokta • The Trouble With Peace
ISBN-10 3-641-16474-5 / 3641164745
ISBN-13 978-3-641-16474-4 / 9783641164744
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