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Dorian Hunter 43 - Horror-Serie (eBook)

Die Schweinemenschen von Rio

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Aufl. 2020
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-9795-6 (ISBN)

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Dorian Hunter 43 - Horror-Serie - Earl Warren
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Vicente Neiva stöhnte schmerzvoll auf. Etwas ging mit ihm vor, etwas Unheimliches, Schreckliches, das spürte er mit allen Fasern seines Körpers. Rosenkreuzer!, ertönte die Stimme in seinem Kopf. Okkultistischer Freimaurer! Bald kommt die Macumba dich holen, Neiva-Schwein!
Der Fahrer wandte den Kopf. Er stieß einen entsetzten Schrei aus und stoppte den Wagen mit quietschenden Bremsen. »Señor Neiva, um der Heiligen Jungfrau willen, was ist mit Ihnen?«
Neiva spürte das Reißen und Ziehen im Gesicht. Sein Kopf schmerzte, als die Knochen sich verformten ...

Auf dem Rückweg nach London legt Dorian Hunter auf Jeff Parkers Bitten einen Zwischenstopp in Rio de Janeiro ein. Über die Hintergründe schweigt Jeff sich seltsamerweise aus - selbst als sich Menschen plötzlich auf grausige Art und Weise verwandeln und der Fluch der Macumba zu wirken beginnt ...

1. Kapitel

Vicente Neiva stöhnte schmerzvoll auf. Das Spiegelbild verschwamm vor seinen Augen. Das Brummen des elektrischen Rasierapparats erschien ihm plötzlich wie ein Dröhnen, in das sich höhnisch lästernde Stimmen mischten.

»Rosenkreuzer! Okkultistischer Freimaurer! Erkenne die Macht der Macumba und beuge dich! Auf die Knie, Vicente Neiva! Neiva, du reiches Schwein! Schwein, Schwein, SCHWEIN! Bald kommt die Macumba dich holen, Neiva-Schwein!«

Mit einem Aufschrei drosch der schlanke, grauhaarige Mann die Faust in den Badezimmerspiegel, dass er klirrend zerbarst. Kalter Schweiß bedeckte seinen Körper. Er zitterte. Da war es wieder, dieses Gefühl des Unbehagens und der Übelkeit, schlimmer als je zuvor.

Etwas ging mit ihm vor, etwas Unheimliches, Schreckliches, das spürte Vicente Neiva mit allen Fasern seines Körpers. Die unheimlichen Stimmen waren verhallt, doch die Angst blieb.

Neiva wusste, dass er zu seinem Nachfolger musste. Ihm musste er das Geheimnis der Loge der okkultistischen Freimaurer von Rio de Janeiro anvertrauen in der Zeit, die ihm noch blieb.

Schon hörte er die unheimlichen Stimmen wieder.

»Beeil dich, Schwein! Lauf, damit du noch zurechtkommst, Schwein Vicente Neiva!«

Er wankte aus dem Badezimmer. Den ganzen Tag hatte er im Bett gelegen, er, der sonst so aktive und vitale Mann; er war unfähig, etwas zu unternehmen oder sich um seine Geschäfte zu kümmern. Seine dreißig Jahre jüngere Frau Luisa schaute ihm besorgt entgegen.

»Vicente, was ist mit dir? Wie siehst du aus? Deine Augen sind ganz blutunterlaufen, dein Gesicht verzerrt. Was quält dich, Lieber?«

»SCHWEIN!« Die Stimme war wie ein Fanfarenstoß.

Neiva zitterte. Mit flackerndem Blick wandte er sich an seine Frau. »Hast du das gehört? Jemand hat mich beschimpft, mich ein Schwein genannt.«

Unsicher schaute sie ihn an. »Mir käme nie in den Sinn, etwas Derartiges zu dir zu sagen. Soll ich Dr. Tomas anrufen?«

»Dr. Tomas, Dr. Tomas, Dr. Tomas! Wie kann mir dieser alte Quacksalber, dem die Haare aus der Nase wachsen, helfen?« Vicente Neiva erkannte seine Stimme kaum wieder, rau und heiser klang sie, ganz anders als sonst. »Ich – muss weg. Wo ist Rodolfo – dieser faule Taugenichts von Fahrer?«

»Ich habe ihn weggeschickt. Du selber hast gesagt, du hättest heute keine Verwendung mehr für ihn. Er wird sich in der Firma nützlich machen.«

Neiva griff zum Telefon. Das Grauen schnürte ihm die Kehle zu. Er spürte, dass etwas auf ihn zukam, ein entsetzliches Schicksal. Er befand sich in der Penthousewohnung seines eigenen Hochhauses an der Ecke Avenida Atlantica – Rua Hilario de Gouveia. Durch die großen Panoramafenster flutete Licht herein. Man hatte einen herrlichen Ausblick auf den Strand von Copacabana mit seinen Hotelpalästen und auf den Atlantik.

Neiva hatte jetzt keinen Sinn für die Schönheit dieses Bildes. Er telefonierte mit seinem Fahrer und sagte ihm, er sollte den Buick Riviera aus der Tiefgarage holen.

Luisa redete auf Neiva ein, aber er hörte nur ihre Stimme, verstand sie nicht.

Er raffte im Schlafzimmer seine Kleidungsstücke zusammen, legte den Hausmantel ab und zog sich an.

Der Fahrer klingelte. Er erkannte seinen Chef kaum wieder. Neivas Gesicht war eigenartig verzerrt.

»Wir fahren zu Joao Pinzon nach Jacarecagua«, stieß Neiva hervor. Jedes Wort fiel ihm schwer.

Er folgte dem Fahrer zum Fahrstuhl, ohne auf die Vorhaltungen seiner Frau zu hören. Er musste zu Pinzon. Der Gedanke hatte sich in sein Gehirn gebrannt.

Der Lift glitt nach unten und hielt im Erdgeschoss. Als sie durch die Halle eilten, wurde Neiva respektvoll gegrüßt, denn er war ein Mann von Ansehen und Bedeutung in Rio. Ihm gehörten mehrere Apartmenthäuser, zwei Hotels, eine gutgehende Maklerfirma. Im 19. und 20. Stock dieses Hauses war seine Firma untergebracht.

Auf dem Parkstreifen der sechsspurigen Avenida Atlantica wartete der chromblitzende Buick. Es herrschte das übliche Nachmittagsgewimmel. Neiva stieg ein. Der Fahrer schloss den Wagenschlag, setzte sich hinters Lenkrad und fuhr los.

Schweißtropfen glänzten auf Neivas Stirn, als er sich im Sitz zurücksinken ließ. Er schloss die Augen. Es war ihm, als lachte ihn jemand höhnisch aus, als hörte er fernen, dumpfen Trommelklang und dazwischen immer wieder ein Wort: Macumba.

Neiva war der Großmeister der okkultistischen Freimaurer in Rio, ein Mann von dreiundfünfzig Jahren, bis vor wenigen Tagen noch selbstsicher, erfolgsgewohnt und davon überzeugt, dass er mit allem fertig werden könnte, was auf ihn zukam. Jetzt verspürte er eine ganz erbärmliche Angst.

Begonnen hatte es damit, dass sich die Loge der okkultistischen Freimaurer gegen die Macumba gewandt hatte, jene Geheimsekte, die in der letzten Zeit immer mehr unheilvollen Einfluss gewann. Auf der letzten Sitzung, die ein paar Tage zurücklag, hatten Neiva und die ganze Loge die Kampfansage der Macumba erhalten: einen geköpften Hahn mit zusammengebundenen, gekreuzten Beinen. Es war eine tödliche Drohung. Kampf bis aufs Messer und Vernichtung verhieß sie.

Neiva hatte gelacht, die Bedenken der Logenbrüder zerstreut. Zur Loge gehörten einflussreiche und angesehene Männer. Sie hatten überallhin Verbindungen. Was wollten ihnen diese ungewaschenen, barfüßigen Halsabschneider aus den Armenvierteln mit ihrem Mummenschanz schon anhaben können? Inzwischen dachte Neiva anders. Die grausige Gewissheit keimte in ihm auf, dass sich die Macumba-Anhänger schwarzer Magie bedienten.

Der Fahrer sagte etwas zu ihm. Neiva sah auf. Ein Verkehrsstau in der Rua Real Grandeza. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Elend, wie er sich fühlte, war ihm jede Minute zu viel, die er unterwegs sein musste.

Zum ersten Mal bedauerte er es, dass Pinzon so weit außerhalb wohnte, dass Jacarecagua so umständlich zu erreichen war. Fast durch die ganze Fünf-Millionen-Stadt musste man. Neiva schien es schon Ewigkeiten zu dauern, bis sie endlich das Elendsviertel Grajau erreichten. Zerlumpte Kinder spielten auf der Straße. Der Fahrer hupte, und missmutig wichen sie aus. Ein Straßenjunge warf einen Dreckbatzen gegen den Luxuswagen. Der Fahrer wollte halten und aussteigen, aber Neiva bedeutete ihm keuchend weiterzufahren. Auf der ausgebauten Estrada Jacarecagua kamen sie schneller vorwärts.

Vicente Neiva spürte plötzlich einen brennenden Durst. Er wollte seinem Fahrer sagen, er solle bei dem kleinen Gasthof neben der Straße anhalten, aber nur ein tierisches Grunzen kam über seine Lippen. Er konnte kein verständliches Wort mehr hervorbringen. Das Gelächter, das er fortwährend vernahm, schwoll zu einem gellenden Crescendo an.

Neiva grunzte wieder.

Der Fahrer wandte den Kopf. Er stieß einen entsetzten Schrei aus und stoppte den Wagen mit quietschenden Bremsen.

»Señor Neiva, um der Heiligen Jungfrau willen, was ist mit Ihnen?«

Neiva spürte das Reißen und Ziehen im Gesicht. Sein Kopf schmerzte, als die Knochen sich verformten. Er stöhnte auf, wollte den Fahrer an den Schultern packen, ihn um Hilfe anflehen, konnte aber nur das tierische Grunzen hervorbringen.

Der Fahrer riss die Wagentür auf und floh schreiend.

Neiva krümmte sich auf dem Rücksitz. Er wusste nicht, wie lange seine Qualen andauerten. Es war so schlimm, dass er sich wünschte zu sterben, nur um endlich erlöst zu sein.

Als er sich schließlich aufsetzen konnte, war es schon dunkel. Viele Wagen waren vorbeigefahren, doch wer hätte sich schon um den ordentlich am Straßenrand stehenden Buick kümmern sollen?

Neiva warf einen Blick in den Rückspiegel. Er erkannte undeutlich eine Fratze, aber es war, als befände sich eine Schicht über dem Spiegel oder seinen Augen, die ihn daran hinderte, die genauen Konturen wahrzunehmen.

Es fiel ihm wieder ein, dass er zu Joao Pinzon wollte, seinem Nachfolger in der Freimaurerloge. Er stieg aus, setzte sich vorn hinters Lenkrad und fuhr los zu dem abgelegenen Stadtteil. Noch einmal wurde ihm übel, bekam er scheußliche Schmerzen. Er wollte schreien, doch nicht einmal das konnte er. Er hörte jemanden grotesk und erstickt grunzen, hörte ein leises Quieken und Fiepen und erkannte erst nach einiger Zeit, dass er selbst es war, der diese Töne hervorbrachte.

Mein Gott, was geht mit mir vor?

Die Stimmen in seinem Kopf waren jetzt verklungen. Er sah auf die Uhr am Armaturenbrett. Es ging schon auf Mitternacht zu. Endlich erreichte er die Rua Retiro dos Artistas und das stattliche Haus Joao Pinzons. Als er ausstieg, sah er, dass das Haus im Dunkeln lag. Im großen Garten hatte sich eine Menschenmenge versammelt. Ein Feuer brannte, Trommelklang war zu hören. Auf der Straße war niemand zu sehen. Die Bewohner der großen Villenhäuser mit den prunkvollen weißen Fassaden verkrochen sich.

Vicente Neiva schlich sich an die Menschenmenge heran. Es waren Macumba-Anhänger, Männer und Frauen, Farbige und Weiße, Reiche und Arme. Einige waren halbnackt und hatten die Oberkörper mit weißen Streifen bemalt, andere trugen modische Kleidung. Allen gemeinsam war der verzückte, entrückte Gesichtsausdruck. Sie klatschten in die Hände und wiegten sich zu den Rhythmen hin und her.

Am hochlodernden Feuer stand eine bizarre Gestalt, grotesk und unheimlich anzusehen. Der Mann – ein hochgewachsener Farbiger – trug einen zerlumpten dunklen Anzug und hatte einen zerschlissenen Zylinderhut auf dem Kopf. Auf seiner linken Schulter saß ein weißer Papagei. Er stützte sich auf einen Stab mit einem faustgroßen, weißen Totenkopf am oberen...

Erscheint lt. Verlag 21.4.2020
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7325-9795-4 / 3732597954
ISBN-13 978-3-7325-9795-6 / 9783732597956
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