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Doggerland. Fester Grund (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
400 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2097-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Doggerland. Fester Grund -  Maria Adolfsson
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Der 3. Fall für Karen Eiken Hornby im sagenumwobenen Doggerland  Der Sommer hat gerade auf Doggerland Einzug gehalten. Die Musikerin Luna kehrt nach Jahren in den USA und Frankreich zurück in ihre Heimat Doggerland, um ihr neues Album im örtlichen Produktionsstudio aufzunehmen. Ganz Doggerland ist bezaubert von der jungen Frau und dem Ruhm, den sie mitbringt. Auf einer Party verwindet die Sängerin spurlos. Hat sie die Insel heimlich verlassen? Keine Spur deutet auf eine Abreise. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Karen Eiken Hornby soll die Ermittlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit leiten. Denn je mehr an die Medien durchsickert, desto größer wird die Gefahr für die Künstlerin.

Maria Adolfsson wurde in Stockholm geboren und ist dort auch aufgewachsen. Viele Jahre hat sie als Pressesprecherin für verschiedene Unternehmen gearbeitet. DOGGERLAND ist ihre Krimiserie um Kommissarin Karen Eiken Hornby, die auf der fiktiven Inselgruppe Doggerland spielt.

Maria Adolfsson wurde in Stockholm geboren und ist dort auch aufgewachsen. Seit vielen Jahren arbeitet sie als Pressesprecherin für verschiedene Unternehmen. DOGGERLAND. FESTER GRUND ist ihr dritter Krimi um Kommissarin Karen Eiken Hornby.

1


Sie ist provokant schön. Große Statur, ganz in Weiß, im Kontrast zu den vielen, zumeist staubig schwarz gekleideten Leuten, die sie betrachten. Eine Schönheit, bei der man das Gefühl hat, sie schwebe ein bisschen über allen anderen. Göttlich erhöht aufgrund ihres Aussehens, ihrer Art zu sprechen, sich zu bewegen, zu gestikulieren und – darauf muss man der Gerechtigkeit halber hinweisen – der Tatsache, dass sie sich rein physisch einen Meter über ihren Zuschauern befindet.

Karen betrachtet die Frau, die auf der anderen Seite des Saals auf der kleinen Bühne steht, und ärgert sich, dass sie überhaupt hergekommen ist.

»Du kannst doch einfach im Studio vorbeischauen«, hat Leo zu ihr gesagt. »Wir feiern, dass die Aufnahmen endlich fertig sind.«

Er hat so froh geklungen, fast ein bisschen atemlos, als er sie am Vormittag angerufen hat. Und natürlich konnte sie da einfach vorbeifahren, wenn sie sowieso in die Stadt musste, um ihm die Schlüssel für das neue Haustürschloss zu bringen. Natürlich nicht aus Neugier, sondern nur, um nett zu sein.

»Dann kannst du sie auch mal kennenlernen«, hat Leo gesagt.

Völlig überflüssig zu sagen, wer damit gemeint war.

Jetzt hält Karen Eiken Hornby den Schlüsselbund in der Jackentasche krampfhaft fest und lässt ihren Blick über die Räumlichkeiten der KGB Productions wandern. Dann entdeckt sie ihn. Leo Friis steht ganz hinten neben der Bühne und lacht über etwas, das die göttlich Erhöhte gerade gesagt hat.

Nur drei Wochen, denkt Karen, dennoch ist jetzt irgendwas anders. Drei Wochen lang hat er immer seltener den Weg nach Hause gefunden. Nächte, in denen er im Studio übernachtet hat. Erkennt sie etwa nach ein paar läppischen Wochen sein Gesicht schon nicht mehr?

Wie müde er aussieht, denkt sie. Und wie glücklich.

Da bemerkt er sie und winkt, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen auf der Bühne richtet.

»Ich höre gleich auf zu reden«, sagt die weiß gekleidete Frau. »Ich will nur noch einmal zum Ausdruck bringen, dass das alles ohne euch nicht möglich gewesen wäre. Danke, dass ihr mich zu meinen Wurzeln zurückgeholt habt und euch gleichzeitig mit mir auf die Reise macht.«

Sie legt eine Kunstpause ein und sieht hinauf zur Decke, während die kleine Gemeinde dasteht und in einer Art Andächtigkeit wartet. Dann senkt sie den Blick wieder, legt den Kopf ein wenig schräg und lächelt zaghaft, bevor sie ihren Auftritt beendet.

»Das einzig Wahrhaftige ist Veränderung. Vergesst das nie.«

Sie hebt ihr Glas, ihr strecken sich Bierflaschen und Weingläser, die in die Luft gehalten werden, entgegen.

»Meine Güte, so viel Weisheit«, sagt Karen leise für sich.

Offenbar nicht leise genug.

»Was gibt es hier zu motzen? Magst du diesen Starrummel nicht?«

Ohne dass sie es bemerkt hat, ist Kore Traavad an ihrer Seite aufgetaucht und hält ihr lächelnd eine Bierflasche hin.

Sofern möglich, sieht er noch zufriedener als Leo aus, denkt sie. Wie eine Katze vor einem Napf mit frischem Ostseehering. Oder wie einer der Teilhaber einer Musikproduktionsfirma, die soeben die letzten Aufnahmen mit einem Weltstar zu Ende gebracht hat. Ein Weltstar, der sich zehn Jahre aus dem Rampenlicht ferngehalten und sich plötzlich zu einem Comeback entschlossen hat.

Sie schüttelt den Kopf.

»Ich werde gleich wieder gehen. Ich bin nur vorbeigekommen, um Leo die neuen Hausschlüssel zu bringen. Ich musste das Schloss in der Haustür auswechseln.«

»Ja, ich hab davon gehört, dass bei euch eingebrochen worden ist. Aber Leo hat gesagt, es sei nichts gestohlen worden.«

»Seine Gitarre nicht, meint er. Allerdings ein bisschen Silber, das ich geerbt habe. Wenn das zählt.«

Neunhundertsechzig Mark und fünfzig Schillinge hat es gekostet, die Schlösser in beiden Häusern auszutauschen. Die Schlosserei hat sechs Stunden dafür gebraucht, Langevik in die Tour des entsprechenden Tages einzuplanen.

Nur ein kurzer Ausflug zum Supermarkt nach Rakne – und schon hatte jemand die Gelegenheit genutzt und die Schlösser zum Wohnhaus und zum Gästehaus aufgebrochen. Ich kann kaum eine Stunde fort gewesen sein, allerhöchstens eineinhalb, hat Karen gedacht, während sie unter Hochspannung alle Räume ablief, wohl wissend, dass sich durchaus noch ein Fremder im Haus befinden könnte.

Auch wenn es nicht sehr wahrscheinlich war, schon gar nicht bei dem Gedanken an den weißen Lieferwagen, der ihr an der Abzweigung entgegengekommen war, als sie mit einem neuen Akkuschrauber, vier Schachteln Holzschrauben und zwei Kisten Rotwein im Kofferraum wieder auf dem Heimweg gewesen war. In dem Moment hatte sie sich nichts dabei gedacht, ihr war nur aufgefallen, dass sie das weiße Auto nicht kannte.

Als sie dann zu Hause war, war die Antwort darauf, was gestohlen worden war, kurz und knapp. Silber.

Auf der Kommode im Wohnzimmer waren nun zwei runde Löcher in der dünnen Staubschicht sichtbar, wo die Kerzenständer vom Ende des 18. Jahrhunderts gestanden hatten. Die Schubladen mit dem Silberbesteck von der bretonischen Verwandtschaft ihrer Mutter lagen ausgeleert auf dem Boden.

Ansonsten schienen die Jungs mit dem Lieferwagen zu dem Urteil gekommen zu sein, dass Karen Eiken Hornbys Besitz nicht besonders wertvoll war. Nicht einmal den relativ neuen Fernseher, den sie sich beim Ausverkauf zwischen den Jahren geleistet hatte, hatten sie mitgehen lassen. Ihre beachtliche Sammlung von Weinen, die von dem Weingut im Alsace stammten, an dem sie selbst einen mickrigen Anteil besaß, war offenbar auch nicht besonders interessant für Diebe, aber dass sie nicht einmal ein paar Flaschen geklaut hatten, deutete darauf hin, dass sie gar nicht bis in den Keller gekommen waren. Vermutlich – damit tröstete sie sich in einem Anfall von verletzter Eitelkeit– hatte sie irgendetwas gestört.

Anfangs beruhigt nach der Feststellung, dass alle Flaschen noch vollzählig und unbeschädigt vorhanden waren, begriff sie schließlich, worauf es die Diebe wirklich abgesehen hatten, und rannte das Schlimmste befürchtend hinüber ins Gästehaus.

Sie hatte einen Kloß im Hals, als sie ein paar Minuten später Leo anrief, um ihm mitzuteilen, dass der Gegenstand fehlte, der ihm am meisten am Herzen lag. Die Gitarre der Gitarren, eine Martin, Baujahr 1932, hatte zwar Leos Zeit auf der Straße überlebt, aber nicht den Aufenthalt in einem Haus, das lächerlich schlechte Schlösser hatte, die vermutlich aus einem ähnlichen Jahr stammten wie das Instrument.

Während das Freizeichen zu hören war, fragte sie sich welche Pflichten sie als Vermieterin wohl habe. Und die Erleichterung, als Leo endlich abnahm und sagte, sie könne beruhigt sein, er habe die Gitarre ins Studio mitgenommen, hat sie dazu bewegt, ihm die neuen Schlüssel sofort vorbeizubringen. Gleich nachdem der Schlosser seine Arbeit beendet hatte, sprang sie ins Auto. Neunhundertsechzig Mark, fünfzig Schillinge und ein paar Kilo Erbmasse ärmer.

Kores Stimme holt sie zurück in die Gegenwart.

»Du bist echt sauer.«

Karen schenkt ihm ein Lächeln und greift zur Flasche.

»Ach was«, sagt sie und nimmt einen Schluck. »Und Glückwunsch an dich. Ich weiß, wie hektisch die vergangene Woche war. Aber jetzt seid ihr komplett fertig, nicht wahr?«

Kore bläst die Wangen auf und pustet die Luft geräuschvoll wieder aus.

»Mit den Aufnahmen, ja. Wenn es mir gelingt zu verhindern, dass einer in letzter Minute noch auf die Idee kommt, Änderungen vorzuschlagen.« Karen sieht in sein müdes Gesicht und will schon den Mund öffnen, um nachzufragen, was er damit meint, aber lässt es. Die Aufnahmen gehen sie nichts an. Und sie will auch nicht länger als nötig bleiben.

»Na, dann drücke ich jetzt die Daumen, dass das Album gut läuft, wenn Release ist«, sagt sie. »Es erscheint frühestens im Herbst, wenn ich es richtig verstanden habe?«

Sie hat von den Plänen schon gehört. Zuerst soll die Top- Neuigkeit lanciert werden: dass Luna nach zehn Jahren Funkstille wieder zurück ist. Vor dem Sommer wird dann eine Single auf den Markt gebracht, die übrigen Lieder folgen auf eine Tournee im Herbst. So ist der Plan, hat Leo gesagt. Wenn alles glattgeht.

Sie hat nur mit halbem Ohr zugehört. Lunas Musik hat sie nie nennenswert interessiert, auch nicht ihre erfolgreichsten Hits; Glitzerpop und aufwendige Bühnenshows. Einfach zu verreißen, schnell vergessen in der Horde anderer, wesentlich größerer Künstler, doch aus irgendeinem Grund hat Luna immer hervorragende Kritiken erhalten und ist im Nachhinein quasi zur Kultfigur erklärt worden. Vermutlich nicht zuletzt deshalb, weil sie sich ohne Vorwarnung ganz plötzlich zurückgezogen hat, als sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere war.

Kore nickt.

»Ja, so haben wir uns das gedacht«, sagt er. »Wir hoffen, dass sie ganz groß rauskommt.«

Damals hat mich das einen Dreck interessiert. Und jetzt noch viel weniger, denkt Karen und sieht hinüber zur Bühne, wo Leo gerade etwas sagt, woraufhin Luna den Kopf nach hinten wirft und...

Erscheint lt. Verlag 29.3.2021
Reihe/Serie Ein Doggerland-Krimi
Ein Doggerland-Krimi
Übersetzer Stefanie Werner
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Borgen • Dänemark • Hjorth Rosenfeldt • Homeland • Jo Nesbø • Jussi Adler-Olsen • Kommissarin • Kriminalpolizei • Leiche • Lisbeth Salander • Mord • neue krimis 2020 • neuerscheinung 2020 • Norwegen • oxen • Schweden • Schwedenkrimi • Skandinavien Krimi • spannende Krimis • Spannung • spiegel bestseller • spiegelliste • Stefan Ahnhem • Stieg Larsson • Thriller • weibliche Ermittlerin
ISBN-10 3-8437-2097-5 / 3843720975
ISBN-13 978-3-8437-2097-7 / 9783843720977
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