New Dreams (eBook)
336 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45802-0 (ISBN)
Lilly Lucas wurde in Ansbach geboren und studierte Germanistik in Bamberg. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihrem Sohn und endlos vielen Büchern in Würzburg. Ihre Liebesromane New Promises, New Dreams, New Horizons, New Chances, Find me in Green Valley, A Place to Love, A Place to Grow, A Place to Belong, A Place to Shine, New Wishes und This could be love wurden zu Spiegel-Bestsellern. Wenn sie nicht Romane über die Liebe und das Leben schreibt, sieht sie sich am liebsten die Welt an, steckt ihre Nase in Bücher oder lebt ihre Film- und Seriensucht auf der heimischen Couch aus.
Lilly Lucas wurde in Ansbach geboren und studierte Germanistik in Bamberg. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihrem Sohn und endlos vielen Büchern in Würzburg. Ihre Liebesromane New Promises, New Dreams, New Horizons, New Chances, Find me in Green Valley, A Place to Love, A Place to Grow, A Place to Belong, A Place to Shine, New Wishes und This could be love wurden zu Spiegel-Bestsellern. Wenn sie nicht Romane über die Liebe und das Leben schreibt, sieht sie sich am liebsten die Welt an, steckt ihre Nase in Bücher oder lebt ihre Film- und Seriensucht auf der heimischen Couch aus.
1.
Hast du den Verstand verloren? Du wirfst deine ganze Zukunft weg! Das kann nicht dein Ernst sein, Elara! Auch 800 Meilen später hallten die Worte meiner Mutter noch nervtötend laut durch meinen Kopf. Ich blies die Backen auf, umklammerte das Lenkrad fester und konzentrierte mich auf die Straße. Meine Großstadt-Fahrkünste waren der kurvenreichen Strecke nicht gewachsen. Noch dazu setzten sich wie aus dem Nichts plötzlich weiße Flocken auf meine Scheibe. Ungläubig blinzelte ich. Schnee? Im Mai? Es war eine Weile her, dass ich meine Grandma Molly in Colorado besucht hatte, aber in meiner Erinnerung war es dort um diese Jahreszeit immer warm gewesen. Ich rieb mir die nackten Arme und drehte die Heizung voll auf. Warum hatte ich ausgerechnet ein Kleid an? Und Sandalen! Weil es 35 Grad hatte, als du in Phoenix losgefahren bist, erinnerte mich eine Stimme in meinem Kopf. Richtig. 35 Grad! 30 Grad mehr als jetzt, wie mir die Temperaturanzeige meines Toyotas verriet. Der Kleine tat sich ziemlich schwer, seit wir Arizona verlassen und Kakteen gegen Tannen eingetauscht hatten, rot glühende Felswüsten gegen tiefgrüne Wälder. Und ich tat mich schwer, seit es dunkel geworden war. Ständig hatte ich Angst, eine Kurve zu übersehen oder über den Straßenrand hinauszuschießen. Und dass gefühlt alle 200 Meter ein Schild vor Wildwechsel warnte, machte es nicht besser. Um mich ein wenig zu beruhigen, drehte ich das Radio lauter und summte die Melodie eines Latino-Songs mit, der genauso wenig in diese winterliche Szenerie passte wie ich. Aber der Gedanke an fuego, sol und corazón ließ immerhin kurz ein Gefühl von Wärme in mir aufkommen. Trotzdem spielte ich mit dem Gedanken, den Blinker zu setzen, rechts ranzufahren und meinen Koffer zu durchwühlen. Aber abgesehen davon, dass die Straße beängstigend finster und schmal war, wusste ich, dass ich mir die Mühe sparen konnte. Ich hatte Tops, Shorts und Kleider eingepackt. Sogar meinen neuen Bikini. Mit dem kann ich höchstens in Grandmas Badewanne planschen, dachte ich bitter, während die Scheibenwischer eifrig rotierten. Als würden sie sich freuen, wieder einmal zum Einsatz zu kommen. Überhaupt einmal zum Einsatz zu kommen. In Phoenix hatte es seit Monaten nicht geregnet, und Schnee war etwas, das wir nur aus kitschigen Weihnachtsfilmen kannten.
Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Ich warf einen flüchtigen Blick auf das Display und verdrehte die Augen. Mom. Mit niemandem wollte ich gerade weniger sprechen. Trotzdem versetzte mir das Foto auf dem Display einen Stich. Es war bei meiner Abschlussfeier vor ein paar Tagen entstanden. Meine Mutter trug ein geblümtes Sommerkleid und strahlte in die Kamera, als hätte man ihrer Tochter soeben den Nobelpreis verliehen. Mit einem Anflug von Schwermut im Gesicht sah ich wieder auf … und stieß einen gellenden Schrei aus. Direkt vor mir auf der Straße stand etwas Großes, Dunkles. Bär!, schoss es mir durch den Kopf. Ich trat voll auf die Bremse und riss das Lenkrad herum, aber es war zu spät. Mein Auto prallte gegen etwas Hartes, geriet ins Schlingern und brach aus. Mit aller Kraft versuchte ich gegenzulenken, konnte aber nicht mehr verhindern, dass der Wagen von der Straße rutschte. Ich sah ihn bereits Hollywood-like an Felsen zerbersten und in Flammen aufgehen, als er erneut gegen etwas krachte und zum Stehen kam. Der Airbag platzte mir ins Gesicht und warf mich zurück. Die Welt um mich herum wurde dunkel. Und still. Ich hörte nichts als meinen rasenden Herzschlag und den leise erschlaffenden Luftsack. Es dauerte ein paar Sekunden – vielleicht waren es auch Minuten –, bis ich mich aus meiner Starre befreit hatte und den ersten klaren Gedanken fassen konnte. Er lautete: Unfall. Verdammt, ich hatte einen Unfall gebaut!
»Ganz ruhig, ganz ruhig«, hörte ich mich flüstern.
Zitternd löste ich den Sicherheitsgurt und tastete nach dem Türöffner. Eisige Luft schlug mir entgegen. Fast hätte mir der Wind die Tür aus der Hand gerissen. Ich zuckte zusammen, als meine rot lackierten Zehen auf Schnee trafen. Brrr, war das kalt! Auf wackeligen Beinen tapste ich um mein Auto herum, um mir ein Bild vom Ausmaß der Katastrophe machen zu können, aber es war zu dunkel. Warum schien der verdammte Vollmond immer nur dann, wenn man am nächsten Morgen eine wichtige Prüfung hatte und dringend Schlaf benötigte? Unter meinen Sandalen knirschte es plötzlich verdächtig. Offenbar hatte es die Scheinwerfer erwischt. In Gedanken versuchte ich, den Unfall zu rekonstruieren. Ich war nur kurz abgelenkt gewesen, ganz kurz, dann war da dieser … Bär gewesen. Der Bär! Mein Verstand wiederholte das Wort wie ein Echo. Was, wenn er hier noch irgendwo herumstreunte? Eine Welle von Panik erfasste mich. Ich flüchtete zurück ins Auto und verriegelte die Tür von innen. Hektisch suchte ich nach meinem Handy, das nicht mehr in der Halterung steckte. Ich musste meine Mutter anrufen. Grandma. Den Pannendienst. Einen Krankenwagen? Unschlüssig tastete ich über die kleine Beule auf meiner Stirn. Ernsthaft verletzt hatte ich mich nicht. Endlich fand ich mein Handy im Fußraum des Beifahrersitzes – und riss ungläubig die Augen auf, als die Akkuanzeige ein letztes Mal aufblinkte und das Display schwarz wurde. Das war der Moment, in dem ich wie ein Baby losheulen wollte.
»Fuckfuckfuck!«, fluchte ich und schlug mit der Faust gegen das Lenkrad, was ihm ein schrilles Hupen entlockte. Was sollte ich jetzt tun? Ich war über 800 Meilen von zu Hause entfernt, irgendwo in den Rocky Mountains. Es war mindestens eine halbe Stunde her, dass mir ein Auto entgegengekommen war, und der letzte Ort, durch den ich gefahren war, hatte aus einem alten Farmhaus bestanden und den unheilvollen Namen Misery getragen. Wer zur Hölle sollte mich denn hier finden? Verzweifelt ließ ich die Stirn auf das Lenkrad sinken und heulte auf, weil die Beule plötzlich doch ziemlich wehtat.
Ein lautes Klopfen gegen die Fensterscheibe ließ mich hochschrecken. Der Strahl einer Taschenlampe blendete mich, bevor jemand von außen heftig an der Tür zu rütteln begann. Das Großstadtkind in mir tastete sofort nach dem Pfefferspray in meiner Handtasche.
»Alles okay?«, drang eine gedämpfte Männerstimme an mein Ohr – die, zugegeben, nicht wirklich nach Axtmörder klang. Eher besorgt. Ein wenig atemlos. Als wäre er gerannt.
Ich öffnete das Fenster einen Spalt, behielt das Pfefferspray aber sicherheitshalber griffbereit. Schneeflocken bahnten sich ihren Weg in mein Auto und schmolzen auf meinen nackten Knien.
»Geht es dir gut?«
Seine Stimme war tief und warm. Und jung. Er konnte nicht älter als 30 sein.
»Ja«, krächzte ich und vernahm ein erleichtertes Seufzen. »Ich bin von der Straße abgekommen.«
Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich, sein Gesicht zu erkennen, aber der Strahl seiner Taschenlampe blendete mich.
»Ich hab die Bremsspur gesehen«, sagte er mit noch immer leicht unregelmäßigem Atem. »Bist du eingeschlafen?«
»Nein!«, entgegnete ich fast gekränkt. »Da … war ein Bär auf der Straße.«
»Ein Bär?«
Sein skeptischer Ton irritierte mich. Ich straffte die Schultern.
»Ja. Ein Bär.«
»Ist er verletzt?«
Ungläubig runzelte ich die Stirn. »Der Bär!?«
»Wenn du ihn angefahren hast, müssen wir die Wildlife Rescue informieren.«
»Keine Ahnung«, erwiderte ich patziger als beabsichtigt. »Ich war hauptsächlich damit beschäftigt, nicht irgendeine Schlucht hinunterzustürzen.«
»Und Deo aufzutragen«, murmelte er laut genug, dass ich es hören konnte.
»Hm?«
Anstelle einer Antwort leuchtete er mit seiner Taschenlampe auf meine rechte Hand.
»Das ist Pfefferspray!«, stellte ich klar.
»Das nach … wilder Orchidee riecht?« Er stieß ein Geräusch aus, von dem ich nicht wusste, ob es ein Lachen oder Seufzen war.
Verwirrt blickte ich auf die Dose in meiner Hand – die in der Tat mein Deo war. Mist. Mit einem Räuspern ließ ich es zurück in meine Tasche gleiten.
»Springt er noch an?«
Erst mit zweisekündiger Verspätung begriff ich, dass er jetzt von meinem Auto sprach. Und dass ich peinlicherweise noch gar nicht auf die Idee gekommen war, zu testen, ob mein Wagen noch funktionstüchtig war. Ich ließ mir nichts anmerken und drehte den Schlüssel im Schloss. Nach einem kurzen Zuckeln gab der Motor auf. Ich versuchte es ein zweites Mal – mit demselben frustrierenden Ergebnis.
»Shit«, murrte ich und stierte missmutig auf den Airbag, der schlaff über dem Lenkrad hing.
»Wo musst du denn hin?«
Um diese Zeit. Er sagte es nicht, aber es schwang unüberhörbar in seiner Frage mit.
»Nach Green Valley.«
»Green Valley?« Es klang so überrascht, als hätte ich Tadschikistan gesagt, und ich rechnete fest mit einer Aussage wie »Nie gehört«. Aber zu meiner Verwunderung sagte er mit etwas Abstand: »Da muss ich auch hin. Ich kann dich mitnehmen.«
Nie zu Fremden ins Auto steigen, hallte sogleich die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Als wäre ich sechs statt 21.
»Danke, aber ich glaube, ich sollte lieber den Pannendienst rufen«, antwortete ich zögernd, weil ich mich fragte, ob mütterliche Weisheiten ihre Gültigkeit behielten, wenn man mitten in der Nacht eine Autopanne in den Rocky Mountains hatte.
»Dann stell dich besser auf eine lange Nacht ein.«
»Hm?«
»Bei diesen Wetterverhältnissen braucht der Pannendienst mindestens zwei Stunden hierher.«
»Zwei Stunden?!«
Ohne Heizung würde ich es niemals so lange...
Erscheint lt. Verlag | 1.4.2020 |
---|---|
Reihe/Serie | Green Valley Love | Green Valley Love |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Amerika • Astronaut • Autounfall • Autowerkstatt • Booktok • Elara McAbot • Elara und Noah • green valley • Green Valley Love 3 • Große Liebe • heißer Liebesroman • Herzschmerz • Koma • Leidenschaftliche Liebesgeschichte • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • liebesroman new adult • Neuanfang • New Adult • new adult deutsch • new adult liebesroman deutsch • New beginnings • New Promises • Noah Fitzgerald • Prickeln • Prickelnder Liebesroman • Rocky Mountains • Romance • Romantische Geschichte • romantische Liebesgeschichte • romantischer Liebesroman • Schneesturm • Schöne Liebesgeschichte • Schuldgefühle • Sexy Liebesgeschichte • Tankstelle • TikTok • Unfall • USA • Young Adult • Young Adult Deutsch • Young Adult Liebesromane • Young Romance |
ISBN-10 | 3-426-45802-0 / 3426458020 |
ISBN-13 | 978-3-426-45802-0 / 9783426458020 |
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