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Baskischer Tod (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
256 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-95967-938-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Baskischer Tod - Julen Zabache
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Der Tag von Comisario Rafael Ibara beginnt ungewohnt dramatisch: Bei einem Routineeinsatz findet er die Leiche einer jungen Frau - gebettet auf Menschenknochen. Nach Jahren in Brüssel und Hamburg der Liebe halber im spanischen Baskenland gestrandet, kümmert sich der alleinerziehende Vater normalerweise um die Sorgen und Nöte argloser Touristen in den Küstenorten. Da scheint ein Mordfall eine Nummer zu groß für ihn. Und so schickt Rafas Chef eilig nach einem erfahrenen Mord-Ermittler aus Bilbao, der schnell einen Tatverdächtigen präsentieren kann - zu schnell für Rafas Geschmack. Und so beschließt er zusammen mit seiner Kollegin Casta Zamora, den Tod der jungen Frau und das Geheimnis der Knochen auf eigene Faust aufzuklären.



Julen Zabache ist das Pseudonym eines deutschen Autors, der bereits einige Romane veröffentlicht hat. Er arbeitet als Hochschuldozent, reist gern und hält das Baskenland für eine der unterschätztesten Regionen Europas. Sein Spanisch ist ausbaufähig, doch sich die richtigen 'pintxos' zu bestellen, bekommt er anstandslos hin. Zabache lebt mit seiner Familie in einem kleinen Ort, in dem die Menschen noch eher Bücher lesen, als Filme zu streamen - und das nicht nur, weil schnelles Internet fehlt.

2.

»Wie oft soll ich ihm das noch sagen? Was sollen wir denn tun? Wir können doch nicht beweisen, dass wir das nicht waren!« Tobias Rasch, der Blonde in Hawaiishorts, fuhr sich mit beiden Händen durch die strähnigen Haare und ließ frustriert das Kinn auf die Brust sinken. »Alter, das wäre doch wirklich der größte Schwachsinn, den ein Mensch sich ausdenken kann. Ich will nach Hause.« Den letzten Satz murmelte er mehr bei sich.

Ibara konnte es ihm gut nachfühlen.

»Was sagt er?«, fragte Miguel Arbós barsch.

»Das Gleiche wie seit Stunden«, erklärte Ibara geduldig. »Das, was sie alle vier sagen, dass sie mit der Toten nichts zu tun haben. Können wir vielleicht eine Pause machen?«

Arbós wischte sich mit dem Ärmel seines Jacketts über die Stirn. »Meinetwegen.« Er stand, ohne sein Gegenüber auch nur eines Blickes zu würdigen, von der Steinbank auf und stampfte auf seinen kurzen Beinen davon.

Ibara dagegen nickte dem Deutschen, der ihm innerhalb der letzten Stunde immer jünger vorgekommen war, freundlich zu. »Geh und trink was. Sonst kippst du hier noch aus den Latschen.«

»Mach ich.« Tobias schob sich mit einer linkischen Bewegung von der Bank und ging zu seinen drei Kumpanen, die unter einem Pavillon warteten, den sie zum Schutz gegen die Sonne vor dem VW-Bus aufgestellt hatten. Der Steintisch mit den Bänken war das letzte Fleckchen, das noch im Schatten lag – sah man von der Rückseite des VW-Busses ab, doch die hatte das Team von der Spurensicherung abgeriegelt und wimmelte dort immer noch herum.

Ibara beobachtete, wie Tobias von seinen Kumpels ein Snickers und eine Flasche Wasser in die Hand gedrückt bekam. Er war mit zweiundzwanzig der Älteste von ihnen, BWL-Student im Abschlussjahr, leidenschaftlicher Surfer und so etwas wie der unausgesprochene Anführer der vier. Sein Kommilitone Enis Günal war einundzwanzig. Die anderen beiden waren Lukas, der drei Jahre jüngere Bruder von Tobias, und sein Kumpel Frido Dohlenburg. Alle vier, das war zumindest Ibaras Meinung, waren harmlose Touristen aus Deutschland, eigentlich auf dem Weg nach Portugal, die hier ein paar Tage hängen geblieben waren, weil sie nichts trieb außer dem Spaß an der Reise und dem Zusammensein. Bis ihnen ein paar Surfbretter abhandengekommen waren und ein baskisch-spanischer Comisario hinter ihrem Auto eine Frauenleiche entdeckt hatte.

Ibara ging zu seinem Auto. Zamorra saß auf der Kofferraumkante des Citroen Xsara und nutzte das bisschen Schatten, das die Heckklappe ihr bot. Wortlos reichte sie Ibara eine Wasserflasche. »Leider nicht sehr kalt.«

»Das macht nichts. Danke.« Er trank sie in einem Zug aus, während er die Szenerie betrachtete. Zeit war ein seltsames Phänomen. Es kam ihm vor, als wäre es gerade mal eine Viertelstunde her, dass er der Toten zwischen den bleichen Knochen in die Augen gesehen hatte. Tatsächlich waren sie schon über fünf Stunden hier, und es ging auf den Spätnachmittag zu. Weshalb auch Zamorra zunehmend unruhig wurde.

Ibara warf die leere Flasche hinter seiner Kollegin in den Kofferraum. »Wenn du willst, kannst du abhauen. Wir können hier sowieso nichts tun.«

»Wirklich? Ist das okay für dich?«

Nein, war es nicht. Ibara kam sich unbeholfen vor zwischen all den Fremden, die aus Bilbao gekommen waren und die Ermittlungen an sich gerissen hatten. Zamorra war das einzig vertraute Gesicht. Ibara war zwar halber Baske, doch aufgewachsen war er in Hamburg und Brüssel, hatte in Deutschland seine Ausbildung zum Polizeikommissar gemacht. Seine Mutter hatte mit ihm sein Leben lang Spanisch gesprochen, doch Baskisch konnte er kaum. Obwohl er seit sechzehn Jahren hier in der Nähe lebte, gab es Situationen, da fühlte er sich völlig fehl am Platz, und dies war so eine.

Zamorra war bereits aufgesprungen, sah ihn erwartungsvoll an.

Er seufzte. »Hau schon ab. Ich wünschte nur, du würdest mir eines Tages mal erklären, warum du neuerdings Dienst nach Vorschrift schiebst.«

»Mach ich. Versprochen. Bis morgen!«

Er trat einen Schritt zurück. Sie knallte die Kofferraumklappe zu. Kaum saß sie hinter dem Steuer, da fuhr sie bereits an und hinterließ nichts als eine Staubwolke in der Sonne.

Arbós kam auf ihn zugewatschelt. Der Mann war Ibara auf Anhieb unsympathisch gewesen. Er trug das Haar von einer Seite zur anderen über seine Halbglatze gelegt, darunter ein feistes Gesicht, konturlos bis auf das Doppelkinn. Dazu war er von sich selbst so überzeugt, wie er fett war. Zamorra hatte ihn Sancho Panza getauft, doch Ibara fand das unpassend, denn mit dem Sidekick Don Quijotes teilte dieser Comisario General nur die körperliche Fülle. Das Gewitzte und die praktische Art, Problemen zu begegnen, die der literarischen Figur nachgesagt wurden, ließ der Mann aus Bilbao völlig vermissen.

Selten fand Ibara es angenehm, wenn die Menschen zu ihm aufschauen mussten – was bei den meisten der Fall war. Doch in Arbós’ Fall war ihm das durchaus recht so. Der musste seinen Kopf sogar ganz schön in den kaum vorhandenen Nacken legen, um Ibara in die Augen zu blicken. Das machte die mögliche Aussicht darauf, in den nächsten Tagen unfreiwilliger Fremdenführer für den Ermittler spielen zu müssen, wenigstens ein kleines bisschen erträglicher.

»Comisario Ibara, was machen wir mit den Verdächtigen?«

Ibara blickte ruhig auf ihn herab. »Sind die vier Jungs denn verdächtig?«

»Machen Sie Witze? Die Tote ist im gleichen Alter, eine Nordeuropäerin. Ich wette, die vier wollten sich die Kleine vornehmen und sind dabei ein paar Schritte zu weit gegangen.« Arbós zog eine Grimasse, die vielleicht Empörung darstellen sollte, doch um seine Mundwinkel zuckte es, als fände er morbiden Gefallen an der Vorstellung. Er wischte sich mit dem Jackettärmel über die Stirn. Dabei entblößte er feuchte Flecken unter den Achseln, die sogar schon salzige Ränder auf dem billigen Anzug hinterlassen hatten. Scharfer Geruch nach altem Schweiß stieg Ibara in die Nase. Er unterdrückte den Impuls, einen Schritt zurückzuweichen. Dieser Mann war wirklich in jeglicher Hinsicht widerlich.

»Aber sie sagten, sie wären erst seit drei Tagen hier«, widersprach er. »Und die Tote sah aus, als läge sie schon länger dort unten.«

»Ach? Sie kennen sich da aus? Haben Sie eine Ahnung, wie schnell der Verwesungsprozess voranschreitet? Wie viele Leichen haben Sie denn schon in der Wildnis gefunden?«

»Noch keine.« Ibara entschied sich, nichts weiter zu sagen, schon wegen des arroganten Tonfalls, den Arbós anschlug. Er mochte wirklich keine Ahnung vom Verwesungsprozess einer Leiche haben. Doch er kannte sich mit Müll aus, der einfach in der freien Natur hinterlassen wurde. Der Müllsack hatte auf der Toten gelegen, und das keinesfalls erst seit ein paar Tagen. Aber sollte ihm das doch die Spurensicherung sagen, das war schließlich deren Job.

»So oder so«, knurrte Arbós, »müssen diese Sonnyboys sich zu unserer Verfügung halten.«

»Das ist ja in Ordnung«, stimmte Ibara vorsichtig zu. »Trotzdem glaube ich nicht, dass ein hinreichender Tatverdacht besteht, der eine Untersuchungshaft rechtfertigen würde. Wir könnten sie auf einem der Campingplätze hier in der Umgebung unterbringen.« Außerdem waren es Deutsche. Das zog einen behördlichen Spießrutenlauf nach sich. Für nichts und wieder nichts, davon war Ibara überzeugt. Die vier hatten Pech gehabt, weiter nichts. Inzwischen bereute er sogar, dass er und Zamorra nicht einfach die Personalien der Jungs aufgenommen und sie dann fortgeschickt hatten, bevor die gesamte Mannschaft angerückt war.

»Damit sie sich bei nächster Gelegenheit davonmachen? Kommt gar nicht infrage.«

»Wir haben ihre Daten, Adressen, Personalausweisnummern. Alle vier haben einen festen Wohnsitz, studieren oder machen ihre Ausbildung. Der jüngere Rasch wohnt sogar noch bei den Eltern. Wo sollen die schon hin?«

Arbós schielte wütend zu ihm auf. »Sie kennen sich also nicht nur mit Leichen, sondern auch mit Täterprofilen aus, was? Verbrecher legen eine ziemliche Kreativität an den Tag, um sich vor der Polizei zu verstecken. Wir haben trotz aller politischer Schwankungen immer noch ein Europa offener Grenzen. Die sind im Handumdrehen in Portugal oder machen sich rüber in die Karpaten.«

Ibara presste die Lippen aufeinander, um keine Antwort zu geben, die er später einmal bereuen würde. Immerhin hatte Arbós den höheren Dienstrang und – zugegeben – auch die größere Erfahrung, dennoch kam ihm das alles ziemlich an den Haaren herbeigezogen vor. Wusste der werte Herr aus Bilbao überhaupt, wo die Karpaten lagen?

Die vier Jungs wirkten auf ihn wohlbehütet, eher bieder. Ibara würde darauf wetten, dass ihr größtes Verbrechen ein Joint oder ein paar Stundenkilometer zu schnelles Fahren auf der Landstraße war. Sie waren arglos, standen unter Schock. Arbós hatte sich jeden Einzelnen von ihnen insgesamt dreimal vorgenommen und sie mit Ibaras geduldiger Übersetzung vier Stunden verhört. Es hatte keinerlei Widersprüche gegeben, keine Unsicherheit, die über das hinausging, was zu erwarten war, weil sie als Touristen in der baskischen Wildnis von einem dicken Spanier befragt wurden. Wenn sie das Mädchen umgebracht hätten, so wiederholte vor allem Tobias Rasch ein ums andere Mal, dann hätten sie sich doch davongemacht. Was für einen Sinn hätte es gehabt, die Polizei mit der Nase auf die Tote zu stoßen?

Machtrausch, Demonstration von Überlegenheit, hatte Arbós angegeben, als Ibara in einer kurzen Pause dieselbe Frage gestellt hatte. Auch das fand er...

Erscheint lt. Verlag 24.3.2020
Reihe/Serie Rafael Ibara ermittelt
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte bücher krimi • bücher krimi thriller • frankreich krimi neuerscheinungen • französischer Krimi • Französischer Kriminalroman • Jean-Luc Bannalec • Kommissar Dupin • Krimi • krimi baskenland • Krimi Bücher • Krimi Frankreich • Kriminalroman • Kriminalthriller • Krimi Thriller
ISBN-10 3-95967-938-6 / 3959679386
ISBN-13 978-3-95967-938-1 / 9783959679381
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