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Die Tinktur des Todes (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
464 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99552-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Tinktur des Todes -  Ambrose Parry
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»Eine Aufsehen erregende Kriminalgeschichte vor dem Hintergrund medizinischer Experimente im Edinburgh des 19. Jahrhunderts. Das Buch lässt sowohl die Stadt als auch die Epoche lebendig werden und ist eine großartige Lektüre.« Ian Rankin 1847: Eine brutale Mordserie an jungen Frauen erschüttert Edinburgh. Alle Opfer sind auf dieselbe grausame Weise gestorben. Zur gleichen Zeit tritt der Medizinstudent Will Raven seine Stelle bei dem brillanten und renommierten Geburtshelfer Dr. Simpson an, in dessen Haus regelmäßig bahnbrechende Experimente mit neu entdeckten Betäubungsmitteln stattfinden. Hier trifft Will auf das wissbegierige Hausmädchen Sarah, die jedoch einen großen Bogen um ihn macht und rasch erkennt, dass er ein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt. Beide haben ganz persönliche Motive, die Morde aufklären zu wollen. Ihre Ermittlungen führen sie in die dunkelsten Ecken von Edinburghs Unterwelt und nur, wenn es ihnen gelingt, ihre gegenseitige Abneigung zu überwinden, haben sie eine Chance, lebend wieder herauszufinden. »Parrys viktorianisches Edinburgh wird auf eindringliche Weise lebendig - als Welt des Schmerzes.« Val McDermid Ambrose Parry ist das gemeinsame Pseudonym von Christopher Brookmyre und Marisa Haetzman. Das Paar ist verheiratet und lebt in Schottland. Brookmyre arbeitete nach seinem Studium der Englischen Literatur- und Theaterwissenschaften als Journalist in London, Los Angeles und Edinburgh. Der mehrfach preisgekrönte Autor hat über zwanzig Romane veröffentlicht, darunter internationale Bestseller. Marisa Haetzman ist Medizinhistorikerin und hat zwanzig Jahre als Anästhesistin gearbeitet. Ihre Forschungsarbeit zur modernen Anästhesie inspirierte das Paar, »Die Tinktur des Todes« zu schreiben. Sherlock Holmes trifft Jack the Ripper - die historische Krimi-Reihe aus Schottland Die »Morde von Edinburgh«-Reihe fügt dem viktorianischen Historienroman ein neues, schauriges Kapitel hinzu, das sich vor den großen Vorbildern des Genres nicht verstecken muss. Denn mit den sympathischen Protagonisten Will Raven und Sarah Fisher hat Ambrose Parry ein neues Powerpaar erschaffen, dem seine Fans in jedes Abenteuer folgen. »Ein meisterhaft geschriebener, höchst lesenswerter Kriminalroman, eine glaubwürdige, auf Fakten basierende Handlung, die auf hervorragenden Recherchen beruht, mit einer Menge zusätzlicher Spannung und Nervenkitzel.«?Crime Review  »Herausragend.«?Publishers Weekly 

Ambrose Parry ist das Pseudonym der Autoren Christopher Brookmyre und Marisa Haetzman. Das Paar ist verheiratet und lebt in Schottland. Brookmyre arbeitete nach seinem Studium der Englischen Literatur- und Theaterwissenschaften als Journalist in London, Los Angeles und Edinburgh. Der mehrfach preisgekrönte Autor hat über zwanzig Romane veröffentlicht, darunter internationale Bestseller. Marisa Haetzman ist Medizinhistorikerin und hat zwanzig Jahre als Anästhesistin gearbeitet. Ihre Forschungsarbeit zur modernen Anästhesie inspirierte das Paar zu ihrer gemeinsamen Krimireihe um Will Raven und Sarah Fisher.

Ambrose Parry ist das Pseudonym der Autoren Christopher Brookmyre und Marisa Haetzman. Das Paar ist verheiratet und lebt in Schottland. Brookmyre arbeitete nach seinem Studium der Englischen Literatur- und Theaterwissenschaften als Journalist in London, Los Angeles und Edinburgh. Der mehrfach preisgekrönte Autor hat über zwanzig Romane veröffentlicht, darunter internationale Bestseller. Marisa Haetzman ist Medizinhistorikerin und hat zwanzig Jahre als Anästhesistin gearbeitet. Ihre Forschungsarbeit zur modernen Anästhesie inspirierte das Paar, "Die Tinktur des Todes" zu schreiben.

Kapitel 2


 

Aitken’s Tavern war ein Sumpf aus Leibern, ein Don nerlärm aus Männerstimmen, die einander immer lauter zu übertönen suchten, und das Ganze in einen dichten Pfeifendunst gehüllt. Raven selbst frönte dem Tabak nicht, genoss aber seine Süße in der Nase, ganz besonders in einem Lokal wie diesem, wo er andere Gerüche überdeckte.

Raven stand an der Bar, trank Ale und redete mit niemand Besonderem, allein, aber nicht einsam. An diesem warmen Platz konnte man sich gut verlieren, das Stimmengewirr bot seinen Gedanken einen besseren Hintergrund als jede Stille, aber ihm war auch die Ablenkung durch die verschiedenen Gespräche willkommen, als wäre jedes von ihnen eine winzige Szene, die sich zu seiner Zerstreuung abspielte. Es wurde über den Bau der neuen Caledonian Railway Station am Ende der Princes Street gesprochen, und Sorgen wurden geäußert, dass nun Horden hungernder Iren aus Glasgow einfallen würden.

Jedes Mal, wenn er sich umdrehte, sah er Gesichter, die er kannte, manche schon aus der Zeit, als er ein Lokal wie dieses noch gar nicht betreten durfte. Die Old Town wimmelte von Tausenden von Menschen, die man ein Mal auf der Straße sah und danach nie wieder, und doch hatte sie gleichzeitig etwas von einem Dorf. Wo man auch hinschaute, fand man vertraute Gesichter – und ebenso vertraute Augenpaare, die einem folgten.

Er bemerkte einen Mann mit uraltem, lumpigem Hut, der mehr als einmal einen Blick in seine Richtung warf. Raven erkannte ihn nicht, aber jener ihn offensichtlich schon, und sein Blick zeugte kaum von Zuneigung. Sicher jemand, mit dem er sich einmal geprügelt hatte, wobei das Bier nicht nur den Streit herbeigeführt, sondern auch Ravens Gedächtnis getrübt hatte. Lumpenhuts sauertöpfischer Miene nach zu urteilen hatte er wohl den Kürzeren gezogen.

Womöglich war der Alkohol aber nicht der einzige Grund gewesen, zumindest auf Ravens Seite. Manchmal hatte er ein düsteres Verlangen in sich, auf das er mittlerweile achtgab, wenn auch nicht genug, um es vollkommen zu beherrschen. An diesem Abend hatte er es wieder im Zwielicht der Dachkammer gespürt, und er konnte nicht sagen, ob er hierhergekommen war, um es zu ertränken oder zu bestärken.

Er erwiderte Lumpenhuts Blick noch einmal, woraufhin der zur Tür huschte. Er bewegte sich zielgerichteter als wohl die meisten Männer, die einen Pub verlassen, und warf noch einen letzten Blick auf Raven, bevor er in die Nacht entschwand.

Raven widmete sich wieder seinem Bier und dachte nicht mehr an ihn.

Als er seinen Krug wieder hob, schlug ihm eine Hand auf den Rücken, verweilte und griff seine Schulter. Instinktiv ballte er die Faust, holte aus und fuhr herum.

»Langsam, Raven! Begrüßt man so einen Kollegen? Erst recht einen, der noch genügend Kleingeld in der Tasche hat, um es mit seinem Durst aufzunehmen?«

Es war sein Freund Henry, den er wohl im Getümmel übersehen hatte.

»Entschuldigung«, erwiderte Raven. »Man kann heutzutage im Aitken’s gar nicht mehr vorsichtig genug sein, das Lokal hat nachgelassen. Wie ich höre, lassen sie mittlerweile sogar schon Chirurgen rein.«

»Einen Mann von deinen Aussichten hätte ich auch gar nicht mehr in einer Schenke der Old Town erwartet. Du hast Großes vor dir. Den besten Einstand wird es sicher nicht abgeben, wenn du dich deinem neuen Arbeitgeber nach durchzechter Nacht vorstellst.«

Henry scherzte, das wusste Raven, aber doch war es ein Wink zur rechten Zeit, dass er es nicht übertreiben durfte. Ein, zwei Gläser würden ihm sicher schlafen helfen, aber jetzt, da er Gesellschaft hatte, würde es wahrscheinlich nicht dabei bleiben.

»Und du selbst? Erwarten dich am Morgen denn keine Verpflichtungen?«, erwiderte Raven.

»Doch, in der Tat, aber da ich meinen alten Freund Will Raven verhindert wähnte, ersuchte ich den Beistand meiner beiden Gefährten Hopfen und Malz, um den Kummer meines heutigen Tagewerks abzumildern.«

Henry reichte ein paar Münzen über die Theke, und ihre Krüge wurden wieder aufgefüllt. Raven dankte ihm und sah zu, wie Henry einen großen Schluck trank.

»Eine beschwerliche Schicht also?«, fragte Raven.

»Eingeschlagene Schädel, gebrochene Knochen und ein weiterer Tod durch Peritonitis. Wieder eine junge Frau, armes Ding. Wir konnten ihr nicht helfen. Professor Syme konnte den Auslöser nicht ermitteln, was ihn in äußerste Rage versetzte und natürlich die Schuld aller anderen war.«

»Es wird also eine Obduktion geben?«

»Ja. Zu schade, dass du nicht dabei sein kannst. Klügeren Rat als unser derzeitiger Pathologe wüsstest du mit Sicherheit. Der ist oft ebenso alkoholgetränkt wie die Präparate in seinem Labor.«

»Eine junge Frau, sagst du?«, fragte Raven und dachte an die, die er eben erst zurückgelassen hatte. Evie würde keine solche Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn sie gefunden wurde.

»Ja, warum?«

»Einfach so.«

Henry trank einen großen Schluck und musterte Raven nachdenklich. Der ahnte, welcher peinlichen Untersuchung er ausgesetzt war. Henry war ein begnadeter Diagnostiker, und das nicht nur im Bereich körperlicher Gebrechen.

»Geht es dir gut, Raven?«, fragte er mit aufrichtigem Ton.

»Besser, wenn ich das hier intus habe«, erwiderte er und gab sich Mühe, fröhlicher zu klingen. Doch Henry ließ sich nicht so leicht täuschen.

»Du hast bloß … diesen Blick, vor dem ich mich schon vor Langem in Acht zu nehmen gelernt habe. Weder teile ich deine krankhafte Hadersucht, noch möchte ich dich später zusammenflicken müssen, wenn ich eigentlich schlafen sollte.«

Raven wusste, dass ihm keine Widerrede zustand. Alle Anschuldigungen waren wahr, auch der Funke dieses düsteren Verlangens, der an diesem Abend in ihm glomm. Doch das Bier würde ihn auslöschen, da war er sich nun, in Henrys Gesellschaft, sicher.

Du hast den Teufel in dir, hatte seine Mutter ihn als Kind oft ermahnt. Manchmal geschah das im Scherz, manchmal weniger.

»Ich habe jetzt gute Aussichten, Henry«, versicherte er, schob etwas Geld über die Theke und bat mit einer Geste, die zwei Krüge nachfüllen zu lassen, »und ich habe nicht vor, sie aufs Spiel zu setzen.«

»In der Tat gute Aussichten«, antwortete Henry. »Doch warum der geschätzte Professor der Geburtshilfe gerade einem Schurken wie dir einen solch begehrten Posten angeboten hat, bleibt mir ein Rätsel.«

So ungern er es zugab, beschäftigte diese Frage auch ihn. Er hatte hart für die Anerkennung des Professors gearbeitet, aber es hatte mehrere gleichermaßen gewissenhafte und arbeitsame Mitbewerber um die Famulatur gegeben. Er hatte keinen festen Anhaltspunkt, warum gerade er den Vorzug bekommen hatte, und er dachte nur ungern darüber nach, ob diese Entscheidung womöglich aus einer flüchtigen Laune heraus getroffen worden war.

»Der Professor kommt selbst aus einfachen Verhältnissen«, sagte Raven, was Henry ebenso wenig zufriedenstellen dürfte wie ihn selbst. »Vielleicht glaubt er, dass derartige Gelegenheiten nicht allein den Hochwohlgeborenen vorbehalten bleiben sollten.«

»Oder er hat eine Wette verloren, und du bist die Schuld.«

Das Bier floss und mit ihm die alten Geschichten. Das half. Evies Anblick flackerte ihm immer wieder vor Augen wie die Kerzen in ihrer Kammer. Aber während er Henry zuhörte, musste er an die Welt denken, die Evie nicht zu sehen bekommen hatte, an die Gelegenheit, die ihn auf der anderen Seite der North Bridge erwartete. Ein Teil seiner Liebe zu diesem Ort und der Old Town im Allgemeinen war an diesem Abend gestorben. Es war an der Zeit, das alles zurückzulassen, und wenn jemand an Neuanfänge glaubte, dann Will Raven. Er hatte sich schon einmal neu erfunden, und er würde es nun wieder tun.

Mehrere Bierkrüge später standen sie draußen vor Aitken’s und sahen ihren Atem in der kühlen Luft zu Dampf werden.

»Es war schön, dich mal wieder zu sehen«, sagte Henry. »Aber ich muss zu Bett. Syme operiert morgen, und er ist hundsgemein, wenn er bei seinen Assistenten noch Tabak und Bier vom Vorabend riecht.«

»Ja, ›hundsgemein‹ passt auf Syme«, erwiderte Raven. »Obwohl mir da noch ganz andere Tiere einfallen würden. Ich kehre einstweilen noch ein letztes Mal in mein Quartier bei Mrs Cherry zurück.«

»Du wirst sie und ihr klumpiges Porridge sicher noch vermissen«, rief Henry, als er in Richtung Infirmary auf die South Bridge einbog. »Ganz zu schweigen von ihrer überschäumenden Wesensart.«

»Die und Syme würden sicher ein gutes Paar abgeben«, rief Raven zurück, ging über die Straße und Richtung Osten auf seine Unterkunft zu.

An gewisse Umstände seiner Zeit hier würde Raven sich wohl einmal voller Nostalgie, ja Wehmut erinnern, aber seine Bleibe zählte nicht dazu. Ma Cherry war ein zänkisches altes Weib, das seinem Namen nur insoweit gerecht wurde, als auch sie rund und rot war, aber süß war an ihr überhaupt nichts. Sie war sauer wie Ohrenschmalz und vertrocknet wie eine Wüstenleiche, aber sie führte eine Pension, die zu den günstigsten der Stadt zählte; in Sachen Komfort und Sauberkeit eine Stufe über dem Zuchthaus.

Der Wind blies ihm einen kalten Nieselregen um die Ohren, als er die High Street hinab Richtung Netherbow ging. Seit er bei Aitken’s aufgebrochen war, waren Wolken aufgezogen, und das Mondlicht war verschwunden. Ihm fiel auf, dass manche der Straßenlaternen dunkel blieben, sodass es fast unmöglich war, den Kothaufen auf dem Trottoir auszuweichen. Im Stillen verfluchte er den Laternenanzünder, der seine doch sicher recht einfache Arbeit nicht getan hatte. Wenn er selbst so nachlässig wäre, würden Menschen...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2020
Reihe/Serie Die Morde von Edinburgh
Die Morde von Edinburgh
Die Morde von Edinburgh
Übersetzer Hannes Meyer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Historische Kriminalromane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1793 • 19. Jahrhundert • Anästhesie • Arzt • Betäubungsmittel • Christopher Brookmyre • Detektiv • Edinburgh • Frauenmorde • frühe Medizin • Gesellschaftspanorama • Großbritannien • Historischer Kriminalroman • Historischer Roman • Ian Rankin • Leiche • Medizingeschichte • Mord • Mordfall • Romance • Schottland • Sherlock Holmes • spannend • spannende Bücher • spannende Krimis • Universität • Val McDermid • Vergiftung
ISBN-10 3-492-99552-7 / 3492995527
ISBN-13 978-3-492-99552-8 / 9783492995528
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