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Wie Siddhartha zum Buddha wurde (eBook)

Eine Einführung in den Buddhismus
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
576 Seiten
O.W. Barth eBook (Verlag)
978-3-426-45685-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wie Siddhartha zum Buddha wurde -  Thich Nhat Hanh
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Thich Nhat Hanhs romanhaft erzählte Buddha-Biografie ist zugleich eine brillante Einführung in den Buddhismus. In lebendigen Bildern schildert der bekannte Zen-Meister die Lebensgeschichte Siddhartha Gautamas, des historischen Buddha. Dabei zeigt er ihn nicht als mythisches, übernatürliches Wesen, sondern als einen Menschen, der uns nahe ist, der uns berührt und sein volles Potenzial verwirklicht: Nach vielen Jahren der spirituellen Sinnsuche wird Siddhartha zum Buddha, zum 'Erwachten'. Thich Nhat Hanh ist neben dem Dalai Lama der bekannteste Vertreter des Buddhismus im Westen. Er verwebt in dieser außergewöhnlichen Biografie kongenial das Leben und Wirken des Buddha mit einer Einführung in die buddhistische Geisteswelt und vermittelt in einfacher und verständlicher Form die wichtigsten Weisheits-Lehren des Buddhismus. Als Quellen dienen ihm Texte aller buddhistischen Schulen, was die Biografie zu einem traditionsübergreifenden Standardwerk macht. 'Dieses Buch macht verstehbar, warum der Buddhismus heute, hier im Westen, immer mehr Menschen fasziniert.' Wegweiser-Magazin

Thich Nhat Hanh (1926-2022), in Vietnam geboren,  ist als buddhistischer Lehrer, Friedensaktivist, Dichter und Vertreter eines engagierten Buddhismus weit über buddhistische Kreise hinaus bekannt geworden. 1967 schlug Martin Luther King jr. ihn für den Friedensnobelpreis vor. Mehr als siebzig Jahre lang lehrte Thich Nhat Hanh Achtsamkeit und inspirierte Millionen von Menschen durch seine Präsenz. Seine Fähigkeit, Menschen im Westen Buddhismus, Meditation und Achtsamkeit nahe zu bringen, war einzigartig. Im Exil in Frankreich gründete er 1982 in der Nähe von Bordeaux das bekannte Kloster Plum Village, mittlerweile gibt es weltweit über tausend Praxiszentren und Klöster. www.eiab.eu www.plumvillage.org

Thich Nhat Hanh (1926–2022), in Vietnam geboren,  ist als buddhistischer Lehrer, Friedensaktivist, Dichter und Vertreter eines engagierten Buddhismus weit über buddhistische Kreise hinaus bekannt geworden. 1967 schlug Martin Luther King jr. ihn für den Friedensnobelpreis vor. Mehr als siebzig Jahre lang lehrte Thich Nhat Hanh Achtsamkeit und inspirierte Millionen von Menschen durch seine Präsenz. Seine Fähigkeit, Menschen im Westen Buddhismus, Meditation und Achtsamkeit nahe zu bringen, war einzigartig. Im Exil in Frankreich gründete er 1982 in der Nähe von Bordeaux das bekannte Kloster Plum Village, mittlerweile gibt es weltweit über tausend Praxiszentren und Klöster. www.eiab.eu www.plumvillage.org Ursula Richard meditiert seit Mitte der achtziger Jahre und findet es immer noch eine der lohnenswertesten Aktivitäten. Sie ist Autorin, Übersetzerin u.a. von Thich Nhat Hanh, war viele Jahre Chefredakteurin der Zeitschrift Buddhismus aktuell und ist Verlegerin der edition steinrich.

Erstes Buch


1


Gehen, um zu gehen

Im Schatten des grünen Bambus saß der junge Bhikkhu Svasti mit verschränkten Beinen, seine Aufmerksamkeit ganz auf den Atem gerichtet. Er meditierte bereits seit mehr als einer Stunde, und Hunderte anderer Bikkhus übten mit ihm im Schatten des Bambus oder in ihren eigenen Hütten aus Stroh.

Der große Lehrer Gautama, den die Menschen liebevoll ›Buddha‹ nannten, lebte hier in einem Kloster mit fast vierhundert Schülern. Und obwohl sie so viele waren, herrschte doch eine sehr friedvolle Atmosphäre. Vierzig Morgen Land umgaben das Kloster, und viele verschiedene Bambusarten aus ganz Magadha wuchsen hier. Das Bambuswald-Kloster, das nur einen dreißigminütigen Fußmarsch entfernt nördlich der Hauptstadt Rajagaha lag, war dem Buddha und seiner Gemeinschaft sieben Jahre zuvor von König Bimbisara übergeben worden.

Svasti rieb seine Augen und lächelte. Seine Beine fühlten sich noch ganz geschmeidig an, als er sie langsam aus der Verschränkung löste. Er war einundzwanzig Jahre alt; drei Tage zuvor hatte ihn der Ehrwürdige Sariputta, einer der ältesten Mönche des Buddha, ordiniert. Während dieser Zeremonie war auch Svastis dickes, braunes Haar abrasiert worden.

 

Svasti war überglücklich, nun auch ein Teil der Gemeinschaft des Buddha zu sein. Viele Bhikkhus waren von edler Herkunft, wie der Ehrwürdige Nanda, ein Bruder des Buddha, Devadatta, Anuruddha und Ananda. Auch wenn Svasti diesen Männern noch nicht vorgestellt worden war, so hatte er sie doch schon von Ferne beobachtet. Sie trugen einfache, verblichene Roben, aber ihre edle Haltung war unverkennbar.

»Es wird noch eine lange Zeit dauern, bis ich mit Menschen von solch nobler Herkunft Freundschaft schließen kann«, dachte Svasti. War nicht aber der Buddha gar der Sohn eines Königs? – dennoch empfand Svasti keinerlei Kluft zwischen ihnen beiden. Svasti gehörte schließlich zu den ›Unberührbaren‹; diese Menschen galten als die Niedrigsten der Niederen; sie standen noch unterhalb der untersten und ärmsten Kaste. So sah es das Kastensystem in Indien zu dieser Zeit. Über zehn Jahre lang hatte er Wasserbüffel gehütet, doch seit zwei Wochen lebte und übte er nun mit Mönchen aus allen Kasten. Alle waren sehr freundlich zu ihm, lächelten ihm voller Wärme zu und verbeugten sich tief; doch fühlte er sich noch nicht völlig heimisch. Vielleicht würde es noch Jahre dauern, so vermutete er, bis er sich vollkommen wohlfühlen könnte.

Plötzlich breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, das tief aus seinem Inneren kam; er hatte gerade an Rahula, den achtzehnjährigen Sohn des Buddha, gedacht. Rahula lebte seit seinem zehnten Lebensjahr als Novize in der Gemeinschaft, und in den vergangenen zwei Wochen waren er und Svasti bereits gute Freunde geworden. Es war Rahula gewesen, der Svasti gelehrt hatte, wie man während der Meditation dem Atem folgt. Auch wenn Rahula noch kein Mönch war – erst mit zwanzig Jahren konnte er die volle Ordination empfangen –, so nahm er doch die Lehren des Buddha mit tiefem Verständnis auf.

 

Svasti erinnerte sich daran – es war erst vor zwei Wochen gewesen –, wie der Buddha nach Uruvela gekommen war, dem kleinen Dorf nahe Gaya, in dem er lebte, um ihn einzuladen, Mönch zu werden. Als der Buddha an seiner Hütte ankam, waren Svasti und sein Bruder Rupak gerade außer Haus, denn sie hüteten die Büffel. Seine beiden Schwestern, die sechzehnjährige Bala und die zwölfjährige Bhima, waren aber zu Hause, und Bala erkannte den Buddha sofort wieder. Sie wollte schon loslaufen, um Svasti zu suchen, doch der Buddha erklärte ihr, das sei nicht nötig. Er selbst, die Mönche, die mit ihm reisten, und Rahula würden zum Fluss gehen, um ihren Bruder dort zu finden.

Am späten Nachmittag trafen sie schließlich auf Svasti und Rupak, die gerade ihre neun Büffel im Wasser der Neranjara kräftig abschrubbten. Kaum erblickten die jungen Männer den Buddha, liefen sie an das Ufer des Flusses, legten ihre Handflächen so zusammen, dass diese eine Lotusblüte formten, und verbeugten sich tief.

»Du bist sehr gewachsen«, sagte der Buddha und lächelte Svasti und seinen Bruder liebevoll an. Svasti war sprachlos, und es rührte ihn zu Tränen, das friedvolle Gesicht des Buddha wiederzusehen, sein warmes und großherziges Lächeln und seinen strahlenden, durchdringenden Blick. Der Buddha trug eine safrangelbe Robe, die aus aneinandergenähten Flicken bestand, wie das Muster eines Reisfeldes. Noch immer ging er barfuß, wie schon vor zehn Jahren, als Svasti ihn unweit dieses Ortes zum ersten Male getroffen hatte. Damals hatten sie viele Stunden lang gemeinsam an den Ufern der Neranjara gesessen oder im Schatten des Bodhi-Baumes, der nur einen zehnminütigen Fußweg vom Flussufer entfernt stand.

Svasti warf einen Blick auf die zwanzig Bhikkhus, die hinter dem Buddha standen, und er sah, dass auch sie barfuß gingen; ihre Roben waren von der gleichen Farbe wie die des Buddha und bestanden ebenfalls aus aneinandergenähten Flicken. Als er näher hinschaute, bemerkte Svasti, dass die Robe des Buddha eine Handbreit länger war als die der anderen. Neben dem Buddha stand ein Novize, ungefähr in Svastis Alter, der ihn direkt ansah und ihm zulächelte. Der Buddha legte sanft seine Hände auf die Köpfe von Svasti und Rupak und erklärte ihnen, dass er auf dem Weg zurück nach Rajagaha sei und hier haltgemacht habe, um sie zu besuchen. Er wolle gerne warten, sagte er, bis Svasti und Rupak mit dem Baden der Büffel fertig seien, so dass sie dann alle zusammen zu Svastis Hütte zurückgehen könnten.

Während des Rückweges stellte der Buddha den beiden Jungen seinen Sohn Rahula vor. Er war der junge Novize, der Svasti so wunderschön angelächelt hatte. Rahula war drei Jahre jünger als Svasti, doch sie waren gleich groß. Er war ein samanera, ein Novize, aber er war fast genauso gekleidet wie die älteren Bhikkhus. Rahula ging zwischen Svasti und Rupak. Er übergab Rupak seine Almosenschale und legte die Arme liebevoll um die Schultern seiner beiden neuen Freunde. Von seinem Vater hatte er bereits so viel über Svasti und dessen Familie gehört, dass er das Gefühl hatte, sie alle gut zu kennen. Die beiden Brüder sonnten sich in der Wärme von Rahulas Liebe.

Als sie an Svastis Hütte angelangt waren, lud der Buddha ihn ein, sich der Gemeinschaft der Bhikkhus anzuschließen und das Dharma mit ihm zu ergründen. Vor zehn Jahren, bei seiner ersten Begegnung mit dem Buddha, hatte Svasti den Wunsch geäußert, bei ihm zu lernen, und der Buddha hatte damals zugestimmt, ihn als Schüler anzunehmen. Nun war Svasti einundzwanzig Jahre alt, und der Buddha war zurückgekehrt. Er hatte sein Versprechen nicht vergessen.

Rupak führte die Büffel zurück zu Herrn Rambhul, ihrem Besitzer. Derweil saß der Buddha auf einem schmalen Schemel vor Svastis Hütte, und die Bhikkhus standen hinter ihm. Die winzige Lehmhütte mit Strohdach war viel zu klein, als dass sie alle darin hätten Platz finden können. Bala sagte schließlich zu Svasti: »Bruder, bitte geh mit dem Buddha. Rupak ist jetzt schon stärker, als du es gewesen bist, damals, als du angefangen hast, die Büffel zu hüten, und ich bin durchaus in der Lage, für unser Heim zu sorgen. Du hast dich zehn Jahre lang um uns gekümmert, nun können wir auf unseren eigenen Füßen stehen.« Bhima, die direkt neben der Regenwassertonne saß, schaute zu ihrer großen Schwester auf, ohne ein Wort zu sagen. Svasti betrachtete Bhima. Sie war ein hübsches kleines Mädchen. Damals, als er dem Buddha zum ersten Mal begegnet war, war Bala sechs Jahre alt, Rupak drei, und Bhima war noch ein Säugling. Bala hatte für die Familie gekocht, während Rupak noch im Sand spielte.

Sechs Monate nach dem Tod des Vaters war auch ihre Mutter bei Bhimas Entbindung gestorben. Svasti, gerade elf Jahre alt geworden, trug nun die Verantwortung für die ganze Familie. Er fand eine Arbeit als Wasserbüffelhirt, und da er fleißig war, verdiente er genug, um sie alle zu ernähren. Sogar Büffelmilch konnte er für die kleine Bhima mit nach Hause bringen.

Bhima lächelte nun, denn sie hatte verstanden, dass ihr Bruder sie nach ihren Gefühlen fragen wollte. Sie zögerte einen Moment und sagte dann sanft: »Bruder, geh mit dem Buddha.« Sie wandte ihr Gesicht schnell ab, um ihre Tränen zu verbergen. Sie hatte Svasti so oft von seinem Wunsch reden hören, bei dem Buddha zu lernen, und sie wollte wirklich, dass er ginge, aber nun, da der Moment gekommen war, konnte sie ihre Traurigkeit nicht verbergen.

In diesem Augenblick kehrte Rupak aus dem Dorf zurück, und als er Bhimas Worte »Geh mit dem Buddha« hörte, da wurde ihm klar, dass die Zeit gekommen war. Er sah Svasti an und sagte: »Ja, Bruder, bitte geh mit dem Buddha.« Und nun schwieg die ganze Familie. Rupak schaute zum Buddha hin und sagte: »Ehrwürdiger Herr, ich hoffe, du wirst meinem Bruder erlauben, bei dir zu lernen. Ich bin nun alt genug, um für unsere Familie zu sorgen.« Er wandte sich zu Svasti und bat, mühsam seine Tränen zurückhaltend: »Bruder, frag doch bitte den Buddha, ob du zurückkommen und uns von Zeit zu Zeit besuchen kannst.«

Der Buddha stand auf und strich sanft über Bhimas Haar. »Esst jetzt bitte, Kinder. Morgen früh hole ich Svasti ab, damit wir zusammen nach Rajagaha gehen können. Die Mönche und ich ruhen heute Nacht unter dem Bodhi-Baum.« Als der Buddha das Tor erreicht hatte, drehte er sich noch einmal zu Svasti um und sagte: »Du brauchst morgen früh nichts mitzunehmen. Die Kleider, die du...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2020
Übersetzer Ursula Richard
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Schlagworte Biografie des Buddha • biografien berühmter persönlichkeiten • Biografie Weisheitslehrer • Buddha • Buddha-Biografie • Buddhismus • buddhismus bücher • Buddhismus Einführung • Buddhismus für Anfänger • Buddhismus Geschichte • Buddhismus verstehen • Buddhistische Lebenskunst • buddhistische Weisheiten • dem leben einen sinn geben • dem Leben Sinn geben • Einführung in den Buddhismus • Geschenk Buddhismus • Grundlagen Buddhismus • Intersein • Leben und Wirken des Buddha • Mahayana Buddhismus • Nachschlagewerk Buddhismus • Plum Village • Romanbiografie • Sachbuch Religion • Siddhartha • Siddhartha Gautama • Sinn im Leben • Sinnsuche • spirituelle Biografie • spirituelle Bücher • spirituelles Geschenk • Sutra • Theravada Buddhismus • Thich Nhat Hanh • Vietnamesischer Autor • Zen
ISBN-10 3-426-45685-0 / 3426456850
ISBN-13 978-3-426-45685-9 / 9783426456859
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