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Die Krieger der Göttin -  Alexander Naumann

Die Krieger der Göttin (eBook)

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2020 | 1. Auflage
434 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-3748-0 (ISBN)
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Schreckliche Dinge passieren in Paraskion. Um ihre Heimatstadt aus der Gewaltherrschaft des Stierkönigs und dessen wilden Satyrn zu befreien, suchen der Mechanikus Sikulus und der Krieger Theomedes nach dem 'Atem der Palladaia'. Dieser Odem gab dem Menschen einst Verstand und Sprache. Doch diesmal soll er eine mechanische Armee für den Kampf gegen den Stierkönig und dessen Schergen beleben. Nicht nur das Schicksal von Paraskion steht auf dem Spiel ...

Kapitel 1 – Der Kampf um Eukion


 

Theomedes schaute auf die Mauern von Eukion. Der weiße Stein ragte bis zu fünf Metern in die Höhe und umhüllte die gesamte Stadt. Mächtige Mauern, deren Standhaftigkeit Eukion vor vielen Feinden bewahrt hatte. Hinter ihnen erhob sich Eukions Oberstadt einem Hügel, mitsamt seinem Tempel, dem Palast und anderen prächtigen Gebäuden, deren Zweck Theomedes unbekannt war.

Vermutlich blieben nach dem heutigen Tag nur noch Ruinen übrig. Er nahm die Augen von der Stadt und blickte auf das merkwürdige Kriegsgerät: Bronzene Rohre, die in brennenden Öfen steckten und mit ihren Öffnungen auf die Mauern zielten. Um die Öfen anzutreiben, hatten sie eine weite Fläche vor der Stadt abgeholzt. Danach entledigten sie sich ihrer Kleidung, schaufelten das Holz in die Öfen und schwitzten neben der Glut.

Theomedes wusste nicht, ob die Bewohner von Eukion diese Waffen bereits gesehen, ihre zerstörerische Wucht schon zu spüren bekommen hatten. Sie ahnten nicht, dass ihre Mauern bald wie von einem Donnerschlag getroffen niedergerissen würden.

Sikulus nannte sie »Dampfkanonen«. Der Mechanikus, der von manchen für ein Genie gehalten wurde, rannte zwischen diesen Kanonen hin und her und inspizierte die mittlerweile glühenden Bronzekessel. Gelegentlich sprach er mit einigen der Männer, welche daraufhin bronzene Kugeln in die Münder der Rohre hievten und die Öffnungen mit Lehm verstopften.

Theomedes setzte sich seinen Helm auf. Er war damals dabei, als Sikulus die Kanonen dem König vorgeführt hatte, und wusste, welche Lautstärke die Dampfkanonen verursachten. Der Helm würde den Lärm etwas dämpfen.

»Sikulus!«, rief Demetros, einer der Anführer des Heeres. »Wann?!«

Der Tüftler schaute verwirrt zu Demetros hinüber. Auf Theomedes wirkte Sikulus immer so, als wäre er gerade ganz woanders. Nach einigen Sekunden schien er jedoch verstanden zu haben und rief zurück: »Gleich!«

Demetros drehte sich zu Theomedes um und verdrehte die Augen. »Mit Leitern wären wir schon längst auf den Mauern. Was ist, Junge? Du siehst blass aus. Wenn du glaubst, dass die Verteidiger von Eukion verbissen kämpfen werden, dann liegst du wahrscheinlich richtig. Bleib einfach dicht bei mir, dann stehen wir das gemeinsam durch. Und heute Abend speisen wir zwischen den Ruinen ihres Tempels!«

Der alte Demetros klopfte ihm auf die Schulter und setzte dann ebenfalls seinen Helm auf. Theomedes musste sich eingestehen, dass ihm vor dem bevorstehenden Kampf tatsächlich bange war. Es war nicht sein erster Kampf, denn zwischen den Reihen seiner Brüder und Freunde hatte er schon mehrmals dem Feinde die Stirn geboten. Doch wenn sich dem Feind keine Flucht mehr bot, erfüllt sie die Verzweiflung mit neuer Kraft.

Die Kessel glühten mittlerweile so sehr, als würde die Hitze sie bald zum Bersten bringen. Dennoch schaufelten die Männer unaufhörlich weiter. Der nächste Schritt bestand darin, von oben über ein Ventil Wasser in die glühenden Kessel fließen zu lassen. Das Ventil hielt das Wasser bis zum letzten Moment zurück. Auf einen Befehl von Sikulus hin öffneten sie die Ventile, das Wasser strömte hinein und verdampfte augenblicklich. Ein Knall und die Kugeln schossen aus den Dampfkanonen heraus. Das Unglück geschah: Ein paar der Dampfkanonen zersprangen und die Schaufler schrien auf, als der siedende Dampf herausschoss.

Mehrere hundert Meter entfernt erschütterten die Geschosse die Mauern von Eukion. Doch noch schienen sie standzuhalten.

»Kümmert euch um die Verletzten!«, rief Demetros. »Die anderen Kanonen sollen weiterschießen!«

Und so ging die Arbeit weiter. Sie beheizten Kessel um Kessel, beluden sie erneut mit Geschossen und ließen sie abermals auf die Mauern von Eukion prallen. Brocken lösten sich von der Mauer, während sich die Kanonen auf bestimmte Stellen einzuschießen begann. Immer wieder ließ Sikulus die Kanonen neu ausrichten, während ihnen die Zahl der Dampfkanonen schwand, nachdem der Druck weitere zerrissen hatte.

Theomedes hörte ein Sirren in den Ohren und fürchtete schon, dass es niemals mehr fortgehen würde.

Für Minuten, die sich wie Ewigkeiten anfühlten, schlugen die Dampfkanonen auf die Mauer ein wie der Schlägel auf die Trommel. Doch letztlich gab das Bauwerk nach. Unter dem Jubel des Heeres bildete sich eine offene Wunde im Leib der Stadt. Demetros befahl, die Kanonen kühlen zu lassen und kein Holz mehr hinein zu schütten.

Die Zeit des Sturmes war gekommen. Ihr König Nekarios fuhr auf einem Wagen vor das Heer. Vier Pferde mussten das Gefährt ziehen, denn Nekarios war kein normaler König. Er war von riesiger Gestalt, von der Hüfte aufwärts stark behaart und statt des Kopfes eines Menschen war da ein Stierkopf, samt Maul, Nüstern und langen, spitzen Hörnern. Sein Oberkörper war mit bronzenen Platten geschützt. Mit einer grünlich schimmernden Axt zeigte er auf die Breche in der Mauer.

Dieser Stiermensch war ihr König. Und so sehr Nekarios auch Abscheu und Entsetzen bei unvorbereiteten Gemütern hervorrief, so war er es doch, der sie zum Sieg führte. Ihr König stieg vom Wagen und sprach mit tiefer, kehliger Stimme: »Das ist unsere Beute! Lange Kriege haben wir miteinander geführt, unzählige Männer erschlagen und den Boden gemeinsam mit unserem Blut getränkt. Doch heute steht unsere Beute schutzlos da, eine empfindliche Wunde haben wir ihr mit Metall und Dampf zugefügt. Waidwund haben wir Eukion geschossen, wir müssen es uns nur noch packen, ausweiden und uns an ihr laben!«

Die Soldaten stimmten mit einem Kriegsschrei zu und formierten sich. Auch Theomedes reihte sich ein, dicht neben Männern, deren Namen er nicht kennen mochte, auf die er sich dennoch verlassen konnte.

»Heute ist ein Bluttag«, sprach der Stiermensch Nekarios weiter. »Und ich bin hungrig. Holen wir uns, was von Eukion noch zu kriegen ist!«

Nekarios setzte sich in Bewegung und das Heer folgte. Es verwandelte sich in eine Welle, dessen Sogkraft sich Theomedes nicht entziehen konnte. Gegen diese Naturgewalt anzukämpfen war zwecklos; mitsamt all den anderen Soldaten würde er gegen die Verteidigung auf der anderen Seite der Mauer branden und immerfort gegen deren Schilde schlagen. Bis auch diese letzte Verteidigung von Eukion brach.

Schon sah Theomedes die Soldaten auf der anderen Seite, Schild an Schild, die Speere auf sie gerichtet. Verzweiflung und Mut stand in ihren Gesichtern geschrieben. Nekarios setzte zu einem Sprint an und das Heer tat es ihm gleich. Das Herz schlug Theomedes bis zum Hals, Schild und Speer wogen schwer in den Händen.

Der Stiermensch stürzte sich in den Speerwall, brach Schäfte und begrub Leiber unter sich. Auch sein Heer krachte gegen ihre Schilde, quetschte sich durch die Bresche, stieg über Steinhaufen und über die Gefallenen. Mechanisch stieß Theomedes’ Speer nach vorne, immer wieder über die Schultern seiner Kameraden hinweg. Er wurde an der Schulter getroffen und spürte doch keinen Schmerz. Ständig hörte er Demetros »Weiter, nach vorne!« wiederholen, während sich der Druck von hinten erhöhte und vor ihm die Eukioner zugrunde gingen.

Heute war Bluttag.

 

*

 

Stunden später neigte sich die Sonne über die brennenden Ruinen von Eukion. Theomedes sank erschöpft auf den Boden und besah zum ersten Mal seine Wunde. Der Schnitt war nicht tief, hatte jedoch stark geblutet. Er überlegte, sich aus der Stadt zurückzuziehen und im Lager mit frischem Wasser die Wunde auszuwaschen. Hier gab es für ihn nichts mehr zu tun – Lust am Plündern hatte er keine. Bedächtig erhob er sich. Demetros kam mit ein paar Begleitern auf ihn zu. Auch ihn hatte die Schlacht gezeichnet: Der alte Heerführer trug seinen verbeulten Helm unter dem Arm und Blut tropfte ihm oberhalb der Augenbraue über das Gesicht.

»Mein Herr«, sprach Theomedes. »Ihr seid verletzt?«

Demetros tippte sich auf die Stirn. »Ein Stein. Verdammte Schleudern. Und was ist mit dir, mein Junge? Lass mich mal die Wunde anschauen.«

Demetros packte ihn an der Schulter und schloss schnell: »Nicht tief. Wir haben etwas Verbandsmaterial und Wasser.« Er deutete auf einen Mann: »Du.«

Und schon stand einer der Männer bereit, ihm die Wunde mit einem Wasser auszuwaschen und sie daraufhin zu verbinden. Theomedes fragte nach etwas zu trinken, bekam sogleich etwas zu trinken und bedankte sich. Dann packte ihn Demetros abermals.

»Endlich liegt das verdammte Eukion in Trümmern! Aber freut euch nicht zu früh, bald kehren sie wieder heim und bauen die Stadt erneut auf. Es wird wieder Krieg geben, den gibt es immer. Doch heute wollen wir unseren Sieg feiern! Theomedes, du hast dich tapfer geschlagen. Was man sich von dir erzählt, könnte der Wahrheit entsprechen! Jedenfalls kommst du ganz nach deinem Vater, mit dem ich ebenfalls Seite an Seite gekämpft habe. Sag, hast du den König gesehen?«

Das letzte Mal, als Theomedes den Stiermenschen gesehen hatte, den sie als König bezeichneten, hatte der sich gleich mehrere Tote auf seinen Wagen gepackt und war damit weiter in die Stadt gefahren. Nekarios war mit seinem Wagen durch die Stadtmauer gefahren, nachdem sie die Tore von innen geöffnet hatten.

»Ich glaube, er war in diese Richtung gefahren …«

»Geh zu ihm und sage ihm, dass wir bis zur Dämmerung die Stadt plündern werden. Dann ziehen wir uns vor den Mauern zurück.«

Innerhalb dieser Ruinen nach dem König Nekarios zu suchen, gefiel ihm eigentlich nicht, doch Theomedes wollte gehorchen und nickte einfach. Demetros lächelte ihn daraufhin an und zog mit seinen Männern ab.

Theomedes nahm an, dass Nekarios die Hauptstraße in die Stadt genommen hatte,...

Erscheint lt. Verlag 17.2.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7389-3748-X / 373893748X
ISBN-13 978-3-7389-3748-0 / 9783738937480
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