Das Planeten-Netz 3: Jenseits der Raumblase (eBook)
180 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-3669-8 (ISBN)
Ein Held namens Millory
Einführung
21. März 2453 = Durch einen Terroranschlag verschwinden 7 Menschen mittels eines GG (= Gaarson-Gate = eine besondere Art von Materietransmitter) - und geraten in ein fremdes GG-Netz, das schon lange existiert. Einer davon heißt John Millory.
Er berichtet...
1
Bericht: John Millory
Ort: Vetusta
Man muss auch lernen, zur rechten Zeit den Mund zu halten. Und deshalb würde ich, John Millory, niemals in einem solchen Bericht zugeben, was ich wirklich dachte, als Petro Galinksi hinter mir ächzte: »Das ist nie und nimmer Mütterchen Erde!«
Ich spürte, wie sich meine Nackenhaut schmerzhaft zusammenzog. Nicht die Erde? Wo sonst?
Im einen Augenblick waren wir noch im Gate auf dem Mond gewesen. Das Empfangs-Gate auf der Erde war deaktiviert. Das hatten die Maskierten angekündigt. Aber dann hätte überhaupt keine Übertragung stattfinden dürfen. Es sei denn...?
Ich war dem Ausgang am nächsten. Der war genauso wie auf dem Mond. Das Gitternetz des Gaarson-Gates bestand aus den gleichen winzigen Quadraten.
Nein, es gab einen gravierenden Unterschied: Dieses hier ließ sich problemlos von innen öffnen! Man brauchte nur dagegen zu drücken. Ich tat es einfach und die Tür gab tatsächlich nach, wich nach draußen zurück.
Ich hielt inne und schaute mich um. Wollte ich wirklich wissen, was uns draußen erwartete? Und meine unfreiwilligen Begleiter?
Ich wandte mich wieder nach vorn. Das Gitternetz war jetzt so nahe, dass ich es erkennen konnte: Es war zwar genau gleich einem Gaarson-Gate, wie wir es von der Erde her kannten, sogar die Form war praktisch identisch (sonst wäre eine Übertragung hierher ja auch nicht möglich gewesen), aber... das Material war anders: Eine völlig unbekannte Legierung!
Zwei Indizien gab es dafür: Das Material schimmerte anders und das Türblatt war so federleicht, als würde es großenteils aus Luft bestehen. Das Gitternetz eines irdischen Gaarson-Gates jedoch war aus besonders formstabiler und daher auch ungewöhnlich schwerer Legierung gefertigt.
Wenn es noch eines letzten Beweises bedurft hätte: Natürlich befanden wir uns nicht auf der Erde!
Ich spürte das typische Ziehen in der Bauchgegend. Mein Körper war gespannt wie eine Stahlfeder. Die fremdartige Umgebung reizte meine Sinne zu höchster Aufmerksamkeit.
Ich stieß die Tür auf. Einige Meter entfernt war eine grün leuchtende Wand. Der Zwischenraum bis dorthin war leer.
Ich entspannte mich halbwegs: Kein Begrüßungskomitee = keine Gefahr - vorläufig!
Nicht einmal ein Stäubchen befand sich am Boden. Ich verließ das Gaarson-Gate und schaute mich weiter um.
Es gab keinerlei Computeranzeigen; nur kahle Wände, die in diesem hellen Grün leuchteten, wie aus innen heraus - oder wie gedimmte Bildschirme?
Aber die Wände hatten noch eine Eigenheit: Sie waren nach innen geneigt! Befanden wir uns in einer Pyramide?
Es sah ganz danach aus.
Ohne mich noch um die anderen zu kümmern, ging ich weiter. Ein Teil der Wand löste sich scheinbar auf, als ich mich näherte.
Keine Ahnung, wie die Erbauer dieses Gaarson-Gates hier solche Tricks schafften. Alles war anders. Nur die Form des Gitterkäfigs war gleich.
Hinter der Öffnung war alles hell überflutet.
Ich näherte mich vorsichtig.
Der eigentliche Computerraum. Blinkende Anzeigen, als wären sie eben erst zu neuem Leben erwacht - durch unsere unerwartete Ankunft?
Ich ging durch die Öffnung in den Computerraum und spürte, dass alle mir folgten - stumm, aufmerksam, misstrauisch - und auch zögerlich, genauso wie ich und die Hände an den Paralysern, die zu unserer Uniform gehörten. Wer hätte gedacht, dass sie außer zur Dekoration noch zu was anderem hätten nützlich werden können?
Es gab keinerlei Sitzgelegenheiten oder sonstige Möbel, die uns einen Hinweis auf die Rasse der Erbauer hätten geben können.
Schräg gegenüber tat sich eine neue Öffnung auf. Ich nahm zunächst an, es sei eine Aufforderung für uns, den Computerraum zu verlassen.
Weit gefehlt: Ein seltsames Wesen trat uns entgegen.
Es hatte ein grünes, dichtes Fell, das feucht glänzte, bleckte knurrend sein braunes Gebiss - und stürzte sich im nächsten Moment auf mich, da ich zuvorderst ging.
2
Bericht: John Millory
Ort: Vetusta
Meine linke Faust landete genau an der Kinnlade des Angreifers. Es krachte fürchterlich, aber das war nicht etwa das Kinn des Kerls, sondern mein Handgelenk. Als hätte ich Stahl getroffen.
Der Angreifer prallte gegen mich und hätte mich umgeworfen, aber ich machte eine Ausweichbewegung und half noch ein wenig nach, um den Kerl genau auf der Stirnplatte landen zu lassen.
Ja, es war ein Kerl, nicht etwa ein Tier dieses Planeten. Das war klar. Was hätte ein ›Tier‹ auch hier zu suchen gehabt? Wie hätte es in den wohl von einem Computer überwachten und kontrollierten Gaarson-Gate-Bereich so ohne weiteres eindringen können?
Uns war es ja auch nur möglich, weil wir gewissermaßen ›von innen‹ kamen - nämlich durch das initiierte Gate...
Oder war es etwa - einer der Erbauer?
Der Sturz machte ihm nichts aus. Behände, trotz seiner eher plumpen Gestalt, sprang er wieder auf.
Aber ich ließ ihm keine Chance, einen neuen Angriff zu starten: Meine Hände verkrallten sich in seinem Fell. Ich stemmte ihn über den Kopf und schmetterte ihn mit voller Wucht gegen die Wand.
»Das bringt auch nur ein John Millory fertig!«, ächzte Macson hinter mir begeistert. Dabei kannte er mich erst seit gestern.
Auf die Idee, dass ich vielleicht tatkräftige Hilfe brauchen könnte, kam er natürlich nicht. Anscheinend fürchtete er, sich dabei zu sehr anstrengen zu müssen.
Das schien sowieso immer sein größtes Problem zu sein, wie ich aufgrund seiner Figur vermutete. Und andere ließ er nicht an seiner untersetzten Figur vorbei, weil er damit den Durchgang verbaute.
Der Angreifer war erstaunlich hart im Nehmen, denn der Bums, mit dem er letztlich am Boden aufgesetzt hatte, machte ihm genauso wenig aus wie mein Kinnhaken.
Schon wieder sprang er mich an.
Ich änderte meine Taktik, wich rechtzeitig aus und ließ ihn ins Leere gehen. Und dann fuhr meine Hand wieder zum Schocker, um ihn diesmal zu ziehen. Weiß der Teufel, warum ich es nicht gleich getan und gemeint hatte, mit einem Kinnhaken mich wehren zu müssen.
Der Schocker verfehlte seine Wirkung nicht: Der Bursche gab eine Reihe höchst merkwürdiger Töne von sich und taumelte in Richtung Computerkonsolen. Aus seinen Ohren kam Qualm. Er verrollte die Augen und machte konvulsivische Bewegungen, ehe er umkippte.
Ich hatte schon einige Reaktionen auf den Schocker erlebt, aber diese hier war einmalig.
Petro Galinksi, der Macson endlich beiseite geschoben hatte, erkannte genau wie ich den Grund: »Das ist überhaupt kein Wesen, sondern ein Roboter!«
»Ich hätte mir eine andere Begrüßung gewünscht«, sagte der nachfolgende Colman. Man behauptete, der Mutant locke Frauen an wie Motten das Licht. Zu seinem Leidwesen allerdings war Cora Stajnfeld nicht ganz so begeistert von ihm wie er es anscheinend von Frauen gewohnt war. Ich hatte innerhalb der wenigen Stunden, in denen wir die drei Mutanten kannten, Gelegenheit genug gehabt, dies zu beobachten.
Seltsam, wenn ich Cora anschaute, bekam ich regelmäßig eine trockene Kehle. Oder mir wurde auf einmal zu warm...
»Was beschwerst du dich?«, fragte Macson vorlaut. »Unser Freund hier hat das schon ganz allein erledigt. Habt ihr gesehen, wie John Millory den Schocker gezogen hat? Ich sah mal 'n alten Western aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Mann, John Millory hätte damals todsicher 'ne gute Figur abgegeben. Wie damals dieser... dieser... Ah ja, der hieß sogar ebenfalls John, allerdings nicht Millory, sondern Wayne.«
Colman schüttelte den Kopf.
»Sag mal, Macson, muss das jetzt auch noch sein? Haben wir denn nicht schon genug am Hals? Über deine Witze kann doch schon lange niemand mehr lachen. Und dann auch noch in einer solchen Situation...«
Mir war klar, dass die Sprüche nur ihre Furcht vor den unbekannten Gefahren kaschieren sollten, die uns hier erwarteten.
Macson schwieg - scheinbar beleidigt.
»Und jetzt raus hier, bevor noch mehr passiert!«, sagte Petro Galinksi lapidar und schob sich an mir vorbei. Sein brandroter Kurzhaarschnitt schien jetzt tatsächlich zu brennen.
Wir folgten ihm. Die Gruppe blieb automatisch beisammen, als wir dorthin gingen, wo der verkleidete Roboter eingetreten war. Jetzt lag er schwer beschädigt am Boden. Terranische Schockstrahlen schienen seiner Technik wahrlich schlecht zu bekommen.
Petro Galinksi vor uns stöhnte laut auf. Er verbarg uns die Sicht, weshalb wir nicht sofort sehen konnten, was ihm die Sprache verschlug. Der Anblick allein schon wirkte scheinbar auf ihn wie ein Schock...
3
Bericht: John Millory
Ort: Vetusta
Galinksi galt nicht gerade als übertrieben empfindsam. Aber diesmal...
Erscheint lt. Verlag | 26.1.2020 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
ISBN-10 | 3-7389-3669-6 / 3738936696 |
ISBN-13 | 978-3-7389-3669-8 / 9783738936698 |
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Größe: 1,2 MB
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