Ousia
kookbooks (Verlag)
978-3-948336-04-2 (ISBN)
Was ist nun mit den Vorkommen der Erde? Werden die Menschen je in ihr aufgehoben sein? Werden sie flüchten? Wer besitzt das glitzernde wieder und wieder sich selbst gebärende Öl, Wasser oder Gletscherland? Diese goldenen Schleifen Besitz. Die Besitzerin, dass ich nicht lache, verkauft sie als kringelnde Ornamente. So vieles entschlüpft der Mutter im Denken, Nahendes dreht ihre Kinder in unüberblickbare Ringe. Para dies, Flößerei, Der schwarze Fluss: Die Trias einer Flusslandschaft, die seit Jahrhunderten für die Gegend um das oberösterreichische Molln unterschiedlichste Bedeutung hatte.
Vom Flößen der Stämme aus hintersten Gebirgen über den Antrieb großer Schaufelräder bis zur Abgrenzung des gesamten Verlaufs als Schutzgebiet, ein Beobachten und Nachdenken über Geheimnis und Kräfte des Fließens, über die Kindheitslandschaft hinaus. Tetsu-Sen, ein Zyklus über eine die Erde verlassende Gesellschaft, die auf eine andere Fläche übersetzt, hin zu einem anderen Ankommen, einem vielleicht völlig anderen Aufgehobensein.
Hummingbird als ringförmiger Text, der sich von der Gewalt innerhalb einer Diktatur in ein Reich pflanzlicher Würde auflösen möchte, um dann wieder in brutalen Handlungen gegenüber sich frei fühlenden Frauen zu gefrieren. Nicht minder kaltblütig der chinesische Zauberer, der im Reigen Laterne der wechselnden Köpfe nach einem neuen Kopf für seine Ehefrau sucht, weil ihm der alte nicht mehr gefällt.
Und alles Getrennte, das später wieder zusammenfinden will, zu Einem, einer vielleicht unveränderlichen Anwesenheit. Nennt es Ousia – das in tausend Stücke zerbrochen und nun wieder zusammengesetzt wird.
Verena Stauffer, geboren 1978 in Oberösterreich, studierte Philosophie an der Universität Wien. Sie veröffentlichte den Gedichtband "Zitronen der Macht", hochroth 2014, und den Roman "Orchis", Kremayr & Scheriau 2018. Für ihre Arbeiten erhielt sie u.a. Projektstipendien des österreichischen Bundeskanzleramtes 2015/2016 und 2018/2019 sowie den manuskripte Förderungspreis der Stadt Graz 2017. Verena Stauffer lebt in Berlin, Wien und Moskau.
Mit Verena Stauffer geht der manuskripte-Förderungspreis an eine der außergewöhnlichsten Stimmen der österreichischen Gegenwartslyrik. In ihrer ebenso unverbrauchten wie unverwechselbaren Bildsprache verbindet sich Lebenserfahrung mit jugendlichem Freiheitsdrang – Stauffers Texte scheuen vor den „scharfen Schmerzen“, die ein umfassender Blick auf Glanz und Elend der menschlichen Existenz mit sich bringt, nicht zurück … Neben ihrer formalen Bandbreite ist auch die Unvorhersagbarkeit dieser Texte faszinierend. Nie weiß man beim Lesen, was auf der nächsten Seite, ja, im nächsten Vers, auf einen zukommt. Und immer wieder trifft es ins Schwarze. Ins Herz.
— aus der Jury-Begründung von Alfred Kolleritsch und Andreas Unterweger
Unter den abgedruckten Gedichten sind es Verena Stauffers Zyklus „Hummingbird“ und Ulrich Kochs abgründige Erkundungen einer unentrinnbaren Alltäglichkeit, die gleich auf Anhieb faszinieren. In Stauffers Zyklus „Hummingbird“, der im Titel auf den Suchalgorithmus von Google verweist, sind extrem gegensätzliche Affekte, assoziative Energien und Motivkreise in den Gedichten präsent. Er beginnt und endet mit Bildern des Hasses und der Destruktion, während in anderen Teilen des Zyklus ruckhaft an Wörtern entlangrollende Suchbewegungen in Gang gesetzt und Naturphänomene aufgerufen werden.
— Michael Braun
Ein stiller Frühling Einer, in dem die Sonne nicht auf Vögel nicht auf Hornissen – Ein Sommer ohne Zirpen keine Staubsaugerhummeln, keine Hubschrauberlibellen keine Heuschrecken auf Moostrampolinen Baumskelette, die Menschen über Nacht fällten für fette Feuer aus Wurzelstümpfen Der Baum ist ein sauberer Baum geworden Mistel-, pilz-, blattfrei Sie liebt und hasst nicht Sie ist ein sauberer Mensch geworden Alles fällt, das All fällt. Ader Der Apfel war einer, der fiel Atlas wurde Gebirg Wer trägt den Himmel jetzt? 4 cm entfernt sich der Mond. Jedes Jahr Sie trägt das Brennholz. Jeden Tag Es schiefert Pergament Aus Berghöhlen ragen kahle Bäume mit zu Skeletten verwilderten Blattresten hervor, sie zittern. Manche Blätter verwandeln sich über den Winter zu weißem Transparent. Vielleicht mutierst auch du, Freundin, über den Winter zu weißem Pergament. Hier ist nichts zu fassen, nichts zu halten Weiß jemand etwas über dieses Ziehen? Denn was ohne Unterlass sich rührt, ist still. Die Dauer und des Strömens Herkunft zu erfahren. Dies Geheimnis eines verborgenen Reichs! Zu ahnen, das Loslassen umfasst jeden. Wird es eines Tages möglich sein, die Erwartungen auf ein Bleiben abzuleiten? Die einem jeden entwachsenden Leben: Ihr Fliehen in diesem Sog. Einer zieht fort. Einer bleibt zurück. Kein Widerhall. Bleib, Freundin. Bleib über alle Gestöber des Winters hinweg. Lebe wie ich nur für die Schatten die Bäume, Blätter und Wolken auf Oberflächen zeichnen. Lebe wie ich für das Spiel der Wellen im leichten Auftrieb des Winds.
Erscheinungsdatum | 18.03.2020 |
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Reihe/Serie | Reihe Lyrik ; 70 |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Literatur ► Lyrik / Dramatik ► Lyrik / Gedichte |
Schlagworte | Anthropozän • Anthropozän • Flusslandschaft • Gedichte • zeitgenössiche Lyrik |
ISBN-10 | 3-948336-04-0 / 3948336040 |
ISBN-13 | 978-3-948336-04-2 / 9783948336042 |
Zustand | Neuware |
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